Kelly Kevin - Seewölfe - Piraten der Weltmeere 199

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Seewölfe - Piraten der Weltmeere 199: краткое содержание, описание и аннотация

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Pulverdampf wölkte auf, unmittelbar vor dem Bug der «Isabella» klatschte eine Kugel ins Wasser und riß eine Fontäne hoch. Das war eine unmißverständliche Aufforderung zum Beidrehen – und eine ausgesprochen unfreundliche Aufforderung dazu. Die Seewölfe hatten plötzlich steinerne Gesichter. Man sah ihnen an, wie gern sie die Kerle, die es wagten, ihnen eine Kugel vor den Bug zu setzten, zu Kleinholz verarbeitet hätten. Aber Hasard entschied, daß man den Schuß zunächst einmal als Mangel an besser geeigneten Verständigungsmöglichkeiten deuten könne…

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Impressum

© 1976/2016 Pabel-Moewig Verlag KG,

Pabel ebook, Rastatt.

ISBN: 978-3-95439-535-4

Internet: www.vpm.deund E-Mail: info@vpm.de

Inhalt

Kapitel 1

Kapitel 2

Kapitel 3

Kapitel 4

Kapitel 5

Kapitel 6

Kapitel 7

1.

Die australische Küste lag querab: eine unregelmäßige grünlich-braune Linie über dem weißen Strich der Brandung.

Die „Isabella VIII.“ rauschte mit halbem Wind unter Vollzeug westwärts. Das Wasser war fast so blau wie der makellose Himmel. Eine handige Brise wehte und ließ das lange schwarze Haar des Seewolfs flattern. Philip Hasard Killigrew stand an der Schmuckbalustrade des Achterkastells, kniff die eisblauen Augen zusammen und versuchte zu ergründen, was ihm an diesem Bilderbuch-Wetter nicht gefallen wollte.

Die paar fedrigen, geblich-weißen Wölkchen im Süden?

Er kannte das Wetter in dieser Gegend nicht besonders gut, aber er hatte ein Gespür für Wind und Wellen, für den Geschmack der Luft und die unmerklichen Veränderungen der Atmosphäre, die sich nicht mit dem Verstand, sondern nur instinktiv erfassen ließen. Er war nicht der einzige. Neben ihm starrte sein Bootsmann Ben Brighton ausdauernd die fedrigen Gebilde über der Kimm an. Old Donegal Daniel O’Flynn rieb an seinem Beinstumpf herum und schimpfte brummelnd über die Gegend, die er als gewissen edlen Körperteil der Welt bezeichnete. Unten auf der Kuhl fluchte Edwin Carberry, der eiserne Profos, daß es nur so rauchte. Aber das besagte nicht viel, da er es immer tat, und außerdem einen guten Grund hatte.

Philip und Hasard, die neunjährigen Söhne des Seewolfs, waren nämlich wie die Kastenteufel aus dem Kombüsenschott geflitzt und ihm genau vor die Füße gelaufen.

In der Kombüse schepperte etwas. Im nächsten Augenblick sauste auch der Kutscher, Koch und Feldscher auf der „Isabella“, aus dem Schott – mit einem langen Holzlöffel in der Rechten.

Er rannte genau in den Profos hinein.

Da Edwin Carberry einen Brustkasten wie ein Bierfaß und die Standfestigkeit des Londoner Towers hatte, prallte der Kutscher drei Schritte zurück und wäre fast wieder in der Kombüse gelandet. Im letzten Moment fing er sich und holte tief Luft. Gegen den eisernen Profos nahm er sich eher mickrig aus: ein mittelgroßer, etwas schmalbrüstiger Mann mit dunkelblonden Haaren. Bevor ihn eine Preßgang des damaligen Kapitäns Francis Drake kurzerhand zum Seemann befördert hatte, war er Kutscher bei Doc Freemont in Plymouth gewesen. Kutscher wurde er immer noch genannt. Ansonsten verstand er heute nicht mehr so recht, wie es ein vernunftbegabter Mensch länger als ein paar Tage an Land aushalten konnte.

„Du Holzklotz!“ fauchte er jetzt. „Mußt du unbedingt im Weg herumlatschen, wenn ich …“

„Sagtest du Holzklotz, du mißratener Kochlöffel-Schwinger?“ raunzte der Profos. „Überhaupt, was soll der verdammte Kochlöffel? Willst du damit vielleicht das Bilgewasser umrühren, was, wie?“

„Nein, aber diesen beiden Teufelsbraten den Hintern verdreschen! Verdammt, wo sind sie denn jetzt schon wieder?“

Von den Zwillingen war keine Spur mehr zu sehen. Philip Hasard Killigrew kratzte sich am Kopf, weil er mal wieder väterliche Pflichten auf sich zurücken sah.

„Was ist los, Kutscher?“ fragte er knapp.

„Deine Söhne klauen Rosinen, Sir!“ meldete der Kutscher erbost.

„Dann verdrisch sie“, erklärte Hasard gelassen.

„Aye, aye, Sir. Aber dazu muß ich sie erst finden, und inzwischen brennt mir die Suppe – die Suppe …“

Das letzte war ein Schreckensschrei.

Wie von einem Marlspieker gepiekst fuhr der Kutscher herum und raste in seine Kombüse, aus der feine weiße Rauchschwaden drangen. Das Schott knallte zu. Hasard grinste, denn im selben Augenblick erschienen seine Söhne wieder auf der Bildfläche. Sie kauten noch. Ausgerissen waren sie nämlich nicht, weil sie sich einbildeten, der gerechten Strafe entgehen zu können, sondern weil sie neben dem Schaden wenigstens auch den Genuß haben wollten.

Vorerst allerdings wurde das Donnerwetter aufgeschoben.

„Deck!“ erklang Bills Stimme aus dem Großmars. „Mastspitzen Backbord voraus!“

Und das führte dazu, daß sich in den nächsten Minuten niemand mehr um die wenig zerknirschten Missetäter kümmerte.

Der Seewolf enterte ein Stück in die Besanwanten und setzte das Spektiv an. Mastspitzen waren in dieser Gegend äußerst selten. Ob sie etwas Gutes bedeuteten, durfte bezweifelt werden. Gespannt schwenkte Hasard die Kimm ab – und dann mußte er kräftig schlukken, um den Anblick zu verdauen.

Mastspitzen, ja, aber ein ganzer Wald davon.

Mindestens vier Schiffe, vielleicht noch mehr. Sie kamen von Südwesten und liefen mit raumem Wind Nordost-Kurs. Ein Kurs, der – falls er beibehalten wurde – den der „Isabella“ kreuzen würde.

Hasard runzelte die Stirn und ließ das Spektiv sinken. Mit einem Sprung stand er wieder auf dem Achterkastell.

„Bill!“ rief er. „Behalte die Schiffe im Auge und melde jede Veränderung ihres Kurses! Außerdem will ich wissen, wie die Kähne aussehen.“ Und zu seinem Bootsmann: „Wir machen gefechtsklar, Ben. Stückpforten bleiben vorerst geschlossen. Wenn die Burschen friedliche Absichten haben, soll es an uns nicht liegen.“

„Aye, aye, Sir! Klar Schiff zum Gefecht überall! Kugeln, Kartuschen und Sandsäcke an Deck! Al, laß die Kanonen bemannen.“

„Aye, aye! Klar bei Culverinen und Drehbassen! Smoky, Stenmark, ihr lahmen Rübenschweine …“

Der schwarzhaarige Stückmeister war in seinem Element, strich wie ein grollender Geist über das Geschützdeck und überzeugte sich, daß alles in Ordnung war. Er wußte, daß er keinerlei Grund zu Beanstandungen finden würde. Aber der ruhige, stämmige Al Conroy war ein Mann, der einer Sache grundsätzlich erst traute, wenn er sie mit eigenen Augen untersucht hatte.

„Deck!“ tönte Bills Stimme aus dem Großmars. „Ich kann sechs Schiffe erkennen, in Kiellinie gestaffelt. Ein Viermaster als erstes Schiff. Der sieht – eh – irgendwie komisch aus.“

Ed Carberry, der gerade Blacky anbrüllte, die gottverdammten Kettenkugeln gefälligst schneller zu mannen, hielt verblüfft inne.

„Komisch?“ röhrte er. „Sagtest du komisch, du halbflügge Bettwanze? Ist das vielleicht eine anständige Meldung, was, wie?“

„Weiß ich nicht“; sagte Bill aus seiner sicheren Höhe ziemlich trocken. „Aber der Viermaster ist nun mal komisch.“

Dem Profos blieb die Luft weg.

Hasard schüttelte den Kopf. „Dan!“ schrie er.

„Sir?“

Der schlanke, blondhaarige junge Mann tauchte neben ihm auf. Donegal Daniel O’Flynn junior gehörte zur Schiffsführung und befaßte sich vorwiegend mit navigatorischen Aufgaben. Aber er hatte immer noch die schärfsten Augen an Bord, und die wurden jetzt gebraucht.

Der Seewolf drückte ihm das Spektiv in die Hand. „Enter auf und wirf mal einen Blick auf den ‚komischen‘ Viermaster!“

„Aye, Sir.“

Dan flitzte den Niedergang hinunter und enterte geschickt wie eine Katze in die Wanten. Hasard beobachtete ihn und dachte flüchtig an die Zeiten, als der junge O’Flynn noch das sechzehnjährige Bürschchen mit dem unschlagbar frechen Mundwerk gewesen war. Jetzt hatte sich auch Bill, der frühere Moses, zum Mann entwickelt. Und auf der „Isabella“ wuchsen gleich zwei Schiffsjungen heran, die das Zeug hatten, einmal ausgezeichnete Seeleute zu werden.

Auf der Plattform im Großmast warf Dan O’Flynn einen langen Blick durch das Spektiv.

Als er es wieder sinken ließ, stand eine steile Falte auf seiner Stirn. Reichlich verblüfft blickte er nach unten.

„Sir!“ rief er. „Der ganze Verband ist komisch.“

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