Impressum
© 1976/2018 Pabel-Moewig Verlag KG,
Pabel ebook, Rastatt.
eISBN: 978-3-95439-825-6
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Fred McMason
Das Monster von Cornwall lebte immer noch, und jetzt schnappte es bei den Bahamas zu …
Eigentlich planten Siri-Tong und Philip Hasard Killigrew, mit der „Caribian Queen“ und der „Isabella“ zur Schlangen-Insel zurückzusegeln, denn die Arbeit war getan. Die Black Queen, erbitterte Feindin des Bundes der Korsaren, weilte nicht mehr unter den Lebenden. Auch Caligula hatte seine letzte Reise angetreten, und wenn es ein himmlisches Gericht gab, dann würde dieses mörderische Paar den Weg zur Hölle einschlagen. Der Plan, zur Schlangen-Insel zurückzukehren, entfiel jedoch. Denn Arne von Manteuffels Späher in Havanna hatten etwas ausgekundschaftet, was alle Pläne über den Haufen warf. Das Schiff hieß „Santa Cruz“, aber „Goldene Ente“ wäre ein passenderer Name gewesen, denn die Galeone hatte den Bauch voller Goldbarren …
Die Hauptpersonen des Romans:
Duke Henry of Battingham– nach dem Tode des Vaters hat er dessen Titel geerbt und ist noch blasierter geworden.
Sir Andrew Clifford– zusammen mit Sir Henry brütet er eine neue Intrige aus, noch übler als zuvor.
Sir John Killigrew– kann unverhofft den Kerker von Plymouth verlassen, wozu nur Schmiergelder notwendig sind.
Philip Hasard Killigrew– hätte sich kaum träumen lassen, in der Straße von Florida auf drei alte Feinde zu stoßen.
Sir Robert Monk– bringt eine Duellforderung an, die dann leider platzt.
Kapitel 1
Kapitel 2
Kapitel 3
Kapitel 4
Kapitel 5
Kapitel 6
Kapitel 7
Kapitel 8
Kapitel 9
London, Mitte Mai 1594.
Das Gesicht des Obersten Lordrichters war etwas grämlich verzogen, als er die beiden ehrenwerten Gentlemen empfing, die ihn nun schon zum zweiten Male aufsuchten.
Der Lordrichter war klein, wirkte verhutzelt und sah aus wie ein Relikt aus staubiger muffiger Zeit. Seine Hände, fast durchsichtig und pergamentartig, lagen auf der Tischplatte und bewegten sich nicht, als seien sie vor langer Zeit erstarrt.
Der eine der ehrenwerten Herren war Sir Andrew Clifford, Earl of Cumberland, der andere war der ehemalige Marquess Henry of Battingham. Jetzt, nach dem Tode seines Vaters, hatte er den Titel geerbt und war Duke, Duke Henry of Battingham.
Duke Henry nahm zuerst Platz. Das stand ihm zu, denn schließlich hielt er sich für den Nabel der Welt. Seit er jedoch den Duke-Titel geerbt hatte, war er noch hochnäsiger geworden.
Er war mittelgroß, Ende Zwanzig, ein etwas dürrer Gockel mit wäßrigblauen Augen, einer nach oben gebogenen Nase und einem blassen Gesicht, in dem das Kinn nur sehr schwach ausgeprägt war.
Als er saß, räusperte er sich, wohl um dem Earl das Zeichen zu geben, daß er sich jetzt auch setzen dürfe, nachdem er, der Duke of Battingham, umständlich Platz genommen hatte.
Im Gesicht des anderen Erlauchten stand eine lauernde Boshaftigkeit, die ihm angeboren war. Seine Augen waren kalt und blaugrau, sein Mund schmal und verkniffen, die Nase gerade und hart. Etwas Menschenverachtendes ging von ihm aus. Sir Andrew war etwa zehn Jahre älter als Duke Henry, viel stämmiger, aber da wirkte auch der leichte Bauchansatz mit.
Seine Kleidung, an der er jetzt etwas herumzupfte, war überelegant betont. Auch er nahm nach einem leisen Räuspern Platz, nicht ohne sich peinlich genau zu vergewissern, ob der plüschbezogene Lehnstuhl nicht etwa von einem Stäubchen verunreinigt war.
Der Lordrichter hatte den Mund mit den gelblichen etwas vorstehenden Biberzähnen ein wenig geöffnet und blinzelte in die Maisonne, die schräg durchs Fenster einfiel.
„Ihrem Wunsch nach einer Audienz bei Ihrer Majestät der Königin, ist stattgegeben worden“, sagte er hüstelnd. „Natürlich war das nicht ganz einfach – Sie verstehen, Gentlemen?“
Die erlauchten Herren verstanden. Sie hatten schon vorher begriffen, und so zog der Duke wortlos einen braunen Umschlag hervor und schob ihn über die Tischplatte. Der Umschlag war ziemlich dick, ein Zeichen, daß der Oberste Lordrichter nur dann gut funktionierte, wenn er kräftig geschmiert wurde. Aber was waren die paar Pfund gegen die Sache, um die es ging! Ein Klacks, mehr nicht.
„Ja, ähem“, der Lordrichter hüstelte, „die Audienz ist gnädigerweise auf den sechzehnten Mai bestimmt worden und beschränkt sich auf vierzig Minuten. Vorher jedoch müssen wir noch einmal genau die einzelnen Anklagepunkte durchgehen, um uns abzustimmen, denn Ihre Majestät wünscht nur Fakten zu hören. Gerüchte hat es bereits zur Genüge gegeben.“
„Die Fakten allein sind ungeheuerlich genug“, sagte der Duke blasiert. „Es läßt sich natürlich alles beweisen.“
„So ist es“, sagte auch Sir Andrew, „alles läßt sich beweisen.“
Die beiden tauschten einen schnellen heimlichen Blick. Der Earl grinste unmerklich mit schmalen Lippen, während sich in dem Gockelgesicht des Duke die Nase noch höher hob.
„Am königlichen Hof hat sich ja so allerlei herumgesprochen“, sagte der Lordrichter, der wieder an den beiden Gentlemen vorbei in die warme Maisonne blinzelte. „Man hört da sehr viel. Was haben Sie nun im einzelnen gegen diesen Philip Hasard Killigrew vorzubringen? Zählen wir doch noch einmal die Fakten zusammen, als da sind.“
Die Stimme des Duke klang hämisch und schadenfroh. Das Mißtrauen gegen Killigrew war sorgsam und lange geschürt worden, und es war auch auf fruchtbaren Boden gefallen. Daß die angeblichen handfesten Beweise meist nur aus der Luft gegriffen waren, störte die beiden Gentlemen nicht. Sie intrigierten nach dem Motto, daß immer etwas hängenblieb, egal, was man vorbrachte. Und von den Anschuldigungen war bereits eine ganze Menge hängengeblieben.
„Punkt eins“, sagte der Duke, „ist wohl an Ungeheuerlichkeit kaum noch zu überbieten. Ihre Majestät hat einwandfrei einen Bastard zum Ritter geschlagen, der sich den Ritterschlag außerdem ebenso einwandfrei erschwindelt hat.“
„Beweise?“ fragte der Lordrichter desinteressiert. Er dachte an den braunen Umschlag, der jetzt in der Schublade lag.
„Mir ist aus Cornwall gemeldet worden, daß dieser Philip Hasard Killigrew, den man auch den Seewolf nennt, gar nicht der leibliche Sohn von Sir John und Lady Anne ist.“
„Sondern?“ fragte der Lordrichter wieder mit dem gleichen Interesse. Im Geiste öffnete er bereits den braunen Umschlag.
„Er ist der Bankert eines Deutschen und einer Spanierin. Logischerweise ist dieser Bastard dann nicht als Engländer, sondern als ein spanischer Feind anzusehen, ein Feind der Krone.“
„Beweise?“
Dem Lordrichter, der den braunen Umschlag bereits im Geiste geöffnet hatte, quollen Pfundnoten entgegen. Seine Lippen zuckten.
Der Duke grinste süffisant. Seine Stimme klang immer noch hämisch. Der Earl nickte bei jedem Satz bestätigend.
„Ein Beweis dafür, daß dieser Bastard auf der Seite Spaniens steht, ist sein Verhalten nach der ruhmreichen Schlacht gegen die spanische Armada. Er hat spanischen Schiffbrüchigen geholfen und ihnen sogar die Flucht nach Spanien ermöglicht, statt sie sofort aufzuknüpfen, wie sich das gehört.“
Der Lordrichter nickte. Aber sein Blick wurde etwas grämlicher, denn in dem braunen Umschlag war doch nicht soviel drin, wie er erhofft hatte. Er hatte es zwar noch nicht gesehen, aber das anfangs dick scheinende Bündel war wohl doch etwas mager ausgefallen. Hatte der Duke nicht eine riesige Erbschaft angetreten? Da waren doch Ländereien, mehrere Schlösser, Haus- und Grundbesitz.
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