Markus Seidel - müllersches volksbad

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Es war viertel vor zehn am Sonntagabend, der Abspann des Tatort lief. Eben hatte ich das Rotweinglas umgestoßen, das neben dem Sofa auf dem Fußboden stand, als das Telefon klingelte. Ich kümmerte mich nicht darum, ging rasch in die Küche auf schwankenden Beinen, holte einen Schwamm und wischte den Wein damit auf. Das Glas war zerbrochen. Prompt schnitt ich mich an einer der Scherben. Mein Zeigefinger blutete. Jetzt musste ich also auch das Blut fortwischen. Ich war müde und etwas betrunken. Deshalb das umgeworfene Glas. Deshalb der Schnitt in den Finger. Sonst passierte mir so etwas nicht. In der Nacht zuvor hatte ich bis halb drei morgens im Internet recherchiert. Seit kurzem nämlich saß ich an einem größeren Artikel über einen amerikanischen Journalisten und Schriftsteller, dessen Name mir bislang völlig unbekannt gewesen war und der sich vor ein paar Jahren mittels Kopfschuss das Leben genommen hatte. Ich beabsichtigte, für die Tageszeitung, für die ich schrieb, eine längeren Beitrag zu verfassen. Damit wollte ich gewissermaßen meinen journalistischen Durchbruch einleiten. Allmählich wurde es Zeit, dass sich etwas tat in meiner Karriere. Es sollte ein langer, wichtiger Beitrag werden für die übernächste Wochenendausgabe. Ich musste also sauber recherchieren. Diesmal musste alles wasserdicht sein. Wasserdicht und vor allem geistreich. Je mehr ich über Hunter S. Thompson in Erfahrung brachte, desto mehr zog er mich in den Bann. Seine Methode der Vermengung von Tatsachen und Fantasie fand ich großartig. Sein Selbstmord hingegen war für mich eine einzige Überraschung und eigentlich kaum zu glauben. Es wollte mir einfach nicht in den Sinn, weshalb der Bursche sich selbst zur Strecke gebracht hatte. Und genau hier lag der Schlüssel zu meinem Artikel: Er sollte unter anderem eine Untersuchung des Zusammenhangs zwischen Künstlertum und Suizid darstellen.

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„Mach einfach ein paar Fotos von deiner Wohnung“, riet ich ihm, und drehte mit der unversehrten linken Hand den Wasserhahn wieder zu, „am besten von jedem Zimmer, und kleb sie gut sichtbar an deine Tür. Man erkennt dann auf den ersten Blick, dass es vollkommen zwecklos ist, bei dir einzusteigen!“ Ich musste lachen, es pochte daraufhin wild und schmerzhaft im Finger. Es entstand eine Pause. Anscheinend dachte Alexander allen Ernstes über meinen Vorschlag nach. Das Waschbecken war jetzt großflächig mit einem Film aus Wasser und Blut überzogen. Ich überlegte, ob ich es eintrocknen lassen sollte, um es dann zu fotografieren und dann ins Internet zu stellen. Bei Facebook zum Beispiel. Oder besser jetzt fotografieren, solange es noch feucht war. Oder beides. Erst feucht, dann trocken. Wo hatte ich meine Kamera abgelegt?

„Hm, aber meinst du nicht, dass...-“

„Vergiss es!“, sagte ich und drehte den Wasserhahn auf, „es war nur so ein Gedanke. Wenn es sein muss, dann komme ich eben.“ Verdammt, jetzt hatte ich den Blutfilm doch weggespült! Ich war einfach zu abgelenkt - die schmerzhafte Wunde, das Telefonat...

„Was machst du da eigentlich nebenbei?! Hörst du mir überhaupt zu?“

„Ich hab mich ziemlich böse verletzt“, sagte ich. „Tiefer Schnitt im rechten Zeigefinger, hört gar nicht wieder auf zu bluten. Hab schon die ganze Wohnung versaut.“

„Dann ruf einen Arzt!“

„Habs jetzt ganz gut im Griff“, beruhigte ich ihn. „Die Blutung ist praktisch gestoppt.“ Ich legte das Pflaster wieder beiseite und hielt meinen blutenden Finger über das Waschbecken. Vielleicht, hoffte ich, bekäme ich diesen Blut-Wasser-Film von eben ein zweites Mal hin. Das Blut tropfte munter ins Becken, ich drückte ein paar Mal auf die Wunde, um das Ganze zu beschleunigen, aber es wurde bei weitem nicht so eindrucksvoll wie zuvor. Ich ließ es bleiben, spülte alles wieder weg und nahm das Pflaster, das auf dem Badewannenrand lag.

Um ehrlich zu sein war ich ganz froh, aus Hannover rauszukommen: Isabell, meine Ex-Freundin, und ich hatten uns vor kurzem getrennt, beziehungsweise sie war gegangen und aus unserer Wohnung ausgezogen. Noch immer war ich etwas wütend über ihren Ausspruch: Du bist überhaupt kein Intellektueller. Du bist nicht einmal ein Pseudo-Intellektueller! Wie kam sie auf solch einen Schwachsinn?! Kurzum: Eine Ortsveränderung, wenn auch nur kurzfristig, kam mir also mehr als gelegen. Und vielleicht traf ich dabei die Frau meines Lebens, wer weiß?!

Inzwischen hatte ich meinen Finger mit einem neuen Pflaster verklebt, das etwa doppelt so groß war wie das erste. Bevor ich schlafen ging, würde ich es ein letztes Mal wechseln, dachte ich. Außerdem würde ich mir für die Nacht drei oder vier Pflaster in Reserve neben das Bett legen.

„Aber hör bitte nicht zu laut Musik“, hörte ich Alexander sagen, „und die Blumen brauchen alle vier Tage Wasser.“

„Also ein Mal gießen“, sagte ich und ging zurück ins Wohnzimmer. Überall Blut auf dem Holzfußboden. Egal. Ich würde mich morgen drum kümmern. Jetzt war ich zu müde.

„Nein, drei Mal, Daniel! Du bist schließlich acht Tage hier. Das erste Mal gießt du, wenn du kommst. Das zweite Mal nach vier Tagen. Und das dritte Mal, wenn du wieder gehst.“

Ich fragte ihn nicht, weshalb er sie nicht selbst goss, kurz bevor er ging und kurz nachdem er wieder zurückgekehrt sein würde. Doch mir stand nicht der Sinn nach Diskussionen, es war zwecklos. Alexander hatte bereits zwei Lektoren seines Verlages verschlissen. Er galt als schwierig.

„Alex, bitte, es reicht jetzt“, sagte ich. „Noch weiß ich schließlich gar nicht, ob man mich hier überhaupt entbehren kann. Morgen gehe ich zu Kurbald und sehe mal, was sich machen lässt. Vielleicht kann ich drei oder sogar vier Tage...- “

„Kurbald?“

„Mein Chef“.

„Schön“, sagte er, „du kannst dann also gern kommen!“ Hatte er mir nicht zugehört? Außerdem: So wie er das ausdrückte, klang es so, als hätte ich ihn um den Gefallen gebeten, nach München zu kommen und seine Wohnung zu hüten. Tatsächlich verhielt es sich genau andersherum. Er hatte mich angerufen. Er hatte mich um etwas gebeten.

„Wie komme ich übrigens an die Wohnungsschlüssel?“, wollte ich wissen.

„Stimmt, hatte ich fast vergessen. Die sind bei meiner Nachbarin. Frau Dose heißt sie. Sie weiß Bescheid. Klingel einfach bei ihr, am besten mehrmals hintereinander oder sehr lange. Oder am besten beides, sie ist schon etwas älter und hört schlecht. Sie gibt dir dann die Schlüssel. Aber lass dich besser auf kein Gespräch mit ihr ein. Es sei denn, du hast Lust, drei Tage hintereinander Schokolade und Kekse zu essen und zu quatschen.“ Es entstand eine kurze Pause.

„Was macht dein Job?“, fragte Alexander.

„Läuft prima. Schreibe gerade an einem Beitrag über Hunter S. Thompson. Kennst du ihn?“

Ich wusste, dass Alexander nicht viel davon hielt, was ich machte. Aber nicht etwa, weil er die Arbeit eines Kritikers gering schätzte, sondern weil er der Ansicht war, dass dieser Job nicht der Richtige war für mich. Das sei nicht ich, das passe nicht zu mir. Ich stecke im falschen Anzug. Das waren seine Worte. Einmal hatte er mir eine Anzeige geschickt. Ein Gymnasium in München suchte einen Deutschlehrer. Alexander hatte die Anzeige ausgeschnitten und mit einem Frage- und einem Ausrufezeichen versehen. Ich erzählte ihm ein bisschen von Hunter S. Thompson und von meinen Überlegungen zu meinem Beitrag. Er bat mich, mir den Artikel zu schicken, wenn er fertig sei. Ich versprach es ihm. Er las alle meine Texte.

„Hast du Isabell inzwischen verwunden?“, fragte er schließlich. Ich wusste, dass er sie nicht mochte. Er hatte sie nie gemocht. Er war nicht der einzige. Wahrscheinlich war er froh, dass es endlich aus war zwischen uns.

„Isabell?“, fragte ich und schluckte trocken. „Wie kommst du jetzt auf die? Woher weißt du denn überhaupt...? Um ehrlich zu sein, ich denke eigentlich kaum noch an sie. Ich ruf dich an, wenn ich meinen Urlaub bewilligt kriege.“ Ich dachte noch einmal an den Artikel über Hunter S. Thompson. An sein jähes Ende. Seinen selbst herbeigeführten Tod. „Alex, hast du eigentlich jemals an Selbstmord gedacht?“

„Geht’s dir gut? Was soll das? Worauf willst du hinaus?“

„Schon gut“, sagte ich. „Tut mir leid. Vergiss die Frage. Ich melde mich bald.“

„Machs gut, Daniel. Und schlaf dich mal aus.“

2

Noch am selben Abend machte ich mir eine Liste hinsichtlich meiner bevorstehenden Münchener Unternehmungen: Alte Pinakothek, Neue Pinakothek, Pinakothek der Moderne, Bars im Gärtnerplatzviertel, Theater am Gärtnerplatz, Sauna, einen alten Studienfreund besuchen. Die Liste sollte möglichst lang werden, das war sehr wichtig; es durfte keine Langeweile aufkommen, ich käme sonst nur auf dumme Gedanken. Wenn Isabell anrief, dachte ich, würde ich ein paar Andeutungen machen. Würde von einer Reise nach München sprechen, würde en passant irgendeinen einen Namen - männlich natürlich! - fallen lassen. Petra. Mia. Paula. Natürlich würde sie dann sofort aufhorchen. Sicherlich würde sie toben, ich kannte sie. Ich würde es trotzdem bei den Andeutungen belassen. Sollte sie sich ihren eigenen Reim darauf machen.

Eine Woche, bevor ich nach München fahren wollte, erhielt ich einen Anruf. Es war Nachmittag, kurz nach drei. Ich lag zuhause auf dem Sofa, es war mein Home-office-Tag. Zeile für Zeile quälte ich mich durch das neue Buch von Jens-Peter Krumbiegel. Schleierhaft, weshalb der Bursche einen solchen Erfolg hatte. Sein erstes Buch war ein vollkommen überschätzter Roman von einhundertvierzig handlungsarmen Seiten. Es hatte sich annähernd siebzigtausend Mal verkauft. Krumbiegel hatte eigentlich nichts zu erzählen, ihm fehlte komplett das Gefühl für eingängige Bilder und einen anständigen Plot, seine Sprache war ohne Rhythmus, seine Dialoge waren lachhaft - kein mir bekannter Mensch sprach so wie die blassen und konturlosen Figuren seines Buches. Zugegebenermaßen war Krumbiegel eine imposante Erscheinung, groß und kräftig - ein Frauentyp, zweifellos. Vielleicht lag es daran. Die Medien rissen sich jedenfalls um ihn. Seine gepflegt nachlässig rasierte Visage, sein schiefes Grinsen mit den makellosen Zähnen sah man überall in den Zeitschriften. Ich blätterte jedes Mal weiter, wenn ich ihn irgendwo entdeckte. Ein Bursche ohne jede Überraschung, ein Stromschwimmer, medioker und unsexy bis zum Umfallen.

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