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Sündige Verwandlung | Erotischer Roman
von Michael Bennett
Michael Bennett arbeitet als Berater in London. Er erlebte in seiner Beziehung viele Höhen und Tiefen. Als seine Ehe kurz vor dem Aus war, änderte sein Urlaub alles. Eine Bekanntschaft zu einem Paar aus der Swinger- und BDSM-Szene wurde zu einer Odyssee in unbekannte und aufregende Gewässer. Nachdem Freunde ihn motiviert hatten, seine Erlebnisse niederzuschreiben, verfasste er seinen Debüt-Roman »Sündige Verwandlung«. Sein Schreibstil ist erotisch, spannend, indirekt und unaufdringlich.
Lektorat: Nicola Heubach
Originalausgabe
© 2017 by blue panther books, Hamburg
All rights reserved
Cover: Bild: © ArtStudia Group @ bigstockphoto.com Hintergrund: © JozefArt @ bigstockphoto.com
Umschlaggestaltung: MT Design
ISBN 9783862776276
www.blue-panther-books.de
Vorwort
Mein Name ist Michael, achtunddreißig Jahre alt, verheiratet mit Sarah, einer attraktiven, langbeinigen Blondine. Na ja, dunkelblond – die Farbe ändert sich hin und wieder. Vor sechs Jahren haben wir geheiratet, nachdem wir uns erst seit einigen Monaten kannten. Sie zog mich damals magisch an, ihr Charisma füllte jeden Raum mit ihrer Präsenz. Ich lernte sie auf einer Party kennen. Nicht wie heute üblich bei Facebook oder auf einer Single-Website, die nach psychologischen Checklisten den Traumpartner »errechnet«. Ich flirtete mit ihr, lud sie auf einen Kaffee ein. Danach zum Abendessen. Es funkte zwischen uns.
Ich arbeite bei einem Technologiekonzern in London. Wir leben ein paar hundert Meter von der Tower-Bridge entfernt, in den Docks – genauer gesagt, in Wapping. Wir haben dort ein nettes Apartment im sechsten Stock. Das Haus ist direkt an die Themse gebaut. Vom Wohnzimmer aus gelangt man auf unseren Balkon, auf dem man unmittelbar über dem Fluss steht. Zumindest bei Flut. Bei Ebbe genießen wir den Ausblick auf Autoreifen und sonstigen Müll im Schlamm. Ein Blick nach rechts, und man sieht zur Tower-Bridge. Nachts wird sie angestrahlt und wirkt damit noch beeindruckender, als sie es ohnehin ist.
Die Beziehung zwischen meiner Frau und mir stand vor dem Abgrund. Ich hatte sie betrogen. Sie hatte es herausgefunden. Es schien, als wäre dieser Vertrauensbruch nicht mehr zu kitten. Das dachte ich ... und zwar bis zu dem Moment, als ich eines Abends nach Hause kam und meine Geliebte neben meiner Ehefrau auf der Couch im Wohnzimmer sitzen sah ...
Kapitel 1
Die letzten Monate waren anstrengend. Viel Arbeit. Das ist die Ausrede, wenn man seinem Partner nicht genug Aufmerksamkeit schenkt. In unserer Gesellschaft ist Leistung im Beruf bedeutender, als die zwischenmenschliche Beziehung. Traurig, dass man sich dessen bewusst ist und nichts daran ändert.
Meine Frau arbeitet halbtags als Fondsmanagerin bei einer Versicherung. Sie geht täglich zum Reiten, kümmert sich um den Haushalt und dann auch noch um mich. Manchmal frage ich mich, wer von uns beiden den schwereren Job hat. In meinem rede ich den ganzen Tag, mache Witze. Die Kunden mögen mich, und ich mag sie. Ich bin oft auf Messen. Zwar steht man sich die Beine in den Bauch, aber der Anblick vieler attraktiver Hostessen in kurzen Röcken und High Heels gefällt mir, und zwar so gut, dass sich der Pornokanal in meinem Kopfkino einschaltet und mir die wildesten Szenen vorspielt, bis ein Standbesucher mit seiner Frage mich aus meinen Träumen reißt.
Unsere Beziehung war an einem Punkt angelangt, an dem es eintönig wurde. Die Leidenschaft, die zu Beginn herrschte, die stürmische Liebe, war vergangen. Der Zauber, der dem Anfang innewohnte, verflogen. Die Schmetterlinge waren aus dem Bauch ausgezogen.
Ich erinnere mich gern an die Zeit zurück, in der ich es kaum erwarten konnte, von der Arbeit nach Hause zu kommen und wir uns noch in der Tür gegenseitig die Kleider vom Leib rissen. Und ich erinnere mich auch, im Alltag bester Laune gewesen zu sein, wo ich durch nichts zu erschüttern war, den Mitmenschen stets liebevoll begegnete und Verständnis für jede Situation hatte. Völlig entspannt. Ja, das ist es, was die Liebe mit uns macht. Sie wird zum Mittelpunkt. Nichts bringt uns aus der Ruhe. Keine schlechte Nachricht kann uns erschüttern. Wir begegnen der Welt mit Gutmütigkeit. Mit Herzlichkeit. Mit einem Lächeln und Verständnis, das von Herzen kommt. Wir sind verliebt und alles dreht sich nur um den geliebten Menschen. Und dann, nach ein paar Jahren, ist diese kraftvolle Macht verflogen.
Wir sind im Büro genauso reizbar wie vorher. Wir ärgern uns über Kollegen und Kunden. Haben Stress mit der Bank oder sind bei Ebay einem Betrüger auf den Leim gegangen. Dabei wäre es so schön, immer verliebt zu sein, immer gute Laune zu haben. Harmonie. Seelenfrieden. Warum geht das nicht? Warum bleibt dieses Gefühl nur kurz? Nur dann, wenn man sich verliebt? Es wohnt der Zauber nur in der Phase des sich Verliebens inne. Und wenn das nicht nur bei mir so ist, haben das auch sicher andere festgestellt. Was können wir also tun, um diesen Zustand ständig zu haben?
***
»Hier spricht der Kapitän. Wir befinden uns im Landeanflug auf Montego Bay. Es herrschen sommerliche 32 Grad. Die Ortszeit beträgt 14:35 Uhr.«
Der Pilot riss mich aus meinem Tagtraum.
Meine Frau hob den Kopf und lächelte mich an. Sie war in ihr Buch versunken. Knapp zehn Stunden Flug von London aus. Das ist schon ziemlich lange. Vierzehn Tage in Jamaica. 5-Sterne-Hotel.
Wir hatten eine Suite gebucht, mit Zugang direkt zum Strand und einem Butlerservice. Am Flughafen wurden wir erwartet und in einer Lounge mit Getränken begrüßt. Das Gepäck wurde in der Limousine verstaut, die draußen wartete. Rund zwei Stunden Fahrt lagen vor uns. Die Vegetation, die Menschen am Straßenrand, der klare Himmel, Sonnenschein ...
Der Empfang im Hotel, in dieser riesigen Lobby, mit dunklen, massiven Holzmöbeln, prächtigen Sofas, Sesseln mit rotem Stoffbezug und Messingnieten, war ein Erlebnis. Ich stand staunend an der Rezeption, blickte mich um. Sogar ein Teich war in der Lobby. Eine Schildkröte saß auf einem Stein.
Die Suite übertraf meine Erwartungen. Ein Butler mit weißen Handschuhen räumte unsere Kleidung in den Wandschrank im Schlafzimmer. Ein paar Sachen legte er beiseite und bat darum, diese gebügelt zurückbringen zu dürfen.
Die halterlosen Strümpfe, die Strapsgürtel und ein paar Sexspielzeuge meiner Frau räumte er souverän in eine Schublade des Schränkchens gegenüber dem Bett. Er legte Seidenpapier zwischen jeden Strumpf. Sarah war das nicht peinlich. Sie ist selbstbewusst.
Aber ich hatte den Eindruck, dass sie seit unserem letzten Streit – der nicht lange zurücklag – noch selbstbewusster geworden war. Der Streit war nicht wirklich beigelegt und die Situation angespannt. Ich wusste nicht genau, wie ich mich verhalten sollte und glaube, sie wusste es auch nicht. Bei einem Streit verfällt Sarah in einen Zustand, den ich als gleichgültig empfinde. Alles, was mich betrifft, was uns betrifft, ist ihr dann gleichgültig.
Worum es ging? Sie hatte mich erwischt. Nicht »in flagranti«. Das letzte Ziel im Navigationsgerät unseres Autos verriet ihr, dass ich bei einer Adresse gewesen war, die sie nicht kannte und die nicht zu meiner Geschichte für diesen Abend passte. Sie unterstellte mir, ich wäre bei einer anderen gewesen. Sie fand heraus, dass bei dieser Adresse eine Arbeitskollegin von mir wohnte. Scheiß Facebook! Meine Frau vermutete sofort, dass ich etwas mit ihr hatte. Tatsächlich lief es schon eine Weile. Erst widersprach ich dem Vorwurf. Erfand Ausreden. Wollte unbedingt recht haben. Ich hätte den Wagen einem Freund geliehen, erklärte ich zur Rechtfertigung. Ich wäre in einem Restaurant um die Ecke gewesen und hatte die Adresse zum Parken eingegeben, log ich als weiteren Versuch, mich herauszureden. Ich war nicht Mann genug, zuzugeben, dass sie recht hatte. Schließlich gab ich klein bei. Es ist schwierig, zuzugeben, dass man im Unrecht ist. Zu gestehen, dass man gelogen hatte. Und noch schwieriger: es sich selbst einzugestehen. Sich selber damit zu konfrontieren, dass man gelogen hatte. Nicht wie ein trotziges Kind nach dem Motto: »Du hast recht, ich meine Ruhe«. Ich spreche von diesem, von Herzen kommenden ehrlichen Einsehen sich selbst und dem anderen gegenüber, dass man im Unrecht gewesen war. Es fühlt sich an, wie eine Art der Selbstverletzung. Es verletzt den anderen in gleichem Maße. Ich weiß nicht, was grausamer ist. Der Betrug oder die Lüge, um ihn zu vertuschen. Es war schwer. Ich gestand meinen Fehler ein. Entschuldigte mich. Nicht von Herzen. Es war mir peinlicher, gelogen zu haben und dies zugeben zu müssen.
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