Inhalt
Cover
Innentitel
Impressum
Übrigens
Achaeus Xtrmo
Wie die allererste Liebe auf den ersten Blick die primitive Vergärung in die beliebte Photosynthese, wenig später sogar in die noch beliebtere Sauerstoff-Schnappatmung verwandelte
Dryopithecus verticalis
Wie der Alkohol zum aufrechten Gang führte und sein Mangel dazu, dass der Homo sapiens den Suff, die Rückenschmerzen und noch mehr nach Europa einschleppte
Musculus bombasticus
Wie die Schrumpfung des großen Kaumuskels dazu beitrug, mehr Kopf zuzulassen, was auch zu mehr Gehirn und vereinzelt sogar zu Intelligenz führte
Abstractive visuelle Kompilierung
Wie der Mensch die noch heute populären Emoticons erfand und, sehr zum Unwillen der Verwaltungsorgane, damit die Höhlenwände beschmierte
Articulativer Dissens
Wie das ES aus Verachtung für das ICH die Sprech-Sprache erfand und die berühmte Babbel-Konferenz in der großen Bärenhöhle von Clausthal-Zellerfeld das Schicksal der Neandertaler besiegelte
Außerdem
Anhang
Hintergründe
oder
Warum nicht alles in diesem Text von Rainer Übermut stammt
Die Serie im Überblick
Das ist die Geschichte einer wahren Liebe, einer, im wahrsten Sinne des Wortes, inniglichen Liebe, wie sie ihresgleichen sucht, nur noch drei oder viermal in der Geschichte des Lebens auftrat.
Es ist die Geschichte von Archaeus Xtrmo und Azzurro Cyano , recht unterschiedliche Typen und doch miteinander in Liebe und Freundschaft, unerschütterlicher Treue und tiefempfundener gegenseitiger Achtung verbunden. Das war natürlich damals, eher noch weit vor damals, also schon vor sehr langer Zeit, klar, denn wo würde man so etwas heute noch finden.
Es geschah zu einer Zeit, da die Evolution noch wenig Ahnung vom Leben hatte und überhaupt keine Übung darin, das ordentlich zu organisieren. Das Land war öde und farblos, ziemlich unbewohnt, bestrahlt von ultraviolettem Licht, eingehüllt in eine stinkende Atmosphäre und in giftigen Rauch aus diversen Vulkanen, die sich nicht scheuten, dazu auch noch in großen Mengen glühendes Gestein auszuspucken.
Ja, so sah das damals aus auf der Erde, kein Halm, kein Strauch, kein Baum, keine Wiese, kein Wald, kein Park; und schon damals kaum Parkplätze. Selbst der Spreewald war noch kein Spreewald, denn es fehlte ihm sowohl am Wald als auch an der Spree. Die Insel Rügen war gerade erst aus dem Erdmantel in die Erdkruste aufgestiegen. In der Hoffnung, später mal etwas darzustellen, gab sie sich alle Mühe, möglichst schnell abzukühlen. Wie wir heute wissen, gelang ihr das auch ganz gut.
An den Menschen dachte die Evolution noch gar nicht, auch nicht an Schildkröten, Regenwürmer oder Suppenhühner. Noch nicht einmal Wesen gab es, die mehr als eine Zelle ihr eigen nennen konnten. Es gab nur Einzelzeller. Das war logisch, denn das Leben braucht für alle Fälle, erst mal eine Zelle. Die vereinzelten Zellen versuchten, sich so gut es ging im Meer einzurichten. In der dunklen Tiefe des Meeres tummelten sie sich, aber auch schon in den helleren und wärmeren Gegenden des Meeres, also in den flacheren Regionen.
Azzurro Cyano war ein Wesen aus dem großen Geschlecht der Blaualgen, nicht sehr groß, eher klein, sehr schlank, ein einzelner Einzeller nur, ohne markante äußere Kennzeichen. Auch die Innenausstattung war nicht sehr üppig, eine locker in der Zellflüssigkeit herum schwappende kurze Kette mit den Desoxyribonukleinacid-Bausteinen, von Eingeweihten auch DNA genannt, eine Handvoll Ribosomen, die, unbeholfen noch, aber durchaus schon in der Lage waren, Aminosäuren zu brauchbaren Ketten zu ordnen, wodurch sie zu Proteinen wurden, die ein Zelle für verschiedene Zwecke einsetzen konnte; eine Membran mit Kanälen, die Notwendiges von außen durchlassen konnten, ebenso Überflüssiges, wenn es innerhalb der Zelle nicht benötigt wurde, nach außen entließ.
Im Prinzip ist damit schon mit einem unübersichtlichen Schachtelsatz in verständlicher Kurzfassung die Struktur und Arbeitsweise einer Zelle unverständlich kurz beschrieben. Das alles gab es also schon damals, eher noch weit vor damals bei den Blaualgen.
Das heißt, den Begriff Blaualgen hatten sie sich als Pseudonym zugelegt, als Tarnung, um von ihrem wahren Charakter abzulenken. Niemand weiß, warum sie das als notwendig erachteten. Blaualgen, so ein Unsinn aber auch. Sehr wirksam war der Tarnname auch nicht, von wegen Algen, schon bald wurden sie enttarnt und als Bakterien identifiziert. Ist ja auch nicht weiter schlimm.
Azzurro lebte mit Billionen Verwandten in den oberen Regionen des Urmeeres, also in den Land-, nein Meeresschaften mit wärmeren Wasser und mehr Licht, als in den tiefen Tiefen. Er lebte da friedlich vor sich hin und dachte an nichts Böses. Das konnte er gar nicht, denn Denken war nicht sein Ding, er wollte nur leben. So fern ist uns das gar nicht, oder?
In der Tiefe des Meeres lebten auch einzellige Einzeller. Sie waren etwas größer, robuster, an unwirtliche Bedingungen gewöhnt, wurden mit extremer Kälte und Hitze, mit viel Druck, mit salzigem Wasser, Dunkelheit und schlechtem Wetter leicht fertig. Die an der Oberfläche waren etwas schwächlicher, empfindlicher, sie liebten das Sonnenlicht und die Wärme und ein ruhiges Leben.
Aber beide, die Tiefseetaucher und die Oberflächenplanscher hatten etwas Wichtiges gemeinsam, nämlich C 10 H 16 N 5 O 13 P 3 .
Das werden Sie vielleicht gar nicht so kennen. Das gibt’s auch nicht bei Rossmann oder im ALDI, auch nicht bei Amazon, aber es ist ein wahres Wundermittel, ein Lebenselixier für alle lebenden Zellen, Natur-Doping. Jede Zelle benutzt es permanent und lebenslang. So'ne Zelle hat viel von einem Motor. Sie benötigt Energie, um den Betrieb am Laufen zu halten und dafür wiederum Treibstoff. Dazu muss das, was in der Außenwelt an Brauchbarem aufzutreiben ist, umgewandelt werden in das, was die Zelle dann verwenden kann.
Schon zu Beginn, also als gerade die ersten Anfänge des irdischen Lebens irgendwie stattfanden, hatte die Evolution beschlossen, C 10 H 16 N 5 O 13 P 3 einzusetzen. Das war offensichtlich Absicht. Es hätte ja auch C2H5OH, der ziemlich gemeine Trinkalkohol sein können. Da wäre das Leben bestimmt ganz lustig geworden, vielleicht aber auch allzu schwankend. C5H12O3 wäre eventuell auch gegangen, obwohl ich Diethylenglycolmonomethylether kaum aussprechen kann und auch nicht weiß, was das im Normalsprech bedeutet. Aber um mich geht es ja hier auch gar nicht.
Es wurde also C 10 H 16 N 5 O 13 P 3 . Das ist ein bunter Cocktail aus einem Schnipsel Adenin, einer Prise Ribose und drei Phosphaten, weshalb es von Kennern auch Adenintriphosphat genannt wird. Bekannter ist es als ATP .
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