Penumbra Quill - My Little Pony - Ponyville Mysteries - Im Innern des Livewood

“Hast du auch an die Hufwärmer gedacht? Nimm einen Schal mit. Und eine Kanne Wasser! Und eine Ersatzkanne am besten auch, falls die eine undicht ist.“ Applejack hielt sich mit Tüddelei um ihre Schwester auf, während die Ponys am Waldrand noch auf Scootaloo warteten. Apple Bloom schnallte die Tasche auf ihren Rücken und bemühte sich um Nachsicht mit ihrer Schwester. Sie wusste ja, dass das Generve ein Ausdruck von Zuneigung war, doch langsam wurde es ihr zu viel. Warum traute Applejack ihr nicht zu, dass sie selbst wusste, wie man eine Tasche packte, wenn man auf Abenteuer ging? Ein Blick hinüber zu Sweetie Belle zeigte ihr, dass der Hang zum Überbehütet-Werden kein Problem der Apple-Familie allein war. Auch Rarity machte viel Trara um ihre kleine Schwester. „Wozu brauche ich einen hübschen Lack für meine Hufe, wenn ich mich zum Livewood aufmache?“, rief Sweetie Belle gerade verdrießlich, weil Rarity ihr unbedingt ein Fläschchen mit Lack in der Farbe von rotkandierten Äpfeln zustecken wollte. „Ich will Tante Eclipse das Handwerk legen, und nicht auf der Großen Galloping Gala tanzen!“

„Das ist noch lang kein Grund, sein gutes Aussehen zu vernachlässigen!“, sagte Rarity leicht verschnupft. Doch den Huflack steckte sie wieder ein.

„Na endlich! Wo warst du denn?”, rief Rainbow Dash voller Ungeduld ihrer kleinen Schwester zu, die auf ihrem Roller angedüst kam. Erstaunlicherweise mit einer zerknüllten Decke, auf der comic-artige Bildchen von Daring-Do aufgenäht waren, und mit einem Riesenbeutel, aus dem es nach Zimtplätzchen duftete. „Tut mir leid“, rief Scootaloo schnaufend, „Tante Holiday hat uns noch rasch ein Blech ‚Rettet-Equestria‘-Kekse gebacken und Tante Lofty hat mir extra diese Heldinnen-Decke genäht. Beides total toll, aber auch echt schwer...“

Apple Bloom linste sehnsüchtig nach den Keksen. Warum konnte Applejack ihre Zuneigung nicht auf diese Weise zeigen – indem sie ihr leckere Sachen backte?

„Wir können das zu den anderen Sachen tun“, sagte Twilight lächelnd und hob Decke und Plätzchen wie durch Zauberkraft von Scootaloos Schulter und verstaute beides sorgfältig in einem Karren, in dem auch der Proviant der anderen schon verpackt war. Dann blickte sie die anwesenden Ponys an - Applejack, Rarity, Starlight Glimmer, Blue Moon und die drei vom Schönheitsfleckenclub. „Unser schönes Land wird von einer großen Gefahr bedroht. Aber ich bin mir sicher, dass diese drei Fohlen den Mut und die Kraft der Freundschaft besitzen, um dafür zu sorgen, dass Nightmare Moons Schattenhelm nicht in die falschen Hufe gerät.“

Apple Bloom platzte fast vor Stolz. Die Prinzessin der Freundschaft persönlich glaubte an sie! Das machte Applejacks Zweifel an ihr fast wieder wett. Aber nur fast. Neben ihr wuchs Sweetie Belle noch um ein paar Zentimeter und Scootaloo hatte ein breites Grinsen im Gesicht.

„Während sie auf ihrer Mission unterwegs sind, kümmern wir uns um ihre Sicherheit“, fuhr Twilight fort. „Sind alle Ponys bereit?“

Apple Bloom sah, wie alle anderen zustimmend nickten – selbst Applejack, obwohl sie dabei dreinschaute, als hätte sie eben in einen Holzapfel gebissen. Twilight führte die Truppe in den Everfree-Wald hinein.

Bei Tag schien der weite Weg bis zum Livewood nicht halb so lang wie bei Nacht. Wahrscheinlich deshalb , dachte Apple Bloom, weil Twilight eben immer genau wusste, wo’s langging.

„Nicht vergessen“, sagte Applejack, die dabei war, den gefühlt hundertzweiundreißigsten Ratschlag heute zu erteilen, „wenn die Gefahr zu groß wird, sofort umkehren und die Hufe in Richtung Heimat schwingen, und zwar ratzfatz, wie ein Gurkenfass, das eine geölte Rutschbahn runterrollt, verstanden?!“

Sweetie Belle und Scootaloo mussten über Applejacks Formulierung lachen, doch Apple Bloom hatte echt genug von Applejacks Bevormundungen.

„Auf geht‘s“, bestimmte sie, „wir haben doch noch etliche Fragen an Blue Moon wegen Tante Eclipses schwarzer Magie.“ Sie hatten zwar keine einzige Frage an das Einhorn, aber Apple Bloom fand die Vorstellung mit ihm zu plaudern, reizvoller, als weiter betüddelt zu werden, ja auch immer das Näschen zu putzen und die Hüfchen schön sauber zu halten. Die anderen beiden hatten den Wink mit dem Zaunpfahl verstanden, nickten heftig, und so schloss der ganze Club einträchtig zu Blue Moon auf. Der lächelte sie mit trauriger Miene an.

„Tut mir leid, dass ihr drei da nun durchmüsst. Wären wir doch bloß nie nach Ponyville gezogen! Lumi und ich hätten Eclipse schon viel früher stoppen müssen!“

„Es ist nicht eure Schuld!“, rief Sweetie Belle. „Ihr musstet doch eure Familie beschützen.“

„Außerdem freuen wir uns, dass ihr hergezogen seid“, sagte Scootaloo. „Sonst hätten wir ja Ambermoon und Lilymoon nie kennengelernt!“

„Wir bringen das in Ordnung“, versicherte Apple Bloom.

„Das glaube ich euch“, sagte Blue Moon. „Ihr habt schon einmal Tantes Pläne vereitelt, das hat vor euch noch kein Pony geschafft. Für sie seid ihr eine echte Bedrohung. Aber denkt daran, sie ist unbarmherzig und skrupellos. Sie wird versuchen, ihr Ziel mit allen Mitteln zu erreichen – sie will den Schattenhelm besitzen um jeden Preis!“

„Klingt ja nicht gerade ermutigend...“ bemerkte Scootaloo.

„Das vielleicht nicht, aber ihre Besessenheit ist eben auch ihr wunder Punkt“, sagte Blue Moon. „Manchmal ist sie so wild auf etwas, dass sie für alles andere um sie herum blind ist. Und genau so kriegt ihr sie vielleicht. Aber seid vorsichtig – mehr als eine Chance, sie zu besiegen, werdet ihr wahrscheinlich nicht haben.“

„Danke für den Hinweis, Blue Moon. Und sorry, dass wir dachten, auch du bist einer der Bösen“, platzte Apple Bloom heraus. Zur Überraschung aller lachte Blue Moon daraufhin laut.

„An eurer Stelle hätte ich doch dasselbe gedacht!“, rief er. „Ich bin wirklich froh, dass meine Töchter solche tollen Freundinnen haben.“

Ein schauriges Geheul ließ alle erzittern. Wie eine eisige Klaue fuhr es Apple Blooms Rücken entlang. Sie fröstelte. Doch die Clubponys wussten schon, was es zu bedeuten hatte.

„Ein Timberwolf“, flüsterte Sweetie Belle mit weit geöffneten Augen. Ein Chor von Wölfen antwortete mit wildem Geheul – ein wahrhaft teuflischer Rundgesang!

„Viele Timberwölfe“, verbesserte Scootaloo. Apple Bloom schluckte schwer. Das bedeutete auch, sie hatte den Eingang zum Livewood fast erreicht.

Obwohl es heller Tag war, schien es auf der Lichtung mit dem von Ranken und Lianen geschützten Zugang zum Livewood viel dunkler zu sein als im übrigen Everfree Forest. Drei hohe Sockel standen vor diesem dichten, in sich mehrfach verschlungenen Rankenunterholz wie stumme Wächter – als Abschreckung für jedes Pony, das versuchte, sich Zugang zum Livewood zu verschaffen. Apple Bloom suchte nach Spuren von Tante Eclipse, doch auf der Lichtung schien seit ihrem letzten Besuch alles unverändert.

„Der Zugang ist noch verschlossen“, sagte Scootaloo optimistisch. „Vielleicht hat es Auntie Eclipse versucht, aber nicht geschafft?“

Sweetie Belle schüttelte den Kopf. „Hört mal genau hin“, flüsterte sie. Alle Ponys verstummten. Apple Bloom spitzte die Ohren aufs Äußerste, um zu hören, was Sweetie Belle anscheinend hörte. „Ich hör‘ überhaupt nichts“, flüsterte sie schließlich zurück.

„Darum geht‘s!“, sagte Sweetie Belle. „Kein Knurren, kein Rumoren, gar nichts. Die Timberwölfe treiben ihr Unwesen jetzt im Everfree Forest. Sie sind wahrscheinlich ausgebüxt, als Tante Eclipse und die anderen reingegangen sind.”

„Wir dürfen keine Zeit verlieren“, sagte Twilight Sparkle entschieden. Mit dem Kopf machte sie eine Bewegung hin zu den drei Sockeln. „Ihr drei müsst da hoch und rauskriegen, ob diese Nummer mit den gleichartigen Schönheitsflecken als Code bei euch auch funktioniert.“