MR. JAYWie geht es dir, Goldberg?
GOLDBERG; Kann nicht klagen.
MR. JAYKommt noch.
GOLDBERGIst dies die beste aller möglichen Welten?
MR. JAYKennst du eine bessere?
GOLDBERGIn meinem Kopf.
MR. JAYMacht dir die Arbeit keinen Spaß?
GOLDBERGNa ja, besser als Gräben graben.
MR. JAYHast du schon mal …
GOLDBERGAls Junge, in Polen.
MR. JAYWie war das?
GOLDBERGSelbst geliebte Menschen stinken, wenn sie tot sind.
MR. JAYImmer musst du jammern. Wenn es Abend wird, wenn es Morgen wird und dazwischen auch, maulst über die Gage und die Probendauer und die Kollegen und die Besetzung und die Kritiker und das Theater überhaupt und die kleinen Gallensteine deiner Mutter.
GOLDBERGNierensteine.
MR. JAYNierensteine. Grummelgrummel, verflucht sei der Tag, an dem ich geboren wurde, und die Nacht, die sagte, Ein Knabe ist empfangen worden, und, Warum reichst du mir nicht deine hilfreiche Hand, o Herr, wegen der Gage und der Probenzeit und der kleinen Nierensteine meiner Mutter und so weiter. Okay, Goldberg, ich sage dir, warum ich dir keine hilfreiche Hand reiche wegen der Gage und der Probenzeit und der stinkenden Toten. Ich reiche dir keine hilfreiche Hand wegen der Gage, der Probenzeit und der Nierensteine deiner gottverdammten Mutter und so weiter, weil ich dich nicht ausstehen kann, Goldberg.
GOLDBERG»Das Buch ist aufgeschlagen, und die Hand schreibt.«
MR. JAYUnd den Halsstarrigen wird man das Genick brechen. Inzwischen lies weiter.
GOLDBERG auswendig »Es sammle sich das Wasser unter dem Himmel an besondere Örter, dass man das Trockene sehe, und Gott nannte das Trockene Erde, und die Sammlung der Wasser nannte er Meer. Und Gott sah, dass es gut war.« r uft Sind die Wasserspiele bereit, Richard?
LAUTSPRECHERGleich.
Man hört Wasser laufen. Mr. Jay zündet eine Zigarre an.
MR. JAYWas macht eigentlich deine kleine Schwester, Goldberg?
GOLDBERG befürchtet das Schlimmste Nicht disponibel.
MR. JAYImmer noch ein echter Rotschopf mit Sommersprossen auf der Vanillehaut?
GOLDBERGUnd Zahnspange.
MR. JAYWie alt ist sie jetzt?
GOLDBERGStrafbar minderjährig.
MR. JAYBring sie doch mal mit zur Probe.
GOLDBERGMit ihren Hamstern?
MR. JAYLasset die Kindlein zu mir kommen, mit oder ohne Hamster.
GOLDBERGSie hat Mumps.
MR. JAYHättest du wirklich was dagegen, wenn ich ein bisschen mit ihr herumtolle?
GOLDBERGNur über Ihre Leiche, Sir.
MR. JAYTreue erweist sich im Opfer, Goldberg.
GOLDBERGAls Joseph in Ägypten war, sprach ein Junge ihn an, Möchtest du meine kleine Schwester ficken? Und Joseph antwortete, Ich würde nicht mal dein Wasser trinken.
Ein Wasserstrahl ergießt sich über Goldberg.
STIMME Fertig, Mr. Jay.
MR. JAY hinauf zur Technik Sie sind ein Juwel von Mitarbeiter, Richard, ein wahrer Prinz.
GOLDBERG tropfend, aber würdevoll So mancher Prinz soll sich in einen Frosch verwandelt haben, Sir. ab
Bach-Musik. Die Pflanzen des Paradieses erscheinen, dann allerlei Spielzeugtiere vom Esel bis zum Zebra. Die Bühnenbildnerin Ernestina van Veen kommt in Jeans, mit roter Perücke, auf den Armen ein lebendes Lämmchen.
MR. JAYAh, willkommen im Gelobten Land, Ernestina van Veen.
ERNESTINAHier eine kleine Überraschung für dich, liebster Jay, und eine Kostprobe anderer guter Dinge, die kommen werden. g ibt Mr. Jay das Lamm Tiere sind die besten Schauspieler, sie lügen nie. Ansonsten ist dies heute ein Tag kompletten Desasters. Kein Grund zur Sorge, aber es fehlt nicht mehr viel und ich nehme mir den Strick. Mrs. Pechvogel hat den Requisiten-Etat beschnitten. Heute kann ich nicht mehr für dich tun als, wie verlangt, die Herrlichkeit von allem, das da kreucht und fleucht, zu markieren. »Und es lasse die Erde aufgehen Gras und Kraut, das Samen bringt, und Bäume, die da Früchte tragen«, und du wirst sehen, wie gut es ist. Die Bühnenarbeiter haben unterdessen ziemlich klägliche Bäume, Sträucher, Pflanzen und Gras verteilt. Du wolltest auch Vögel haben, »die auf Erden fliegen«. Papiervögel fliegen durch die Luft. »Und große Walfische und alles Getier, das da lebt und webt, soll im Wasser wimmeln.« Sie setzt einen Frosch in eine Pfütze. Ach ja, »und die Erde bringe hervor Vieh, Gewürm und wilde Tiere«. – Hier ist das ganze Viehzeug, wenn schon nicht in seiner ursprünglichen Pracht, so doch als bescheidene Beispiele für die guten Dinge, die lebendig in ihrer realen Existenz kommen werden. Und was den Baum der Erkenntnis betrifft …
MR. JAY starrt auf ihre Jeans Was ist damit?
ERNESTINAWenn ich den Text richtig deute, ist »Erkenntnis« eine schlecht verhohlene Spießermetapher für das alte Rein-und-Raus-Spiel. Adam erkannte Eva, steht in der Schrift, Abraham erkannte Sarah, Onan erkannte seine linke Hand und so weiter. Kurz gesagt, ist Erkenntnis kein epistemologischer Begriff, sondern etwas erfrischend Libidinöses, habe ich recht?
MR. JAYDu hast recht, Ernestina.
ERNESTINADa Äpfel ungefähr so libidinös sind wie ein Pickel am Arsch, dachte ich mir, Bananen sind der Erkenntnis zuträglicher. Habe ich recht?
MR. JAYDeine Jeans sind aufregend eng. Hast du zugenommen?
ERNESTINAEines Nachts, war es in Nazareth oder im Novotel?, hast du gesagt, Je mehr es von dir zu sehen gibt, desto besser für meinen erschlaffenden Durst nach Erkenntnis.
MR. JAYScheu wie ich bin, Ernestina, habe ich immer gehofft, dich noch näher kennenzulernen. Wie wär’s mit Sushi heute Abend?
ERNESTINANicht heute Abend, lieber Scheuboy, ich muss ein paar Libanonzedern besorgen, dazu Pinien aus der kanadischen Wildnis, deutsche Eichen und, für deine höheren Weihen, etwas Sellerie. Bis später, und iss eine Banane.
Sie geht ab. Mr. Jay isst eine Banane. Bach-Musik.
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