Стефан Цвейг - Немецкий с любовью. Новеллы / Novellen

Здесь есть возможность читать онлайн «Стефан Цвейг - Немецкий с любовью. Новеллы / Novellen» — ознакомительный отрывок электронной книги совершенно бесплатно, а после прочтения отрывка купить полную версию. В некоторых случаях можно слушать аудио, скачать через торрент в формате fb2 и присутствует краткое содержание. Город: Москва, Год выпуска: 2014, ISBN: 2014, Издательство: Array Литагент «АСТ», Жанр: foreign_language, literature_20, foreign_prose, на русском языке. Описание произведения, (предисловие) а так же отзывы посетителей доступны на портале библиотеки ЛибКат.

Немецкий с любовью. Новеллы / Novellen: краткое содержание, описание и аннотация

Предлагаем к чтению аннотацию, описание, краткое содержание или предисловие (зависит от того, что написал сам автор книги «Немецкий с любовью. Новеллы / Novellen»). Если вы не нашли необходимую информацию о книге — напишите в комментариях, мы постараемся отыскать её.

В книгу вошли три новеллы известного немецкого писателя Стефана Цвейга: «Письмо незнакомки», «Амок» и «Шахматная новелла».
Драматические судьбы героев, любовь на грани жизни и смерти, глубокие душевные депрессии, мастерски описываемые автором, делают его новеллы сегодня особенно актуальными. Произведения подверглись незначительному упрощению, что позволило сохранить как сюжетную линию, так и живой немецкий язык.
Предназначается для изучающих немецкий язык (уровень 4 – для продолжающих верхней ступени).

Немецкий с любовью. Новеллы / Novellen — читать онлайн ознакомительный отрывок

Ниже представлен текст книги, разбитый по страницам. Система сохранения места последней прочитанной страницы, позволяет с удобством читать онлайн бесплатно книгу «Немецкий с любовью. Новеллы / Novellen», без необходимости каждый раз заново искать на чём Вы остановились. Поставьте закладку, и сможете в любой момент перейти на страницу, на которой закончили чтение.

Тёмная тема
Сбросить

Интервал:

Закладка:

Сделать

Dann nahm ich den Brief, schellte einem Boy und hieß ihn das Schreiben sofort überbringen. Endlich war alles gesagt – alles!“

Etwas klirrte und kollerte [229]neben uns. Mit einer heftigen Bewegung hatte er die Whiskyflasche umgestoßen; ich hörte, wie seine Hand ihr suchend am Boden nachtastete und sie dann mit einem plötzlichen Schwung fasste: in weitem Bogen warf er die geleerte Flasche über Bord. Einige Minuten schwieg die Stimme, dann fieberte er wieder fort, noch erregter und hastiger als zuvor.

„Ich bin kein gläubiger Christ mehr… für mich gibt es keinen Himmel und keine Hölle… und wenn es eine gibt, so fürchte ich sie nicht, denn sie kann nicht ärger sein als jene Stunden, die ich von Vormittag bis abends erlebte… Denken Sie sich ein kleines Zimmer, nur Tisch und Stuhl und Bett… Und auf diesem Tisch nichts als eine Uhr und einen Revolver und vor dem Tisch einen Menschen… einen Menschen, der nichts tut als immer auf diesen Tisch, auf den Sekundenzeiger der Uhr starren einen Menschen, der nicht isst und nicht trinkt und nicht raucht und sich nicht regt… der immer nur… hören Sie: immer nur, drei Stunden lang… auf den weißen Kreis des Zifferblattes starrt und auf den Zeiger, der tickend den Kreis umläuft… So… so… habe ich diesen Tag verbracht, nur gewartet… aber gewartet wie… wie eben ein Amokläufer etwas tut, sinnlos, tierisch.

Nun… ich werde Ihnen diese Stunden nicht schildern das lässt sich nicht schildern… ich verstehe ja selbst nicht mehr, wie man das erleben kann ohne… ohne wahnsinnig zu werden… Also… um drei Uhr zweiundzwanzig Minuten… ich weiß es genau, ich starrte ja auf die Uhr… klopfte es plötzlich an die Tür… Ich springe auf mit einem Ruck durch das ganze Zimmer zur Tür, reiße sie auf… ein ängstlicher kleiner Chinesenjunge steht draußen, einen zusammengefalteten Zettel in der Hand.

Ich reiße den Zettel auf, will ihn lesen… und kann ihn nicht lesen… Mir schwankt es rot vor den Augen… denken Sie die Qual, ich habe endlich, endlich das Wort von ihr!..Ich tauche den Kopf ins Wasser… nun wird mir klarer… Nochmals nehme ich den Zettel und lese: „Zu spät! Aber warten Sie zu Hause. Vielleicht rufe ich Sie noch.“

Keine Unterschrift auf dem zerknüllten Papier, das von irgendeinem alten Prospekt abgefetzt war… ich weiß nicht, warum mich das Blatt so erschütterte [230]… Irgendetwas von Grauen, von Geheimnis haftete ihm an, es war wie auf einer Flucht geschrieben… und doch… und doch, ich war glücklich: sie hatte mir geschrieben, ich musste noch nicht sterben, ich durfte ihr helfen… vielleicht… ich durfte… Hundertmal, tausendmal habe ich den kleinen Zettel gelesen, ihn geküsst… ihn durchforscht nach irgendeinem vergessenen, übersehenen Wort… Plötzlich schreckte ich auf… Hatte es nicht geklopft?… Ich hielt den Atem an… eine Minute, zwei Minuten reglose Stille… Und dann wieder ganz leise, so wie eine Maus knabbert, ein leises aber heftiges Pochen [231]… Ich sprang auf, noch ganz taumelig, riss die Tür auf – draußen stand der Boy, ihr Boy, derselbe, dem ich den Mund damals mit der Faust zerschlagen… sein braunes Gesicht war aschfahl [232], sein verwirrter Blick sagte Unglück… Sofort spürte ich Grauen…

„Was… was ist geschehen?“ konnte ich noch stammeln. „Come quickly“, sagte er… sonst nichts… sofort raste ich die Treppe herunter, er mir nach…

Ein kleiner Wagen, stand bereit, wir stiegen ein… „Was ist geschehen?“ fragte ich ihn… Er sah mich zitternd an und schwieg mit verbissenen Lippen… Ich fragte nochmals – er schwieg und schwieg. – Ich hätte ihm am liebsten wieder ins Gesicht geschlagen mit der Faust, aber… gerade seine hündische Treue [233]zu ihr rührte mich… so fragte ich nicht mehr… Endlich kamen wir in eine enge Gasse, ganz abseits lag sie… vor einem niederen Haus hielt er an… Hastig klopfte der Boy an… Hinter dem Türspalt zischelte [234]eine Stimme, fragte und fragte… Ich konnte es nicht mehr ertragen, sprang vom Sitz, stieß die angelehnte Tür auf…ein altes chinesisches Weib flüchtete mit einem kleinen Schrei zurück… hinter mir kam der Boy, führte mich durch den Gang… klinkte eine andere Tür auf eine andere Türe in einen dunklen Raum, der übel roch von Branntwein und gestocktem Blut… Irgendetwas stöhnte darin… ich tappte hin…“

Wieder stockte die Stimme. Und was dann ausbrach, war mehr ein Schluchzen [235]als ein Sprechen.

„Ich… ich tappte hin… und dort… dort lag auf einer schmutzigen Matte… verkrümmt vor Schmerz…ein stöhnendes Stück Mensch… dort lag sie…Ich konnte ihr Gesicht nicht sehen im Dunkel… Meine Augen waren noch nicht gewöhnt… so tastete ich nur hin… ihre Hand… heiß… brennend heiß… Fieber, hohes Fieber… und ich schauerte… ich wusste sofort alles… sie war hierher geflüchtet vor mir… hatte sich verstümmeln [236]lassen von irgendeiner schmutzigen Chinesin, nur weil sie hier mehr Schweigsamkeit [237]erhoffte… hatte sich morden lassen von irgendeiner teuflischen Hexe, lieber als mir zu vertrauen… nur weil ich Wahnsinniger… weil ich ihr nicht gleich geholfen hatte… weil sie den Tod weniger fürchtete als mich…

Ich schrie nach Licht. Der Boy sprang: die abscheuliche Chinesin brachte mit zitternden Händen eine Petroleumlampe [238]… Sie stellten die Lampe auf den Tisch… der Lichtschein fiel gelb und hell über den gemarterten Leib… Und plötzlich… plötzlich war alles weg von mir, alle Dumpfheit, aller Zorn, all diese unreine Jauche [239]von aufgehäufter Leidenschaft… ich war nur mehr Arzt, helfender, spürender, wissender Mensch… ich hatte mich vergessen… kämpfte mit wachen, klaren Sinnen gegen das Entsetzliche… Ich fühlte den nackten Leib, den ich in meinen Träumen begehrt, nur mehr als… wie soll ich es sagen… als Materie, als Organismus… ich spürte nicht mehr sie, sondern nur das Leben, das sich gegen den Tod wehrte, den Menschen, der sich krümmte in mörderischer Qual… Ihr Blut, ihr heißes, heiliges Blut überströmte meine Hände, aber ich spürte es nicht in Lust und nicht in Grauen… ich war nur Arzt… ich sah nur das Leiden… und sah…

Und sah sofort, dass alles verloren war, wenn nicht ein Wunder geschehe… sie war verletzt und halb verblutet unter der verbrecherisch ungeschickten [240]Hand… und ich hatte nichts, um das Blut zu stillen in dieser stinkenden Höhle, nicht einmal reines Wasser… alles, was ich anrührte, starrte vor Schmutz… „Wir müssen sofort ins Spital“, sagte ich. Aber kaum dass ich gesagt, bäumte sich krämpfig der gemarterte Leib auf. „Nein… nein… lieber sterben… niemand es erfahren… niemand es erfahren… nach Hause… nach Hause…“ Ich verstand… nur mehr um das Geheimnis, um ihre Ehre rang sie… nicht um ihr Leben… Und – ich gehorchte [241]… Der Boy brachte eine Sänfte… wir betteten sie hinein… und so… wie eine Leiche schon, matt und fiebernd… trugen wir sie durch die Nacht nach Hause… die fragende, erschreckte Dienerschaft abwehrend… wie Diebe trugen wir sie hinein in ihr Zimmer und sperrten die Türen… Und dann dann begann der Kampf, der lange Kampf gegen den Tod…“

Plötzlich krampfte sich eine Hand in meinen Arm, dass ich fast aufschrie vor Schreck und Schmerz. Im Dunkeln war mir das Gesicht mit einem mal fratzenhaft nah. Und jetzt sprach er nicht mehr – er schrie, geschüttelt von einem heulenden Zorn: „Wissen Sie denn, Sie fremder Mensch, der Sie hier lässig auf einem Deckstuhl sitzen, ein Spazierfahrer durch die Welt, wissen Sie, wie das ist, wenn ein Mensch stirbt? Sind Sie schon einmal dabei gewesen, haben Sie es gesehen, wie der Leib sich aufkrümmt [242], die blauen Nägel ins Leere krallen [243], wie die Kehle [244]röchelt, jedes Glied sich wehrt [245], jeder Finger sich stemmt [246]gegen das Entsetzliche, und wie das Auge aufspringt in einem Grauen, für das es keine Worte gibt? Haben Sie das schon einmal erlebt, Sie Weltfahrer, Sie, der Sie vom Helfen reden als von einer Pflicht? Ich habe es oft gesehen als Arzt, habe es gesehen als… als klinischen Fall, als Tatsache… habe es sozusagen studiert – aber erlebt habe ich es nur einmal, miterlebt, mitgestorben bin ich nur damals in jener Nacht… in jener entsetzlichen Nacht, wo ich saß und mir das Hirn zerpreßte, um etwas zu wissen, etwas zu finden, zu erfinden gegen das Blut, das rann und rann und rann, gegen das Fieber, das sie vor meinen Augen verbrannte… gegen den Tod, der immer näher kam und den ich nicht wegdrängen konnte vom Bett.

Читать дальше
Тёмная тема
Сбросить

Интервал:

Закладка:

Сделать

Похожие книги на «Немецкий с любовью. Новеллы / Novellen»

Представляем Вашему вниманию похожие книги на «Немецкий с любовью. Новеллы / Novellen» списком для выбора. Мы отобрали схожую по названию и смыслу литературу в надежде предоставить читателям больше вариантов отыскать новые, интересные, ещё непрочитанные произведения.


Стефан Цвейг - Новеллы
Стефан Цвейг
Отзывы о книге «Немецкий с любовью. Новеллы / Novellen»

Обсуждение, отзывы о книге «Немецкий с любовью. Новеллы / Novellen» и просто собственные мнения читателей. Оставьте ваши комментарии, напишите, что Вы думаете о произведении, его смысле или главных героях. Укажите что конкретно понравилось, а что нет, и почему Вы так считаете.

x