Halb lachend, halb weinend hatte Belinda ihn ermutigt:»Nimm sie hoch, Richard! Sie ist doch nicht aus Glas!»
Elizabeth. Ein ganz neuer Mensch. Belinda hatte den Namen allein ausgesucht, so selbstverständlich, wie sie auch das ganze Hauswesen allein geführt hatte.
Für Bolitho hatte alles außerhalb seiner Familie an Bedeutung verloren. Rivers war in derselben Kutsche wie Jobert nach London gebracht worden. Der französische Admiral würde eines Tages bestimmt ausgetauscht werden, aber für Rivers sah die Zukunft viel ungewisser aus.
Wieder warf Bolitho einen Blick aus dem Fenster, aber Allday war verschwunden. An den Gedanken, daß sich England wieder im Krieg befand, konnte er sich nur schwer gewöhnen. Wodurch war der Frieden verspielt worden?
Die Tür ging auf, und Belinda trat mit Elizabeth auf den Armen ins Zimmer. Bolitho nahm sie ihr ab und trug sie zum Fenster, während das Kind nach den Goldknöpfen seiner Uniform grapschte.
Sein Glück war vollkommen und beschämte ihn fast, wenn er daran dachte, wie viele bittere Not litten oder gestorben waren.
Auch Adam kam ins Zimmer und musterte lächelnd die drei am Fenster. Er gehörte jetzt zur Familie, alles war arrangiert.
Draußen auf dem Flur hastete Allday zur Tür und rügte eines der Dienstmädchen:»Beeil dich, du Trine, ein Kurier ist angekommen!»
Belinda griff sich an die Brust.»O nein, nicht so bald! Nicht schon wieder«, flüsterte sie.
Bolitho hörte die Verzweiflung in ihrer Stimme und drückte seine Tochter fester an sich.
Adam eilte aus dem Zimmer, kehrte aber kurz darauf mit einem dik-ken, versiegelten Briefumschlag zurück.
Beruhigend sagte er:»Der Kurier kommt nicht von der Admiralität. Die Nachricht ist vom Hof in St. James.»
Belinda nickte erleichtert.»Lies bitte vor, Adam. Ich bin zu nervös.»
Adam brach die Siegel auf und las schweigend.
Dann hob er den Blick.»Gott sei Dank«, sagte er.
Allday und Ferguson drückten sich noch in der Tür herum, beobachteten, wie der Leutnant das eindrucksvolle Schreiben an die Hausfrau weiterreichte. Er sah die Überraschung in ihrem Gesicht der Freude weichen und sagte:»Tja, Allday, du mußt höherenorts gute Beziehungen haben. Dein Wunsch ist erfüllt worden.»
Wortlos starrte Allday zum Fenster, wo Belinda jetzt die Arme um Mann und Kind legte und Bolitho auf die Wange küßte.
Lächelnd meinte Adam:»Aber ich glaube, mein Onkel ist zufrieden mit dem, was er hat. Das ist für ihn der schönste Lohn.»
Allday hörte ihn nicht; sein Blick war in die Ferne gerichtet, als er sagte:»Also Sir Richard Bolitho. «Dann nickte er nachdrücklich, und in seinen Augen stand wieder ein Glanz wie in alten Tagen.»Wenn mich jemand fragt: Es wurde auch Zeit!»
Ende
27.3.1802
Seekadett oder Fähnrich zur See
Seesoldaten, Marine-Infanterie
Kap Lizard. südlichster Punkt Englands
Sailing master: für die Navigation verantwortliche Decks(Unter)offizier
Netze an Schanzkleid oder Reling, in denen die festverzurrten Hängematten der Mannschaft als Kugelfang verstaut wurden
Kabellänge = ein Zehntel einer Seemeile oder 185, 2 m
Etmal = die von Mittag bis zum nächsten Mittag zurückgelegte Strecke
Legerwall = Küste, auf die der Wind steht