Markus Seidel - müllersches volksbad

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Es war viertel vor zehn am Sonntagabend, der Abspann des Tatort lief. Eben hatte ich das Rotweinglas umgestoßen, das neben dem Sofa auf dem Fußboden stand, als das Telefon klingelte. Ich kümmerte mich nicht darum, ging rasch in die Küche auf schwankenden Beinen, holte einen Schwamm und wischte den Wein damit auf. Das Glas war zerbrochen. Prompt schnitt ich mich an einer der Scherben. Mein Zeigefinger blutete. Jetzt musste ich also auch das Blut fortwischen. Ich war müde und etwas betrunken. Deshalb das umgeworfene Glas. Deshalb der Schnitt in den Finger. Sonst passierte mir so etwas nicht. In der Nacht zuvor hatte ich bis halb drei morgens im Internet recherchiert. Seit kurzem nämlich saß ich an einem größeren Artikel über einen amerikanischen Journalisten und Schriftsteller, dessen Name mir bislang völlig unbekannt gewesen war und der sich vor ein paar Jahren mittels Kopfschuss das Leben genommen hatte. Ich beabsichtigte, für die Tageszeitung, für die ich schrieb, eine längeren Beitrag zu verfassen. Damit wollte ich gewissermaßen meinen journalistischen Durchbruch einleiten. Allmählich wurde es Zeit, dass sich etwas tat in meiner Karriere. Es sollte ein langer, wichtiger Beitrag werden für die übernächste Wochenendausgabe. Ich musste also sauber recherchieren. Diesmal musste alles wasserdicht sein. Wasserdicht und vor allem geistreich. Je mehr ich über Hunter S. Thompson in Erfahrung brachte, desto mehr zog er mich in den Bann. Seine Methode der Vermengung von Tatsachen und Fantasie fand ich großartig. Sein Selbstmord hingegen war für mich eine einzige Überraschung und eigentlich kaum zu glauben. Es wollte mir einfach nicht in den Sinn, weshalb der Bursche sich selbst zur Strecke gebracht hatte. Und genau hier lag der Schlüssel zu meinem Artikel: Er sollte unter anderem eine Untersuchung des Zusammenhangs zwischen Künstlertum und Suizid darstellen.

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Ich hatte ursprünglich Lehrer werden wollen, hatte Deutsch und Geschichte studiert, es mir aber schließlich anders überlegt und ein Praktikum bei einer Tageszeitung absolviert. Inzwischen arbeitete ich dort als Journalist. Hauptsächlich schrieb ich Buchrezensionen. Ich hatte wirklich Glück gehabt. Während des Praktikums hatte ich zunächst eine Zeitlang Kinokritiken verfasst. In der dritten Woche kam der Chefredakteur auf mich zu, Dr. Hansjörg Kurbald, ein kleines nervöses Männlein mit dünnem Fusselschnauzbart und Schweißflecken, die sich unter den Achseln seines immergleichen dunkelblauen Hemdes abzeichneten. Kurbald war eine sonderbare Erscheinung, verstockt und von eigenartiger Trägheit, die unweigerlich auch auf mich übersprang, wenn ich mich in seiner Gegenwart befand. Ich wurde jedes Mal schlagartig müde, allein wenn ich ihn sah. Überdies sprach er so leise, dass man aufhörte zu atmen, wenn er etwas sagte. Alles an ihm war irgendwie trostlos. Es war mir vollkommen schleierhaft, wie er es bis zu seiner Position geschafft hatte. Peter-Prinzip wahrscheinlich - hochloben, bis sich die Unfähigkeit herausstellt, und dann abservieren. Kurbald war schon seit vier Jahren der Chef. Es wurde Zeit für seinen Abgang.

Er legte mir ein Buch auf den Tisch und bat mich, es für die Wochenendausgabe zu rezensieren. Ob ich mir das zutraue, wollte er noch wissen, aber bevor ich antworten konnte, war er schon wieder verschwunden. Nie zuvor hatte ich jemals eine Buchkritik geschrieben. Ich hatte nicht die geringste Ahnung, wie man einen solchen Beitrag aufzieht. Ein ganzes Wochenende lang las ich deshalb Hunderte von Kritiken. Es war eine freudlose Angelegenheit, aber was ich dringend brauchte, war so etwas wie das Wissen um das Rüstzeug für einen solchen Text, sozusagen den dramatischen Aufbau, und natürlich das nötige Vokabular, ein paar Phrasen, die gut und wichtig klangen. Je mehr Kritiken ich las, desto einfältiger und dümmlicher erschienen mir all die Texte, die ich da durcharbeitete. Schließlich wusste ich alles, was ich wissen wollte. Ich würde es besser machen, davon war ich fest überzeugt. So wie es aussieht, habe ich die Sache ganz ordentlich hingekriegt, jedenfalls kam Kurbald schon bald darauf mit einem neuen Buch zu mir.

Während des Studiums hatte auch ich übrigens versucht, einen Roman zu schreiben. Innerhalb eines einzigen Wochenendes hatte ich die ersten fünfzig Seiten geschrieben. Es lief fantastisch, ich saß am Computer bis tief in die Nacht und tippte wie im Rausch, Stunden um Stunden. Jedenfalls bis Sonntagabend. Dann kam nichts mehr. So wie es aussah, hatte ich auf diesen fünfzig Seiten schon alles gesagt. Zwar versuchte ich ein paar Wochen später, eine Fortsetzung zu schreiben, aber je öfter ich den Text las, den ich an jenen drei Tagen geschrieben hatte, desto weniger gefiel er mir. Schließlich löschte ihn von der Festplatte. Ich wollte nichts mehr damit zu tun haben.

Inzwischen bereute ich es natürlich. Wenn ich mir durch den Hunter-Thompson-Artikel einen Namen gemacht haben würde, hätte ich den Text vielleicht noch einmal gebrauchen können. Vielleicht würde sich ein Verlag finden, dem das Manuskript gefiel und der mich animierte, meine Arbeit an dem Roman fortzusetzen. Die Vorstellung, den Job bei der Zeitung aufzugeben und vom Bücherschreiben leben zu können, war faszinierend. Erst kürzlich hatte ich deshalb versucht, die Geschichte aus der Erinnerung nachzuschreiben, aber es war zwecklos. Was ich schließlich las, war schlicht und einfach erbärmlich und hätte ausgereicht, meinen Ruf, den ich mir durch den Hunter-Thompson-Artikel würde erworben haben, unverzüglich zu ruinieren. Kurz und gut: Ich konnte zwar anständige Artikel über Bücher schreiben, aber es war mir unvorstellbar, selbst einen Text zu verfassen, der länger als einhundertachtzig Druckzeilen ist. Schon auf der Uni hatte ich mich mit den Hausarbeiten abgequält; sie waren mehr oder weniger Flickwerk und Collagen aus anderen Texten, die ich mir in der Bibliothek und im Internet zusammengesucht hatte. Niemandem war es je aufgefallen.

Alexander und ich plauderten über dies und das, seit dem letzten Telefonat hatte sich so manches an Neuigkeiten angesammelt. Dann kam er zum eigentlichen Grund seines Anrufs. Er erzählte mir von seinem bevorstehenden Urlaub, dem ersten, gleichsam offiziellen seit drei Jahren, und bat mich, während seiner einwöchigen Abwesenheit seine Wohnung zu hüten. Auch das gab durchaus Anlass zur Verwunderung - weshalb fragte er ausgerechnet mich ? Hatte er niemand anderen? Vielleicht aber war es ganz einfach seine Art, auszudrücken, dass er den Kontakt zwischen uns wieder etwas auffrischen wollte. Zusammen mit seiner Freundin Ulrike, die in Berlin lebte, wollte er eine Woche nach Florenz. Ulrike war Goldschmiedin mit einem eigenen Atelier in Kreuzberg; sie war etwa in meinem Alter. Eine hübsche Person übrigens, mit kurzen braunen Haaren, lustigen Augen und einem offenen Gesicht. Sie waren seit zwei Jahren zusammen. Wenn ich mich richtig erinnere, hatten sie sich während einer Lesung kennengelernt: Alexander hatte gerade sein erstes Buch veröffentlicht (ALTE FREUNDE) und in einem Buchladen, der direkt neben Ulrikes Goldschmiede lag, daraus gelesen. Obschon sie sich für Literatur wenig interessierte, ging sie nach Feierabend in die Buchhandlung, hörte Alexander beim Lesen zu und stellte ihm nach der Veranstaltung unzählige Fragen. Sie hörte auch nicht damit auf, als der Abend offiziell beendet worden war; man saß zusammen mit dem Buchhändler in einem Café um die Ecke und Ulrike wollte alles wissen von ihm, erst recht, nachdem der Buchhändler gegangen war.

Mir war nicht ganz klar, was es hinsichtlich seiner Wohnung zu hüten gibt: Weder hatte er ein Haustier, auf das man aufpassen muss, noch wohnte er in einer teuren Gegend Münchens. Bei ihm war nicht wirklich viel zu holen; die Stereoanlage war mindestens fünfzehn Jahre alt, er hatte sie damals bei einem Kaffeeröster gekauft; Mobiliar besaß er nur spärlich, den kleinen Fernseher hatte ich ihm vor einiger Zeit geschenkt, und auf seine fast anderthalbtausend Bücher dürften höchstwahrscheinlich nur wenige scharf sein. Seinen Laptop, das Einzige, was wirklich von Wert war, nahm er auf Reisen grundsätzlich mit.

„Du hast Recht, natürlich“, sagte er, „bei mir ist nicht viel zu holen. Bloß der Bursche, der noch nie meine Wohnung betreten hat, hat davon natürlich keine Ahnung.“

„Alexander, ich bitte dich, weshalb sollte er ausgerechnet bei dir einsteigen?“ Das Pflaster, das ich mir wegen der Schnittwunde auf den Zeigefinger geklebt hatte, war inzwischen blutdurchtränkt. Ich nahm es vorsichtig ab, die Schnittwunde klaffte hässlich auf, es tat höllisch weh. Ich unterdrückte einen Schrei und warf das Pflaster auf den Fußboden.

„Weshalb?“, fragte er. „Zum Beispiel, weil es hier keine Alarmanlagen gibt! Niemand kümmert sich um den Nachbarn, falls er ihn überhaupt kennt. Niemand würde sich hier ernsthaft in Gefahr bringen, wenn es drauf ankommt, verstehst du?“

Während Alexander sprach, ging ich mit dem Telefon ins Badezimmer, um mir ein neues Pflaster zu holen.

„Aber du hast doch nichts, was es sich lohnt zu holen!“, warf ich ein. Inzwischen war ich im Bad angelangt und öffnete das Medizinschränkchen, das neben dem Waschbecken hing. So umsichtig und geradezu ängstlich um seinen ohnehin kargen Besitzstand kannte ich ihn gar nicht. Mein Finger blutete noch immer stark, der Weg vom Wohnzimmer bis ins Bad war markiert mit zahllosen Blutstropfen. Es pochte schmerzhaft im Finger. Ich nahm die Packung mit den Pflastern, zog eines davon heraus, legte es auf den Badewannenrand und drehte den Wasserhahn auf.

„Ist mir schon klar“, hörte ich ihn sagen, während ich meinen Finger unter das fließende kalte Wasser hielt, „aber das ahnt man ja keiner, der meine Wohnung noch nie betreten hat! Außerdem hab ich viel Ärger, wenn hier doch eingebrochen wird - alles wird durchsucht, es wird viel kaputt und dreckig gemacht, später muss ich alles durchsuchen, eine Liste der gestohlenen Gegenstände machen, muss aufräumen, diese ganze Prozedur...“

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