Im Gegensatz zu den meisten anderen Produkten lautet die Hauptfrage und -entscheidung bei Aktien nicht nur, welche Aktie soll ich kaufen, sondern vor allem wann . Der Zeitpunkt bestimmt sogar oftmals die Auswahl der Aktien. Die beste Aktie nützt Ihnen als Anleger nämlich herzlich wenig, wenn Sie sie im Allzeithoch gekauft haben – dann können Sie nur noch auf die Dividenden hoffen. Das bringt uns direkt zu Vorteil Nummer zwei: Ein Teil des Gewinns der Gesellschaften wird in Form von Dividenden ausgeschüttet – pro Aktie bewegt sich das zwar oftmals im Cent- oder einstelligen Eurobereich, aber Kleinvieh macht auch Mist und sinnvollerweise hält man ja mehr als nur eine Aktie. Jetzt müsste man als Anleger nur noch wissen, welche Unternehmen die höchsten Gewinne einfahren – auch dafür gibt es jenseits des Kaffeesatzlesens einige Kriterien.
Die Vorteile von Aktien sind also unübersehbar: Man erwirkt sich Chancen auf Kurssteigerungen und Dividendenausschüttungen. Langfristig gesehen schlagen Aktieninvestments in Sachen Rendite so ziemlich jede andere seriöse Form der Kapitalanlage. Überdies sind Investments in Unternehmen Beteiligungen an Sachwerten und deshalb inflationssicher. Last, but not least: Über nichts gibt es so viele und so tiefgründige, oftmals gesetzlich vorgeschriebene Informationen wie über Aktiengesellschaften und alle kursbeeinflussenden Angelegenheiten. Dennoch sind die Deutschen immer noch kein Volk von Aktionären. Nach wie vor scheint die liebste Form der Geldanlage der Deutschen die Lebensversicherung zu sein. Doch wenn Sie Wert darauf legen mitzuentscheiden, wie Ihr Geld angelegt wird: Beim Investment in Aktien können Sie das – und zwar sehr differenziert.
Unser Ziel in diesem Buch ist es also vor allem, Ihnen die Scheu vor der Aktienanlage zu nehmen. Das gelingt nur durch Information, und wir hoffen, diese so aufbereitet zu haben, dass Sie nicht davon erschlagen und vor allem nicht gelangweilt werden. Wie so oft allerdings ist es so: Je mehr Informationen wir sammeln und erhalten, desto schwerer fällt uns die Entscheidung. Sollten Sie also tatsächlich das Buch gelesen haben und jetzt gar nicht mehr wissen, was Sie tun sollen: Legen Sie es weg, atmen Sie tief durch – und kaufen Sie Aktien! Es müssen ja nicht gleich Unsummen sein, die Sie investieren. Wenn Sie aber etwas Geld beiseitegelegt haben, nutzen Sie es, denn den einen, einzig richtigen Einstiegszeitpunkt gibt es nicht. Sonst laufen Sie Gefahr, allein und frierend auf dem Bahnsteig zurückzubleiben, während der letzte Zug schon längst abgefahren ist.
Als wir Börse für Dummies gemeinsam geschrieben haben, war die Autorin Chefin der Börse München und der Autor Redakteur einer Wirtschaftszeitung. Wir repräsentierten also die Innen- und Außensicht der Börse. Inzwischen hat sich das umgedreht: Nach einem gemeinsamen Intermezzo an der Börse München agiert jetzt die Autorin außerhalb, als geschäftsführender Vorstand beim Deutschen Aktieninstitut in Frankfurt, und der Redakteur vertritt als Pressesprecher der Börse München die Innensicht. Immer noch sind beide mit dem Thema Aktie konfrontiert, es passt also.
Konventionen in diesem Buch
Aktien für Dummies ist wie Börse für Dummies kein wissenschaftliches Buch, sondern das Werk von Praktikern. Fußnoten, komplizierte Definitionen und seitenlange Exzerpte aus Gesetzestexten suchen Sie also vergeblich – und auch mit Formeln haben wir uns sehr zurückgehalten. Wenn der Kauf von Aktien eine mathematisch lösbare Aufgabe wäre, dann säßen alle Mathelehrer auf den Malediven und ließen sich die Sonne auf den Bauch scheinen. Zum Wohl unserer Kinder und zum Leid aller Aktionäre ist dem aber offensichtlich nicht so. Natürlich ist trotzdem nicht alles auf unserem Mist gewachsen, wir haben eifrige Lektüre wichtiger Börsenmedien betrieben – und diese in einem eigenen Kapitel gewürdigt. Wir haben auch so manches Mal – wir sagen es gleich – bei Wikipedia nachgeschlagen und oftmals den Kopf geschüttelt, weil wir es nicht besonders anschaulich fanden. Daher ist keine einzige Wikipedia-Passage in dieses Buch geflossen; trotzdem hat uns Wikipedia durchaus zur Orientierung gedient, das sei hier ausdrücklich erwähnt.
Wir sind mit Leib und Seele Börsianer, das heißt, wir stehen zu unseren Fehlern. Sicher mag uns bei allem Bemühen und trotz der tatkräftigen Mitwirkung unserer Lektorin der eine oder andere unterlaufen sein – die Nächte am Schreibtisch waren lang. Für Anregungen und Korrekturen unserer Leserschaft sind wir offen, im Zeitalter von Google ist es nicht wirklich schwierig, unsere geschäftlichen Adressen zu erfahren. Eine direkte und ehrliche Kommunikation unserer Leser – wie für Aktiengesellschaften Pflicht – wäre uns nur zu recht, und die nächste Auflage dankt es Ihnen.
Und jetzt noch ein paar Informationen, für die Leser, die immer schon im Voraus alles genau wissen wollen (soll es ja geben, Sie sind es natürlich nicht, lieber Leser, aber die anderen!):
Wenn wir einen Begriff einführen, schreiben wir das Wort kursiv .
E-Mail-Adressen und Webadressen erkennen Sie daran, dass sie in einer besonderen Schrift gedruckt sind. So wissen Sie stets genau, was Sie tippen müssen.
Was Sie nicht lesen müssen
Diesen Punkt wünscht sich der Verlag, aber seien Sie einmal ehrlich: Glauben Sie, dass irgendein Autor das so sieht? Natürlich steckt unser Herzblut in jedem Satz und wir finden schon, dass Sie von vorn bis hinten – oder umgekehrt – alles lesen sollten. Aber wer tut das heute noch, wer hat so viel Zeit? Deshalb haben wir versucht, die einzelnen Kapitel so zu schreiben, dass sie ganz für sich stehen und Sie zwischendrin ruhig einmal ein Kapitel (oder zwei) überspringen können. Wir nehmen das sportlich (also zähneknirschend). Das führt allerdings zu kleineren Redundanzen – Wiederholungen. Aber für Leser, die das Buch komplett lesen, bedeutet das, dass der Stoff dann auch wirklich sitzt. Setzen, Eins!
Wenn Sie einen Kasten in diesem Buch finden, dann können Sie als eiliger und auf das Wesentliche konzentrierter Leser darüber hinwegsehen, hinweglesen quasi, denn hier werden vor allem historische Anekdoten oder auch Details vorgestellt, die nicht unbedingt nötig sind, um mit Aktien glücklich zu werden. Sie können aus Neugierde aber auch erst alle Kästen lesen, bitte gerne.
Törichte Annahmen über den Leser
Diese Annahmen stellen wir nur auf, weil uns das Wort »töricht« so gut gefällt – in der heutigen Zeit greifen wir ja lieber zu Holzhammerbegriffen. Also, die Grundannahme ist die, dass der Leser immer recht hat. Deshalb ist auch der erste Leser der Lektor. Wie aber sieht der Leser, den wir uns vorstellen, aus? In welchen Fällen könnten Sie dieses Buch gut gebrauchen?
Wenn Sie nachgerechnet haben und feststellen, dass das Geld auf Ihrem Sparbuch immer weniger statt mehr wird.
Wenn Sie schon einmal mit dem Gedanken gespielt haben, Aktien zu kaufen, aber dann weder wussten, welche Sie kaufen sollen, noch wo.
Wenn Sie zwar einen Investmentfonds für die Altersvorsorge besitzen, aber nicht recht wissen, ob das Geld wirklich gut angelegt ist und gerne mehr darüber erfahren würden.
Wenn Sie in den Nachrichten zwar ständig hören, dass der Dax gestiegen sei, aber nicht wissen, wie Sie davon profitieren können.
Wenn Sie den Wirtschaftsteil Ihrer Zeitung zwar interessant, aber auch ein wenig langweilig finden, weil er Sie doch eigentlich gar nichts angeht.
Wenn Sie zwar ein paar Aktien besitzen, sich aber nicht recht entscheiden können, ob Sie diese jetzt verkaufen oder aufstocken sollen, und nicht wissen, wie Sie so eine Entscheidung überhaupt fällen sollen.
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