Gedacht, getan. Rainer Herold und seine Frau Karin fuhren am nächsten Tag nach Kampen und fanden tatsächlich auf Anhieb im Innenhof des Dorfkrugs – damals noch unter der Ägide von Beate und Werner (Muffel) Stoltenberg – ein Ladengeschäft, das zu vermieten war. Am Mittwoch nach Pfingsten wurde der Vertrag unterzeichnet, Freitag stand ein Lkw vor der Hamburger Galerie, und die Herolds packten vom Bild bis zum Bleistiftanspitzer alles ein, was sie für ihren neuen Showroom brauchten. „Am Samstag haben wir eröffnet. Und am Sonntag bereits unser erstes Bild verkauft. Einen Ivo Hauptmann, der ja ein bedeutender Vertreter der Hamburgischen Sezession war.“
Damals wohnten die Herolds in einem kleinen Appartement in der Kurhausstraße, mit vielseitig musikalischer Berieselung, denn aus dem daruntergelegenen italienischen Restaurant schmetterten Arien von Luciano Pavarotti, und aus dem Pony im nahen Strönwai dröhnten die Disco-Bässe. Dann gestaltete der Dorfkrug den Innenhof jedoch zu einem Biergarten um und die Galerie fand nicht mehr die nötige Beachtung. Eine neue Location wurde angedacht. „Von Butler John, der ja auf der Insel bestens vernetzt war, erfuhren wir, dass im früheren Haus Meeresruh im Braderuper Weg schräg gegenüber vom Dorfkrug bald ein Ladengeschäft frei würde. Da ich ein Mann von schnellen Entschlüssen bin, ging ich sofort dorthin, schaute mir alles an und war am nächsten Tag der neue Mieter“, lacht Rainer Herold. Ostern 2000 fand die Eröffnung statt. Inzwischen hatte auch Sohn Patrick nebenan seine Galerie für Contemporary Art eingerichtet. Und Tochter Katharina führt seit ein paar Jahren in Hamburg die Company Heroldian Art Concepts, die sich um private und businessorientierte Kunstsammlungen kümmert. Demnächst soll eine Dependance auf Mallorca eröffnet werden.
2005 kauften die Herolds das Haus, das 1904 als Pension Meeresruh erbaut worden war. Im Dachgeschoss oberhalb der jetzigen Galerieräume wohnt das Ehepaar. Über eine steile Treppe erreicht man das Wohnzimmer, das mit antiken Möbeln im nordischen Stil eingerichtet ist. „Da die Wohnung ja in unmittelbarer Nähe zur Hauptstraße liegt und im nahen Dorfkrug gern lange gefeiert wird, haben wir als Erstes Schallschutzfenster einbauen lassen. Durch unser vorheriges Appartement waren wir ja in puncto Lärm gebrannte Kinder.“ In der Küche, die in der Galerie hinter dem sogenannten Nolde-Raum liegt, wird oft gekocht, fast immer fleischlos, weil Karin Herold Fisch bevorzugt. „Aber wenn wir essen gehen, gönne ich mir schon mal ein saftiges Steak“, verrät Rainer Herold. Im Nolde-Zimmer trifft sich die Familie gern zum Dinner. Überhaupt ist Nolde einer der Lieblingskünstler. „Ein absoluter Meister der Farbe. Seine Werke, egal, ob Blumen, norddeutsche Landschaft oder Menschen, sind voller Strahlkraft!“
VEGETARISCHE PASTA
Für 4 Personen
4 - 6 Knoblauchzehen
Olivenöl
250 g große Tomaten, geschält
Kalamata-Oliven mit Stein (optional)
Chilis (Menge nach Belieben)
250 g süße kleine Tomaten
200 g Spaghetti
Salz
Pfeffer
Parmesan, frisch gerieben
frisches Basilikum
Knoblauch in Olivenöl anschmoren, geschälte Tomaten, gegebenenfalls Kalamata-Oliven und Chilis zugeben.
Die kleinen Tomaten halbieren und kurz mitdünsten.
Spaghetti al dente kochen. Eine Kelle vom Kochwasser mit der Tomatensauce verrühren. Mit Salz und Pfeffer abschmecken.
Spaghetti abgießen und mit Tomatensauce, reichlich Parmesan und Basilikum anrichten.
Wir mögen alles, was man zu Fuß erreichen kann, zum Beispiel den Dorfkrug. Karin isst da gern den Lachs vom Grill und ich ein wunderbares Steak. Wir sind auch öfter bei Beate und Muffel, die ja seit einigen Jahren das Kaamp Meren führen. Wir bestellen fast immer Angeldorsch mit Senfsauce. Last, but not least, unser Il Ristorante, das ja früher in der Kurhausstraße lag und uns mit Pavarotti-Arien berieselt hat. Jetzt befindet es sich am südlichen Ortsausgang von Kampen. Nach wie vor ist der Branzino aus dem Ofen mit Gemüse eine absolute Freude!
Wenn möglich, sind wir jeden Morgen unterwegs. Am liebsten radeln wir Richtung Braderup oder sogar bis Munkmarsch, das sind so ungefähr 10 Kilometer. Der Blick aufs Wattenmeer ist unbeschreiblich schön.
Kaffee mit Kunst: In ihrer gemütlichen Küche legen die Herolds zwischen Verkaufsgesprächen gern eine Espresso-Pause ein.
1978 wurde die Galerie Herold in Hamburg gegründet. 2021 konnte man auf 25 Jahre Sylt zurückblicken.
Im sogenannten Nolde-Zimmer, von dem eine antike Tür in die Küche führt, trifft sich die Familie gern zu einem festlichen Dinner.
Über eine Treppe, deren Geländer hinter der Couch endet, gelangt man von der Galerie in den Wohnbereich. Zwischen den Deckenbalken hängt ein Kristallleuchter aus Schweden.
Im Schlafzimmer von Tochter Katharina gibt es eine Schrankwand, deren Türen von einem Tischler alten Originalen nachempfunden wurden.
In der maßgefertigten Schrankwand hinter dem Wäschekorb verbergen sich die Waschmaschine und der Trockner.
DÜNE FREI – UND JEDEN TAG EIN NEUES SCHAUSPIEL: EIN NORDDEUTSCHER UNTERNEHMER GENIESST VON SEINER TERRASSE AUS DEN WEITEN BLICK AUF DIE LISTER SAND- UND HEIDELANDSCHAFT. MAL SONNENBESTRAHLT, MAL SCHNEEBETUPFT, DAZU DAS TOSEN DES STURMS UND DIE RUFE DER MÖWEN.
Nach und nach habe er sich an das Objekt seiner Träume herangetastet, erzählt der Hamburger, der bereits als Kind regelmäßig seine Ferien auf Sylt verbrachte. „Kampen galt zwar als Maß aller Dinge, aber der Norden der Insel zog mich magisch an. Ich träumte davon, dort ein Haus mit Aussicht auf die Mondlandschaft der Dünen zu bewohnen.“ Zuerst gelang es ihm, ein Haus in der Nähe seiner heutigen Liegenschaft zu erwerben. „Auch mit schönem Blick, aber nicht vergleichbar mit dem, was ich heute habe.“
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