Blutgeschwister
Modrichs zweiter Fall
Thomas Matiszik
1. Auflage September 2017
© 2017 OCM GmbH, Dortmund
Gestaltung, Satz und Herstellung:OCM GmbH, Dortmund
Verlag:OCM GmbH, Dortmund, www.ocm-verlag.de
ISBN 978-3-942672-58-0
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Für Ernestine & Max Matiszik
„Nur Feinde sagen die Wahrheit;
Freunde und Liebende lügen unendlich,
gefangen im Netz der Pflicht.“
Stephen King
1 Prolog Prolog Gestern Vormittag war endlich der nagelneue Messerblock geliefert worden. Wochenlang hatte Felix Modrich auf diesen Moment gewartet. Mit großen Augen hatte er Anfang des Jahres bei dem Kochkurs „Steaks richtig zubereiten“ – ein Geburtstagsgeschenk seiner Doppelkopfrunde – beobachtet, wie der berühmte Sternekoch Roland Stark Rump-, Hüft- und Filetsteaks mühelos vom Schinkenstück abtrennte. Dass er jahrelang nichts, aber auch gar nichts mit Kochen, Grillen oder sonstigen Küchentätigkeiten am Hut hatte, war einzig und allein seinem Job geschuldet. Felix Modrich hatte aber nicht nur seine vermeintliche Passion unterdrückt, sondern auch sein Privatleben vollends seinem Job untergeordnet. „Anders hätte es auch nicht funktioniert“, murmelte er tonlos, während er im Wartezimmer der Onkologie auf seinen Befund wartete. Am kommenden Wochenende würde er die neuen Messer zum ersten Mal ausprobieren. Pfingsten stand vor der Tür und die Wetterprognose sagte 25 Grad und zwölf Sonnenstunden voraus. Seine Doppelkopfrunde und er würden einen wunderschönen Tag verbringen. „Herr Modrich?“ Die junge Ärztin war wirklich bildhübsch und genau sein Typ. Vor dreißig Jahren hätte er sie vermutlich sofort zum Kaffee eingeladen. Er atmete tief ein und aus und folgte ihr in das Sprechzimmer. Doktor Bea Leitner, so hieß die Augenweide, setzte sich und blätterte ein wenig nervös in Modrichs Krankenakte. „Seit wann genau haben Sie diese Beschwerden?“, fragte sie unvermittelt. Modrich hob die Augenbrauen. „Ich nehme doch stark an, dass das in der Akte steht, aber ich sag’s Ihnen gerne noch mal: seit ungefähr drei Monaten.“ Doktor Leitner versteckte ihr hübsches Gesicht hinter der Krankenakte. Die Frage schien ihr tatsächlich peinlich zu sein. „Lassen Sie uns nicht lange um den heißen Brei herum reden, Frau Doktor! Sagen Sie es mir bitte einfach ins Gesicht. Ich bin schließlich keine zwanzig mehr.“ Die Antwort kam prompt und unbarmherzig. „Sie haben, wenn die Behandlungen anschlagen, nicht mehr als zwei Jahre. Wenn’s ungünstig läuft, vielleicht sogar weniger als ein Jahr!“
2 Kapitel 1
3 Kapitel 2
4 Kapitel 3
5 Kapitel 4
6 Kapitel 5
7 Kapitel 6
8 Kapitel 7
9 Kapitel 8
10 Kapitel 9
11 Kapitel 10
12 Kapitel 11
13 Kapitel 12
14 Kapitel 13
15 Kapitel 14
16 Kapitel 15
17 Kapitel 16
18 Kapitel 17
19 Kapitel 18
20 Kapitel 19
21 Kapitel 20
22 Kapitel 21
23 Kapitel 22
24 Kapitel 23
25 Kapitel 24
26 Kapitel 25
27 Kapitel 26
28 Kapitel 27
29 Kapitel 28
30 Kapitel 29
31 Kapitel 30
32 Kapitel 31
33 Kapitel 32
34 Kapitel 33
35 Kapitel 34
36 Kapitel 35
37 Kapitel 36
38 Kapitel 37
39 Kapitel 38
40 Kapitel 39
41 Kapitel 40
42 Kapitel 41
43 Kapitel 42
44 Kapitel 43
45 Kapitel 44
46 Kapitel 45
47 Kapitel 46
48 Kapitel 47
49 Kapitel 48
50 Kapitel 49
51 Kapitel 50
52 Kapitel 51
53 Kapitel 52
54 Kapitel 53
55 Kapitel 54
56 Kapitel 55
57 Kapitel 56
58 Kapitel 57
59 Kapitel 58
60 Kapitel 59
61 Kapitel 60
62 Kapitel 61
63 Kapitel 62
64 Kapitel 63
65 Kapitel 64
66 Kapitel 65
67 Kapitel 66
68 Kapitel 67
69 Kapitel 68
70 Kapitel 69
71 Kapitel 70
72 Kapitel 71
73 Kapitel 72
74 Kapitel 73
75 Epilog
1 Cover
2 Titelei
3 Inhaltsverzeichnis
4 Start des Inhalts
Gestern Vormittag war endlich der nagelneue Messerblock geliefert worden. Wochenlang hatte Felix Modrich auf diesen Moment gewartet. Mit großen Augen hatte er Anfang des Jahres bei dem Kochkurs „Steaks richtig zubereiten“ – ein Geburtstagsgeschenk seiner Doppelkopfrunde – beobachtet, wie der berühmte Sternekoch Roland Stark Rump-, Hüft- und Filetsteaks mühelos vom Schinkenstück abtrennte. Dass er jahrelang nichts, aber auch gar nichts mit Kochen, Grillen oder sonstigen Küchentätigkeiten am Hut hatte, war einzig und allein seinem Job geschuldet. Felix Modrich hatte aber nicht nur seine vermeintliche Passion unterdrückt, sondern auch sein Privatleben vollends seinem Job untergeordnet. „Anders hätte es auch nicht funktioniert“, murmelte er tonlos, während er im Wartezimmer der Onkologie auf seinen Befund wartete.
Am kommenden Wochenende würde er die neuen Messer zum ersten Mal ausprobieren. Pfingsten stand vor der Tür und die Wetterprognose sagte 25 Grad und zwölf Sonnenstunden voraus. Seine Doppelkopfrunde und er würden einen wunderschönen Tag verbringen.
„Herr Modrich?“ Die junge Ärztin war wirklich bildhübsch und genau sein Typ. Vor dreißig Jahren hätte er sie vermutlich sofort zum Kaffee eingeladen. Er atmete tief ein und aus und folgte ihr in das Sprechzimmer. Doktor Bea Leitner, so hieß die Augenweide, setzte sich und blätterte ein wenig nervös in Modrichs Krankenakte. „Seit wann genau haben Sie diese Beschwerden?“, fragte sie unvermittelt. Modrich hob die Augenbrauen. „Ich nehme doch stark an, dass das in der Akte steht, aber ich sag’s Ihnen gerne noch mal: seit ungefähr drei Monaten.“ Doktor Leitner versteckte ihr hübsches Gesicht hinter der Krankenakte. Die Frage schien ihr tatsächlich peinlich zu sein. „Lassen Sie uns nicht lange um den heißen Brei herum reden, Frau Doktor! Sagen Sie es mir bitte einfach ins Gesicht. Ich bin schließlich keine zwanzig mehr.“ Die Antwort kam prompt und unbarmherzig. „Sie haben, wenn die Behandlungen anschlagen, nicht mehr als zwei Jahre. Wenn’s ungünstig läuft, vielleicht sogar weniger als ein Jahr!“
Seit nunmehr dreieinhalb Wochen lag Jan im Koma. Die Erinnerungen an jenen unheilvollen Juniabend erloschen deutlich langsamer, als er es sich gewünscht hätte. Um ihn herum wuselten 24 Stunden am Tag mehrere Ärzte und Schwestern und kontrollierten die Geräte und Schläuche, an denen sein Leben hing. Viel schlimmer aber waren Mannschaftskollegen, Verwandte, Freunde und auch ein paar Personen, die er nicht kannte. Stundenlang standen sie manchmal vor seinem Bett und heulten unentwegt. Gerade so, als sei er bereits tot. Jedes Mal versuchte er, ihnen ein Zeichen zu geben, einen dezenten Hinweis darauf, dass er sie wahrnahm, dass alles halb so schlimm war, dass er kaum Schmerzen verspürte. Aber das war natürlich schwierig, schließlich konnten sie ja nicht ahnen, dass Jan alles haarklein mitbekam.
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