Im Laufe der Zeit kam es zunächst zu einer verstärkten Einbindung der Assistenten; ihre Rollen wurden nach und nach größer. Größere Eigenständigkeit entwickelte etwa schon der feste Mitarbeiter Willi Kreutzer (Willy Semmelrogge) von Kommissar Haferkamp (Hansjörg Felmy), der während des Urlaubes seines Chefs einen Fall alleine löste (Felmy hatte die Arbeit beim Tatort eingestellt). Auch die Mitarbeiter Lenz (Helmut Fischer) und Brettschneider (Willy Harlander) von Kommissar Veigl (Gustl Bayrhammer) sowie Assistent Wirz (Kurt Jaggberg) von Inspektor Marek (Fritz Eckhardt) wurden im Laufe der Zeit etwas selbstständiger.
Mit der Figur des Kommissars Thanner (Eberhard Feik), der sich an der Seite von Kommissar Schimanski (Götz George) sehr schnell zum gleichwertigen, wenn auch anders agierenden Partner entwickelte, wurden die beiden Figuren gleichberechtigt. Der ursprünglich noch recht eigenständig agierende Kommissar Stoever (Manfred Krug) erhielt nach wenigen Folgen einen nahezu gleichwertigen, wenn auch anfänglich noch rangniedrigeren Partner in der Figur des Brockmöller (Charles Brauer). Seit den 1990er Jahren gibt es fast ausschließlich gleichberechtigte Ermittler; Einzelkämpfer wie beispielsweise Kommissarin Lindholm (Maria Furtwängler) sind die Ausnahme. Oberstleutnant Eisner (Harald Krassnitzer) hatte zunächst einen festen Stamm an Assistenten, trat dann mehrere Folgen mit wechselnden Assistenten oder alleine auf und hat seit der Folge Vergeltung wieder eine Assistentin.
Zumeist werden bei Auslaufen eines Ermittlers oder Ermittlerteams alle Protagonisten neu besetzt, jedoch kam es auch immer wieder vor, dass nach dem Weggang der bisherigen Hauptfigur einer der Mitarbeiter in die Rolle des Chefs nachrückte, etwa Kommissar Lenz (Helmut Fischer) an die Stelle von Kommissar Veigl (Gustl Bayrhammer), der es auf sieben Folgen in der Hauptrolle brachte. Eine starke Kontinuität hatten in dieser Hinsicht lange die Tatort-Folgen aus Österreich, hier folgte der ehemalige Assistent Wirz (Kurt Jaggberg) dem pensionierten Vorgänger Marek (Fritz Eckhardt) und wurde später seinerseits vom bereits eingeführten Fichtl (Michael Janisch) abgelöst. Max Ballauf (Klaus J. Behrendt) begann seine Karriere als Assistent von Kommissar Flemming (Martin Lüttge) in Düsseldorf. Kurioserweise war er als Assistent des Kommissars Flemming Kriminalhauptmeister (KHM, mittlerer Dienst) und kehrte als Kriminalhauptkommissar (KHK, gehobener Dienst) aus den USA zurück. Auch gelang dem Mitarbeiter Deininger (Gregor Weber) von Kommissar Palu (Jochen Senf) der Sprung in das nachfolgende Ermittlerteam.
Neben dieser Kontinuität gab es vor allem in den 1970er und bis Mitte der 1980er Jahre, zuletzt bisher aber noch 1996, auch immer wieder Einzelauftritte von Ermittlern, die zuvor unbekannt waren und auch später nicht mehr in Erscheinung traten (sog. „Eintagsfliegen“) wie beispielsweise KHK Nagel (Diether Krebs), der lediglich in einer einzigen Folge (Nr. 97 „Alles umsonst“) des NDR 1979 ermittelte oder Inspektor Herbert Passini (Christoph Waltz) 1987 (Folge 196 „Wunschlos tot“) des ORF in Wien. Da zu dieser Zeit kleinere Sendeanstalten meist nur einen Tatort pro Jahr drehten, konnten es sich viele Schauspieler nicht leisten, aufgrund ihrer Eigenschaft als „Tatort-Kommissar“ andere Rollen nicht zu erhalten.
Als Ausnahmen in den Reihen der Tatort-Ermittler finden sich vereinzelt Protagonisten, die nicht der Kriminalpolizei angehören. Dies waren beispielsweise Zollfahnder Kressin in den Anfangsjahren, MAD-Oberstleutnant Delius (Horst Bollmann) sowie Streifenpolizist Rolfs (Klaus Löwitsch) in den 1980er Jahren oder zuletzt Psychologin Jung (Maren Eggert) im Kieler und Rechtsmediziner Professor Boerne (Jan Josef Liefers) im Münsteraner Tatort. Für die von Liefers gespielte Rolle war ursprünglich Ulrich Noethen vorgesehen.
Sonderfälle bildeten 1997 Kommissarin Sommer (Hannelore Elsner), die aus einer zuvor eigenständigen Krimiserie für zwei Folgen in die Tatort-Reihe integriert wurde, sowie die oben bereits erwähnte Folge Unter Brüdern, die eine Kooperation mit der Krimiserie Polizeiruf 110 darstellt und beide Ermittlerteams kooperieren lässt.
Ausnahmefolgen waren ebenfalls die Filme Zahn um Zahn und Zabou mit dem Duo Schimanski/Thanner, die – bisher nur die beiden Male – unter dem Tatort-Titel in den Jahren 1985 und 1987 zunächst als Kinofilme liefen. Einige Jahre nach dem Ende des Teams Schimanski/Thanner wurde 1997 die Figur des Horst Schimanski in einer gleichnamigen Serie reaktiviert, die nicht mehr innerhalb der Tatort-Reihe läuft. Dort wird die Biografie der Figur Schimanski jedoch fortgeschrieben, auch wenn dieser kein Kommissar mehr ist, sondern nur fallweise als „halboffizieller“ Ermittler eingesetzt wird. In kleinerem Umfang tritt dort auch der aus den Schimanski-Tatorten bekannte Polizist Hänschen wieder auf. Im kleineren Rahmen erlebte auch die Figur Thanner ein kurzfristiges Weiterbestehen, da sie nach Ende des betreffenden Tatort-Teams noch für eine Folge zu den „Kollegen“ der erwähnten Crossover-Folge von Polizeiruf 110 wechselte.
Der Stuttgarter Kommissar Ernst Bienzle, der auf einer Romanfigur von Felix Huby beruht, trat über seine Tatort-Aktivitäten hinaus auch als Theaterfigur auf. Und auch Günter Lamprecht lässt in den Theaterstücken Herrengold und Vaterliebe seine Figur Markowitz weiterleben. Die beiden Theaterstücke wurden auch als „TATORT-Kammerspiel“ bezeichnet.
Üblicherweise sind die Ermittlerteams einem festen Kommissariat zugeordnet und agieren so weitgehend in „ihrem Revier“. Eine Ausnahme bildete Kommissar Lutz (Werner Schumacher), dessen permanente Strafversetzungen zum Konzept gehörten. Damit war die Figur des Eugen Lutz dem Publikum besser unter dem Spitznamen „Wanderpokal“ bekannt.
Joe Bausch, der im Kölner Tatort als Gerichtsmediziner Dr. Joseph Roth auftritt, ist im wirklichen Leben als Gefängnisarzt in Werl und Hamm tätig.
Das Ermittlerduo Klaus J. Behrendt / Dietmar Bär hat bereits vor der Kommissarslaufbahn in Schimanski-Tatorten mitgespielt: Dietmar Bär 1984 in der 159. Folge Zweierlei Blut und Klaus J. Behrendt 1990 in der 234. Folge Schimanskis Waffe.
Der deutsche Fernsehfilm Bis nichts mehr bleibt, der sich mit Scientology befasst und in dem die Tatort-Schauspieler Robert Atzorn, Sabine Postel, Nina Kunzendorf und Felix Klare mitspielen, wurde getarnt als Tatort („Der Tote im Sund“) gedreht.
Gastauftritte
Gastauftritte von Tatort-Kollegen
In den frühen Folgen gehörten Gastauftritte der Kommissare zum Konzept. In fast jeder Folge spielte in einer Nebenrolle ein Tatort-Kommissar aus einer anderen Stadt mit. So sollten die verschiedenen Kommissare vernetzt werden, außerdem sollte das Fernsehpublikum die in der Regel jeweils nur einmal im Jahr auftretenden Kommissare nicht vergessen. Darüber hinaus ermitteln in Kressin und der tote Mann im Fleet (3. Tatort) Kressin und Trimmel gemeinsam in Hamburg, in Gefährliche Wanzen (1974) Lutz und Kreutzer in Karlsruhe, unterstützt von Trimmel in Hamburg; diese Folge hat also gleich zwei Gastkommissare aus verschiedenen Sendeanstalten. Eine besondere Form des Gastauftritts hatte Zollfahnder Kressin in der Tatort-Folge Jagdrevier: Hier verfolgt Kommissar Finke abends in der Fernsehstube eines Gasthofs die Folge Kressin und die Frau des Malers auf dem Bildschirm.
Mittlerweile sind Gastauftritte selten geworden, einen der letzten bekannteren hatte der Saarbrücker Kommissar Palu (Jochen Senf) in der letzten Tatort-Folge mit Götz George, Der Fall Schimanski von 1991. 10 Jahre später tauchte Bienzle in Du hast keine Chance auf und half seinem Kollegen Palu. Die Idee wurde in den Jahren 2000 und 2002 mit den Folgen Quartett in Leipzig und Rückspiel wieder aufgenommen. Hier ermitteln die Kölner Kommissare Ballauf (Klaus J. Behrendt) und Schenk (Dietmar Bär) gemeinsam mit ihren Leipziger Kollegen Ehrlicher (Peter Sodann) und Kain (Bernd Michael Lade).
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