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ZITAT
«Eure Kinder sind nicht eure Kinder. Sie sind die Söhne und Töchter der Sehnsucht des Lebens nach sich selbst. Sie kommen durch euch, aber nicht von euch, und obwohl sie bei euch sind, gehören sie euch nicht.
Ihr könnt ihnen eure Liebe geben, aber nicht eure Gedanken, denn sie haben ihre eigenen Gedanken.
Ihr könnt ihren Körpern ein Zuhause geben, aber nicht ihren Seelen, denn ihre Seelen leben im Haus der Zukunft, das ihr nicht betreten könnt, nicht einmal in euren Träumen.
Ihr könnt versuchen, wie sie zu sein, doch versucht nicht, sie euch gleichzumachen. Denn das Leben geht nicht rückwärts, noch verweilt es beim Gestern.
Khalil Gibran
VORWORT
Der Anlass für dieses Buch waren die wunderbaren Begegnungen mit den Kindern und Eltern während, vor und nach den Yogaferiencamps. Diese kurzen Yoga-Urlaube für Kinder habe ich vor einigen Jahren ins Leben gerufen. Sie wurden für mich eine enorme Bereicherung. Nach jedem intensiven Wochenkurs sah ich das Leuchten in den Augen der Kinder. Doch es zeigten sich auch Herausforderungen – erst war mir nicht bewusst, dass sich viele Eltern bislang noch nicht mit Yoga beschäftigt hatten. Natürlich hatten sie entsprechend viele Fragen an mich, als sie die Entwicklung und Neugier ihrer Kinder sahen. Irgendwann kam ich nicht mehr nach, all die Fragen der Eltern zu beantworten und auch die kleinen zusammengeklammerten, selbstgebastelten Heftchen mit den Übungen für zu Hause reichten nicht mehr.
So kam es, dass ich anfing, die Fragen und Anliegen der Eltern schriftlich festzuhalten und entsprechende Antworten zu notieren. Vielleicht hast auch Du Dir schon die ein oder andere der folgenden Fragen gestellt. In diesem Buch findest Du Antworten darauf. Ich hoffe, Dir damit einen Input geben zu können, wie Du mit Deinen Kindern einen gesunden und kraftvollen Weg gehen kannst.
„Welche Yogaübungen kann ich mit meinem Kind vor dem Zubettgehen machen, wenn es zu überdreht ist, um einschlafen zu können?“
„Welche Yogaübungen kann ich mit meinem Kind morgens machen?“
„Kann Yoga meinem Kind helfen, Schulaufgaben und Prüfungen zu bewältigen?“
„Weshalb isst mein Kind nur Ungesundes und zu viel Zucker?“
„Warum ist mein Kind so zappelig?“
„Kann ich mein Kind ins Yoga schicken, obwohl es so hyperaktiv ist?“
„Können Kinder denn überhaupt schon meditieren?“
„Lernen die Kinder im Yoga religiöse Dinge?“
Durch solche und ähnliche Fragen spürte ich den großen Wunsch vieler Eltern, ihren Kindern ein gesundes und stärkendes Aufwachsen zu ermöglichen. Doch ich erkannte auch, dass viele damit überfordert sind – sie wissen nicht genau, wo oder wie sie damit beginnen sollen und finden nebst Erziehung, Schule, Haushalt, Job, Beziehung usw. schlicht nicht die Zeit, auch dies noch unterzubringen. Darin möchte ich Dich – lieber Elternteil – mit diesem Buch unterstützen.
Auch ich bin Mutter von Kindern, alleinerziehend, und oft gefordert in diesem Spannungsfeld von Arbeit, Familie und ein klein wenig Zeit für mich. Wir sitzen also alle im selben Boot. Doch: Wir sind selbst am Ruder – wir entscheiden, wohin die Reise geht. Ich habe mich entschieden, Richtung Sonne zu steuern und meine kleinen Matrosen zu den stärksten und wunderbarsten Sonnenkindern heranwachsen zu lassen, bis sie das Ruder selbst in die Hand nehmen können.
Doch wie gelingt uns das? Ich begegne so vielen Müttern und Vätern, die Wert auf gesunde Ernährung legen, ihre Zeit mit Yoga verbringen, Sport betreiben und beispielsweise Bücher des Dalai Lama lesen. Das gehört vielleicht zum heutigen Lifestyle. Doch dieser neue Lebensstil, das Durchbrechen von alten Gewohnheiten und Erforschen von neuen Feldern, ist nicht bis zu unseren Kindern gelangt. Wieso halten wir an alten Gewohnheiten und Traditionen fest? Und bitte versteht mich nicht falsch. Traditionen haben großen Wert. Doch in welchem Fall sind sie uns und unseren Kindern in der heutigen Welt wirklich noch dienlich? Jeder, der auf der Suche nach einem gesunden und glücklichen Leben ist, sollte sich fragen: „Woher kommt die Energie tatsächlich, die mich am Leben hält? Von meiner Tätigkeit? Vom Essen? Von meinem Umfeld? Oder kann es sein, dass es die Verbindung von Dir zu Deinem Herzen ist? Wir sollten beginnen, größer zu denken, auf unseren Herzensweg zu vertrauen und unsere Erfahrungen mit den Kindern zu teilen.
Wenn Du bereit bist, kleine Tools und Tricks in Deinen Familienalltag einzubauen, wirst Du mit Deinen Liebsten auf eine fantastische Reise aufbrechen.
«Wir sollten beginnen, größer zu denken,
auf unseren Herzensweg zu vertrauen und
unsere Erfahrungen mit den Kindern zu teilen.»
Über meinen Weg und die Verbindung zum Yoga
Den Wunsch, mit Kindern zu arbeiten, hatte ich früh. Die Vision jedoch, in welche Richtung es gehen würde, entstand mit der Zeit und den Erfahrungen, die ich mit meiner Familie, dem Yoga und vor allem mit mir selbst machte.
Grundsätzlich bin ich der Überzeugung, dass die eigene Arbeit eine Herzensangelegenheit sein kann und soll. Damit dies gelingt, braucht es allerdings Zeit, Geduld, unermüdlichen Einsatz und – viel Herzblut. Es ist ein Prozess des Wachsens und Gedeihens, wie bei einer Blume. Wir alle sind tagtäglich umgeben von dieser unaufhörlichen Schnelllebigkeit. Wir streben beruflichen Erfolg an und erwarten mehr Lohn dafür. Dieses „Funktionieren“ in unserem System übertragen wir bewusst oder unbewusst auf unsere Kinder. Wir Erwachsenen vergessen dabei unsere Leidenschaft und unsere Begabungen. Wir erinnern uns nicht mehr daran, was uns wirklich Freude bereitet. Unsere natürlichen Ressourcen werden unterdrückt und dadurch geht unsere Berufung verloren. Solange wir uns immer wieder einmitten, neu orientieren und hinterfragen, wohin und in welchem Tempo der Weg uns führt, gehen wir dem Ziel entgegen. Und das Gehen – jeder Schritt, den wir verbunden mit der Quelle gehen – führt uns zum nächsten. Das ist für mich das Ziel.
Das Yoga und die Meditation waren für mich immer mein Anker. Sie gaben mir Raum für meine persönliche Freiheit und die Motivation, mir treu zu bleiben und meinen ureigenen Weg zu gehen. An dieser Stelle zitiere ich einen meiner Lieblingsautoren, Wayne Dyer, dessen Worte mich stetig begleiten:
«Das Sein kommt nicht aus dem Nicht-Sein.»
Wayne Dyer
Während der ersten neun Monate des Lebens wird uns alles für unseren Weg mitgegeben: Unsere Augenfarbe, das Geschlecht, die Größe – alle unsere Anlagen. Wir sind bereits vollkommen und verbunden mit der Quelle. In den Jahren nach unserer Geburt werden wir durch die Erziehung gedrängt, werden geprägt von Traditionen und Mustern. Im Kindergarten und während der Schulzeit haben Kinder nicht mehr viel Raum für ihre Kreativität und Phantasie. Stattdessen werden sie nach der gesellschaftlichen Norm geformt und müssen die verlangten Leistungen erbringen. Und schließlich folgt mit der Berufswahl der große Schritt ins erwachsene Leben – meist stark durch unerfüllte Wünsche der Eltern geprägt, welche diese auf ihre Kinder projizieren. Wir werden auf Leistung getrimmt und haben nach Erfolg zu streben.