Swami Vivekananda - Yogasutra

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Swami Vivekananda war einer der bedeutendsten Yogis des 19. Jahrhunderts und der bekannteste Schüler von Ramakrishna Paramahamsa. Er brachte als erster Yoga in den Westen und verbreitete die Lehre verschiedener spiritueller Wege. Seine Ausführungen über das Yogasutra sind Teil einer längeren Abhandlung über den Raja Yoga und werden im vorliegenden Buch mit Original-Sanskrit-Text, Kommentar und deutscher Übersetzung von Wilfried Huchzermeyer gesondert herausgebracht.
Seine amerikanische Schülerin und Sekretärin S. Ellen Waldo berichtete, dass er seine Texte über den Raja Yoga im Jahr 1895 verfasste und vor der Niederschrift seiner Kommentare zu den Yoga-Aphorismen stets in tiefe Meditation ging, um sie ihr anschließend spontan zu diktieren. So handelt es sich um authentische, traditionelle Interpretationen eines Autors, der selbst ein Yogi war und die Sanskrit-Sprache fließend beherrschte.

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Swami Vivekananda

Yogasūtra

Mit Sanskrit-Text, Übersetzung

und Kommentar

Herausgegeben und übersetzt von

Wilfried Huchzermeyer

edition sawitri

Karlsruhe

Verlag W. Huchzermeyer

Lessingstraße 64

D-76135 Karlsruhe

www.edition-sawitri.de

1. E-Book-Auflage 2021

ISBN 978-3-931172-49-7

© 2019 edition sawitri - Verlag W. Huchzermeyer, Karlsruhe

Inhalt

Vorwort

Konzentration – ihr spiritueller Nutzen

Konzentration – die Praxis

Kräfte

Unabhängigkeit

Anhang

Yogasūtra und Sānkhya – eine Einführung

Vorwort

Swami Vivekananda (1863 – 1902) war der bekannteste Schüler von Ramakrishna, dem bedeutendsten Yogi des 19. Jh. Er brachte als erster Yoga in den Westen und lehrte dort Karma-, Bhakti-, Jñāna- und Rāja-Yoga. 1Im Jahr 1893 hatte er als Delegierter am „Parlament der Religionen“ in Chicago teilgenommen und die Herzen der Zuhörer durch eine mitreißende Rede gewonnen. Bald darauf erhielt er zahlreiche Einladungen zu Vorträgen über indische Themen und begann 1894, einen kleinen Kreis von Schülerinnen und Schülern in Lehre und Praxis von Yoga und Vedanta zu unterweisen.

Gleichzeitig schrieb er auch ein Buch über den Rāja-Yoga, das er im Juni 1895 vollendete. Swami Nikhilananda erläutert dessen Inhalt wie folgt: „Das Buch ist eine Übersetzung von Patanjalis Yoga-Aphorismen, wobei der Swami seine eigenen Erklärungen hinzufügte… Patanjali erläuterte in diesen Aphorismen die Philosophie des Yoga, deren Hauptzweck darin besteht, den Weg zu zeigen, wie die Seele Freiheit von der Gebundenheit an die Materie erlangt. Verschiedene Methoden der Konzentration werden erörtert.“ 2

Swami Nikhilananda führt weiter aus, das Buch habe dem Zweck gedient, aufzuzeigen, dass spirituelle Erfahrung auf derselben Grundlage wie wissenschaftliche Erkenntnis erfolgen könne, d.h. begleitet von Experiment, Beobachtung und Verifizierung. Ferner habe Vivekananda verschiedene Disziplinen der Konzentration erklärt, verbunden mit der Warnung, diese nur mit Hilfe eines qualifizierten Lehrers zu praktizieren.

S. Ellen Waldo, eine Schülerin und Sekretärin Swami Vivekanandas, berichtete später, wie er ihr die Texte für das Buch diktierte:

Wenn er seine Kommentare zu den Aphorismen kommunizierte, ließ er mich warten, während er in tiefe Zustände der Meditation oder Selbstbetrachtung ging, um dann mit einer brillanten Interpretation aus ihnen herauszukommen. Ich musste die Feder stets mit frischer Tinte bereithalten. Es konnte sein, dass er lange Zeit vertieft war, um dann plötzlich sein Schweigen zu brechen und spontan etwas zu sagen oder eine lange, wohlerwogene Lehre zum Ausdruck zu bringen. 3

Im vorliegenden Buch wird aus Vivekanandas Titel Raja Yoga nur der Yogasūtra-Abschnitt in unserer eigenen deutschen Übersetzung wiedergegeben. Dieser Auswahl liegt die Beobachtung zugrunde, dass das Yogasūtra von vielen Interessenten in mehreren Ausgaben studiert wird, um angesichts der signifikanten Abweichungen in Übersetzung und Kommentar mehr Einblick in die Essenz der Aussagen des Textes zu bekommen. Tatsächlich sind viele deutsche und englische Übersetzungen stark interpretativ, was schon durch ihre Länge im Vergleich zum Sanskrit-Original deutlich wird. Zwar ist letzteres aufgrund des spezifischen, extrem knappen Sutra-Stils grundsätzlich kürzer, aber nicht um ein Vielfaches.

Auch Vivekananda geht zum Teil bereits bei der Übersetzung in die Interpretation über. In einigen Fällen wurde dies von mir in Fußnoten angemerkt, wobei teils auch weitere Ausführungen zum Verständnis hinzugefügt wurden. Der Text enthält nur sehr wenige Anmerkungen des indischen Herausgebers, die jeweils entsprechend gekennzeichnet sind.

Vivekanandas englische Übersetzung ist eine der ersten vollständigen in einer westlichen Sprache 4und wertvoll auch dadurch, dass er den Zugang zum Text primär als Yogi und nicht als Gelehrter sucht. Immer wieder fließen in seinen Kommentar lebendige und erhellende Betrachtungen ein, die aus der eigenen Erfahrung heraus geschrieben wurden. Sicher wurde im Laufe der Zeit in späteren Übertragungen der eine oder andere Aphorismus besser wiedergegeben, wie es nun einmal der Fall ist, wenn schwierige Texte von Generationen von Forschern immer neu erschlossen werden, aber dieses Element seines originären Zugangs bleibt als besonderes Merkmal für immer bestehen. Gleichwohl muss angemerkt werden, dass in seltenen Fällen die eine oder andere Aussage aus heutiger Sicht kaum nachvollziehbar ist.

Wenn über Patanjali als Autor der Sutren gesprochen wird, so ist zu erwähnen, dass seine Existenz und Autorenschaft in einigen neueren Forschungsarbeiten angezweifelt wird, so dass es am besten ist, ihn als „legendären“ Autor des Textes zu bezeichnen. Bei vielen Texten aus alter Zeit bestehen diese Zweifel, auch wenn die indische Tradition hier oft abweichende Aussagen macht. Aber letztlich ist die Herkunft und Autorenschaft nicht entscheidend, sondern im Mittelpunkt einer spirituellen Betrachtung stehen die Erkenntnisse, die in den Aphorismen kundgetan werden.

Wir glauben, dass Swami Vivekanandas Ausführungen mehr Licht auf die oft schwer zu erschließende Bedeutung der Sutras werfen, und haben auch den Sanskrit-Text beigefügt, da viele Yoga-Anhänger über einige Grundkenntnisse der Sprache verfügen. Der Text wurde in lateinischer Umschrift und mit aufgelösten Sandhis (Lautverschmelzungen) wiedergegeben, um einen erleichterten Zugang zu ermöglichen. In einigen Fällen wurden einzelne Sanskrit-Begriffe in Fußnoten erklärt, aber grundsätzlich empfiehlt es sich, bei der Lektüre ein Nachschlagewerk wie unser Yoga-Wörterbuch oder Yoga-Lexikon zu nutzen. 5Aus dem letzteren sind im Anhang als erste Einführung die Artikel „Yogasūtra“ und „Sānkhya“ abgedruckt.

Wilfried Huchzermeyer

1 D.h. den dreifachen Pfad der Bhagavadgītā (Weg der Werke; Anbetung, Liebe; und Erkenntnis) sowie den „königlichen“ Weg, aufgezeichnet im Yogasūtra.

2 Swami Nikhilananda, Vivekananda, A Biography. New York 1989, S. 79

3 Ibid.

4 Eine englische Übersetzung des 1. Kapitels erschien bereits 1852: J.R. Ballentyne, The Aphorisms of the Yoga Philosophy of Patanjali with illustrative extracts from the Commentary by Bhoja Raja. Allahabad: Presbyterian Mission Press, 1852. Die ersten vollständigen Übertragungen wurden durch die Theosophische Gesellschaft herausgegeben (Tukaram Tatya, 1885, und M.N. Dvivedi, 1890).

5 Siehe Anzeigenteil.

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