»Nun gut. Ihr habt drei Tage.«
Trevelyan holte Luft, als wollte er protestieren, doch dann nickte er und nahm an.
»Wie Ihr es sagt. Ich danke Euch.« Er ergriff den Krug und schenkte noch mehr Sherry ein, den er ein wenig schwenkte. »Hier - lasst uns auf unsere Abmachung trinken. «
Grey hatte kein Bedürfnis, noch länger bei dem Mann zu verweilen, und trank nicht mehr als einen symbolischen Schluck, bevor er den Becher fortschob und sich erhob. Er verabschiedete sich, wandte sich jedoch an der Tür kurz zurück. Trevelyan sah ihm nach, und seine Augen hätten ein Loch ins Tor der Hölle gebrannt.
Falls Hauptmann von Namtzen überrascht war, Grey und seinen Kammerdiener zu sehen, so ließ er sich nichts davon anmerken.
»Major Grey! Was für eine große Freude, Euch wieder zu sehen! Bitte, nehmt Ihr ein Glas Wein - etwas Gebäck?« Der hünenhafte Hannoveraner ergriff ihn strahlend an Hand und Unterarm und hatte Tom in die Küche geschickt, Grey in den Salon gesetzt und eine Erfrischung vor ihn hinstellen lassen, bevor er höflich verneinen konnte, geschweige denn den Grund seines Besuchs zu erklären. Als ihm dies jedoch schließlich gelungen war, war der Hauptmann die Hilfsbereitschaft in Person.
»Aber gewiss doch, gewiss! Zeigt mir diese Liste.«
Er nahm das Papier von Grey entgegen und ging damit zum Fenster, um es genau zu betrachten. Die Zeit für den Nachmittagstee war schon lange vorbei, doch so kurz vor dem Mittsommer strömte noch Spätnachmittagslicht herein, das von Namtzen mit einem Strahlenkranz umgab wie einen Heiligen in einem mittelalterlichen Gemälde.
Und er sah auch so aus wie einer dieser deutschen Heiligen, dachte Grey ein wenig geistesabwesend, während er die klaren, asketischen Linien im Gesicht des Mannes bewunderte, seine breite Stirn und die großen, ruhigen Augen. Sein Mund war nicht besonders sinnlich, doch die Fältchen rechts und links zeugten von Humor.
»Ich kenne diese Namen, ja. Was genau möchtet Ihr denn
wissen?«
»Alles, was Ihr mir sagen könnt.« Müdigkeit zerrte an ihm, doch Grey erhob sich und trat neben den Hauptmann, um einen Blick auf die Liste zu werfen. »Das Einzige, was ich über diese Leute weiß, ist, dass sie einen bestimmten Wein gekauft habe. Ich kann nicht genau sagen, worin die Verbindung besteht, doch dieser Wein scheint etwas mit einer. vertraulichen Angelegenheit zu tun zu haben. Mehr kann ich, fürchte ich, nicht sagen.« Er zuckte entschuldigend mit den Achseln.
Von Namtzen sah ihn scharf an, nickte aber und wandte dann seine Aufmerksamkeit wieder dem Papier vor ihm zu.
»Wein, sagt Ihr? Nun, das ist seltsam.«
»Was ist seltsam?«
Der Hauptmann tippte mit seinem langen, makellosen Finger auf das Papier.
»Dieser Name - Hungersbach. Es ist der Familienname eines alten Adelshauses; zu Egkh und Hungersbach. Nur sind es gar keine Deutschen; es sind Österreicher.«
»Österreicher?« Grey spürte, wie sein Herz einen Satz machte, und beugte sich vor, als wollte er sich vergewissern, dass dieser Name auf dem Papier stand. »Seid Ihr sicher?«
Von Namtzen machte ein amüsiertes Gesicht.
»Natürlich. Ihr Anwesen in der Nähe von Graz ist berühmt für seine Weine; das ist der Grund, warum ich sage, es ist seltsam, dass Ihr mir diesen Namen bringt und sagt, dass es um Wein geht. Der beste Wein aus St. Georgen so heißt das Schloss dort, St. Georgen - ist berühmt. Sie machen einen sehr guten Rotwein - eine Farbe wie frisches Blut.«
Grey spürte ein seltsames Rauschen in den Ohren, als wiche ihm selbst plötzlich das Blut aus dem Kopf, und er legte eine Hand auf den Tisch, um sich zu stützen.
»Sagt es mir nicht«, sagte er, und seine Lippen fühlten sich ein wenig taub an. »Der Name des Weins ist >Schilcher