Piedro Vargas Koana - Obsession

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Piedro, ein heißblütiger Brasilianer, verliebt sich in Anja, eine mysteriöse deutsche Schönheit. Kann Piedro mit all seinen brasilianischen Vorzügen die kühle Blonde verzaubern?
Eine atemberaubende Achterbahnfahrt der Gefühle beginnt. Zwischen höchster Ekstase und tiefster Verzweiflung suchen die beiden jungen Menschen einen Weg, ihre Obsession zu verwirklichen. Doch je näher sie sich kommen, desto komplizierter werden die Gefühle. Denn Anja hat ein dunkles Geheimnis…

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Impressum

Copyright: © 2015 Piedro Vargas Koana

Verlag: epubli GmbH, Berlin, www.epubli.de

ISBN 978-3-7375-5557-9

Umfang: ca. 320 Seiten im Buchformat Diogenes-Verlag

Über die Autorin

A. G. hat in ihren autobiografischen Aufzeichnungen die für sie wichtigste Lebensepoche beschrieben. Als Schriftstellerin hat sie einiges veröffentlicht, das nicht zu dieser Liebesgeschichte voller Erotik, Philosophie und Meditationserfahrungen passt und daher nach Meinung anderer ihre berufliche Existenz stören könnte. Diese Einschätzung ermöglicht es ihr also eigentlich nicht, eine solch erotische Lebenserfahrung wiederzugeben.

Sie hat diese Veröffentlichung dennoch gewagt, weil sie der Stimme ihres Herzens gefolgt ist und ein Plädoyer für die Liebe abgeben möchte. Einer Erfahrung nachspürend, in der zwei Menschen eins geworden sind: mit allen Höhen und Tiefen, mit zerstörerischen Schmerzen und unvorstellbarer Lust, mit der sanften Zärtlichkeit und eruptiven Wildheit eines unglaublichen Liebhabers, den eigentlich nur ein Romancier erfinden kann. Gleichzeitig ist es eine Geschichte, die zwischen Ängsten und Abgründen spielt und die Entwicklung, Werdung und das Wachstum von Persönlichkeit aufzeigt.

Für diese Geschichte hat sie ein Pseudonym gewählt. Und noch ein weitere Änderung: Sie hat ihre Geschichte nicht aus ihrer eigenen Perspektive erzählt, sondern ganz bewusst die Augen, Gefühle und Sinne ihres Liebhabers Piedro gewählt. Dafür dienen ihr die Hunderte von Briefen, die er ihr zu Beginn und während ihrer Liebesbeziehung geschrieben hat. Das allein reichte aber nicht, ihn und seine Gefühle authentisch wiederzugeben. Auch Empathie ist nicht hinreichend. Es bedarf schon der Liebe.

Bernhard Storz (Lektor)

Inhaltsverzeichnis

Impressum

Über die Autorin

Lebenssinn

Prolog

Brasilien - Deutschland

Endlich hast du sie gefunden!

Tagebuch des Wartens

Der Tod fällt über mich her

Die Wiedergeburt

Liebe, Verzweiflung, Vergangenheit

Lebenssinn

„Reife Liebe folgt dem Prinzip: Ich werde geliebt, weil ich liebe.“

Erich Fromm, Die Kunst des Liebens.

Leben.

Was heißt Leben?

Ich habe mir das Leben nicht ausgesucht. Auch das Sterben werde ich mir nicht aussuchen können. Weder den Zeitpunkt, noch das Wie. Es sei denn...

Bis dahin habe ich nur eine Möglichkeit: zu leben!

Prolog

„Beim Sex ist man wieder im Urwald. Man ist wieder im Sumpf. Beim Sex geht es darum, dass die Dominanz wechselt.“

Philip Roth, Das sterbende Tier.

Immer wieder muss ich an diesen Moment denken. Hätte es hier noch eine Möglichkeit der Umkehr gegeben?

„Du zitterst ja?!“

Ich stehe in der geöffneten Tür zu ihrer Wohnung, bin bewegungslos, sprachlos. Meine einzige Regung ist dieses Zittern, das ich nie zuvor gespürt habe. Sie fasst mich an der Hand und zieht mich in den Flur. Offensichtlich ist es meine Schwäche, die sie weich werden lässt. Die Holzdielen knarren unter meinen Schritten, während ich ihr folge. Es riecht nach Räucherstäbchen und orientalischen Gewürzen. Und frischem Holz.

Sie führt mich in ihr Wohnzimmer. Als ich sie die letzten Male besuchte, hatten wir nur ein einziges Mal Sex miteinander gehabt. Schmerzlich erinnere ich mich dieses Moments. Es war das erste Mal in meinem Leben, dass ich impotent gewesen war.

Völlig passiv lasse ich mich auf die Polster sinken. Ich spüre mich nicht. Mein Körper besteht aus weichem Plastik und fällt in sich zusammen wie Milchschaum, der von Kaffeetropfen durchdrungen wird. Ihre Augen bewirken dies, die sonst so hell schimmern. Aber der Raum ist dunkel. Ich kann keinen Unterschied zwischen Iris und Pupille erkennen. Mein Zittern verstärkt sich.

„Was ist, Piedro?“, fragt sie völlig überflüssigerweise. Nichts ist, würde ich ihr gern entgegenbrüllen. Ich leide nur unter unserer Trennung. Ich bin auf Entzug. Du bist mein Rauschgift! Du hast meine Seele vergiftet, meinen Körper. Meine Nerven liegen so blank, dass selbst ein Luftzug mich zum Erbeben bringt. Deshalb zittere ich permanent.

Doch ich sage nichts. Weil ich nichts sagen kann. Ich fühle eine Lähmung. Überall. Vor allem in meinem Kopf.

Langsam beginnt sie, mein Hemd aufzuknöpfen. Ich lasse es geschehen, weil ich nicht weiß, ob ich noch lebe oder schon in einem anderen Zwischenbereich angekommen bin. Sie sitzt mir so nahe, dass ich ihren besonderen Duft wahrnehmen kann. Herbstgetreide auf einem Feld voller Sonnenschein, braun, mit hellen Pilzdüften. Tief atme ich ein, während sie meine Kleider entfernt.

Mein Penis scheint der einzige Körperteil zu sein, in dem Leben pulsiert. Er will sich von mir lösen, drängt zu ihr hin. Ich habe keine Kontrolle über ihn. Bin ich deshalb so erstarrt, weil sich dort alle Energie gesammelt hat? Wenn ich überhaupt noch einen Funken Verstand besitze, so entscheide ich, dass ich nichts mehr denken, tun oder beeinflussen werde. Wozu noch leben, wenn ich eine letzte Erwartung auf göttlichen Sex haben kann? Nagisa Ôshima, der geniale japanische Regisseur, kommt mir in den Sinn. Bin ich seine Leib gewordene Phantasie? Im Reich der Sinne. Auch in seinem Film wurde eine verzehrende Leidenschaft gezeigt, die zwei Menschen in ihren Bann zog. Der Film beruht bekanntlich auf einer wahren Begebenheit. Zwei Menschen werden aus ihren Umlaufbahnen gezogen und gehen eine neue tödliche Vereinigung ein. Ihre gegenseitige Anziehung und sexuelle Energie ist so stark, dass sie aus ihrem Leben herausgerissen und in die dunkle Energie eines schwarzen Lochs hineingezogen werden. Kichizō verlässt seine Familie, um sich ganz seiner Geliebten namens Sada hinzugeben. Sie blenden ihr Leben aus und haben nur noch eins: Sex. Immer tiefer lassen sie sich in diesen Strudel hineintreiben, erkunden völlig neue Bereiche, entdecken vorsichtig und zögernd die Lust am Schmerz. Sie verlieren mehr und mehr die Kontrolle über sich. Die körpereigenen Opiate überschwemmen ihre Gehirne und treiben die sexuelle Erregung auf nie gekannte Höhen. Glitzernde Ekstasefunken betäuben sie so sehr, dass sie im letzten Geschlechtsakt schließlich – ich blende diesen Gedanken aus. Und wenn es jetzt doch geschehen würde, so hätte mein Leben einen Sinn gehabt.

Mein Kinn hebt sich wenige Zentimeter, um den Todesstoß zu empfangen, während Anja meinen Penis wie ein Schwert umfängt. Doch ihre Augen sind auf einmal milde geworden. Sie drückt mich auf die Kissen und senkt ihre Lippen über meinen eregierten Schwanz, saugt sich daran fest. Ein paradoxes Gefühl jagt durch meinen Körper. Was immer sie aus mir herauszieht und in sich aufnimmt, strömt in gewaltiger Form wieder zu mir zurück. Eine heiße Welle, die durch meinen Körper jagt, als ob Glasscherben in winzig kleine Teile zerbrechen, dort jede Zelle infizieren und schließlich explodieren wird. Ich schließe meine Augen und lasse geschehen, was nun kommen wird. Mit der letzten Wahrnehmung stelle ich fest, dass ich nicht mehr zittere, sondern alle Körperzellen synchron zu vibrieren scheinen und ich mich dem Höhepunkt nähere.

Es ist, wie es immer war. Anja besitzt die Fähigkeit, mit mir eins zu werden. Ob ich meinen Atem kontrolliere oder schreie oder die Luft anzuhalten versuche, es ist völlig egal: Sie weiß immer genau, wie nah ich meinem Orgasmus bin. Während ich mich meinem Höhepunkt hingeben möchte, unterbricht sie ihr rhythmisches Saugen. Mit ihren Händen strafft sie meine Vorhaut so sehr, dass mein Schwanz den Härtegrad von Beton erreicht. In dieser Spannung hält sie ihn an der Wurzel fest und setzt sich mit ihrer Muschi darauf. Für sie nur eine ihrer besonderen Yoga-Übungen, die sie gelegentlich beim Sex einsetzt, eine Art Lotus-Stellung. Für mich gefühlt eine Minute lustvoller Qual, mindestens, bis sie mich endlich in sich aufgenommen hat. Wie auch immer sie es anstellt: Es fühlt sich an, als ob eine Faust meinen Penis umschließt und ein tonnenschweres Gewicht an ihm herunterdrückt. Dabei ist sie schlank und federleicht. Vermutlich setzt sie besondere Muskeln ein, um dieses Gefühl hervorzurufen. Für sie selbst oder für mich? Während es geschieht, bin ich nicht fähig zu denken oder irgendetwas wahrzunehmen. Hinterher sehe ich mit geschlossenen Augen nur das Bild, wie sich ein Schloss um einen Schlüssel biegt, bis er dort einrastet und seine feste Stellung gefunden hat.

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