Cassie entschied sich für das Buch für Familienessen. Sie hatte angenommen, dass es sich um Ryans Buch handelte und war überrascht, eine handgeschriebene Notiz auf der ersten Seite zu finden – Alles Liebe zum Geburtstag Trish.
Es war also Trishs Buch, ein Geschenk von einem Freund, vielleicht jemandem, der nicht wusste, dass Ryan sich meistens ums Kochen kümmerte. Sie hatte es jedenfalls nicht mitgenommen.
Cassies Gedanken wurden unterbrochen, als es laut klopfte.
Sie eilte zur Tür.
Ein Mann in schwarzen Lederklamotten stand davor, ein großes Motorrad parkte auf dem Gehweg hinter ihm.
Sobald Cassie die Tür geöffnet hatte, machte er einen Schritt nach vorne, sodass er sich bereits halb im Haus befand. Er war groß, breitschultrig, hatte kurzes, stacheliges Haar und einen Schnurrbart. Sie nahm einen Hauch von Aggression war, als er sie zurückschob und sie ansah.
Sie ging einen Schritt zurück, nervös, weil er ihre Privatsphäre so verletzt hatte. Sie bereute es, die Tür nicht mit der Kette versehen zu haben, bevor sie sie öffnete, aber sie hatte das in dem kleinen, ruhigen Dorf nicht für nötig gehalten.
„Ist das das Haus der Familie Ellis?“, fragte der Mann.
„Ja“, sagte Cassie und fragte sich, worum es ging.
„Ist Mr. Ryan Ellis zuhause?“
„Nein, er ist bei der Arbeit. Kann ich Ihnen helfen?“
Cassie wurde bereits panisch. Ihrer eigenen Sicherheit wegen hätte sie angeben sollen, Ryan sei lediglich kurz zu den Nachbarn gegangen. Sie wusste nicht, wer der Mann war. Er war aufdringlich und arrogant, kein Postbote würde so mit einem Kunden interagieren.
„Und wer sind Sie?“ Der Mann lächelte halbherzig und lehnte sich mit einer Hand gegen den Türrahmen.
„Ich bin das Au-Pair“, sagte Cassie abwehrend und erinnerte sich zu spät daran, dass sie sich als Freundin der Familie hätte ausgeben sollen.
„Ah, dann hat er Sie also angestellt? Und bezahlt Sie? Woher kommen Sie? Den Staaten?“
Cassie fühlte, wie ihr der Atem stockte. Sie hatte nicht damit gerechnet und dachte sofort an die abgeschobene Kellnerin, von der ihr die Managerin der Teestube gestern erzählt hatte.
Sie antwortete nicht. Stattdessen wiederholte sie: „Wie kann ich Ihnen helfen?“
Sie hoffte, dass er nicht spürte, wie sehr sie sich fürchtete.
„Ich habe eine besondere Lieferung für Mr. Ryan Ellis.“
Der Mann überreichte ihr einen großen Briefumschlag, auf dem sowohl Ryans Name als auch seine Adresse handschriftlich geschrieben waren.
Sie legte den Umschlag auf den Tisch im Flur und er überreichte ihr ein Clipboard.
„Hier unterschreiben. Name, Uhrzeit und Telefonnummer.“
Es handelte sich also doch nur um einen Lieferservice. Cassie war erleichtert, würde sich aber erst entspannen, wenn der komische Mann aus dem Türrahmen verschwunden war.
„Und Ihren Reisepass, bitte.“
„Meinen was?“
Sie starrte ihn entsetzt an.
„Ich muss ihn fotografieren. Wenn es Ihnen nichts ausmacht.“
Seine Stimme verriet bereits, dass es ihm egal war, ob es ihr etwas ausmachte oder nicht. Er lehnte sich an die Wand und sah auf die Uhr.
Cassie war durch und durch verwirrt. Worum ging es hier? Sie fürchtete, es könnte sich um eine Art Razzia illegaler Arbeiter handeln.
Sie konnte ihm nicht befehlen, zu verschwinden, obwohl sie genau das tun wollte. War ein Foto ihrer Dokumente überhaupt legal oder eine Verletzung ihrer Rechte? Es fühlte sich wie ein Einschüchterungsversuch an, aber ihr fiel kein Ausweg ein, der ihr nicht noch mehr Ärger einbringen würde.
„Würden Sie bitte draußen warten, während ich ihn hole?“, fragte sie.
Er bewegte sich langsam auf die Veranda, verschränkte die Arme und sah ihr mit einem Halblächeln auf dem runden, blassen Gesicht zu.
Sie schloss die Haustüre und wünschte, sie nicht erneut öffnen zu müssen. Dann eilte sie ins Schlafzimmer, um ihren Pass zu holen – inklusive dem belastenden Besuchervisum.
Dann ging sie zurück, öffnete die Tür und überreichte ihm ihren Pass.
In der Zwischenzeit hatte er sich eine Zigarette angezündet. Er steckte sie sich zwischen die Lippen, nahm sein Handy heraus und blätterte durch die Seiten des Dokuments.
Sie hörte das wiederholende Klicken der Handykamera. Es sah aus, als fotografiere er mehr als nur eine Seite.
Dann gab er ihr den Pass zurück und nahm die Zigarette aus dem Mund.
„Ok, das war’s. Richten Sie Mr. Ellis aus, dass ich zurückkommen werde, wenn er sich der im Umschlag beschriebenen Angelegenheit nicht annimmt.“
Er schnalzte den schwelenden Zigarettenstummel auf den Boden, drehte sich weg und ging zurück zu seinem Bike. Eine Minute später hörte sie das Dröhnen des Motors, dann war er weg.
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