Und so entwickelte sich der Gin zu einer hochwertigen Spirituose, deren Erfolgsgeschichte bis heute fortgeschrieben wird – wie man an den unzähligen Sorten gut erkennen kann. Er fördert den Geschmack anderer Cocktail-Zutaten und ist durch seine Vielseitigkeit meiner Meinung nach mit dem Whiskey zusammen die wichtigste Spirituose in jeder Bar.
Der Agraralkohol für die Herstellung von Gin wird aus beliebigen kohlenhydrathaltigen Ausgangsstoff en gebrannt, meist Getreide oder Melasse. Der charakteristische Geschmack entsteht aus der Aromatisierung mit Gewürzen, darunter vor allem Wacholderbeeren und Koriander. Der Name leitet sich indirekt vom botanischen Namen des Wacholders, »Juniperus« ab; als Herkunftswort des Gin werden manchmal »juniper berries« genannt, der Großteil bezieht sich aber auf das niederländische Vorläufergetränk, den Genever.
Weitere Bestandteile sind von Hersteller zu Hersteller verschieden, etwa Ingwer, Muskat, Orangenschalen (Flavedo) oder Paradiesapfelkerne (vom Calville-Apfel). Insgesamt können bei der Gin-Herstellung etwa 120 verschiedene Zutaten als Aromen und Wirkstoffe zum Einsatz kommen *.
*Definition Gin – Verordnung EG Nr. 110/2008 des Europäischen Parlaments und des Rates.
Gin – Ursprung & Herstellung
–Eine Spirituose mit Wacholdergeschmack, die durch Aromatisieren von Ethylalkohol landwirtschaftlichen Ursprungs, der entsprechende sensorische Eigenschaften aufweist, mit Wacholderbeeren (juniperus communis) gewonnen wird.
–Der Mindestalkoholgehalt von Gin beträgt 37,5 % vol.
–Bei der Herstellung von Gin dürfen nur natürliche und/oder naturidentische Aromastoffe gemäß Artikel 1 Absatz 2 Buchstabe b Ziffern i und ii der Richtlinie 88/388/EWG und/ oder Aromaextrakte gemäß Artikel 1 Absatz 2 Buchstabe c der genannten Richtlinie verwendet werden, wobei der Wacholdergeschmack vorherrschend bleiben muss.
»Einen Americano mit ein paar Spritzern Gin, bitte.« So begann die Erfolgsgeschichte eines der beliebtesten Aperitif-Cocktails der Welt – des Negroni. Graf Camillo Luigi Manfredo Negroni saß in seiner Lieblingsbar, dem Caffé Casoni in Florenz, und wollte eines Tages seinen Americano etwas kräftiger zubereitet haben, weshalb er Gin verlangte. Der damalige Bartender Fosco Bruno Sabatino Scarselli kam diesem Wunsch gerne nach, und von da an nannte man den Drink nach dem Grafen – Negroni .
3 cl Tanqueray No. 10 Gin
3 cl Campari
3 cl Belsazar Red Vermouth
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GARNITUR
Orangenzeste
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ZUBEREITUNG Im Tumbler ca. 10 Sekunden vorsichtig verrühren. Orangenzeste über dem Drink ausdrücken und ins Glas geben.
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Glas: Tumbler – Old-Fashioned-Glas
Caffé Casoni, Florenz; benannt nach dem Grafen Camillo Negroni
Martini Cocktail Original
Der Großvater des Martini Cocktail – der Martinez – hat seinen Ursprung in den USA. Zubereitet wurde dieser mit süßem Wermut, dem obligatorischen Maraschino sowie Gin und Orange Bitters. Daraus entwickelte sich höchstwahrscheinlich der König der Cocktails, der Martini Cocktail. Trockener Wermut trifft auf Gin mit ein paar Spritzern Orange Bitters. Gerührt und nicht geschüttelt sowie mit einer Zitronenzeste, ist er der Drink, an dem sich die Besten messen lassen .
6 cl Tanqueray No. 10 Gin
2 cl Belsazar Dry Vermouth
2 dashes The Bitter Truth Orange Bitters
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GARNITUR
Zitronenzeste
optional: Oliven an der Seite
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ZUBEREITUNG Im Rührglas auf Eiswürfeln ca. 10 Sekunden vorsichtig verrühren und ins Glas abseihen. Zitronenzeste über dem Drink ausdrücken und ins Glas geben.
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Glas: Coupe-Glas
Vermutlich Harry Johnson , Bartenders’ Manual
Sommer, Sonne, Sonnenschein und dazu einen der besten Erfrischungsdrinks überhaupt: einen Gin Sour, verlängert im Highball-Glas und mit frischem Sodawasser. Nein, dies ist kein Tom Collins, denn der wird in einem größeren Glas mit mehr Soda und mehr Zitrone serviert – gerührt und nicht geschüttelt wie der Gin Fizz .
6 cl Tanqueray No. 10 Gin
3 cl frisch gepresster Zitronensaft
2 cl Zuckersirup (siehe Seite 187) 6–8 cl Sodawasser
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GARNITUR
¼ Zitrone
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ZUBEREITUNG Im Shaker auf Eiswürfeln ca. 10 Sekunden kräftig schütteln, mit Soda auffüllen und ins Glas abseihen. Zitronenspalte in den fertigen Cocktail geben.
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Glas: Longdrinkglas
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VARIATIONEN:
Silver Fizz – mit einem zusätzlichen Eiweiß Sloe Gin Fizz – mit Gin, in dem Schlehen eingelegt sind Grand Royal Sloe Gin Fizz – mit Gin, in dem Schlehen eingelegt sind, einem zusätzlichen ganzen Ei und Champagner statt Sodawasser
1882 traf sich im Bellevue Stratford Hotel in Philadelphia die Elite, um über die Zukunft der Wirtschaft zu entscheiden. Im Frühling servierte man hier einen Gin-Cocktail, der mit Himbeersirup gesüßt wurde – den Clover Club. Wer keinen Sirup zur Hand hat, kann frische Himbeeren nehmen und sich seinen eigenen Sirup zubereiten bzw. die Himbeeren direkt im Shaker zerstoßen und Zuckersirup hinzufügen .
6 cl Tanqueray No. 10 Gin
3 cl frisch gepresster Zitronensaft
2 cl Himbeersirup
½ Eiweiß
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GARNITUR
Himbeeren
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ZUBEREITUNG Im Shaker auf Eiswürfeln ca. 10 Sekunden kräftig schütteln, in einen zweiten Becher abseihen und weitere ca. 10 Sekunden ohne Eis »dry« shaken. Mit Himbeeren garnieren.
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Glas: Cocktailschale – Coupe
Albert Stevens Crockett , The Old Waldorf-Astoria Bar Book
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