Hierbei spielt der Wille zur Veränderung dennoch eine große Rolle, sodass auch hier entsprechende Veränderungen forciert werden, die sich darauf beziehen, dass man eigene Fehlerquellen beseitigen kann. Tsamael ist ein Konzept der Perfektion, doch diese Perfektion wird nur erreicht, indem man sich selbst verändert. Hierbei geht es nicht um die kleinsten Fragmente, sondern um die großen Hauptbestandteile, es geht um das Fundament, es geht um den Willen, um das eigene Rückgrat, um das Herz, um die Seele und um den Geist.
Wenn man in diesem Kontext Tsamael als eine Art Mechaniker sehen will, dann hat man hier ein Konzept vor sich, welches mit Hammer, Zange und Schraubenschlüssel Hand angelegt, um eben diese Veränderungen zu bewirken. Man könnte es auch so beschreiben, dass Tsamael dafür verantwortlich ist, dass das Gesamtwesen, welches man ist, ab und zu mal eine Art Generalüberholung erhält, ein Tuning oder eine effektive Verbesserung.
Doch hierzu muss man sich selbstverständlich kennen, man muss so tief in das eigene Innere dringen, es analysieren, verstehen, transformieren und bearbeiten, dass man in kosmischen Parametern denken und handeln kann. Selbstverständlich ist hier das eigene Fundament der Urgrund, auf dem man alles aufbauen muss. Doch auch eine perfekte Balance, eine wahre Harmonie und eine echte Ausgeglichenheit, sind absolut essenziell, wenn man in seine eigenen Höhen strebt. Man kann es sich so vorstellen, dass man einen „Himmelsturm“ für sich erschafft, der eben „hoch hinaus“ reichen muss, um zwischen den Sternen zu agieren.
Hierzu muss man ein sehr gutes Fundament besitzen, da der Turm getragen werden muss, doch gleichzeitig muss hier auch eine entsprechende Balance, eine bauliche Harmonie, vorhanden sein, ein energetisches Gleichgewicht, sodass man eben den jeweiligen Widrigkeiten die Stirn bieten kann
Wenn dies nicht der Fall ist, wird die passende Geschichte „der Turmbau zu Babel“ sein, denn nicht nur, dass der eigene Himmelsturm einstürzen wird, sondern man wird auch verwirrt und konfus zurückbleiben. Verwirrung und Konfusion sind echte Hindernisse, die man jedoch selbst meistern muss. Hierzu ist es manchmal wichtig, dass man auch in sich einen Gedanken der Rebellion ausbildet. Diese Rebellion bedeutet aber nicht, dass man sich gegen die Schöpfung und gegen den eigenen Weg stellt. Diese Rebellion richtet sich lediglich dagegen, dass man immer alle Lehrmeinungen brav befolgt. Nicht immer ist der lange Weg auch der sichere Weg, nicht immer ist der kurze Weg der bessere Weg. Man muss hier selbst tätig werden, man muss hier selbst schauen und eruieren, was man vermag, wie die eigenen Konzeptionen im eigenen Inneren existieren und wie man am besten mit Tsamael zusammenarbeiten kann.
Hierbei wird man aber auch definitiv auf einen chaotischen Umstand treffen, sodass man hier selbst eine Ordnung etablieren muss, eine Ordnung, die manchmal auch daher kommen muss, dass alles vernichtet wird. Wenn man in einem unentwirrbaren Chaos feststeckt, ist eine reinigende Feuersbrunst manchmal die beste Alternative. Auch hier wird Tsamael helfen, wobei man darauf achten muss, was Illusion und was energetische Realität ist, was eine Prüfung und was das endgültige Resultat ist. Tsamael vermag es hier durch die jeweiligen Zustände zu sprengen, sodass auf der einen Seite Chaos entsteht, gleichzeitig aber auch der Funke einer gigantischen Erkenntnis. Man kann es sich so vorstellen, dass man zwar auf ein chaotisches Wirrwarr blickt, doch dass im Bruchteil einer Sekunde, der Weg der Entwirrung klar und deutlich vor dem inneren Auge erscheint.
Daher ist Tsamael auch eine besondere Energie, die Verständnis gebiert, die Verständnis aber auch setzen kann, ähnlich einem Samen, den man aber selbst zum Erblühen bringen muss. Doch dieser Same wird auch den endgültigen Todesstoß beinhalten, denn, wie schon oft erwähnt, der Abgrund kann nur in einem veränderten Zustand verlassen werden. Veränderung ist Transformation und Transformation ist in diesem Kontext der Tod, und genau hier agiert Tsamael sehr gnadenvoll, indem er den Todesstoß sehr gezielt umsetzt.
Dieser Todesstoß ist Ende und Anfang zu gleichen Teilen, denn hierdurch wird man eine Energie erhalten, die man dann wieder selbstständig verwenden kann, um sein Fundament zu festigen, doch hierzu bedarf es der wahren und inneren Erkenntnis, sodass man sich überhaupt erst einmal klar werden muss, was Schöpfung alles beinhaltet, welche Aspekte hier existieren, welche Möglichkeiten, welche Spielregeln und welche Unwägbarkeiten vorhanden sind, um im Großen Werk zu dienen.
So ist es ratsam, wenn man auf Tsamael stößt, dass man für sich weiß, wer und was man ist. Speziell muss auch hier ein Augenmerk auf die eigenen Ängste gelegt werden, denn Tsamael ist ein Konzept, welches diese Ängste thematisieren wird, sodass er auf der einen Seite ein Leuchtfeuer in der absoluten Finsternis ist, doch dieses Leuchtfeuer kann auf der anderen Seite auch als Illusion verstanden werden, als Prüfung, dass hier Hoffnung keimt, wo eigentlich nur die Hoffnungslosigkeit erduldet werden muss.
Primär geht es hier um die Prüfung des Versagens, und es ist in diesem Maß keine Böswilligkeit, sondern einfach ein Schritt der Erkenntnis, den man jedoch selbst ausführen muss, da es im Abgrund letztlich keine Hoffnung gibt.
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Bialath – der Hort der Werdung
Der Hort der Werdung ist die erste Emanation der formerlangten Nicht-Existenz, verkörpert durch die gewordenen Qualitäten Schöpfung und Vernichtung, die als eins in der Nicht-Existenz verwoben sind.
Die Qualität der Schöpfung ist aktive, ewige Expansion, die unbegrenzt anwächst und alles erfüllt, während die Qualität der Vernichtung die passive, begrenzende Qualität bezeichnet, die die Expansion der Schöpfung eingrenzt und beschneidet, sie reglementiert, ihr schließlich eine feste Form gibt und ihre Wirkkraft und ihren Wirkungskreis definiert. Hier offenbart sich der ewige Tanz der Dualität, welcher die formgewordene Nicht-Existenz ist, da Nicht-Existenz, die die Verschmelzung der Gegenpole von Schöpfung und Vernichtung, bzw. Expansion und Beschränkung, ist, und somit ein Paradoxon, das nicht sein kann, da es sich bereits in seiner Entstehung immer wieder selbst negiert, und nur formnehmen kann, wenn sie sich aufspaltet in ihre beiden Pole.
Darüber hinaus ist der Hort der Werdung auch die erste Instanz der Schöpfung selbst, da hier so gesehen bereits die Blaupausen und Baupläne erschaffen werden, aus denen heraus werdende Schöpfung entsteht, und somit ist sie die übergeordnete Instanz zur „Triade des Seraphonesh“ in der Halle der Schöpfung. Die drei Konzepte der Triade des Seraphonesh, also der werdenden Schöpfung, entstammen der Halle der Werdung, wo sie durch Seraph erschaffen wurden, um in der Halle der Schöpfung Form zu erlangen und ihr Wirken als die drei Stationen des Schöpfungsprozesses zu entfalten.
Auch die „Shanshuvalor“ wurden im Hort der Werdung erschaffen, als Ausdruck des Fahlen Drachens, der als verkörperte Vernichtung und Begrenzung auch der höchste Scharfrichter und Regelgeber der Schöpfung ist und als solcher aus sich heraus ebendiese Konzepte, die seine Grundschwingung tragen, als Wächter, Begrenzer, Prüfer und auch Vernichter, erschaffen hat. Die Shanshuvalor sind anders als die Triade des Seraphonesh, die lediglich die drei Stationen der werdenden Schöpfung abbildet, mit deren Hilfe Existenz Form erlangt, also die Stationen an denen die Bausteine, aus denen ein gewordenes Sein, besteht, zusammengesetzt und ihrem Zweck zugeführt werden. Die Shanshuvalor sind Energien, die gewordenem Sein erstaunlich nah kommen, da sie individuelle Präsenzen sind, die autark auf Weisungen reagieren und die Befehle des Schöpfers in der Nicht-Existenz umsetzen.
Sie sind zweckgebunden und handeln in einem vordefinierten Rahmen, entsprechend ihren spezifischen Aufgaben, als Wächter der Halle der Schöpfung, regelrechte Elitekrieger der Schöpfung, aber auch als Herolde, Schiedsrichter, Verwalter und Ordnungshüter aller Schöpfung und sorgen dafür, dass alles in den geregelten Bahnen verläuft, die der Schöpfer selbst für seine Schöpfung vorgesehen hat. Allerdings besitzen die Shanshuvalor, die zwar individuelle Form genommen haben, keine der Qualitäten, die ein gewordenes Sein auszeichnen, sie besitzen keine Seelenschwingung und kein Blut, sind also nicht aus klassischer Schöpfungsmaterie, wie sie dem Seraphonesh entspringt, geformt, sondern direkt aus dem Potenzial der Beschränkung des Fahlen Drachens heraus, und somit sind sie, obwohl sie keine wirkliche Vorsehung besitzen, zweckgebunden, bzw. sie sind ihre formgewordene Aufgabe. Man kann es sich bildlich so vorstellen, dass zum Beispiel ein Shanshuvalor, der die Funktion eines Herolds der Schöpfung bekleidet, also die Befehle, Weisungen und Gesetze des Schöpfers in der Nicht-Existenz verkündet, weder über Augen noch Ohren noch Nase verfügt, sondern lediglich über einen Mund, den er eben braucht, um seine Aufgabe auszuführen.
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