Marianne Brentzel - Mir kann doch nichts geschehen ...

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Das Leben der «Nesthäkchen»-Autorin Else UryBiografie
Marianne Brentzel beleuchtet das Schicksal der Nesthäkchen-Autorin Else Ury, die von den Nationalsozialisten in Auschwitz ermordet wurde, im Spannungsfeld zwischen jüdischer Tradition und deutscher Kultur. Sie gewährt kenntnisreiche Einblicke in die Lebenswelten des jüdischen Bürgertums und entfaltet anschaulich das Panorama einer ganzen Epoche – von der Kaiserzeit bis zum Dr itten Reich.

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Zusammen mit den Geschwistern wuchs Else in einem großen Kreis von Verwandten auf, die häufig zu Besuch kamen. Manches Mal fuhr man auch in Richtung Westen, in das damals noch selbstständige Charlottenburg, staunte über die Anlage neuer Prachtstraßen und Kaufhäuser. Mit der Pferdedroschke ging es zum Eingang des Zoologischen Gartens, der 1844 erbaut worden war und als der älteste Zoo Deutschlands gilt. Auf dem Weg dorthin erlebten die Geschwister aus der Kutsche heraus den geschäftigen Alltag der Hauptstadt, der einen kolossalen Wirbel entfaltete, als wolle er den behüteteten Kindern aus dem alten Berlin einmal mit ganzer Kraft vorführen, was wirklich Großstadt war: schimpfende Kutscher, schreiende Zeitungsausrufer, schnauzende Händler mit Holzkarren, keifende Marktweiber, Horden von bettelnden Straßenjungen, Blinde, die armselige Waren am Straßenrand anboten, Krüppel, die ihre Hand nach einer Münze ausstreckten, dickbäuchige Polizisten mit Pickelhauben, die den immer dichter werdenden Verkehr durch Trillerpfeifen zu regeln suchten, Plakatwände mit bunten Bildern, die an dem Fenster der Droschke so schnell vorbeiglitten, dass die Kinder die aufgedruckten Herrlichkeiten kaum erkennen konnten.

Im Oktober 1884, wenige Wochen vor ihrem 7. Geburtstag, kam Else Ury in die Königliche Luisenschule. Das Lyzeum in der Ziegelstrasse im heutigen Bezirk Mitte war damals die einzige städtische höhere Töchterschule Berlins. Die Mädchen bekamen Unterricht in allen Fächern, die man für angemessen und nützlich hielt, die korrekte Entwicklung der späteren Ehefrauen von Fabrikanten und höheren Beamten zu gewährleisten. Viele bekannte adlige Namen waren dabei. Erst vor wenigen Jahren wurde eine Gedenktafel an dem Gebäude enthüllt, die der im Nationalsozialismus vertriebenen Lehrer und berühmter Schülerinnen gedenkt, unter ihnen die Dichterin Paula Dehmel, die Malerin Julie Wolfthorn, die Sozialpolitikerin Hannah Karminski und selbstverständlich auch Else Ury.

»Von der untersten Klasse der Berliner Luisenschule an haben wir auf der Schulbank zusammen gesessen, machten wir gemeinschaftlich unsere Kinderstreiche (…), hielt uns eine innige treue Freundschaft miteinander verbunden«, schrieb Margaret Levy, Else Urys langjährige Freundin, über die gemeinsame Schulzeit.

1884 sitzen die kleinen Mädchen mit glänzend gebürsteten Haaren und riesigen Haarschleifen brav auf den zugewiesenen Plätzen, während die Kinderfräulein im Pausenhof auf ihre Schützlinge warten. Die Mütter füllen unterdessen die Schultüten mit süßen und nützlichen Kleinigkeiten und arrangieren die Einschulungsfeier, zu der auch die Großeltern und die Tanten eingeladen sind. Auch bei Familie Ury wird es so gewesen sein. Nehmen wir Nesthäkchens Schulanfang als die Erfahrung ihres eigenen.

»Nesthäkchen kannte das große, rote Gebäude in der Ziegelstraße bereits von der Anmeldung. Aber als sie jetzt zum ersten Mal als richtiges Schulmädchen die breiten Steintreppen hinaufstieg, fasste sie doch eingeschüchtert Fräuleins Hand. Einen tiefen Knicks machte sie vor dem Schuldiener. Das Fräulein schob sie behutsam zur Klassentür hinein.«

Das erste Schuljahr ging seinen üblichen Gang; bei Else Ury 1884, bei Nesthäkchen circa 25 Jahre später. Else Ury hatte noch einen männlichen Klassenleiter, denn erst 1888 erlaubte der neue Direktor, dass die jüngeren Jahrgänge Klassenlehrerinnen bekamen.

Schreibend hat sich Else Ury ihrer eigenen Kinderträume und Traurigkeiten erinnert. Da ist der Wunsch, ein Junge zu sein, Hosen anzuziehen, die unbekannte, aufregende Welt zu erforschen. Anfangs ist Nesthäkchen ein ›Wildfang‹ – ein damals beliebtes Motiv der Mädchenliteratur –, der gezähmt werden muss. Eine der bewährten Methoden zur Zähmung war das Stricken, was Else Ury, so ihr Neffe Klaus Heymann, nie gemocht hat.

Wie alle Erstklässler, die gerade Lesen lernen, verwechselt das Nesthäkchen anfangs einzelne Buchstaben und mag plötzlich nicht mehr an dem Schlächterladen vorbeigehen. Ängstlich schmiegt sie sich an das Fräulein. »Das Schild, stieß das Mädchen zitternd hervor und hielt sich die Augen zu. ›Rind- und Schweineschlächterei‹ konnte man lesen. Das Fräulein konnte beim besten Willen nichts Schauriges entdecken. ›Schnell, komm schnell vorbei‹ bestürmte das Kind in höchster Aufregung. Das Fräulein will endlich wissen, was das Mädchen so aufregt. Schließlich kommt es heraus. Sie hatte versehentlich: ›Kind- und Schweineschlächterei‹ gelesen. Als die Freundin sie neckte: ›Die hat geglaubt, der Schlächter macht Wurst aus ihr‹, da war es ihr doch recht peinlich, dass sie ausgelacht wurde.«

Der Zwang zu gutem Benehmen und Ordnung ist ihren Heldinnen eine lästige Pflicht. Der Tagesablauf eines Schulmädchens in Berlin um 1885 war streng geregelt und ließ nicht viel Zeit zum Träumen.

Der Stundenplan des Lyzeums legte großes Gewicht auf Handarbeit, Zeichnen, Gesang, Religion, Gesellschaftstanz, englische und französische Konversation, deutsche Sprache und Literatur. Rechnen, Geschichte und Geografie spielten dagegen eine untergeordnete Rolle. Die Mädchen übten den Hofknicks und spielten Klavier. Zum Unterricht an den Mädchenlyzeen bemerkt Helene Lange sarkastisch: »Man lernte nicht übermäßig; der Verstand wurde so weit geschont, dass man ihn nachher noch hatte.«

Der Bereich der häuslichen Pflichten erweiterte sich von Jahr zu Jahr ein wenig. Die Mädchen stickten immer kompliziertere Muster in die Deckchen und hungerten nach Abwechslung.

Else Ury wird so ähnlich gelebt haben. Ein paar Besonderheiten gab es für Mädchen mit jüdischer Tradition. Im Hause Ury wurde jeden Freitagabend ein ›Shabbes-Mahl‹ gereicht. Die hohen Feiertage hielt Vater Ury mit Beten und Fasten ein. In der Schule, in der ein religiös toleranter Geist herrrschte, hatten die jüdischen Kinder ganz selbstverständlich parallel zum christlichen einen jüdischen Religionsunterricht. Und doch ist anzunehmen, dass es immer mal wieder verletzende Äußerungen von Mitschülerinnen gab, die sich durch antisemitische Beschimpfungen hervortun wollten. Der Verlust der Harmlosigkeit hatte viele Gesichter.

Jugend in Berlin

1890 – 1899

Else Ury trug die langen, braunen Locken zu Zöpfen geflochten oder, wie es Mode wurde, zu Kränzen aufgesteckt. Sie blieb zeitlebens klein, nur knapp einen Meter fünfzig. Auf den Fotos als Erwachsene hat sie große, dunkelgraue Augen. Die scharf geschnittene Nase steht in deutlichem Kontrast zu dem sanften Blick dieser Frau.

Wie ist sie eine Frau geworden? Die späteren Backfischgeschichten von Else Ury erzählen heitere Anekdoten von Schulalltag und Mädchenfreundschaften in Nachmittagskränzchen, von Tanzstunde und Neckereien mit den Freunden der großen Brüder. Konflikte gab es nur wenige.

Ein vierzehnjähriges Mädchen erfuhr nicht viel von der Welt, von Streik und Umsturz schon gar nicht. In den Schulen der Wohlhabenden wurde nicht von der Armut gesprochen. In Berlin lebten um 1890 eineinhalb Millionen Einwohner. Die Mehrheit wohnte in eilig hochgezogenen Mietskasernen, über hunderttausend Berliner kamen in schwer beheizbaren Kellerwohnungen unter. Die Welt der Mietskasernen war für die Kinder des Bürgertums so weit weg wie Afrika und Alaska. Die Stadtbahn fuhr auf einigen Strecken bereits mit Elektrizität. Zwischen Alexanderplatz und Tiergarten pendelten die Pferdebahnen. Der Kurfürstendamm schickte sich an, der Geschäfts- und Promeniermeile Unter den Linden den Rang abzulaufen. 1895 wurde mit großem Pomp die Kaiser-Wilhelm-Gedächtniskirche eingeweiht. Mit der neu eröffneten Stadtbahn allein durch die wirbelige Großstadt zu fahren war den jungen Mädchen ganz sicher verboten.

Der Kaiser hielt Hof. Wilhelminisches Zeitalter. Mal in Potsdam, mal in Berlin entfaltete sich der fürstliche Glanz. Einige Mädchen aus Else Urys Klasse übten nicht nur den Hofknicks, sie praktizierten ihn auch, wenn der Vater wieder einmal zum Kaiser gerufen wurde.

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