»So sage nur, was du an Graf Arahad auszusetzen hast.«
»Nichts, als daß ich ihn nicht liebe.«
Die Königin schien das gar nicht zu hören. »Es ist doch in diesem Fall ganz anders als damals, da du mit Cyprianus vermählt werden solltest. Er war alt und — was in deinen Augen vielleicht ein Nachteil« — fügte sie bitter hinzu — »ein Römer!«
»Und doch ward ich um meiner Weigerung willen nach Tarentum verbannt.«
»Ich hoffte, Strenge würde dich heilen. Mondelang halt’ ich dich ferne von meinem Hof, von meinem Mutterherzen« —
Mataswintha verzog die schöne Lippe zu einem herben Lächeln.
»Umsonst! Ich rufe dich zurück« —
»Du irrst. Mein Bruder Athalarich hat mich zurückgerufen.«
»Ein andrer Freier wird dir vorgeschlagen. Jung, blühend schön, ein Gote von edelstem Adel, sein Haus jetzt das zweite im Reich. Du weißt, du ahnst wenigstens, wie sehr mein rings bedrängter Thron der Stütze bedarf: er und sein kriegsgewalt’ger Bruder verheißen uns die Hilfe ihrer ganzen Macht: Graf Arahad liebt dich, und du — du schlägst ihn aus! Warum? Sage, warum?«
»Weil ich ihn nicht liebe.«
»Albernes Mädchengerede. Du bist eine Königstochter — du hast dich deinem Hause, deinem Reiche zu opfern.«
»Ich bin ein Weib«, sagte Mataswintha, die blitzenden Augen aufschlagend, »und opfre mein Herz keiner Macht im Himmel und auf Erden.«
»Und so spricht meine Tochter! Sieh auf mich, törichtes Kind. Großes hab’ ich erstrebt und erreicht. Solange Menschen das Hohe bewundern, werden sie meinen Namen nennen. Ich habe alles gewonnen, was das Leben Herrlichstes bietet, und doch hab’ ich —«
»Nie geliebt. Ich weiß es«, seufzte ihre Tochter.
»Du weißt es?«
»Ja, es war der Fluch meiner Kindheit. Wohl war ich noch ein Kind, als mein geliebter Vater starb: ich wußte es nicht zu sagen, aber ich konnte es empfinden, damals schon, daß seinem Herzen etwas fehlte, wenn er seufzend, mit schmerzlicher Liebe, Athalarich und mich umfing und küßte und wieder seufzte.
Und ich liebte ihn darum um so inniger, daß ich fühlte, er suchte Liebe, die ihm fehlte. Jetzt freilich weiß ich längst, was mich damals unerklärlich peinigte: du wardst unseres Vaters Weib, weil er nach Theoderich der nächste am Thron: aus Herrschsucht, nicht aus Liebe, wardst du sein, und nur kalten Stolz hattest du für sein warmes Herz.«
Überrascht blieb Amalaswintha stehen: »Du bist sehr kühn.«
»Ich bin deine Tochter.«
»Du redest von der Liebe so vertraut — du kennst sie besser, scheint’s, mit zwanzig als ich mit vierzig Jahren — du liebst!« rief sie schnell, »und daher dieser Starrsinn.«
Mataswintha errötete und schwieg.
»Rede«, rief die erzürnte Mutter, »gesteh’ es oder leugne!«
Mataswintha senkte die Augen und schwieg: nie war sie so schön gewesen.
»Willst du die Wahrheit verleugnen? Bist du feige, Amelungentochter?«
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