Andre Rober - Sündenlohn
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Andre Rober
Sündenlohn
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Inhaltsverzeichnis
Titel Andre Rober Sündenlohn Dieses ebook wurde erstellt bei
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Impressum neobooks
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Im Watt beim Tetenbüller Sielzugwird eine Leiche angeschwemmt. War es ein unvorsichtiger Wattwanderer, oder hat es Inge Westerhus mit einem Mordfall zu tun? Noch am Fundort wird der Husumer Ermittlerin klar, dass es sich um ein Tötungsdelikt handelt. Die Spuren am Leichnam der jungen Frau lassen bei der Kriminalhauptkommissarin alle Alarmglocken schrillen! Obwohl es der erste Fall dieser Art ist, liegt die Vermutung nahe, dass sie es mit einem brutalen Serienmörder zu tun hat. Bei der Lösung des Falls bittet sie ihre Kollegin Sarah Hansen aus Flensburg um Hilfe. Nur gemeinsam haben sie vielleicht eine Chance, den Täter zur Strecke zu bringen.
Andre Rober, geboren 1970in Freiburg im Breisgau, studierte Volkswirtschaftslehre und arbeitete nach dem Abschluss mehrere Jahre für Banken im In- und Ausland. Mit der Absicht, sich beruflich zu verändern, machte er eine Ausbildung zum Business-Coach und arbeitete parallel an seinem literarischen Erstlingswerk „Sturmernte“. "Sündenlohn" ist das lang erwartete Prequel zu dem Politthriller mit der Ermittlerin Sarah Hansen, die ihren letzten Fall im Norden Deutschlands zu lösen hat, bevor sie nach Freiburg im Breisgau versetzt wird.
Andre Rober
Sündenlohn
Thriller
Ungekürzte Taschenbuchausgabe
1. Auflage März 2017
© Andre Rober, Merzhausen
Umschlaggestaltung: Andre Rober
Umschlagabbildung: Andre Rober
Satz: Andre Rober
Gesetzt aus der Palatino
Papier: Munken Print Cream
Druck: Online Druck.biz
Printed in Germany
ISBN: 978-3-947252-01-5
„ Denn der Lohn der Sünde ist der Tod“
(Römer 6, 23)
Vorsichtig, fast bedächtig,schob sich die kleine Strandkrabbe vorwärts, um nicht die Aufmerksamkeit einer der Möwen oder Austernfischer auf sich zu lenken, die sich bereits eingefunden hatten. Stück für Stück näherte sie sich langsam ihrem Ziel, schwenkte ihre kleinen Stielaugen wachsam, ständig bereit, sich durch einen kurzen Sprint vor einem Angriff aus der Luft in Sicherheit zu bringen. Doch die großen Vögel beachteten sie überhaupt nicht, sondern pickten in aller Ruhe nach den zahllosen Würmern und Schnecken, über die die kleine Krabbe schon hinweggekrochen war. Sie hatte ein bestimmtes Ziel. Obschon sie zum ersten Mal in ihrem bisherigen Leben solch ein riesiges Festmahl vorgefunden hatte und die Fresskonkurrenz wahrhaft groß war, steuerte sie zielstrebig über den wiechen Untergrund auf eine bestimmte Stelle zu. Dort angekommen begann sie sofort, sich über die Delikatesse herzumachen, die trotz des verlockenden Duftes bisher von dem Gewürm und den Möwen verschont geblieben war. Dass sich der Untergrund sachte mit den leichten Wellen hin- und herbewegte, störte sie nicht. Wenn eine etwas größere Woge ihren Standort überspülte, krallte sie sich kurz fest, dann setzte sie ihr Werk fort. Mit beiden Scheren hieb sie gierig in ihr Mahl und hielt nicht eher inne, bis sie den letzten Rest des Festschmauses verspeist hatte, und an dessen Stelle eine dunkle, leere Höhle verblieb.
Gedankenversunken steckte Petra Klausmanndas schmutzige Taschentuch in den Beutel mit Babyutensilien. Seit vier Tagen war Luca nun schon erkältet, und sie musste ihm alle paar Minuten die laufende Nase abwischen. Trotzdem ließ sie es sich nicht nehmen, an diesem schönen Frühlingstag einen kleinen Morgenspaziergang zu unternehmen. Schließlich war es ja nicht kalt, und sie hatte ihren Sohn ausreichend eingepackt, um ihn in seinem Kinderwagen mit auf den Deich zu nehmen und gemütlich am Meer entlangzuschlendern. Sie packte die Hallo-Kitty-Tasche, die sie von ihrer Schwester zur Geburt von Luca bekommen hatte, wieder in das Netz am Kinderwagen und setzte sich erneut in Bewegung. Die verbleibenden einhundert Meter bis zur Sielanlage legte sie zurück, ohne noch einmal anhalten und Luca die Nase putzen zu müssen. Dort stellte sie ihren Sohn mit Blick auf das Meer in den Schatten des Sielwerkes und setzte sich auf die graue Steinmauer daneben, um gemütlich angelehnt auf das auflaufende Wasser zu blicken. Sie genoss den leichten Wind, der ihre schwarzen Locken durchfuhr und beobachtete freudig das Spiel zweier Austernfischer und eine Schar Möwen, die sich laut krächzend um etwas zu Fressen stritten. Sie folgte ihrem Flug und entdeckte etwa 50 Meter entfernt weitere Möwen auf einem länglichen, etwa ein bis zwei Meter großen Gegenstand, der sich im flachen Wasser leicht bewegte.
Oh Nein! , dachte sie, nicht schon wieder eine Robbe . Wie schon einige Jahre zuvor waren im Frühjahr vermehrt tote Robben angespült worden, die einer zyklisch auftretenden Virusinfektion zum Opfer gefallen waren. Die Anwohner wurden aufgerufen, die Funde unverzüglich zu melden, damit die Kadaver möglichst schnell fortgeräumt und untersucht werden konnten. Sie selbst hatte dieses Jahr schon zwei tote Tiere gemeldet, und jedes Mal tat es ihr in der Seele weh, wenn sie solch ein niedliches Wesen tot, halb angefressen und zum Teil verfault vor den Füßen liegen hatte. Sie seufzte tief, ließ sich von der Mauer herab und schob Luca, so nah es möglich war, zu der Stelle, wo sich die Möwen mittlerweile heftige Kämpfe lieferten. Dann drehte sie den Kinderwagen mit dem Rücken zur Sonne, griff in die Tasche ihrer Windjacke und holte ihr Handy heraus. Die Nummer von der Schutzstation Wattenmeer hatte sie in ihren Kontakten gespeichert. Leider , dachte sie mit einem Anflug von Traurigkeit. Sie ging die paar Meter zu dem mit Fasern und Seetang umwickelten, unförmigen Kadaver, um sich zu vergewissern, dass es sich dabei tatsächlich um eine Robbe handelte. Die ersten Zweifel kamen ihr, als sie nur noch wenige Schritte entfernt war. Skeptisch trat sie etwas näher, ungeachtet dessen, dass sie knöcheltief im Wasser stand. Dann kam eine kleine Welle und drehte den Kopf des Kadavers in ihre Richtung. Unvermittelt starrte sie in ein entsetzlich zugerichtetes menschliches Gesicht, aus dessen leeren Augenhöhlen eine drekckige, ölige Brühe rann. Petras Schrei erstickte im Keim, und reflexartig fing sie ihr Handy auf, das ihr im Augenblick des Schocks aus den Fingern geglitten war.
Der Anruf erreichte Inge Westerhuswährend der Montagmorgenbesprechung. Seit zwei Wochen halfen sie und ihr Team, so gut es ging, bei den anderen Dezernaten aus, sofern diese überhaupt Arbeit übrig hatten. Den letzten Fall, einen wegen der Lebensversicherung als Unfall getarnten Suizid, hatten sie abgeschlossen, die Berichte und Dokumentationen lagen beim Staatsanwalt. Seither war nichts in ihrem Zuständigkeitsbereich passiert. Eine Kneipenschlägerei hier, ein Überfall mit einem Taschenmesser dort…, nichts wirklich Herausforderndes. Inge Westerhus konnte sich nicht daran erinnern, wann oder ob dies in ihrer siebenundzwanzigjährigen Karriere als Polizistin zuletzt der Fall gewesen war. Auch wenn die Abteilung Gewaltverbrechen in Husum nicht unbedingt chronisch überbeschäftigt war, so ruhig war es ihrer Meinung nach lange nicht gewesen. Gerade hatten sie in der Besprechung festgestellt, dass niemand mehr Überstunden hatte, die er hätte abbauen können, als das Telefon des Besprechungsraumes kleingelte. Der Beamte der Dienstbereitschaft setzte sie davon in Kenntnis, dass in der Nähe des Sielwerks am Wasserspeicher eine im Wasser treibende Leiche gefunden worden war. Ob es sich dabei um ein Unfallopfer, einen Freitod oder ein Gewaltverbrechen handelte, sei wohl nicht ohne weiteres zu bestimmen.
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