Petra Block
Wismarer Leichenschau
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Inhaltsverzeichnis
Titel Petra Block Wismarer Leichenschau Dieses ebook wurde erstellt bei
Zum Geleit Zum Geleit Liebe Leserinnen und Leser dieser blutrünstigen Lektüre, auf so wenigen Seiten gleich mehrere Menschen ins Jenseits zu befördern, ist selbst unter mittelalterlichen Bedingungen nur mit viel dichterischer Freiheit zu erledigen. Der in folgender Erzählung vorgestellte Herzog Heinrich der Friedfertige hat aber tatsächlich in unserer Stadt den Fürstenhof, anlässlich seiner Hochzeit mit der Pfalzgräfin Helene, gebaut. Sie war seine zweite Ehefrau und schenkte ihm drei Kinder. Leider starb sie schon 1524 und Heinrich heiratete ein drittes Mal. Er war ein sehr friedliebender Herrscher und beteiligte sich nicht an den damals zahlreichen Religionskriegen nach Luthers Tod. Einige Bezeichnungen und historische Abfolgen dieses Büchleins mögen nicht ganz der damaligen Zeit entsprechen. Die Geschichte soll Ihnen allerdings heute Spaß bereiten und Sie vor allem anregen, ein paar Straßen, Plätze oder Gebäude der hier genannten zu besuchen.
ER ER Ich will sie und ich kriege sie! Er peitschte seinen Körper unter Zwängen. Keine seiner Regungen durfte nach außen dringen. Selbst seinen Augen hatte er verboten, Gefühle zu zeigen. In Wahrheit aber schrie alles an und in ihm nach ihr, aber noch gehörte sie ihm nicht. Noch nicht – der Weg zu ihr war allerdings gerade frei geworden.
Der neue herzogliche Hof
Das Grauen am Wassertor
Die stumme Zofe
Ein guter Freund aus alten Zeiten
ER
Die Leiche in der Papenstraße
Tod an der Schweinsbrücke
ER
Verzweiflung
Im Schlafgemach der Herzogin
Im Esszimmer des Herzogs
Nachts vor dem Archidiakonat
Im Gefangenenturm
Ende
Impressum neobooks
Liebe Leserinnen und Leser dieser blutrünstigen Lektüre,
auf so wenigen Seiten gleich mehrere Menschen ins Jenseits zu befördern, ist selbst unter mittelalterlichen Bedingungen nur mit viel dichterischer Freiheit zu erledigen.
Der in folgender Erzählung vorgestellte Herzog Heinrich der Friedfertige hat aber tatsächlich in unserer Stadt den Fürstenhof, anlässlich seiner Hochzeit mit der Pfalzgräfin Helene, gebaut. Sie war seine zweite Ehefrau und schenkte ihm drei Kinder. Leider starb sie schon 1524 und Heinrich heiratete ein drittes Mal. Er war ein sehr friedliebender Herrscher und beteiligte sich nicht an den damals zahlreichen Religionskriegen nach Luthers Tod.
Einige Bezeichnungen und historische Abfolgen dieses Büchleins mögen nicht ganz der damaligen Zeit entsprechen. Die Geschichte soll Ihnen allerdings heute Spaß bereiten und Sie vor allem anregen, ein paar Straßen, Plätze oder Gebäude der hier genannten zu besuchen.
Ich will sie und ich kriege sie! Er peitschte seinen Körper unter Zwängen. Keine seiner Regungen durfte nach außen dringen. Selbst seinen Augen hatte er verboten, Gefühle zu zeigen. In Wahrheit aber schrie alles an und in ihm nach ihr, aber noch gehörte sie ihm nicht. Noch nicht – der Weg zu ihr war allerdings gerade frei geworden.
Was wollte seine Braut nur in der Stadt?
Herzog Heinrich war völlig außer sich. Morgen gedachte er zu heiraten und heute, im letzten Moment, kam Helene mit dieser merkwürdigen Idee zu ihm. Sie möchte nach dem ehelichen Gelöbnis einen Spaziergang durch die Stadt machen. Man stelle sich vor - zu Fuß! Direkt von der Kirche hinein in das Gewimmel stinkender Menschen. Das durfte sie unmöglich tun. Wozu gab es Kutschen? Wurde er im Geheimen auch Heinrich der Friedfertige genannt, allein bei dem Gedanken, seine Schuhe auf die schmutzigen Straßen von Wismar zu stellen, konnte er aus der Haut fahren. Erst kürzlich hatte er beim Ordinarius, dem Bischof von Ratzeburg, eine Bitte vorgetragen. Er hielt um die Freiheit an, einen Gang vom linken Flügel seines Fürstenhofes aus über die Straße hinweg bauen zu dürfen. Aus Holz sollte dieser sein und siebzehn Fuß über dem Boden direkt im Chor von Sankt Georgen münden. In der Kirche könnte dann zwischen der Vikeschen Kapelle und der Sakristei eine Empore für ihn und seine Familie gebaut werden. Dem Bischof hatte er weisgemacht, dass er dann umso eifriger dem Gottesdienst beiwohnen könne. Der war natürlich hocherfreut und ahnte nicht, dass Heinrich nur sein feines Schuhwerk retten wollte.
Also was waren das für neuerliche Gelüste seiner Zukünftigen? Mit Begehrlichkeiten von Frauen kannte er sich aus. Helene sollte bereits seine zweite Gattin werden. Die erste war gestorben, nachdem sie ihm drei Kinder geschenkt hatte. Daher wusste er wohl, dass die Frauenzimmer zu gewissen Zeiten unberechenbar wurden. Nur, seine Helene konnte noch nicht guter Hoffnung sein. Er hatte sie nie angerührt, nein, nicht vor der Ehe, die Gebote Gottes waren ihm heilig. Vielleicht lag es an ihrer Jugend, er war mit Mitte dreißig ein gestandener Mann, während sie gerade mal zwanzig Lenze zählte. Möglicherweise war sie aber auch von ihrer Heimat geprägt. Sie kam aus Heidelberg, und im Süden des Landes hielt man viel auf Traditionen. Gefeiert wurde dort gern und oft mit dem Volk. Ihm hingegen bereitete es schon reichlich Unbehagen, wenn er sich an amtlichen Tagen auf dem Marktplatz sehen lassen musste. An seinem Geburtstag im letzten Mai drückte ihm eine Mutter ihren schreienden Säugling in den Arm. Als er spürte, dass das Kind in nassen Tüchern lag, wurde sein Körper sofort von aussätzigen Pusteln überzogen. Er hielt also nichts von zu viel Nähe. Warum wollte sie nicht im Schlosse bleiben? Um seine Braut und natürlich die Gäste zu beeindrucken, hatte er extra einen neuen Hof bauen lassen, einen Fürstenhof. Deshalb fiel es ihm recht schwer, dem Wunsch seiner Braut nachzugeben. Dennoch tat er es. Die Trauung war für eine Stunde nach Sonnenaufgang festgelegt. Es war August und später würde es kochend heiß in der Stadt werden. So hoffte er innig, dass sie bei ihrem Spaziergange nicht allzu viele Menschen treffen würden.
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