Umschlaggestaltung © Sara García
Originaltitel: Ndura. Hijo de la selva.
Copyright © Javier Salazar Calle, 2020
übersetzt von Sabine Stork
1. Auflage
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Ndura.
Sohn des Urwalds.
von
Javier Salazar Calle
Aus dem Spanischen von Sabine Stork
All jenen gewidmet, die wie ich Abenteuer erleben und reisen können, ohne sich von der Stelle zu bewegen; denn sie sorgen dafür, dass die Vorstellungskraft in dieser Welt überdauert.
Ganz besonders widme ich dieses Buch meinem besten Freund, der vor vielen Jahren gestorben ist und meinem Sohn Álex, der seinen Namen trägt und von dem ich Großes erwarte.
Inhaltsverzeichnis
TAG 0 TAG 0 Ich bin mitten im tiefsten Afrika. Ich sitze mit dem Rücken an einen Baum gelehnt. Das Fieber ist in die Höhe geschossen, ich habe Krämpfe und Schüttelfrost, der immer häufiger kommt, ein Schmerz, den ich nicht lokalisieren kann, ist das einzige, was ich von meinem Körper wahrnehme. Ich kann nicht aufhören zu zittern. Ich befinde mich oben auf einem Hügel. Hinter mir ist der Urwald, ein dicht belaubter, wilder und unerbittlicher Dschungel. Vor mir verschwindet er wie durch Zauberhand, nur einige vereinzelte Baumstümpfe, Überbleibsel einer intensiven Forstwirtschaft, lassen erahnen, was hier früher einmal war. In der Ferne kann man die ersten Häuser, die Ausläufer einer Stadt erkennen. Lehm, Blätter und Ziegelsteine wild durcheinander. Die Zivilisation. Ich bin tausende Kilometer von meinem Zuhause entfernt, von meinen Leuten, meiner Familie, meiner Freundin, meinen Freunden… ich vermisse sogar meine Arbeit. Das bequeme Leben, trinken können, in dem man einfach den Wasserhahn aufdreht und essen können, in dem man einfach etwas in irgendeiner Bar bestellt. … und schlafen in einem Bett, warm, trocken und sicher, vor allen Dingen sicher. Wie ich diese Ruhe vermisse! Als die einzige Ungewissheit darin bestand, herauszufinden, womit man abends nach der Arbeit seine Freizeit verbringen sollte. Wie absurd mir jetzt meine Sorgen von vorher erscheinen: die Hypothek, das Gehalt, der Streit mit dem Freund, das Essen, das ich nicht mochte, das Fußballspiel! Aber vor allem die Sache mit dem Essen… Selbstverständlich ändert der Kampf ums Überleben den Standpunkt der Menschen. Zumindest ist es mir so ergangen. Was tue ich hier, so weit von Zuhause entfernt, sterbend, am Rande des zentralafrikanischen Urwalds? Wie bin ich in diese danteske und offensichtlich aussichtslose Lage gekommen? Wo liegt der Ursprung dieser Geschichte? Im Kopf gehe ich die verhängnisvollen Umstände durch, die mich an den Rand des Todes gebracht haben, auf die Transitautobahn ins Jenseits, zu der mehr als wahrscheinlichen Auslöschung meiner Geschichte im Buch des Lebens…
TAG 1
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TAG 11 UND 12
TAG 13
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TAG 19
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TAG 22
TAG 23
TAG 24
TAG 25 UND 26
TAG 27
NACHWORT
ANHANG I: Glossar der Pflanzennamen
ANHANG II: Glossar der Pygmäensprache
ANHANG III: Überleben im Urwald
BIBLIOGRAFIE
WEITERE BÜCHER DES AUTORS
Über den Autor
Das Abenteuer beginnt…
Ich bin mitten im tiefsten Afrika. Ich sitze mit dem Rücken an einen Baum gelehnt. Das Fieber ist in die Höhe geschossen, ich habe Krämpfe und Schüttelfrost, der immer häufiger kommt, ein Schmerz, den ich nicht lokalisieren kann, ist das einzige, was ich von meinem Körper wahrnehme. Ich kann nicht aufhören zu zittern. Ich befinde mich oben auf einem Hügel. Hinter mir ist der Urwald, ein dicht belaubter, wilder und unerbittlicher Dschungel. Vor mir verschwindet er wie durch Zauberhand, nur einige vereinzelte Baumstümpfe, Überbleibsel einer intensiven Forstwirtschaft, lassen erahnen, was hier früher einmal war. In der Ferne kann man die ersten Häuser, die Ausläufer einer Stadt erkennen. Lehm, Blätter und Ziegelsteine wild durcheinander. Die Zivilisation.
Ich bin tausende Kilometer von meinem Zuhause entfernt, von meinen Leuten, meiner Familie, meiner Freundin, meinen Freunden… ich vermisse sogar meine Arbeit. Das bequeme Leben, trinken können, in dem man einfach den Wasserhahn aufdreht und essen können, in dem man einfach etwas in irgendeiner Bar bestellt. … und schlafen in einem Bett, warm, trocken und sicher, vor allen Dingen sicher. Wie ich diese Ruhe vermisse! Als die einzige Ungewissheit darin bestand, herauszufinden, womit man abends nach der Arbeit seine Freizeit verbringen sollte. Wie absurd mir jetzt meine Sorgen von vorher erscheinen: die Hypothek, das Gehalt, der Streit mit dem Freund, das Essen, das ich nicht mochte, das Fußballspiel! Aber vor allem die Sache mit dem Essen…
Selbstverständlich ändert der Kampf ums Überleben den Standpunkt der Menschen. Zumindest ist es mir so ergangen. Was tue ich hier, so weit von Zuhause entfernt, sterbend, am Rande des zentralafrikanischen Urwalds? Wie bin ich in diese danteske und offensichtlich aussichtslose Lage gekommen? Wo liegt der Ursprung dieser Geschichte?
Im Kopf gehe ich die verhängnisvollen Umstände durch, die mich an den Rand des Todes gebracht haben, auf die Transitautobahn ins Jenseits, zu der mehr als wahrscheinlichen Auslöschung meiner Geschichte im Buch des Lebens…
WIE DIESE ERSTAUNLICHE GESCHICHTE BEGANN
Ich sah auf die Uhr. Unser Rückflug nach Spanien ging in zwei Stunden. Alex, Juan und ich waren schon im duty-free-Bereich des Flughafens von Windhoek. Wir hauten das letzte Geld in Landeswährung auf den Kopf und kauften bei der Gelegenheit die letzten Geschenke, die man sich immer bis zum Schluss aufsparte. Wir hatten schon etwas gegessen und nun blieb uns nur noch der Einkaufsbummel. Für meinen Vater kaufte ich ein Taschenmesser mit einem Holzgriff, der in Form des Landesnamens Namibia geschnitzt war, und für alle anderen besorgte ich verschiedene kunstvoll geschnitzten Tierfiguren aus Holz. Für meine Freundin Elena hatte ich eine wunderschöne Giraffe, die in einem typischen Dorf der afrikanischen Savanne handgeschnitzte worden war, ausgesucht. Alex kaufte sich ein Blasrohr und viele Pfeile. Er wollte damit auf die Dartscheibe schießen, um das Spiel zu variieren und ihm dadurch einen, sagen wir mal, volkstümlicheren Anstrich zu geben. Eine Stunde lang schlenderten wir hierhin und dorthin, den Rucksack auf der Schulter und genossen die letzten Momente in diesem Land, das sich für uns als so exotisch herausgestellt hatte. Bis man uns zum Boarding aufrief. Da wir unser Gepäck schon aufgegeben hatten, gingen wir direkt zum entsprechenden Gate und saßen schnell auf unseren Plätzen in einer alten viermotorigen Propellermaschine, nicht ohne vorher noch ein paar Fotos davon gemacht zu haben. Unsere vierzehntägige Safari im Geländewagen durch die raue afrikanische Savanne ging ihrem Ende zu und obwohl uns dieses Land fehlen würde, freuten wir uns schon auf eine warme Dusche und ein anständiges Essen nach spanischer Art. Tatsächlich war es Schade zum jetzigen Zeitpunkt abzureisen, denn man hatte uns gesagt, dass es in einigen Tagen eine der beeindruckendsten Sonnenfinsternisse der letzten Jahrzehnte geben würde und dass man sie in dem Teil Afrikas, in dem wir uns befanden, am deutlichsten sehen könnte.
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