Du musst wissen, alle Engel, die zur Erde kommen, haben die gleiche Aufgabe. Sie überbringen eine Botschaft.
Genau diese flüstern sie den Menschen in die Ohren. Leider hören diese nicht mehr hin. Du aber Luis, öffne nun deine Ohren, um zu lauschen. Und öffne deine Augen, um mit deinem Herzen zu sehen. Die Botschaft für alle unten auf der Erde lautet:
Glaubt wieder an die Liebe. Tut alles mit Liebe, und dann wird Liebe alles für euch tun!“
„Wow“, Luis staunte: „Das klingt gar nicht so schwer. Warum haben die Menschen das vergessen? Wie kann es sein, dass die Menschen das nicht mehr wissen? Hier im Himmel ist doch einem jedem bewusst, dass die Liebe wichtig ist.“
Die anderen antworteten: „Ja. Hier im Himmel, da wissen wir es. Aber eine jede Seele, die die Erde bereist, vergisst, wie der Himmel auf die Erde kommt.“
Nun, das war auch für Luis unklar. Daher fragte er nach: "Ja, aber wie kommt denn der Himmel auf die Erde? Das weiß ich auch nicht.“
Die Älteren erklärten geduldig:
„Wenn die Menschen einander mit Liebe begegnen, werden sie ein Wunder erleben. In jeder Seele wohnt Gott. Er hat uns alle erschaffen. Also sind wir alle Teile von ihm. Und Gott ist auch ein Teil von uns. Er ist unser aller Vater.
Indem sich alle Seelen lieben, lieben sie letztendlich Gott. Und so passiert das Wunder.
Man muss auf Erden nur Gott lieben, dann ist man im Himmel. Egal, wo man steht, geht oder lebt.“
„Wow, das klang logisch“, fand Luis. Diese Geschichte mit dem Wunder, die wollte sich Luis merken.
Doch er spürte, dass es nun schon bald soweit war. Er würde auf der Erde geboren werden. Der Mama-Bauch war gewachsen und nun groß und kugelrund.
Noch im Himmel kniete sich der kleine Engel demütig hin und betete zu seinem Gottvater. Dazu faltete er die Hände vor der Brust und schloß andächtig seine Augen.
Er sprach:
„Lieber Vater, gib mir die Kraft, mich an alles zu erinnern, was ich auf Erden wissen muss. Ich will alles tun, deine Botschaft zu verbreiten. Ich will alles tun, um das Wunder zu erleben. Danke, dass ich diese Aufgabe bekommen habe.
Ich, Luis der Sternenengel, werde ein Sternenkind auf Erden sein, das dir zeigt, dass ich mich an die Liebe zu dir erinnere!“.
Und obwohl Luis es nicht ahnte, hörte der Gottvater dieses Gebet. Und er freute sich sehr.
Und als Luis schließlich geboren wurde, ging alles ganz schnell. Er kam als gesunder, blonder Junge in eine Familie, die ihn sehr lieb hatte. Und zwei Jahre nach seiner Geburt bekam er auch noch eine kleine Schwester, die Emilia hieß.
In seiner Zeit als Kleinkind verlief alles ganz normal, so wie bei anderen Babys auch.
Später, als Luis schon ein bisschen älter war, erinnerte er sich daran, wie er zum ersten Mal andere Engel sah:
Sie waren nicht so wie Menschen. Sie wirkten anders. Und sie waren immer bei ihm. Vier Stück an der Zahl. Er konnte nicht immer alle gleichzeitig sehen. Aber manchmal, meistens am Abend, waren alle vier an seinem Bett und lächelten ihn an.
Als Luis vier Jahre alt war, erklärte ihm seine Mama, dass diese vier Engel seine Schutzengel waren. Sie waren da, um immer auf ihn aufzupassen. Das machte Luis sehr stolz. Von da an unterhielt er sich oft mit ihnen. Er bedankte sich, dass sie immer bei ihm waren und auf ihn aufpassten. Alle Schutzengel waren immer so freundlich und liebevoll. Dies erinnerte Luis an jemanden. Nur wusste er nicht mehr, an wen.
Luis war ein sonniges, sehr fröhliches Kind. Ein bisschen frech und sehr, sehr neugierig. Und wenn er lachte, dann wirkte es immer so, als ob die Sonne aufgehen würde. Er strahlte dann förmlich, meinten die Leute.
Bereits im Kindergarten stellte Luis fest, dass nicht alle Kinder die gleiche Ausstrahlung hatten. Das heißt, auf ihn wirkten nicht alle Kinder gleich. Da gab es ganz normale Kinder, die nett waren, aber gar nicht strahlten.
Dann gab es Kinder, die viel Kraft und einen starken Willen hatten. Bei ihnen hatte Luis das Gefühl, als ob eine Lichtsäule in ihrem Herzen hell leuchten würde.
Bei wieder anderen sah er einen Regenbogen in deren Herzen. Sie waren meist recht schüchtern und er versuchte immer, ihnen zu helfen.
Das Gleiche galt für die Kinder, die so silbrig hell glitzerten im Herzen. Und wenn man genau hinsah, konnte man einen funkelnden hellen Kristall im Inneren erkennen. Sie hatten meist blaue, sehr helle Augen und auch oft blonde Haare.
Es gab da aber auch noch welche, die ein strahlend buntes Herz im Herz hatten. Sie waren ein bisschen anstrengend, denn sie weinten viel und brauchten immer lobende Worte. Aber das fand nur Luis. Denn jetzt war er ja kein Sternenengel mehr. Sondern ein Sternenkind.
Am allerliebsten aber mochte Luis diejenigen Kinder, die eine Blume im Herzen hatten. Sie verströmten einen goldenen Glanz, wenn sie sich freuten. Diese Kleinen liebten wie Luis die Natur. Ganz besonders toll war Marie. Sie war so ein Kind.
Marie spielte gern mit den Blumen im Garten und mit Schmetterlingen. Und manchmal, wenn Luis schnell hinschaute, dann erkannte er, dass sie tatsächlich Schmetterlingsflügel besaß. Die waren durchscheinend und ganz groß.
Luis war ein bisschen in Marie verliebt. Sie war auch vier Jahre alt und sie war seine beste Freundin.
Mit ihr erlebte der Knabe viele Abenteuer. Und einmal, da erzählte Luis Marie davon, was er alles sehen würde. Mama hatte ihm nämlich erklärt, er solle bitte nicht jedem alles erzählen. Das könnte die anderen erschrecken.
Marie aber war gar nicht erschrocken. Sie fand Luis' Geschichten toll. Und am liebsten hörte sie, wie er von ihren wunderschönen Flügeln erzählte.
Eines Tages saß Luis bei sich zu Hause im Garten und spielte mit seinem Lieblingsauto. Da bemerkte er, wie sich etwas Großes und Helles neben ihn setzte. Er blickte auf und war erstaunt, dass er zunächst nur Licht wahrnehmen konnte. Doch schon nach wenigen Augenblicken begann sich sein Blick zu schärfen und er erkannte einen liebevoll blickenden Mann. Dieser stellte sich nicht vor, sondern lächelte nur. Er war eigentlich recht jung, fand Luis. Und weil er von Natur aus neugierig war, sagte er laut:
„Wer bist du?“
„Mich kennen die Menschen unter dem Namen Jesus“, antwortete dieser.
Luis überlegte: „Ja, den Namen habe ich schon mal gehört. Warum besuchst du mich? Und warum bist du so hell?“
Jesus lächelte. „Hell bin ich nur für dich, Luis. Mein Licht strahlt so ähnlich wie deines.“
„Du siehst ein bisschen wie einer meiner Schutzengel aus. Bist du auch ein Engel?", so das Kind.
„Nein, das bin ich nicht. Ich besuche oft Kinder, denn ich sehe ihnen gerne zu. Sie sind so herrlich entspannt beim Spielen“, antwortete der Mann.
Luis staunte: „Spielst du nicht mehr?“
Jesus lächelte: „Nein, schon lange nicht mehr. Ich begleite nur.“
„Was bedeutet das?“ fragte Luis.
„Das bedeutet, dass ich Seelen wie dir und anderen helfe, wenn sie Hilfe oder Rat benötigen. Manchmal besuche ich sie auch einfach nur so. Nicht alle können mich sehen, so wie du“, erklärte Jesus.
„Warum nicht?“ fragte Luis.
„Vielleicht kannst du dich nicht mehr erinnern, aber du bist etwas ganz Besonderes, Luis. Du bist ein Kind mit einem besonderen Licht.“ Jesus gab dem Kind Zeit, diese Aussage zu verdauen.
Luis meinte daraufhin: „So wie Marie?“
„Ja, so ähnlich“, lachte Jesus.
„Sie hat Flügel!“ flüsterte Luis geheimnisvoll.
„Luis“, flüsterte Jesus: „Hast du schon bemerkt, dass du auch Flügel hast?“
„Aber ich sehe keine“, meinte dieser und drehte sich hin und her, nach hinten blickend.
Dann wollte er wissen: „Warum haben manche Flügel?“
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