Mischa Bach
Ein ehrenwertes Haus - Kurzkrimi
Saga
Ein ehrenwertes Haus – Kurzkrimi Copyright © 2005, 2019 Mischa Bach und SAGA Egmont All rights reserved ISBN: 9788726086744
1. Ebook-Auflage, 2019
Format: EPUB 2.0
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SAMSTAG, 10. SEPTEMBER 2005
Unübersehbar prangte der Zettel am Schwarzen Brett im Erdgeschoss des dreistöckigen Mietshauses in der Mittleren Mühlengasse 17, nahe des Alten Markts in Uerdingen:
An Alle Miethewohner des Hauses Man muß aufmerksam mache, dat auch am Wochende die Nachtruhe um 22 Uhr hegint. Auch muß dä Dreck von Wochendhesucher vor Wochenanfang weg sein.
Einzig die Unterschrift hatte Hausmeister Waldemar Satonski handschriftlich und damit unleserlich darunter gesetzt. Aber die musste man auch nicht lesen können, denn 99% dieser Machwerke stammten aus seiner Feder.
14 Uhr, Erdgeschoss rechts, Eva Heun-Martens blinkender Bildschirm
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Der tägliche Wahnsinn - Evas Internettagebuch
... immer wieder Samstags
Guten Morgen, Ihr Lieben im www. Heute hat Waldemar, der Schreckliche, sich selbst übertroffen. Die Kinder sind bei der Oma und ich dachte, ich könnte mal ausschlafen. Aber nein, um acht Uhr (! unzivilisierte untechnisierte Unholde!) klingelt es an der Tür. Davor - Waldemar, Hausmeister, Zahnbürstenhasser, Technikdummie, Familientyrann und Blockwart in einer Person. Grinst mich an, der Schleimbeutel, hält mir einen weiteren seiner „literarischen Ergüsse“ unter die Nase. Inhalt wie immer belanglos-dumpf, aber die Form, oh Ihr Lieben, die Form! Ihr erinnert Euch - vorgestern noch hatte ich ihn, höflich wie ich nun mal bin, gebeten, seine Zettel, wenn er sie schon nicht lassen kann, dann bitte lesbar zu verfassen. Und hatte dafür den Hohn der Ignoranten geerntet - von wegen, nicht jeder könne sich den Luxus einer Rechnermaschine (sic!) leisten, er als Hausmeister jedenfalls nicht. Heute morgen dann präsentiert er mir seine Lösung: Bildzeitungsbuchstaben mit Pritstift auf Kinderzeichenblockkbr>
Nun ja, ich bin wild entschlossen, mir den Tag nicht versauen zu lassen, nicht von so einem, also, macht’s gut, Ihr Lieben da draussen, bis morgen,
Eure Eva
Eva lehnte sieh befriedigt zurück. Das Internet nicht nur als Arm, Ohr und Mund hinaus in die Welt, als Verlängerung des Bewusstseins der computergebildeten, aber alleinerziehenden Mutter zweier Kinder, sondern vor allem als kathartische Rache der von Hausmeistern geplagten Mieterin - das hatte was. Sie startete das Upload ihres neuesten Tagebucheintrags und begann, ihre Sachen zusammen zu sammeln. Die Oma mochte es nicht, wenn man sie mit den lieben Kinderchen warten ließ, jedenfalls nicht, wenn sie wie heute Nachmittag, ausnahmsweise nach »Krieewel« zum Seniorentanztee wollte.
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