Ute Leimgruber (Hg.)
Catholic Women
Menschen aus aller Welt für eine gerechtere Kirche
Menschen aus aller Welt für eine gerechtere Kirche
Herausgegeben von
Ute Leimgruber
Unter Mitarbeit von
Anna-Nicole Heinrich und Magdalena Hürten
Übersetzt von
Magdalena Hürten und Ute Leimgruber
Bibliografische Information der Deutschen Nationalbibliothek
Die Deutsche Nationalbibliothek verzeichnet diese Publikation in der Deutschen Nationalbibliografie; detaillierte bibliografische Daten sind im Internet über < http://dnb.d-nb.de> abrufbar.
© 2021 Echter Verlag GmbH, Würzburg
www.echter.de
Umschlag: wunderlichundweigand.de
Covermotiv: © Angelina Bambina/ shutterstock.com
Satz: Satzsystem metiTec, me-ti GmbH, Berlin
E-Book-Herstellung und Auslieferung: Brockhaus Commission, Kornwestheim, www.brocom.de
ISBN 978-3-429-05653-7 (Print)
ISBN 978-3-429-05169-3 (PDF)
ISBN 978-3-429-06548-5 (ePub)
In weltweiter Solidarität verbunden erheben Frauen ihre Stimme
Einführung
Teil 1: Von männlich bis weiblich mit gleicher Würde geschaffen – Frausein und Menschsein in Kirche und Welt
Schweigende und verschwiegene Frauen
Frauen in der Kirche in Kroatien
Jadranka Rebeka Anić (Split, Kroatien)
Die andere Hälfte der Kirche
Die Frauenfrage in der katholischen Kirche in Deutschland
Christine Boehl (Berlin, Deutschland)
Katholisch, weiblich, autonom?
Erfahrungen einer Benediktinerin
Makrina Finlay OSB (Dinklage, Deutschland / Kalifornien, USA)
Szenen aus dem Leben einer kenianischen Ordensfrau
Judith Sakwa Omusa OSB (Busia, Kenia)
Der Beitrag der Frauen zur Heilung der Kirche
Nuala Kenny, SC, CO, MD, FRCP (Halifax, Kanada)
Nicht im eigenen Namen?
Die Ambivalenz subversiven Sprechens von Frauen in der Geschichte des Christentums
Regina Heyder (Mainz, Deutschland)
Gedanken zu einer gerechteren Kirche
Eine trans nichtbinäre Perspektive
Mara Klein (Halle an der Saale, Deutschland)
Teil 2: Initiativen, Organisationen und die Synodalität der Kirche – Engagierte Netzwerker*innen
Synodalität und Internationalität
Interkulturelle und weltkirchlich-feministische Perspektiven
Margit Eckholt (Osnabrück, Deutschland)
„Schritt für Schritt“
Irene Gassmann OSB (Kloster Fahr, Schweiz)
Die #Junialnitiative
Wie es dazu kam und was sie will
Dorothee Becker (Basel, Schweiz)
Für eine schönere Kirche – weil Diskriminierung hässlich macht
Wozu die #Junialnitiative inspiriert
Karin Klemm (Baden, Schweiz)
Wie wir uns selbst befreien
The Circle of Concerned African Women Theologians und Catholic Women Speak Network
Nontando Hadebe (Johannesburg, Südafrika)
#mariafeminista und das Frauen*Volksbegehren 2.0 in Österreich
Lernfelder für Geschlechtergerechtigkeit
Lena Jäger und Judith Klaiber (Wien, Österreich)
Die Amazoniensynode
Ein anschwillender Klageschrei, der in Bewegung setzt
Daniela Cannavina, hcmr (Bogotá, Kolumbien)
Die Stunde der Frauen?
Dynamiken der Ermächtigung und Entmächtigung von Frauen im Kontext der Amazoniensynode und der nachsynodalen Phase
Birgit Weiler MMS (Lima, Peru)
Teil 3: Zwischen Ordo und Lai*innenapostolat – Frauen in Diensten und Ämtern in der Kirche
Voices of Faith
Die Erfahrungen der Frauen endlich wahrnehmen
Zuzanna Flisowska-Caridi (Rom, Italien)
Frauen in der Kirche
„Warum gehen sie nicht einfach?“
Jean Goulet c. s.c (Ottawa, Canada)
Frauen in der katholischen Kirche auf den Philippinen
Mary John Mananzan OSB (Manila, Philippinen)
„What keeps me going…“
Frauen in der Kirche
Claire Heron (Ottawa, Kanada)
Voller Hoffnung
Der Kampf der Frauen für Befreiung in Indonesien
Janice Kristanti (Collegeville, Minnesota/USA)
Diskriminierung von Ordensfrauen im kirchlichen Leben
Ein Erfahrungsbericht aus Nigeria
Caroline Mbonu, HHCJ (Port Harcourt, Nigeria)
Kairos für eine geschlechtergerechte Kirche
Andrea Qualbrink (Essen, Deutschland)
Von den Autor*innen zitierte lehramtliche Schreiben in chronologischer Reihenfolge
Autor*innen
Stichwortverzeichnis
In weltweiter Solidarität verbunden erheben Frauen ihre Stimme
Einführung
„Und wenn ich nun mal eine Frau bin? Ist nicht der Gott der vergangenen Tage auch der Gott unserer modernen Zeit? Berief er nicht Debora, eine Mutter und Richterin in Israel zu sein? Rettete nicht Königin Ester den Juden das Leben? Und war nicht Maria Magdalena die Erste, die erklärte, dass Christus von den Toten auferstanden war? (…) Wüsste Paulus um unsere Entbehrungen und das Unrecht, das uns widerfährt, er würde keinen Einspruch dagegen erheben, dass wir öffentlich um unsere Rechte bitten.“
(Maria Stewart, 1803–1879, afroamerikanische Aktivistin, Lehrerin, Kämpferin gegen Sklaverei und für Frauenrechte; Zitat aus ihrer „Abschiedsrede“ von 1833) 1
Im Frühjahr 2020 erschien in Deutschland eine Ausgabe der Zeitschrift Lebendige Seelsorge , die zum ersten Mal in der Geschichte der Zeitschrift nur Beiträge von weiblichen Autorinnen beinhaltet: Catholic Women. Ein internationales Frauenheft (LS 3/2020). Die Beiträge stammen von deutschsprachigen und nicht-deutschsprachigen Autorinnen, und die Vielfalt und das Verbindende der Anliegen von Frauen weltweit werden deutlich sichtbar. Aus meiner Arbeit als Schriftleiterin an diesem „Frauenheft“ der Lebendigen Seelsorge ist die Idee für dieses Buch entstanden.
Viele katholisch gläubige Frauen sehen sich im 21. Jahrhundert, nicht nur in den Ländern des globalen Nordens, sondern weltweit, in einer kaum mehr überbrückbaren Diskrepanz von gesellschaftlichen Selbstverständlichkeiten und kirchlichen Rollenzwängen, von misogynen Strukturen und modernen Freiheiten. Viele Katholik*innen 2erheben teils seit vielen Jahren und in vielen Ländern der Erde ihre Stimme gegen die erfahrenen Diskriminierungen, gegen Fremdbestimmung und geschlechtsspezifische Benachteiligungen. Es ist ihnen ein Anliegen, die Kirche – ihre Kirche – gerechter und menschenfreundlicher zu machen, jenseits von einengenden Geschlechterzuschreibungen und im Bewusstsein kultureller und regionaler Unterschiede. Papst Johannes XXIII. hat in Pacem in terris die Frauenemanzipation in der Gesellschaft als ein Zeichen der Zeit herausgestellt. Für die Binnenorganisation der Kirche war die Frage nach der Rolle von Frauen gleichwohl stets umstritten. Viele Frauenverbände, Vertreterinnen der feministischen Theologien und engagierte Gläubige haben sich für eine Gleichberechtigung von Frauen und Männern auch in der katholischen Kirche und für den Abbau von patriarchalen Herrschaftsstrukturen eingesetzt. Religiöse Frauenbewegungen, häufig auch ökumenisch, entstanden in Ländern des Nordens ebenso wie des globalen Südens. Sie zeichnen sich aus durch die Suche nach einer inklusiven Sprache, eine feministische und interkulturelle bzw. post-koloniale Lektüre der Bibel und eine feministische Befreiungstheologie. Frauen kämpften schon früh gemeinsam für Frieden und Versöhnung, Ökologie und gerechte Lebensbedingungen, wie z. B. die Geschichte des Weltgebetstags beweist. Und doch: trotz aller Anstrengungen konnten viele Ziele bis heute nicht erreicht werden. Das theologische Denksystem und die Organisation gerade der katholischen Kirche sind nach wie vor zutiefst patriarchal und androzentrisch, Frauen sind von vielen Entscheidungen ausgeschlossen, weltweit erfahren Frauen und trans Menschen auch in der Kirche spirituellen und sexuellen Missbrauch, Gewalt und Unterdrückung.
Читать дальше