Dies kann so weit gehen, dass man seine Taten penibel beschreibt und ggf. auch bewertet, wobei die Bewertung hier eine ehrliche Kritik (wortwörtlich „Kunst der Bewertung“) sein muss, ohne dass man das Ego beweihräuchert bzw. es niederdrückt. Wenn man will, kann man sich im Rahmen dieses Gedankenexperimentes einen „äußeren Freund“ erschaffen, der einen beobachtet, beschreibt und der auch auf Fragen antworten kann. Sicher, am Anfang wird es befremdlich und sogar albern sein, wenn man beginnt, Selbstgespräche zu führen, doch man wird mit der Zeit erkennen, dass man hier wirklich wertvolle Tipps erhalten kann, Tipps, die sich auf das alltägliche Verhalten beziehen. Dieser „äußere Freund“, darf auch hin und wieder vergessen werden, doch niemals vollkommen. Es wäre utopisch, wenn man plötzlich permanent sich selbst äußerlich betrachten und bewerten sollte. Gerade in emotionalen Situationen wird es so gut wie unmöglich sein, doch da unsere Gedanken und Erinnerungen ohne Weiteres in die Vergangenheit reisen können, kann man versuchen, hier noch einmal einen neutralen und nüchternen Blick zu bekommen. Auch dies wird nicht immer möglich sein, denn es ist ein wahrer Geistesakt, wenn man in egogeladenen Situationen sachlich und neutral eine Betrachtung starten kann.
Man kann den äußeren Freund im Idealfall als eine autarke Energie sehen, die ruhig und gelassen neben dem Ego steht, wenn dieses sich aufregt und voller Zorn und Hass am liebsten Dinge (verbal und/oder tatkräftig) zerstören will. In diesem Fall, kann man – mit deutlicher Übung und Geduld – es bewirken, dass die Energie des selbst erschaffenen „äußeren Freundes“, der ruhig schweigt und helfend agiert, wenn man selbst seinen Aggressionen freien Lauf lassen will. Wenn man wütend, zornig und hassend agiert, kann man sich so codieren bzw. programmieren, dass der „äußere Freund“ sanftmütig verzeiht und beschwichtigend handelt.
So kann man mit diesem psychologischen Trick beginnen sich selbst zu erkennen, sich selbst zu verstehen und sich selbst auch vollkommen zu analysieren, sodass man irgendwann folgende magischen Wörter wahrlich aussprechen kann:
GAHOACHMA - GAHOACHMA (Henochisch für: Ich bin, der ich bin!)
… und …
hyha rXa hyha - Ehjeh Asher Ehjeh (Hebräisch für: Ich bin, der ich bin! Ich war, der ich bin! Ich werde sein, der ich bin! Ich war, der ich war! Ich werde sein, der ich war! Ich bin, der ich war! Ich war, der ich sein werde / der ich gewesen sein werde! Ich werde sein, der ich sein werde / der ich gewesen sein werde. Ich bin, der ich sein werde / der ich gewesen sein werde!)
Man wird beginnen ein Verständnis zu entwickeln, dass man – wenn man wahrlich für sich „Ehjeh Asher Ehjeh“ oder „Gahoachma“ sagen kann – eine innere Meisterschaft begonnen hat. Doch der Weg, dass man sich selbst zu einem Meister macht, ist sehr lang, steinig und teilweise auch qualvoll. Dennoch lohnt sich dieser Weg, der in der rückblickenden Sicht eine prächtige goldene Straße ist, die schnurgerade verläuft.
Doch die wenigsten Meister fallen vom Himmel, und wenn sie fallen, ist es pure Absicht gewesen. Genau deswegen muss man erst einmal begreifen, dass die meisten (menschlichen bzw. gesellschaftlichen) Schatten entweder erkannt, angeschaut, analysiert und harmonisiert werden (zumindest in rudimentären Zügen), oder dass sie mit aller Gewalt und ohne Rücksicht auf Verluste im Außen und im Gegenüber bekämpft werden.
Leider ist bei den meisten Menschen der Kampf im Außen der Fall, da es sehr schwierig ist, ein bzw. sein Bewusstsein über den jeweiligen individuellen bzw. sogar kollektiven Schatten zu stellen, sodass man sich selbst im Licht erkennen kann. Da die Integration des eigenen Schattens eine absolut essenzielle Notwendigkeit für die eigene Selbstevolution ist, kann man ohne Weiteres sagen, dass man durch die Erschaffung eines echten Bewusstseins, sein gesamtes System heilen kann.
Doch was ist jetzt eigentlich Schattenarbeit auf der psychologischen Ebene? Was ist denn dieser Schatten überhaupt? Ist es wirklich eine Metapher oder ist hiermit der „reale Schatten“ eines festen Körpers gemeint? Nun, der Schatten ist in diesem Fall ein klassischer Archetypus, der die unverarbeiteten, verdrängten und dunklen Seiten in jedem Menschen repräsentiert, vertritt und teilweise auch nach außen bzw. auf das Umfeld projiziert. Zugegeben, der Begriff „Schatten“ ist hier etwas theatralisch ausgedrückt, denn letztendlich ist der Schatten etwas ganz Natürliches. Zwar wird ein Schatten immer mit der Abwesenheit von Licht assoziiert, doch muss man immer bedenken, da wo Schatten ist, ist auch immer Licht. Ohne Materie, ohne etwas Festes und ohne Lichtquelle, gibt es keinen Schatten – denn selbst ein Fenster wirft ein Schatten, weil das Glas das Licht bricht! Je heller das Licht und je massiver bzw. je undurchsichtiger ein Gegenstand ist, desto deutlicher wird man einen Schatten sehen. Wenn man also beginnt, sich selbst zu transformieren und transzendent zu werden, werden die eigenen Schatten minimiert bzw. im Grunde sogar aufgehoben. Dennoch zeigen die magische, die psychologische und auch die profane Praxis immer wieder, dass es diesen Schatten, bzw. diese Schattenanteile, in jedem von uns gibt. Sie gehören zu unseren menschlichen bzw. materiellen Existenzen. Viele Menschen – gerade sogenannte Lichtarbeiter, die mal wieder im hellsten Sonnenlicht stehen und mit einer Taschenlampe noch mehr Licht „bringen“ wollen – verleugnen diesen eigenen Schatten. Hierdurch kann dieser Archetypus, die innere Energie immer mächtiger und penetranter werden, sodass man irgendwann eine regelrechte Macht geschaffen hat, welche man nicht mehr dementieren kann. Fakt ist, dass jede Verleugnung, jedes Wegsperren oder auch jedes Vergessen des eigenen Schattens, zu einer negativ Spirale wird, die sich irgendwann selbst ernähren muss, indem hierdurch immer wieder und wieder die Schattenthematiken ins Bewusstsein gedrückt werden.
Natürlich muss „unser Schatten“ als Synonym gesehen werden. Dieses Synonym steht erst einmal für alle negativen, gesellschaftlich oder sozial unerwünschten Tendenzen. Gleichzeitig muss man aber auch hier aufmerksam sein und reflektieren, dass dies Tendenzen sind. Außerdem, „wer“ definiert, dass sie unerwünscht sind.
Die verschiedenen Kulturen und Gesellschaften haben schon immer ein Korsett und eine Schablone von Normen und Idealvorstellungen angefertigt, sodass negative und unerwünschte Züge, die nun mal in Persönlichkeitsstrukturen enthalten sein können, unterdrückt wurden. Diese Unterdrückung – oder teilweise sogar Verteufelung – führt dazu, dass sich solche Muster in das Unbewusste oder Unterbewusste des Menschen verlagern, wo sie „reifen“ oder „gären“. Je stärker die eigenen Persönlichkeitsstrukturen abgeschoben und pervertiert werden, desto schneller beginnt die Schattenentwicklung. So ist es nicht wirklich verwunderlich, dass bereits in den ersten Lebensjahren die ersten Schattenstrukturen gezüchtete werden. In den verschiedenen Kulturen und Gesellschaften gibt es stets Anforderungen, Erwartungen, Gebote und vor allen Dingen Verbote, die den Alltag bestimmen. Natürlich wird es immer wieder Verhaltensmuster geben, die in einem sozialen Gefüge nicht funktionieren. Mord, Totschlag, sexuelle Gewalt etc. sind oft ausgelebte Schattenextreme, die nicht toleriert werden können. Doch leider wird in der Gesellschaft viel, viel mehr tabuisiert, sodass man definitiv nicht das gesamte Spektrum eines Selbst (welches von einem Ich unterschieden werden muss) entfaltet kann. Man kann in Bezug auf den Menschen sagen, dass es nichts gibt, was es nicht gibt. Alle nur denkbaren Exzesse sind möglich.
Wenn man diese aber – auf Grund des manchmal überschätzen „gesunden Menschenverstand“ – nicht ausleben kann bzw. darf, kann man auf anderen Ebenen ein mögliches Ventil schaffen. Klar ist, dass es gerade in der westlichen Gesellschaft viele Verhaltensregeln aber auch Möglichkeiten gibt, überwindbare Schatten auszuleben. Egal, ob es nun in den sexuellen Bereich geht oder um einen anderen. Doch selbstverständlich gibt es Tabus, die man nicht tolerieren kann. Hier kann die Astralebene Hilfe leisten, da auf der Astralebene alles möglich und letztlich auch alles erlaubt ist.
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