Aldo Lucchesi - Sex-Magier

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Craig Moncrief ist Direktor der Moncrief Astropsychiatric Foundation of New York. Er hat Ähnlichkeiten mit dem bekannten Filmschauspieler Paul Newman. Diese Ähnlichkeit hatte Moncrief schon seit längerer Zeit an sich entdeckt, und da seine Klienten fast ausnahmslos Frauen waren, zog er seinen Vorteil daraus. Einer seiner Klientinnen hat ein Problem. Sie denkt immer nur an Sex und ist immer erregt. Es ist so schlimm, dass sie immer zwei Höschen tragen muss und sie werden trotzdem immer nass. Auf einmal sieht diese Klientin Craig Moncrief als einen hübschen, begehrenswerten, unwahrscheinlich sexy wirkenden Mann, der keinen Meter weit von ihr entfernt saß.-

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Aldo Lucchesi

Sex-Magier

Roman

Sex-Magier

Aus dem Englischem von Ernst Walter nach

Sex Magus

Copyright © 2017 Zettner Verlag und Aldo Lucchesi

All rights reserved

ISBN: 9788711717998

1. Ebook-Auflage, 2017

Format: EPUB 3.0

Dieses Buch ist urheberrechtlich geschützt. Kopieren für andere als persönliche Nutzung ist nur nach Absprache mit Zettner Verlag und Autors nicht gestattet.

1

Craig Moncrief legte den Kopf leicht zur Seite; es war seine übliche professionelle Pose. Er wußte, daß sie nicht nur eindrucksvoll war, sondern daß sie ihm auch eine Aura vertraueneinflößender Autorität gab; und außerdem unterstrich sie die Ähnlichkeit seines Gesichtes mit dem des bekannten Filmschauspielers Paul Newman. Diese Ähnlichkeit hatte Moncrief schon seit längerer Zeit an sich entdeckt, und da seine Klienten fast ausnahmslos Frauen waren, zog er seinen Vorteil daraus.

An diesem Nachmittag übertraf sich Craig Moncrief selbst und zwar aus einem guten Grund. Die entzückende Brünette in seinem prächtigen Büro konnte einen Wendepunkt in seiner Karriere bedeuten, sich als die einflußreichste Person für ihn und seine finanzielle Zukunft erweisen, eine Zukunft, die im Augenblick alles andere als rosig erschien.

Zufrieden mit dem Eindruck, den er zweifelsohne machte, nahm Moncrief das Horoskop in seine Hände, das auf dem teuren (aber unbezahlten) Schreibtisch aus edlem Palisander lag. Er betrachtete das Diagramm, die Figuren und astrologischen Symbole, die eingezeichnet waren, und legte dann das Blatt wieder auf die Platte des Schreibtisches.

„Ich möchte vollkommen offen und frei mit Ihnen sprechen, Miß Shelby – Corinne“, erklärte er, während er über die glänzende Schreibtischplatte auf die schöne junge Frau sah, die ihm gegenüber saß. „Und um das tun zu können, muß ich sozusagen mit dem Anfang beginnen – mit der Tatsache, daß Sie am 10. November unter dem Sternzeichen des Skorpion geboren wurden. Dieses Zeichen ist von allen Zeichen des Sternkreises dasjenige, was man als das, Sie werden mich verstehen, sexuellste bezeichnen kann.“

Er schwieg und machte mit seinen Händen eine Geste, die bedeutete ‚So sind nun mal die Dinge und wir müssen uns damit abfinden‘, und fuhr fort.

„Menschen, die im Zeichen des Skorpion geboren werden, sind ungewöhnlich – entweder gesegnet oder verflucht, das hängt von dem Aussehen des Betreffenden ab und, möchte ich hinzufügen, von einer Unzahl anderer Faktoren.“ Nette Feststellung, dachte Moncrief. Klingt verdammt tiefgründig und besagt absolut nichts, läßt den Weg für den Quatsch offen, den Miß Corinne Shelby anscheinend so brennend gern hören möchte.

„Sehen Sie“, fuhr Moncrief fort, „die Skorpione sind zu besonderen erotischen Aktivitäten fähig – ja, sogar zu sexuellen Exzessen –, welche diejenigen Menschen, die unter anderen Sternzeichen geboren sind, schnell erschöpfen würden. Auch weiden ihr Lustgefühl und ihre Wünsche selten durch Hemmungen gebremst, natürlich auch nicht durch die künstlichen Regeln der konventionellen Sitten und Bräuche.“ Er griff nach einem Brieföffner und spielte damit. „Im Zeichen des Skorpions geborene Menschen experimentieren auf sexuellem Gebiet gern und lernen auch gern neue Dinge kennen. Das Schicksal hat ihnen viel Phantasie geschenkt, sie sind stets bereit, alle Formen der Sexualität in Betracht zu ziehen.“

Craig Moncrief sprach mit nüchterner Sachlichkeit, aber einer gewissen Hintergründigkeit. Sie deutete an, daß Craig Moncrief, Direktor (und, angesichts des Riesenbergs unbezahlter Rechnungen, alleiniger Besitzer) der Moncrief Astropsychiatric Foundation of New York, sexuell leicht mit allen Schritt halten konnte, Skorpione eingeschlossen.

Doch diesen Teil seiner Verkündigung begriff Corinne Shelby nicht sofort. Sie konzentrierte sich auf das, was Moncrief gerade sagte, nicht auf das, was er andeutete, und sie rutschte nervös in ihrem Sessel hin und her und vermied seine intensiven strahlend-blauen Augen.

Ja, er hat recht – oder das Horoskop hat recht, überlegte sie. Ich bin durchaus zu langer sexueller Aktivität imstande. Aber dadurch erreiche ich nichts und das macht es eine Million mal schlimmer. Ich liebe den Sex. Ich brauche ihn so sehr. Richtigen Sex. Einen Fick, bei dem ich endlich einen Orgasmus habe, der mich nicht leer läßt, der mich so verrückt macht, daß ich am liebsten durch das nächste Fenster springen würde, ohne es vorher zu öffnen. Ich brauche den Sex, von dem alle Leute sprechen. So daß ich nachher nicht allein ins Bett oder ins Schlafzimmer gehen muß und mich mit einem Vibrator oder dieser verdammten elektrischen Zahnbürste – oder was ß ich noch – verrückter machen muß …

„Wir sollten nun die Details Ihres Sternbildes bei der Geburt diskutieren“, hörte sie Moncrief sagen. Er hatte wieder ihr Horoskop in die Hand genommen und betrachtete es. „Wir haben hier eine ganz bestimmte Stellung von Mond und Merkur. In Ihrem siebten Haus – das ist nicht gerade gut – befindet sich Neptun …“

„Doktor“, unterbrach Corinne, die sich ein bißchen dumm vorkam. In Wirklichkeit war er kein Doktor. „Ich – ich meine, Mr. Moncrief“, stotterte sie.

„Bitte, nennen Sie mich Craig“, lächelte er. „Ich kann Ihnen nur helfen, wenn zwischen uns eine ganz enge Vertrauensbeziehung besteht, und das bedeutet, daß wir diese dummen Formalitäten lassen sollten, Corinne. Nun, Sie wollten mich etwas fragen?“

„Ja, ich bin früher noch nie bei einem Astrologen gewesen“, sagte sie. „Ich verstehe diese technischen Bezeichnungen nicht. Vielleicht sollten Sie mir – äh, Craig, die Dinge einfacher erklären.“

Moncrief strich mit den Fingern durch sein dichtes schwarzes Haar und sah sie mit ernstem Blick an, mit einem Blick, der wie ein Verweis wirkte. Es wird eine lange Geschichte werden, bis ich die Moneten aus ihr heraushole, dachte er, und als er sprach, war seine Stimme nicht weniger ernst als sein Blick.

„Ich fürchte, daß Ihnen einige Dinge nicht ganz klar sind, Corinne. Ich bin kein ‚Astrologe‘ im üblichen Sinne. Die Astropsychiatric Foundation ist eine legitimierte, dem Berufsethos entsprechende Organisation, die auf wissenschaftlichen Prinzipien arbeitet!“

Es war der Beginn einer Rede, die er oft hielt, und er machte es sehr nett, ihm gelang es fast immer, auch die skeptischste Frau zu überzeugen, die in das Büro der Foundation kam.

„Hier haben wir nämlich die Theorien und Ergebnisse des Dr. Carl Jung verfeinert und erweitert“, fuhr Moncrief fort. „Es war Dr. Jung, der zuerst erkannte – und demonstrierte, daß Astrologie und Psychatrie nicht nur gemeinsame Basen haben, sondern auch sich ergänzende Wissenschaften sind. ‚Die Astrologie stellt die Summe alles psychologischen Wissens der Antike dar‘ schrieb er.“ Moncrief runzelte die Stirn und seine Stimme wurde sanfter. „Wissen Sie eigentlich etwas über die Psychatrie von Dr. Jung?“ fragte er.

„Nicht sehr viel“, gab Corinne Shelby zu und ihr Gesichtsausdruck zeigte, daß sie sich ihrer Unwissenheit schämte.

Craig Moncrief rieb sich geistig gewissermaßen die Hände. Miß Corinne Shelby stand im amerikanischen Who is who , war eine der bekanntesten jungen Amerikanerinnen und Erbin des riesigen Shelby Foods-Vermögens – es wurde in der letzten Ausgabe des Wall Street Journal auf dreihundertfünfzig Millionen Dollar geschätzt. Sie hatte die besten Schulen besucht und verkehrte mit allen, die etwas in der High Society bedeuteten, auf der sogenannten Kosenamen-Basis. Sie bedeutete das große Los, ein köstliches Täubchen. Nein, das war die falsche Bezeichnung. Sie war – und Moncrief war nun sicher, daß sie es sein würde – ein gezähmtes Vögelchen, das unaufhörlich solide goldene Eier legte – die alle ihm gehören sollten.

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