„ Es ist wunderschön hier!", rief ich aus, während ich langsam durch diesen riesigen offenen Raum ging.
„ Du bist der erste Mensch, der das sagt", gab Blake zu und ließ mich sprachlos zurück. Ich konnte es nicht glauben.
„ Du wirst für ein paar Tage hier bleiben, also mache es dir bequem. Ich hatte noch nie Gäste, die keine Vampire waren, also frage mich einfach, wenn du etwas brauchst, ", fügte er hinzu, nachdem er seinen Mantel ausgezogen hatte.
Plötzlich fühlte ich mich wie ein Gast und nicht mehr wie ein Gefangener.
Auch Blake wirkte entspannter und schien überhaupt nicht mehr die Absicht zu haben, mir etwas zuleide zu tun, also gab ich vor, mich wohl zu fühlen. Außerdem dachte ich, dass er mir wohl nichts antun würde, sonst hätte er mich bereits in der Krypta getötet und bestimmt nicht vor Will gerettet. Ein kleiner Teil von mir fühlte sich bei ihm sicher, auch wenn ich nicht wissen konnte, wie lange.
Ich setzte mich langsam auf das weiße Ledersofa.
Sobald ich mich auf diese weiche Couch niederließ, bemerkte ich sofort die Müdigkeit und meine schmerzenden Muskeln. Ich ließ lehnte mich erschöpft gegen die Lehne des Sofas und atmete tief durch.
„ Möchtest du ins Bad gehen und die frisch machen?" fragte er und versuchte, sein Unbehagen zu verbergen, das ihm seine Freundlichkeit bereitete.
Ich war sehr überrascht von seiner Veränderung, und einen Moment lang dachte ich, dass er keine Bestie sein konnte, wenn er sich so höflich zu benehmen wusste.
Außerdem hatte er ja noch nicht vor, mir weg zu tun. Oberflächlich betrachtet schien er besser zu sein, als Kardinal Siringer es beschrieben hatte. Sicherlich war er weniger gefährlich als Will.
Ich brauchte wirklich ein Bad, aber so weite traute ich ihm nun doch nicht.
Ich stand von der Couch auf und bemerkte sofort, dass ich einen riesigen schmutzigen Fleck auf dem weißen Leder hinterlassen hatte. Ich hatte stundenlang in dem Loch in der Krypta geschlafen. Warum hatte ich nur nicht darüber nachgedacht, wie schmutzig ich sein musste?
Wäre ich zu Hause bei meiner Tante gewesen, hätte sie mich ordentlich ausgeschimpft.
„ Oh, Gott! Ich habe die Couch beschmutzt. Es tut mir leid, wirklich. Wenn du mir einen Schwamm gibst, werde ich..." ich versuchte sogleich, mich zu entschuldigen. Ich hatte gerade sein perfektes Paradies ruiniert, und ich hatte Angst, ihn zu verärgern.
„ Immer mit der Ruhe. Ich werde mich um alles kümmern. Geh nur ins Bad und wasch dich, ich bestelle in der Zwischenzeit das Abendessen."
„ Warum? Ihr Vampire esst?" rutschte es mir heraus, ohne dass ich darüber nachdachte.
„ Normalerweise nicht, aber ich nehme an, dass du etwas essen möchtest. Hast du irgendwelche Vorlieben?"
Ich hätte mich gerne geweigert, aber das Knurren in meinem Bauch und die Müdigkeit siegten.
„ Rotes Fleisch, wenn möglich", stotterte ich verlegen, während ich auf das Bad zuging und mich fragte, ob er mich vergiften würde.
„ In Ordnung", sagte er und zog sein Handy aus der Hosentasche.
Währenddessen schloss ich mich im Badezimmer ein. Die Fliesen waren grün, wie die Bodenfliesen, wenn auch heller in der Farbe.
Ich hatte die Wahl zwischen der Wanne und der Dusche.
Ich entschloss mich für die schnellere Variante. Ich wollte nicht lange in diesem Badezimmer bleiben, und außerdem würden mich die undurchsichtigen Duschwände vor möglichen indiskreten Blicken schützen.
Ich zog mich schnell aus und flüchtete eilig in die Duschkabine. Der heiße Wasserstrahl fiel auf meinen Kopf und meine Schultern und entspannte mich augenblicklich.
Ich blieb lange Zeit unter diesem Strahl, bevor ich das nach Eiche duftende Duschshampoo nahm, das am Rand der Wanne stand.
Ich schäumte mich langsam ein, eingehüllt in diesen Duft, der mich vage an den von Blake erinnerte.
Ich merkte, dass ich so verzweifelt und benommen war, dass ich nicht so wachsam sein konnte, wie ich wollte und hätte sein sollen.
Als ich mit dem Abduschen fertig war, kam ich vorsichtig aus der Duschkabine und stellte fest, dass Blake mir zwei Handtücher und einige saubere, aber riesige Kleidungsstücke auf den Rand der Wanne gelegt hatte: ein grünes Sweatshirt und eine schwarze Sporthose, die unten mit einem Band zugezogen werden konnte.
Wahrscheinlich wollte er, dass ich nicht wieder so eine Sauerei wie die auf der Couch mache.
Ich zog mich eilig an und verließ das Badezimmer mit nassen Haaren, die mir auf meine Schultern fielen.
Die Kleidung roch nach Blake, und dieser Geruch hüllte mich ein wie eine zärtliche Umarmung. Obwohl er ein Vampir war, roch Blake wirklich gut. Es war das erste Mal, dass ich mit einem Mann so intim war: sein Haus, seine Kleidung, sein Geruch...
Als ich das Wohnzimmer betrat, sah ich ihn, wie er am Herd hantierte und zwei Einkaufstüten auspackte, die er auf der Küchentheke abgestellt hatte.
Diese familiäre, fast intime Atmosphäre, die sich gebildet hatte, beruhigte mich, so dass ich beschloss, näher heranzukommen.
Außerdem sagte Tante Cecilia immer, dass man mit guten Manieren alles erreichen könnte, also beschloss ich, mich nett zu benehmen.
„ Da bin ich wieder! Brauchst du Hilfe?", fragte ich ihn als ich sah, wie er sich abmühte, das Gas anzuzünden.
Blake starrte auf den Herd und drehte sich dann zu mir um. Sein Blick ließ sich nicht deuten, aber er sah mich lange an. Schließlich kam er auf mich zu, nahm in einer sehr langsamen Bewegung eine meiner nassen Haarsträhnen in die Hand und fing an, damit zu spielen. Er schien hypnotisiert, genau wie ich von seinen magnetischen Augen und dieser unerwarteten Liebkosung, die mir einen Schauer über den Rücken jagte.
Dann nahm er plötzlich seine Hand von mir weg, als ob er sich verbrannt hätte, und starrte wieder auf seine makellose Küche.
„ Du tropfst. Der Föhn ist im Schrank unter dem Waschbecken", murmelte er in einem verärgerten, aber gleichzeitig verstörtem Tonfall.
Ich murmelte eine Art Entschuldigung und kehrte schleunigst ins Badezimmer zurück, um den Föhn zu holen. Ich trocknete eilig meine Haare und versuchte, sie so gut es ging in Form zu bringen.
„ Ich habe dir das hier gebracht", hörte ich hinter mir eine Stimme, die mich vor Angst zusammenschrecken ließ.
Ich drehte mich um und sah mich Blake gegenüber. Er reichte mir eine Tasche.
„ Peter, der Typ, der uns hierher gebracht hat, hat dir ein paar Sachen besorgt, weil er dachte, du könntest sie vielleicht brauchen", sagte er.
Ich nahm die Tasche und öffnete sie. Sie enthielt einen Kamm, eine Zahnbürste, eine Feuchtigkeitscreme und eine Packung Pflaster.
„ Danke", flüsterte ich, aber Blake hatte den Raum bereits verlassen.
Ich kämmte mich schnell und ließ das weiche Haar offen auf meine Schultern fallen.
Nachdem ich mich so ein wenig in Ordnung gebracht hatte, fühlte ich mich wesentlich besser.
Ich klebte sogar ein Pflaster auf mein verletztes Knie und ging zu Blake.
Sobald er mich sah, informierte er mich sofort über das Abendessen.
„ Ich habe Peter auch zum Einkaufen geschickt. Ich hoffe, das ist in Ordnung. Ich habe ihn geschickt, weil er erst seit ein paar Jahren ein Vampir ist und er die heutigen Gewohnheiten kennt".
Ich schaute in die Einkaufstüten.
Es gab verschiedene Tiefkühlgerichte, dann ein Fertiggericht für Kartoffelpüree und vier große, dicke Rinderfilets.
Da Blake anscheinend keine Ahnung hatte beschloss ich, die Sache selbst in die Hand zu nehmen.
Ich nahm sogleich das Fleisch und suchte dann nach einer Pfanne.
Zum Glück fand ich sie bei den Tellern, dem Besteck und den Gläsern.
Ich nahm, was ich brauchte, und deckte den Tisch.
Ich zeigte Blake, wie man den Herd einschaltete.
„ Du musst zuerst den Knopf drehen und dann den Einschaltknopf drücken, siehst du?"
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