Die Schuldenspirale endet, falls die Käufer neue Anleihen solider Staaten ablehnen, weil das Risiko des Ausfalls zu groß erscheint. Bisher sind wir noch nicht soweit und wir hoffen, dass wir es niemals erleben müssen. Im Grunde wissen die informierten Marktteilnehmer, dass eine rasche Rückzahlung der Verbindlichkeiten überhaupt nicht möglich ist. Wer soll diesen riesigen Schuldenberg jemals abtragen, wenn die wirtschaftliche Leistungskraft der Nationen nicht enorm steigt, d.h. reales Wachstum ausbleibt? Diese Frage kann niemand beantworten.
Trotzdem kann es nicht ewig auf diesem Weg weitergehen. Letztendlich vertrauen wir alle dem bedruckten Papier mit dem Namen Euro, Dollar, Yen, Schweizer Franken usw.. Sehr wahrscheinlich ist die schrittweise Entwertung der Währungen, sodass die Staaten ein wenig „Luft“ für weitere Aktionen erhalten. Wir dürften in naher Zukunft für viele Jahre inflationäre - eventuell auch deflationäre Tendenzen sehen. Das lässt sich nicht vermeiden. Es gibt auch kaum Fluchtmöglichkeiten, da fast alle Staaten von dem Problem betroffen sind und die globalen Zusammenhänge für ein Übergreifen der Probleme auf noch tadellos funktionierende Volkswirtschaften sorgen. Das sollte Sie aber nicht an der systematischen Vermehrung ihres Kapitals hindern.
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Das Orakel von Omaha (Warren Buffet) investiert kräftig in aussichtsreiche Sektoren und der Erfolg gibt ihm Recht. Seine Berkshire Hathaway Holding konnte während der Krise günstig in solide Unternehmen einsteigen. Antizyklisch in unterbewertete Aktien investieren, wenn das Geschrei an den Börsen den Untergang des Abendlandes verkündet, war schon immer richtig, wenn man genügend Zeit und Geld hat. Buffet hält an Aktien fest, an die er glaubt. Als Value Investor sucht er stets Unternehmen, deren Wert derzeit an der Börse nicht entsprechend honoriert wird. Dann gilt es zu warten, bis die Masse der Anleger diese Unterbewertung entdeckt hat. So entstehen große Vermögen.
Der Euro und seine Schwächen
Grundsätzlich war die Einführung des Euros eine positive Sache für Europa. Es ging nämlich vor allem um die wirtschaftliche Blockbildung in Europa, sodass man den Amerikanern und Asiaten gestärkt entgegentreten konnte. Der zweite positive Aspekt war die Förderung des Binnenhandels durch fehlende Wechselkursgebühren. Leider wurden aber die Verbraucher nicht in den Prozess der Einführung eingebunden. Drastische Preiserhöhungen zu Anfang der Einführung schadeten der Akzeptanz nur. Plötzlich war fast alles um 100% teurer. Auf diese Weise kann man eine neue Währung natürlich nicht einführen.
Die entscheidende Schwäche des Euros sind unterschiedliche Wirtschaftspolitiken der beteiligten Staaten. So wird der Euro buchstäblich aufgeweicht. Manche Staaten spekulieren auf die Rettung durch die Gemeinschaft der Starken Nationen. Andere zeigen sich schlichtweg unfähig bei der Lösung ihrer Probleme. Überall entstehen Begehrlichkeiten. Die meisten Ländervertreter meinen sowieso, ihr Land käme bei der Verteilung guter Gaben grundsätzlich zu kurz.
Kurz: Wir haben es mit einer Menge Interessenvertreter zu tun, die ihre Wünsche in der Gemeinschaft auf jeden Fall an vorderster Stelle anbringen möchten. Jedem dürfte klar sein, dass auf dieser Weise keine einheitliche Finanzpolitik zustande kommen kann.
Zu einer Währungsunion gehört auch die politische Union, ein Gleichklang in der Finanzpolitik. Diese wird zwar mühsam versucht, aber in der Praxis zeigen sich immer wieder starke Ausschläge einzelner Mitgliedsländer, die dem Euro eben nur schaden.
Das ist eine sehr schwierige Frage. Natürlich gibt es zahlreiche Expertenmeinungen zu diesem Thema, aber die politische Klasse hat sich wohl besinnt, und verteidigt den Euro mit aller Macht. Das ist im Prinzip auch richtig, denn ein Rückfall mit vielen verschiedenen Währungen wäre für Europa kaum denkbar. Das dürfte dann wirklich in eine Währungsreform ausarten, welche Werte in massivem Umfang vernichte würde.
Im Grunde kann sich Europa ein Scheitern des Euros gar nicht leisten. So werden jetzt die Defizite der Mitgliedsstaaten bekämpft und man versucht Abweichler ins Glied zurück zu bringen. Das sind alles gut gemeinte Versuche. Dennoch kann sich die europäische Gemeinschaft nicht von der Weltwirtschaft abkoppeln. Alle globalen Erscheinungen, wie die sehr wahrscheinlich kommende Inflation und eine wachsende Dynamik bei bevorzugten Branchen, werden auch in Europa Spuren hinterlassen. Bis jetzt haben die Finanzpolitiker allerdings nicht schlecht reagiert. Ein komplettes Scheitern des Euro ist wenig wahrscheinlich.
Denkbar wäre eventuell ein zentraler Euro mit Deutschland, Frankreich, Österreich und den Benelux Staaten, falls die südlichen Mitgliedsstaaten ihre Probleme nicht in den Griff bekommen. Spanien ist aber mit umfangreichen Kostensenkungen und stabilisierenden Programmen für die kommenden Haushalte auf einem guten Weg.
Beruhigend ist die Tendenz der europäischen Finanzpolitik, sich zusammenzuraufen und eine einheitliche Linie auszuarbeiten. Die Kernstaaten bemühen sich um Einigkeit, die zwar letztendlich nie zustande kommen wird, aber der Versuch ist lobenswert. Mögliche Kompromisse bei Maßnahmen können auf diese Weise besser und vor allem zielorientierter ausfallen.
Der Euro darf nicht scheitern. Ein finanzieller Kollaps Europas wäre die Folge. Natürlich versuchen die USA in Union mit England, dem Euro zu schaden. Dieser ist nämlich eine ernsthafte Konkurrenz für den Dollar und zieht trotz aller Schwierigkeiten massiv Kapital aus Asien an.
Die „konstruierte“ Währung hält Europa zusammen und zwingt die Mitgliedsstaaten, sich an zuvor vereinbarte Regeln zu halten. Dass dies nicht immer gelingt, war dem versierten Betrachter klar. Trotzdem muss betont werden, dass der Wille zur Einigung schon sehr positiv zu bewerten ist. Bis vor kurzer Zeit war hier noch nichts Vergleichbares zu sehen.
Die Abstimmung in der Finanzpolitik geschieht aber nicht aus freiem Willen, sondern aus der Not heraus. So sorgt die Krise doch noch für etwa Gutes: Eine weitgehend abgestimmte und einheitliche europäische Finanzpolitik der tragenden Mitgliedsstaaten. Natürlich können sich weiterhin Turbulenzen ergeben. Einzelne Mitglieder der Gemeinschaft werden auch in Zukunft die Kriterien verletzen, vielleicht sogar ausscheiden. Das ändert jedoch nichts an den gemeinsamen Zielen, die zusammen mit der EZB umgesetzt werden sollten.
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