Andrerseits hatte sich Mencken damit gebrüstet, Dinge erfunden zu haben. Insofern taugte er nicht unbedingt als Vorbild.
Trotzdem, es störte Tess gewaltig – mein Gott, wie altmodisch –, ans Bett gefesselt zu sein. Auch wenn sie Mrs. Blossom vertraute, niemandes Augen sahen genau das, was ihre eigenen Augen sahen. Und waren ihre Instinkte auch alles andere als unfehlbar, so waren es doch ihre eigenen Instinkte. Hätte sie Don Epstein selbst aufgesucht, sie hätte sich einen präziseren Eindruck von dem Mann verschaffen können. Tess durchschaute Lügner schnell, auch wenn sie meistens nicht den Finger darauflegen konnte, wo genau sie die Unwahrheit sagten. Aber jetzt saß sie hier mit einem ständig winselnden Italienischen Windspiel und einer in Fruchtwasser schwimmenden Kerkermeisterin fest. Seit Neuestem nannten Crow und sie das Baby in Anlehnung an das Stinktier aus Looney Tunes »Fifi La Fume«, einer dieser blöden Insiderscherze, die aus dem Nichts kamen, um sich umso hartnäckiger zu halten. Crow fand solchen Gefallen an dem Namen Fifi, dass er in Erwägung zog, seine Tochter so zu nennen. Tess stellte sich vor, wie es wäre, diese Namenswahl ihren Eltern zu erklären. »Hier ist eure Enkelin, Fifi Monaghan.« Dann war die Frage nur noch, welcher Name ihre in solchen Dingen sehr konservative Mutter mehr auf die Palme brächte.
Das Baby würde eine Monaghan. Da es ein Mädchen war, hatte Crow in seiner fast schon zu fortschrittlichen Gesinnung entschieden, dass es Tess’ Familiennamen tragen sollte. Tess konnte nicht leugnen, dass sie das freute. Natürlich war ihr Name der ihres Vaters. Sie konnten zwar den Mädchennamen ihrer Mutter nehmen – Fifi Weinstein hörte sich doch ganz gut an –, aber auch das war letztlich der Name eines Mannes. Um einen richtigen Mädchennamen zu finden, musste man bis zu Lilith zurückgehen, vermutete Tess. Die arme Lilith, die allererste Frau, dazu verdammt, vergessen zu werden.
Wieder schaute sie auf die Kopie der Heiratsurkunde, die ihr Mrs. Blossom beschafft hatte. Carole Epstein war einmal Carole Massinger gewesen. Als Tess »Massinger« googelte, landete sie auf der Homepage eines Fotografen. Auf einem bei einer Hochzeit aufgenommenen Foto war eine Carole Massinger zu sehen. Wie bei solchen Anlässen üblich, wirkte die Aufnahme ein bisschen gestellt, aber sie zeigte eindeutig die Frau, die Tess durch ihr Fernglas gesehen hatte. Die Frisur war anders, aber sie trug ein selleriegrünes Kleid, und in der Hand hielt sie – stimmte diese Frau eigentlich alles aufeinander ab? – einen grünen Cocktail und prostete mit einem strahlenden Lächeln Braut und Bräutigam zu, bei denen es sich laut Angaben des Fotografen um Don und Annette Epstein handelte.
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