Impressum
© 1976/2020 Pabel-Moewig Verlag KG,
Pabel ebook, Rastatt.
eISBN: 978-3-96688-098-5
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Fred McMason
Geusen auf Kaperfahrt
In einer brisanten Situation bringen die Wassergeusen unerwartet Hilfe für die Arwenacks
Etwas ratlos starrten die fünf Holländer in die Nacht .
Sie lagen mit ihrer dreimastigen Fleute geschätzt and für andere so gut wie unsichtbar in einer Bucht nahe bei Mannar. Wegen der tückischen Untiefen waren sie nicht weitergesegelt .
Weiter hinten im Land zuckten schwelende Feuer auf, dicke Rauchwolken stiegen zum Himmel. Hin und wieder war helles Feuer zu sehen, bis es nach einer Weile erlosch .
Willem van der Koop, der Kapitän der holländischen Fleute, schüttelte den Kopf .
„Teufel auch, godverdomme“, sagte er leise. „Was kann das zu bedeuten haben? Will uns da ein Unbekannter warnen? Ich werde nicht schlau daraus.“
Sie starrten weiterhin in die Dunkelheit und rätselten über die seltsamen Feuerzeichen nach …
Die Hauptpersonen des Romans:
Willem van der Koop– der Kapitän der Fleute „Eendragt“ kämpft gegen Spanien, wo immer er kann.
Ginjal Chand– der Großkaufmann in Mannar erweist sich für die Arwenacks als echte Hilfe zur rechten Zeit.
Malindi Rama– versucht ein zweites Mal, den Weisheitszahn Buddhas zu stehlen – und endet nicht im Nirwana.
Philip Hasard Killigrew– dieses Mal räumt der Seewolf auf und holt sich zurück, was ihm gestohlen wurde.
Kapitel 1
Kapitel 2
Kapitel 3
Kapitel 4
Kapitel 5
Kapitel 6
Kapitel 7
Kapitel 8
Kapitel 9
Sie waren Geusen, Wassergeusen, die gegen die politische und religiöse Gewaltherrschaft der Spanier Kaperkrieg führten, genauer gegen den Beauftragten Seiner Allerkatholischsten Majestät, Herzog Alba. Sie führten den Befreiungskrieg der Niederlande, und sie führten ihn für sich allein immer noch weiter, obwohl Fernando Alvarez de Toledo schon lange nicht mehr lebte. Sie kämpften ganz einfach gegen die Spanier, ähnlich wie der Seewolf Philip Hasard Killigrew.
Diese Ecke erkundeten sie, um sich nach einer holländischen Niederlassung in Indien umzusehen und das Vorfeld zu sondieren.
Der Bootsmann, Pit de Haas, ein breitschultriger blonder Hüne, zeigte nach einer Weile wieder in die Richtung, wo kurz ein Feuerschein aufflackerte. Sie hatten dieses merkwürdige Feuer schon in der Dämmerung gesehen. Mal Rauch, mal Feuer, dann wieder dunkler Rauch.
De Haas klatschte sich auf die Wange, wo sich ein Moskito niedergelassen hatte. Er hatte schon etliche kleine Beulen im Gesicht und am Oberkörper.
„Da ist es wieder“, sagte er. „Immer kurz bevor es auszugehen scheint, flackert es wieder auf.“
Das Feuer veränderte sich abermals. Eine pechschwarze Wolke, einem Riesenpilz ähnlich, stieg zum Himmel auf und wälzte sich einem schwach sichtbaren Hügel entgegen. De Haas war sich nicht ganz sicher, aber es konnten Teile einer Tempelanlage sein, die er zu erkennen glaubte. Auch ein größerer Baum war zu sehen.
Eine weitere halbe Stunde lang stieg Rauch zum Himmel. Es war das letzte Mal.
Der Rauch wurde schwächer und war schließlich nur noch als dünnes qualmendes Wölkchen zu sehen, bis auch das allmählich verblaßte.
Inzwischen war es Nacht geworden. Am Himmel standen ein paar Sterne, aber die Nacht brachte keine Abkühlung. Es war immer noch drückend heiß und schwül, und überall schwirrten Stechfliegen herum. Es waren lästige und blutsaugende Plagegeister, die erst dann Ruhe gaben, wenn man sie totschlug.
Die Holländer hatten mit steigender Neugier den Rauchsignalen zugesehen, aber das Rätsel vermochte sie nicht zu lösen.
Der Bestmann Frans Kuiper wandte den Blick ab. Seine Augen tränten bereits vom angestrengten Hinsehen, und immer wenn er etwas zu erkennen glaubte, verwischte alles in den Konturen und wurde unscharf.
„Weiß der Teufel, was das ist“, sagte er achselzuckend. „Ich werde ebenfalls nicht schlau daraus. War es nun ein Signal, oder hat da jemand nur ein einfaches Lagerfeuer entzündet?“
Dem Kapitän ließen die rätselhaften Zeichen auch keine Ruhe mehr. Jetzt, da sie erloschen waren, wurde alles nur noch geheimnisvoller. Irgendwo im Dunkel der Nacht schien sich jemand zu verbergen, dessen war er ganz sicher. Die Unbekannten konnten sich aus irgendeinem Grund der Fleute nicht nähern, aber van der Koop glaubte zu wissen, daß die Signale ihnen galten und der Unbekannte den Niederländern etwas mitteilen wollte.
Van der Koop war nicht der Mann, der Entscheidungen lange hinauszögerte. Er zog den geraden und direkten Weg vor, und jetzt war er der langen Grübelei überdrüssig geworden.
Sein hartes Gesicht straffte sich. In die bläulichen Augen trat ein unternehmungslustiges Glitzern.
„Genug gerätselt, verdomme“, sagte er, eins seiner Lieblingsworte gebrauchend. „Wir sehen uns das mal aus der Nähe an. Von hier aus kann man ja so gut wie nichts erkennen. Frans wird mich begleiten. Die anderen bleiben an Bord und halten die Ohren in den Wind. Falls es irgendwelchen Ärger geben sollte, Bootsmann, dann weißt du, was du zu tun hast.“
„Soll ich nicht lieber an deiner Stelle gehen?“ fragte der breitschultrige blonde Bootsmann. Er hätte genau so gut in den Wind reden können.
„Beim nächsten Mal“, versprach van der Koop. „Sauft mir inzwischen nicht den Genever weg, sonst gibt’s Ärger.“
Die anderen blickten ihn nur schweigend an. Keiner sagte was, denn jedes Wort war überflüssig. Sie waren eine gut eingespielte Mannschaft, und sie kannten ihren Kapitän, der ein hervorragender Seemann und ein harter, unbeugsamer Mann war. Ihm etwas ausreden zu wollen, war absolut unmöglich.
Der Bestmann und van der Koop verließen die Fleute und wateten ein paar Schritte bis zum nahen Ufer.
Das Schiff lag unglückseligerweise etwas auf dem Schlick, doch die Flut würde es in etwa zwei Stunden wieder anheben. Sie waren ganz sanft auf diese Bank im Wasser hinaufgerutscht.
Darum sorgte sich jedoch keiner. Ein Angriff von See her war nicht zu befürchten, außerdem hatten die Wassergeusen starke Zähne zum Zubeißen.
Van der Koop fluchte verhalten, als er bis an die Knie in matschigem Dreck versank, kaum, daß sie das Ufer erreichten. Der Bestmann watete ebenfalls in modrigen Untergrund.
Mühsam zogen sie ihre Beine aus dem Modder, doch nach ein paar weiteren Schritten wurde der Boden etwas fester. Tiefer unter ihnen aber befand sich Sumpf oder Moor, denn immer wieder gluckerte es, stiegen Blasen in die Höhe, die mit schmatzendem Geräusch zerplatzten.
Bis der Boden ganz fest war, hatte Mijnheer van der Koop schon mindestens zehnmal sein „Godverdomme“ geflucht.
Die Hitze stand wie eine Mauer um sie her. Myriaden kleiner und unsichtbarer Plagegeister umschwirrten sie unaufhörlich. Die Luft war ein Miasma aus süßlichem Geruch, Sumpfgasen und Morast, das sich beklemmend auf die Lungen legte. Mitunter hatten sie das Gefühl, elend ersticken zu müssen.
Sie kämpften sich mühsam in die Richtung vorwärts, wo sie Feuer und Rauch gesehen hatten. Über ihnen spannte sich ein schwarzblauer Himmel mit funkelnden Sternen und einem sichelförmigen Mond. Über der See war alles pechschwarz und von absoluter Finsternis. Selbst die Fleute war kaum noch zu erkennen.
Aber den Rauch rochen sie. Kein Windhauch hatte ihn vertrieben, und so war die stickige Luft zusätzlich noch mit diesem Rauch gesättigt.
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