Stefan Frädrich
So motivieren Sie
Ihren inneren
SCHWEINEHUND
Illustrationen von Timo Wuerz
Bibliografische Information der Deutschen Nationalbibliothek
Die Deutsche Nationalbibliothek verzeichnet diese Publikation in der Deutschen Nationalbibliografie; detaillierte bibliografische Informationen sind im Internet unter http://dnb.ddb.deabrufbar.
ISBN 978-3-86936-169-7
Lektorat: Christiane Martin, Köln
Umschlaggestaltung: Martin Zech Design, Bremen | www.martinzech.de
Umschlagillustration: Timo Wuerz | www.timowuerz.com
Fotos: Katja Kuhl (Foto T. Wuerz), Laurence Voumard (alle anderen)
2013 GABAL Verlag GmbH, Offenbach
Das E-Book basiert auf dem 2011 erschienenen Buchtitel "Das Günter-Prinzip" von Stefan Frädrich, ©2011 GABAL Verlag GmbH, Offenbach
Alle Rechte vorbehalten. Vervielfältigung, auch auszugsweise, nur mit schriftlicher Genehmigung des Verlages.
ISBN Buchausgabe: 978-3-86936-169-7
ISBN epub: 978-3-86200-892-6
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Hallo! HAAAAALLO!Ja, genau SIE meine ich. Was ist denn mit Ihnen los? Wollen Sie tatsächlich dieses Buch lesen? Ein Buch über ein Tier, das es gar nicht gibt? Sie müssen aber motiviert sein. Ach, oder etwa doch nicht? Haben Sie etwa ein Motivationsproblem? Pfui, das geht gar nicht. Schließlich leben wir in einer Leistungsgesellschaft. Man hat gefälligst motiviert zu sein bei uns. Immer. Und überall. Aber das wissen Sie sicher. Und deshalb greifen Sie bestimmt nach jedem Strohhalm, an dem Sie sich aus dem Sumpf Ihrer toxischen Faulheit herausziehen können, richtig? Brav. Tüchtig. Vorbildlich.
Oder ist es bei Ihnen etwa doch ganz anders? Hand aufs Herz: Mussten auch Sie Ihren inneren Schweinehund schon mal mühsam überwinden? Zum Beispiel morgens beim Aufstehen? Oder beim Sport? Oder wenn Sie sich so ernähren sollen, dass die Waage dauerhaft unten bleibt? Vielleicht sogar im Job? Beim Lernen für eine Prüfung? Oder in Ihrer Beziehung, wenn Schatzi mal wieder recht hat und Sie das nicht zugeben können? Vielleicht auch gerade beim Lesen – wo lesen doch so anstrengend ist? Ist Ihr innerer Schweinehund gar besonders groß?
Seien wir ehrlich: Jeder kennt das Phänomen, eigentlich zu wissen, was zu tun ist, aber nicht zu tun, was man weiß. Weil im Kopf diese lästige Stimme spricht: »Lass das sein!«, sagt sie. »Viel zu anstrengend!«, »Sollen die anderen erst mal anfangen!« oder »Morgen ist auch noch ein Tag!« Diese Stimme kommt von unserem inneren Schweinehund, dem Tierchen, um das es in diesem Buch hier gehen soll (und das es irgendwie doch gibt).
Übrigens: Als mir so richtige Schweinehunde zum ersten Mal aufgefallen sind, habe ich noch als Arzt gearbeitet. Wenn Sie mich als Arzt nie kennengelernt haben, kein Problem: Ich war in der Psychiatrie tätig. Doch nicht nur dort, sondern in der gesamten Medizin gibt es üble Schweinehunde: Herzinfarkte, Rückenschmerzen, Krankenkassen. Und die inneren Schweinehunde der Medizin erst – auch sehr übel: Ärzte, Schwestern, das Krankenhausessen. Auch so manche Lebensweise, die uns oft erst mit der Medizin in Berührung kommen lässt, hat echten Schweinehundecharakter: Fressen, Fluppen, Fußballgucken. Klar: Wer Sport nur im Fernsehen anschaut, verbrennt dabei keine einzige Kalorie extra – wird aber meist extra früh verbrannt. Im Krematorium. Medizin hin oder her.
Okay, Sie wissen, wovon ich rede. Überall gibt es dieses innere Sauviech, das es uns schwer macht – in allen Lebensbereichen. Also wollen wir doch mal schauen, was wir im Leben alles auf die Reihe kriegen, wenn wir mit unserem inneren Schweinehund klarkommen oder sogar zusammenarbeiten. Wie hat es der Schweizer Pfarrer und Schriftsteller Kurt Martiso schön ausgedrückt?
Wo kämen wir hin,
wenn alle sagten,
wo kämen wir hin,
und niemand ginge,
einmal zu schauen,
wohin man käme,
wenn man ginge.
In diesem Sinne: Begeben wir uns auf eine Reise nach innen! In die Hochburgen und Niederungen unserer gemeinen Psyche. Dorthin, wo unser tierisches Alter Ego mal in der Luxus-Hundehütte und mal im Schweinestall haust. Wo er das eine Mal brav Platz macht und ein andermal gute Vorsätze platzen lässt. Und nehmen wir von dort ganz viele Erkenntnisse mit! Denn mit denen können wir auch in der Außenwelt weite Reisen unternehmen – und ankommen, wo wir immer schon hinwollten. Versprochen.
Hallo! HAAAAALLO!
Ja, genau: Ich meine damit auch SIE!
Ihnen viel Spaß beim Lesen, Umsetzen und Erfolghaben! Denn Spaß wird es garantiert machen.
Ihr Dr. Stefan Frädrich
1. Günter, der innere SCHWEINEHUND
Der innere Schweinehund – Freund oder Feind?
Wie sehen innere Schweinehunde wohl aus? Manche stellen sie sich ja als fiese Viecher vor, die man mit aller Macht bekämpfen muss. Motto: »Quäl dich, du Sau!« Ich persönlich finde diesen Ansatz nicht sonderlich schlau. Denn der innere Schweinehund ist ein Teil von uns. Und wenn wir gegen ihn kämpfen, kämpfen wir nur gegen uns selbst. Wir führen eine Art inneren Bürgerkrieg, bei dem wir nur verlieren können – Blödsinn!
Viel schlauer ist es, sich den inneren Schweinehund als einen netten Kumpel vorzustellen. Einen, der es eigentlich gut meint mit uns. Einen, der uns vor Überanstrengung und Mühe beschützen will. Einen mit den besten Motiven: Sport machen? »Schwitzen ist doof!« Eine schöne Frau ansprechen? »Nur keinen Korb riskieren!« Mal etwas Neues ausprobieren? »Viel zu gefährlich!« Sie merken schon: ein echter Freund eben. Einer wie Bello, der zwar brav die Zeitung apportiert – aber sie dabei so vollsabbert, dass wir sie nicht mehr am Frühstückstisch lesen wollen. Einer der brav bellt, wenn er einen Einbrecher wittert – das aber leider täglich etwa 50 Mal tut und so die ganze Nachbarschaft gegen uns aufbringt. Einer, der nur kurzfristig denkt – also von der Stirn bis zur Schnauzenspitze. Kein Wunder: Wo seine Gehirngröße nur knapp über der einer ausgewachsenen Walnuss liegt. Was machen wir also mit so einem Bello? Überwinden? Bekämpfen? Erwürgen? Ins Tierheim bringen? Quatsch! Besser schauen wir mal, wo solch ein Schweinehund herkommt, was ihn antreibt und wie man ihn so dressiert, dass er fortan genau das tut, was wir selber wollen. Vielleicht schaffen wir sogar, ihn zu motivieren. So, dass er seine Pflicht gerne tut. Freiwillig.
Auf jeden Fall aber sollten wir ihn nicht allzu ernst nehmen – am besten gehen wir die Sache spielerisch an. Ich habe daher meinem inneren Schweinehund einen Namen gegeben: Ich nenne ihn Günter. Hoffentlich heißen Sie nicht auch Günter? Sonst könnte es im Laufe dieses Buches zu Verwechslungen kommen. Und falls doch, haben Sie mein vollstes Mitgefühl. Ich selbst heiße nämlich ebenfalls Günter. Mit Zweitnamen. Viele Jahre habe ich damit nichts anfangen können – ja, habe es sogar absichtlich verdrängt. »Günter« – geht es weniger sexy? Ich finde: »Günter« klingt nach ängstlichem Kleingeist. Nach behördlich verordneter Veränderungsresistenz. Nach innerem Schweinehund eben. Aber: »Günter« klingt auch irgendwie harmlos und halbwegs »gut gemeint«. Insofern: Schließen wir Frieden mit dem Namen! Und taufen wir damit guten Gewissens unseren inneren Schweinehund: Hallo, Günter.
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