Titelseite Magda Trott GOLDKÖPFCHEN Gesamtausgabe
GOLDKÖPFCHEN GOLDKÖPFCHEN
Bärbel erlebt wunderliche Dinge
Großmama kommt
Goldköpfchen will helfen
Die kleine Tierfreundin
Goldköpfchen verdient sich Geld
Vom Teufel, der immer anders wollte
Bei der Großmama
Geburtstags-Vorfreuden
GOLDKÖPFCHENS SCHULZEIT
Der erste Schultag
Der kleine Faulpelz
Sitzengeblieben
Ein Schritt vom Wege
Bärbel entwickelt allerlei Fähigkeiten
Anita Schleifer
Rackerchen
Der Straßenschreck in Dillstadt
… ist der Backfisch ausgekrochen
GOLDKÖPFCHENS BACKFISCHZEIT
Von Dichtern und Denkern
Doktor Rollmops
Von Räubern, Zigaretten und Schlagsahne
Weihnachtsvorbereitungen
Allerlei vom W und vom Weh
Blaublümelein
Bärbel will etwas erleben
Nachdenkliches
GOLDKÖPFCHENS LEHRZEIT
Ferien-Ende
Reiseerlebnisse
Der erste Lehrtag
Blinder Eifer schadet nur
Berufsärger
Eine neue Wanddekoration
Bärbel wird in Verlegenheit gebracht
Bärbel reift heran
Das erste Bild
GOLDKÖPFCHENS BRAUTZEIT
Eine zweifelnde Mädchenseele
Es wuchs im Herzen ein Blümelein zart
Du Ring an meinem Finger
Die Schlange im Paradiese
Herzeleid
Die Schatten schwinden
Goldköpfchen rächt sich
Liebesleute
Bestanden!
GOLDKÖPFCHEN ALS MUTTER
In froher Erwartung
Goldköpfchens Pol
Feitakin
Elternfreuden aller Art
Ein unbedachtes Wort und seine Folgen
Selige, goldene Backfischzeit
Vom Freudenspenden
Bärbel will Glück stiften
Gute Saat
GOLDKÖPFCHENS GLÜCK UND LEID
Aufruhr im Ort
Die Dame von Welt
Die Schlange im Paradiese
In Tannengrund
Gestörte Ferien
Erinnerungen
Tiefstes Leid
Haralds Vermächtnis
GOLDKÖPFCHEN IM BERUF
Vorbereitung
Freunde und Bekannte stellen sich ein
Goldköpfchen lernt Neid und Mißgunst kennen
Das Atelier »Goldköpfchen«
Treue Freunde aus der Lehrzeit
Das Ebenbild des Vaters
Allerlei Mißverständnisse
Frohe Ausblicke in die Zukunft
Der Segen der Arbeit
GOLDKÖPFCHENS GROSSER ENTSCHLUSS
Überall Sorgen
Der Teufel und die Fliegen
Häschens Worte
Das Bild der Mutter
Bleibe hier!
Mutti kommt!
Der Misthaufe
Die Werbung
Der letzte Kampf
Ich will!
Wir haben wieder eine Mutti!
GOLDKÖPFCHEN IM KREISE FROHER JUGEND
Muttertag in Goldköpfchens Heim
Eine Stiefmutter
Wir fahren nach Dillstadt
Keine ruhige Stunde
Jagd auf den Teufel
Die Sonne bringt es an den Tag
Der Ausflug zum Kuhstall
Mutti ist krank
Eine glückliche Mutter
GOLDKÖPFCHENS KINDER: DIE BEIDEN FIPSE
Ziehe durch, ziehe durch
Vor der Reise
Wir fahren in die Welt!
Überall Neues
Das Ahneli
Wenn es brummt …
Die Britzel-Bratzelpfanne
Der Hansl von der Tauernalm
Die Mutti ist kommen
GOLDKÖPFCHENS KINDER: ERNAS LUSTIGE REISE
Ein gutes Hausmütterchen
Opas Liebling
Das Kreuzworträtsel und seine Folgen
Jungfer Allwissend
Der Hexenmeister
Die Robinson-Insel
Das Lama in Angst und Not
Pechsträhne und Versöhnung
Die Ferien gehen zu Ende
Das Lama kehrt heim
Der alte Mann spinnt
Vater reich
Wir haben es gesehen!
Sie ist da!
Das gibt's nur einmal
Immer nur Marion
Auf der Fazenda
Kaltgestellt
Jetzt sind wir zehn
Die heiteren und die glücklichen Kinder
Impressum
Magda Trott
GOLDKÖPFCHEN
Gesamtausgabe
GOLDKÖPFCHEN
Bärbel erlebt wunderliche Dinge
Auf dem Hofe der Bärenapotheke ging es heute wieder einmal besonders laut zu. Der zwölfjährige Sohn des Apothekenbesitzers Wagner bemühte sich, mit seinem Spielkameraden Emil ein kleines Mädchen zu fangen, das lachend und schreiend mit ausgebreiteten Armen vor den Knaben einherlief. Joachim Wagner hatte aus dem Schuppen einen großen Binsenkorb genommen, den er über das goldköpfige kleine Mädchen stürzen wollte, um die Kleine zu fangen.
Man spielte Maikäfer! Bärbel Wagner, die vierjährige Tochter des Apothekenbesitzers, hatte sich bereit gefunden, die Rolle des Maikäfers zu übernehmen, und gab sich alle erdenkliche Mühe, dem gefährlichen Korbe zu entgehen. Man trieb die Kleine oft in die Enge, denn Emil Peiske, der Sohn des Schneiders aus dem Nachbarhause, war als wildester und unartigster Knabe in ganz Dillstadt bekannt, der auch jetzt wieder bewies, daß er seinem Rufe alle Ehre machte. Er warf dem enteilenden Bärbel Holzstücke in den Weg, um das kleine Mädchen zum Straucheln zu bringen, während sein Spielgefährte sich brüllend näherte, von Zeit zu Zeit den Korb nach Bärbel schleuderte, bis – endlich das schwierige Werk gelungen war.
Bums! Der Korb wurde über das kleine Mädchen gestülpt; im nächsten Augenblick hockten die beiden Knaben auf ihm, um Bärbel das Entrinnen unmöglich zu machen.
Mit diesem gelungenen Fang brach aber gleichzeitig ein Lärm los, wie man ihn selten aus drei Kinderkehlen gehört hatte. Bärbel schrie in den höchsten Tönen, die beiden Knaben versuchten ihre Stimme zu übertönen.
Ein energisches Klopfen an eines der Fenster ließ die Knaben aufsehen. Joachim erblickte den Vater, der mit erhobenem Finger drohte.
»Wir haben den Maikäfer!« rief ihm der Bube statt aller Antwort entgegen.
Das Fenster wurde geöffnet, der Apothekenbesitzer Wagner schüttelte mißbilligend den Kopf und sagte mahnend: »Last das Geschrei, du weißt, daß Mutti schlafen will.«
Joachim blickte nach den Fenstern des ersten Stockwerkes hinauf, wandte sich darauf mit pfiffigem Ausdruck an seinen Spielgefährten und sagte gönnerhaft:
»Nun gut, wir gehen zu dir, Emil.«
Währenddessen hatte sich Bärbel aus seinem Gefängnis befreit; mit hochroten Wangen eilte das Kind auf den Vater zu:
»Sie haben mich gekriegt!« Erneut begann sie laut zu kreischen, so daß sich der Vater zu einer neuen Mahnung veranlaßt sah.
»Du mußt brav und ruhig sein, Bärbel, Mutti will schlafen.«
»O, schlafen, wenn die liebe Sonne scheint?« Das Kind schaute mit seinen blauen Augen zum wolkenlosen Maihimmel empor.
»Ja, Mutti ist müde, denn Mutti hat sehr viel gearbeitet.«
»Wenn die Mutti schlafen will, will ich ihr ein Gute-Nacht-Küßchen geben.«
»Nein, nein, Bärbel, – sie schläft schon.«
»Ich könnte ohne Küßchen nicht einschlafen, Vati.«
Der Apothekenbesitzer schaute auf sein kleines Mädchen herab. Die Sonne flimmerte in dem Blondhaar, und es hatte den Anschein, als habe sich eingesponnenes Gold um dieses Kindergesicht gelegt. Kein Wunder, daß das kleine Mädchen im ganzen Orte den Namen »Goldköpfchen« erhalten hatte, daß selbst die Mutter ihre einzige Tochter oft mit dieser Bezeichnung rief.
Schön war Bärbel nicht zu nennen, denn das kleine Näschen war zu breit, und auch das hervorspringende Kinn verlieh dem Gesicht einen etwas trotzigen Ausdruck.
Aber wenn man in die großen Blauaugen sah, flogen alle Herzen diesem lebhaften Kinde zu, das durch seine drolligen Bemerkungen und seinen aufgeweckten Geist schon viel von sich hatte reden machen.
Die beiden Knaben hatten sich bereits entfernt, die Weidenkiepe lag hingeworfen inmitten des Hofes.
»Stell’ den Korb zur Seite, Bärbel, dann darfst du zu mir hereinkommen.«
Es geschah, und wenige Minuten später saß das vierjährige Mädchen auf den Knien des Vaters.
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