C. S. Ossig - Besondere Tage wie diese
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Stories über Menschen für Menschen, die den 'Aha-Effekt' zu schätzen wissen: spannend, unterhaltsam, gesellschaftskritisch, witzig und mit grandioser Herzlichkeit.
Die perfekte Unterhaltung und Abwechslung für Urlaub und U-Bahn.
"C. S. Ossig schafft es immer wieder, zu begeistern."
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Imprint
Besondere Tage wie diese
C. S. Ossig
published by: epubli GmbH, Berlin
www.epubli.de
Copyright: © 2014 C. S. Ossig
ISBN 978-3-8442-9843-7
Lektorat: Erik Kinting / www.buchlektorat.netKonvertierung: Sabine Abels / www.e-book-erstellung.de
Ich Mann – Du Frau
Ich heiße Hartmut Helfer und bin 37 Jahre alt, Elektroingenieur. Meine Frau heißt Karin und arbeitet halbtags als Altenpflegerin. Wir ergänzen uns bestens.
Karin ist meine bessere Hälfte. Wenn ich das im Brustton der Überzeugung gerne vor anderen sage, ist sie geschmeichelt. Aber dann sagt sie, das musst du doch nicht sagen. Wenn ich es nicht sage, ist sie beleidigt. Wenn wir darüber diskutieren, ob ich es nun sagen soll oder nicht, sagt sie, wenn du erst mit mir darüber reden willst, was du sagst oder nicht, dann lass es doch gleich ganz! Frauen. Also sage ich lieber gleich das, was ihr schmeichelt.
Karin ist unglaublich ordentlich und sparsam. Und ich bin unglaublich unordentlich und gebe gerne Geld aus. Das passt. Denn sie hat durch mich nie Langeweile. Sie führt ein Haushaltsbuch und zeigt mir stolz, wie sie durch geschicktes Verhandeln wieder etwas gespart hat. Und ich lobe sie, küsse sie, und zeige ihr ebenso geschickt, wie toll so ein neuer Plasma-TV für unser Wohnzimmer wäre. Dann kuscheln wir abends auf der Couch bei dem neusten "Tatort", den sie so gerne schaut, und ich bin stolz, dass ich so eine tolle Frau habe. Und sie freut sich, dass sie es immer wieder schafft, mir meine Wünsche zu erfüllen. Planwirtschaft nenne ich das.
Meine Frau ist sogar morgens schon gut gelaunt und fröhlich. Im Gegensatz zu mir. Heute früh ging meine Motivation winkend an mir vorbei. Ich tröstete mich und versprach mir, blau zu machen. Das hilft und hebt die Stimmung. Mein Bett und ich lieben uns über alles, aber der Wecker will das einfach nicht verstehen. Und wer mich gleich nach dem Aufstehen anspricht und das noch überlebt, den mag ich wirklich. Meine Frau hat Glück gehabt. Sie lebt. Singend kommt sie mit Kaffee an mein Bett und bringt gleich ein Aspirin mit. Wer krank feiert, muss auch krank sein, glaubt sie. Weit gefehlt. Es geht auch ohne. Heute lebe ich frei nach dem Motto "Der frühe Vogel kann mich mal." Ich brauche eine Auszeit. Das habe ich im "Life-Balance-Programm" gelernt: Well-Feeling ist für die Gesundheit ganz besonders wichtig. Mein Chef ist von meiner Blau-Pause nicht begeistert. Das habe ich auch nicht erwartet. Komm schon Chef, ich mache dafür wieder ein paar Überstunden. Kopf hoch. Bin dir doch treu ergeben.
Meine liebe Frau Karin möchte den geschenkten Tag nutzen und macht mit mir Urlaubspläne. Sie hat sich in verschiedenen Reisebüros Kataloge besorgt und möchte nun die Grundsatzfrage mit mir klären, die da wäre Berg- oder See-Urlaub. See-Urlaub. Gut. Küste oder Insel? Insel. Gut. Nähe oder weiter weg? Nähe. Gut. Flug? Ja. Sie sortiert die Kataloge nach Mülleimer oder Küchentisch. Am Ende bleiben die Kanarischen Inseln. Ja, meint sie, ich hätte da schon ein Ziel im Auge… Wenn meine liebe Frau Karin so anfängt, wird es Zeit, sich dünne zu machen. Das kann jetzt langwierig werden mit der Urlaubsbesprechung. Ich sage ihr ganz lieb, dass sie doch bitte 15 gute Argumente aufzählen soll, warum sie denn genau "da hin" möchte und dann könne man ja weiter sehen. Beflissen wälzt sie die nähere Auswahl und ist mindestens eine Stunde beschäftigt. Gut gemacht. Ich gehe mit meinem Kaffee derweil die Wiederholung vom letzten Fußball-Bundesligaspiel Hamburger SV gegen die Bayern sehen. Das ist wesentlich unterhaltsamer.
Meine liebe Frau Karin ist fertig. Und strahlt. Sie hat das Non-Plus-Ultra gefunden.
Nun müssten noch die Eckdaten des Urlaubes besprochen werden. Die Eckdaten? Ja, die Unterhaltung und Abwechslung der 14 Tage auf Gran Canaria, Urlaubsziel Playa del Ingles. Wie meinen Mylady? Na ja, Spazieren gehen auf den Dünen von Maspalomas. Eine Inselrundtour mit dem Buggy. Kamelreiten durch die Berge. Museumsbesuche oder eine Ausstellung der Ureinwohner der Insel sehen. Und ob ich mit dem ausgesuchten Hotel zufrieden wäre: Doppel-Suite mit Kitchenette, Balkon, All-Inclusive , Gymnastikprogramm, Abendunterhaltung, TV im Zimmer, Soft-Drinks und einer Rund-um-Betreuung von einer deutschen Reiseleiterin. Also eigentlich brauche ich keine so komplizierte Planung, nur die großen Männer-"B"s, um mich im Urlaub wohl zu fühlen: Bar, Bier, Baden, Bumsen. Und das natürlich mit meiner lieben Frau Karin, die glücklicherweise an Letzterem auch ihren Spaß hat. Ich weiß nicht, irgendwie geht es doch insgesamt viel simpler, oder?
Aber wie immer haben wir eine super gute Lösung gefunden: Sie bucht, sie ist glücklich, und ich bin glücklich, wenn sie glücklich ist.
Meine liebe Frau Karin ist nicht nur sparsam, sondern hat den ganzen Haushalt fest im Griff. Ich muss da leider auch manchmal Hand anlegen. Sonst läuft ja alles aus dem Ruder, meint sie. Finde ich nicht. Kann man alles beizeiten beheben, falls irgendwann, und wenn überhaupt, etwas zu tun ist. Und, man kann über manche Dinge, wenn sie nicht gerade kaputt gegangen sind, durchaus darüber hinweg sehen, dass sie eventuell, auch schon vorher, erledigt werden könnten. Puh. Das sieht Karin aber ganz anders.
Daher habe ich bewusst und schuldbeladen den Baumarktgrill nicht wie jedes Jahr im Herbst gereinigt und staubsicher verpackt (ich lach mich schlapp, staubsicher verpackt, ha, ha, einmal die Grillkohle rein geschmissen und die dreckige Kohle grinst dreckig aus dem Grill zurück) in den Keller gebracht, sondern ölverklebt im Garten hinter dem Holzhäuschen stehen lassen. Nun habe ich Karin ganz traurig gezeigt, wie unschön der Grill ist, dass ich ihn wohl ausnahmsweise vergessen habe und dass alle anderen Nachbarn schon seit langem einen großen, modernen Gas-Grill auf der Terrasse stehen haben. Nur wir nicht. Und Leute, was soll ich Euch sagen, meine liebe Frau Karin hatte innerhalb von zwei Monaten pünktlich zur Grillsaison das Geld zusammen gespart. Ach, sie ist die perfekte Frau für mich. Sie glänzt nun mit Garten-Partys und einem neuen Grill. Wir sind beide glücklich. Ich sagte doch schon anfangs: Wir ergänzen uns bestens.
Zum Feierabend brauche ich mein Bier. Oder zwei. Jeder Mensch hat seinen eigenen Glauben. Und ich glaube, ich trink noch eins. Wenn das Wochenende naht, kann ich Euch die kürzeste Horrorgeschichte erzählen, die mir dazu einfällt: Es wird wieder Montag.
In vielen Dingen hat meine liebe Frau Karin zwar recht, aber meine Meinung finde ich trotzdem besser. Man muss ja nicht immer alles bis zum Schluss ausdiskutieren. Das wäre nicht gut. Dabei würde sie gewinnen. Bei Karin rennst Du gegen Mauern. Du meinst, nichts ist unmöglich? Weit gefehlt – dann schlag mal eine Drehtür zu! Das ist dann in etwa so, wie mit Karin über bestimmte Dinge zu reden.
Wisst ihr, Leute, ich bin ein Mann. Ich bin nicht perfekt, aber ich muss auch nicht daran arbeiten.
Hauptsache, meine Frau liebt mich. Prost!
Karins Konter
Ich heiße Karin Helfer und bin 35 Jahre alt, ich arbeite halbtags als Altenpflegerin und den Rest des Tages fungiere ich als Spezial-Babysitter, das große Kind ist 37 Jahre alt und mein Mann. Hartmut ist stets freundlich, ein lustiger Typ, ich vertraue ihm zu 100 % und dafür liebe ich ihn. Der Rest wird verziehen, darauf hat er bei mir sozusagen eine Pauschale gebucht. Mein Leben verlief nicht immer leicht. Und wenn ich gewusst hätte, was mich so alles später erwartet, wäre ich wahrscheinlich erst mal lieber im Sandkasten sitzen geblieben.
Ich sei eine "Wilde Hilde" gewesen, sagten meine Eltern immer. Alles, was Jungs machten, wollte ich auch. An dem Weitpinkel-Wettbewerb konnte ich leider nicht teilnehmen. Im Kirschkernspucken war ich jedoch die erste. Als ich die Kindheit hinter mir hatte, fing ich an zu hinterfragen, was man mit Jungs noch so anfangen konnte. Meine Freundinnen waren mir da schon weit voraus. Ich sah mich aber keineswegs ruhig neben einem Jungen sitzen, der mir zart unter die Bluse fasste. Ich lebte lieber frei nach dem Motto: Scheiß auf den Prinzen – ich nehme das Pferd!
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