Impressum
© 1976/2019 Pabel-Moewig Verlag KG,
Pabel ebook, Rastatt.
eISBN: 978-3-95439-930-7
Internet: www.vpm.deund E-Mail: info@vpm.de
Fred McMason
Der Fluch von Nan Madol
Kapitel 1
Kapitel 2
Kapitel 3
Kapitel 4
Kapitel 5
Kapitel 6
Kapitel 7
Kapitel 8
Kapitel 9
Kapitel 10
Sie sahen in der Insel ihre Rettung – doch dann geschieht das Unfaßbare …
„ Wer die heilige Ruhe der Herrscher aus dem Geschlecht der Nahnmwarki stört, den wird der Fluch der Geister von Nan Madol treffen.“
So stand es sinngemäß auf den geheimnisvollen Grabsteinen. Aber das erfuhren die Seewölfe erst später. Das Verhängnis nahm allerdings schon jetzt seinen bedrohlichen Verlauf. Die Geister von Nan Madol traten in Aktion .
Als Edwin Carberry, Ferris Tucker und Dan O’Flynn das leise Knistern hörten, war es schon zu spät. Sie befanden sich in einer grabenartigen Rinne, die links und rechts durch hohe steinerne Wälle abgegrenzt war. Die Wände waren oben mit dornigem Buschwerk besetzt. Die Rinne führte auf einer schräg geneigten Ebene nach oben .
Das Knistern wurde lauter und bedrohlicher, und dann sahen sie das Monstrum, das mit tödlicher Präzision heranwalzte. Es war etwa tonnenschwer und von oben bis unten mit armlangen tödlichen Stacheln gespickt, die erbarmungslos alles zerquetschen würden, was sich im Weg befand .
Und das Ding rollte und rollte …
Die Hauptpersonen des Romans:
Philip Hasard Killigrew– Der Seewolf steht bange Sekunden durch, als drei seiner Männer in entsetzlicher Lebensgefahr schweben.
Don Ricardo de la Marcarena– Der selbsternannte Generalkapitän möchte Gouverneur werden und wünscht sich von König Philipp eine goldene Badewanne.
Virgil Aldegonde– Gehört zum „Hofstaat“ Don Ricardos und ist auch ein bißchen verrückt.
Raia– Nur ein Zufall bewahrt die Häuptlingstochter vor einem qualvollen Tod.
Edwin Carberry– Der Profos ist kein Freund von Grabbesichtigungen und hat etwas gegen „Knochenmänner“.
Philip Hasard Killigrew war mit dem jetzigen Stand der Dinge ganz zufrieden. Nach wochenlanger Irrfahrt über den Pazifik hatten sie endlich eine paradiesische Insel gefunden, die sie mit Trinkwasser und frischen Früchten versorgte.
Sie hatten auch das Wrack einer spanischen Galeone entdeckt, mit fast zwanzig Skeletten, die sich im Laderaum befunden und ihnen etliche Rätsel aufgegeben hatten. Die Krönung der Entdeckung war jedoch ein Kompaß gewesen, der jetzt als wichtigstes Navigationsinstrument auf dem Achterdeck der „Santa Barbara“ von Ferris Tucker eingebaut wurde. Dieser Kompaß war für die Arwenacks mehr wert als alle Schätze der Welt.
Sehr besorgt sahen sie zu, wie der rothaarige Schiffszimmermann das Kompaßgehäuse auf dem Achterdeck installierte. Da dieser Kompaß fast ein Heiligtum war, wurde auch nicht mit guten und besorgten Ratschlägen gespart. Anfangs ließ Ferris Tucker sie noch geduldig über sich ergehen, aber so langsam gingen ihm die Kerle mit ihren gottverdammten Ratschlägen auf den Geist.
„Vorsichtig, vorsichtig“, sagte Mac Pellew besorgt, als Ferris den Hammer zur Hand nahm. „Nicht so hart schlagen.“
Ferris verschluckte fast die Kupfernägel, die er zwischen den Zähnen hielt, um beide Hände frei zu haben. Sein Blick wurde finster und unheilverkündend.
„Paß auf, daß du das Gehäuse nicht zerschlägst“, tönte der Profos. „So schnell finden wir keinen neuen Kompaß mehr.“
Auf Ferris Stirn schwoll jetzt eine Zornesader an.
„Nicht so schräg halten, das Ding“, warnte Smoky. „Sonst kippt es vielleicht noch um.“
„Ich weiß“, knurrte Ferris. Die Worte, kamen tief aus der Kehle und klangen wie das Brummen eines gereizten Bären. „Ich habe schon mal mit Holz gearbeitet.“
Der Profos, der seinen Freund genau kannte, hielt sich jetzt ein wenig auf Distanz, denn es gab einen Punkt, an dem der ruhige Ferris unberechenbar werden konnte. Er wollte auch den übereifrigen Mac Pellew noch warnen, doch dann unterließ er es. Vielleicht war es ganz gut, wenn der Sauertopf mal kurz bei Ferris in die Lehre ging.
Wieder beugte sich Mac Pellew vor. Er zeigte auf eine Stelle.
„Da müssen auch noch zwei Nägel rein. Aber hau nicht so hart zu, das verträgt der Kompaß nicht.“
„Doch, ich schlage immer hart zu“, sagte Ferris, hob den Hammer und knallte ihn Mac Pellew auf die rechte Stiefelspitze.
„Uuuuh – uuuuh!“ jaulte Mac los. Er sprang in die Höhe, fast senkrecht, und dabei jaulte er noch lauter. Dann hüpfte er einbeinig herum und hielt mit beiden Händen seinen rechten Fuß.
„Ohgottchen“, jammerte er, „mein Fuß ist gebrochen!“ Stöhnend setzte er sich auf die Planken.
„Tut’s weh?“ erkundigte sich der Profos scheinheilig. „Du siehst plötzlich so blaß aus.“
„Mein Bein, mein Bein“, jaulte Mac wieder los.
„Na, besser deins als meins“, sagte Carberry. „Ich spüre überhaupt nichts. Sollen wir das Bein vorsichtshalber abschnippeln? Den Stiefel kriegst du sowieso nicht mehr ausgezogen.“
„Mir schnippelt keiner was ab!“ schrie Mac mit Tränen in den Augen. „Aber das werde ich dem Lümmel heimzahlen!“
„Hättest ja dein Maul halten können. Ferris quatscht dir ja auch nicht dauernd in die Suppe, die du kochst, oder?“
„Aber er hat absichtlich auf mich gezielt.“
„Deine Quanten halten schon noch was aus“, beruhigte ihn der Profos. „Nun stell dich mal nicht so an. Sei fröhlich und guter Dinge.“
Aber davon war Mac Pellew noch sehr weit entfernt. Zu allem Unglück versammelten sich auch noch die anderen Kerle um ihn und bedauerten ihn heuchlerisch. Sie hatten es vorgezogen, lieber bei Mac zu sein, als Ferris gute Ratschläge zu erteilen. Wohin das führte, hatten sie ja gerade erlebt.
Jetzt konnte Ferris in aller Ruhe weiterarbeiten und auf gute Ratschläge verzichten. Die Arbeit ging ihm nun auch leichter von der Hand, und noch am frühen Vormittag stand das Kompaßgehäuse fest verankert auf dem Achterdeck.
Inzwischen waren die Zwillinge Hasard und Philip damit beschäftigt, im seichten Wasser vor dem Riff Langusten und Fische zu fangen. Mit dabei waren noch Roger Brighton, Matt Davies, Bob Grey, Luke Morgan, Batuti und Bill.
Was sich da im Wasser alles tummelte, war erstaunlich. Sie hatten mehr als drei Dutzend große Langusten, Hummer, Krabben und Fische in erstaunlich kurzer Zeit gefangen, und es wurden immer mehr. Das gab eine phantastische Abwechslung für die hungrigen Mägen.
Die Langusten krebsten auf dem Grund herum, waren in dem kristallklaren Wasser gut zu erkennen und konnten mit der Hand gefangen werden.
Die Fische angelten sie vom Beiboot aus, aber nach den Erfahrungen der letzten Wochen nahmen sie nur noch solche, die sie kannten.
Gegen Mittag, als die Sonne hoch im Zenit stand, gab es dann ein köstliches Mahl. Der Kutscher hatte das Krabben- und Langustenfleisch kräftig mit Knoblauch, Pfeffer und Salz gewürzt. An Knoblauchvorräten herrschte auf der „Santa Barbara“ kein Mangel. Die Dons hatten die scharfen Zwiebeln gleich zentnerweise eingelagert. Der Kutscher hatte dafür gesorgt, daß sie nicht verdarben und sie in Essig, Salz und Olivenöl eingelegt und dadurch haltbar gemacht.
Jetzt hockten sie alle an Deck und fielen hungrig über die Leckerbissen her.
Hasard blickte zwischen zwei Bissen immer wieder zum weißen Inselstrand hinüber. Er wußte nicht, ob die Insel bewohnt war, aber einiges ließ darauf schließen, daß es Überlebende gegeben hatte, obwohl sich niemand zeigte. Möglicherweise bewohnten auch Eingeborene das Innere dieser Insel mit ihren fruchtbaren Tälern und Schluchten.
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