Genau deswegen will ich in diesem Kapitel ein „satanisches Ritual“ eine „satanische Messe“ (nicht wirklich eine „schwarze Messe“) abdrucken, um zu zeigen, dass die Selbstvergöttlichung nichts damit zu tun hat, dass man sein Ego auflöst und auch nicht sein Ego in Granit meißelt. Selbstvergöttlichung bedeutet Evolution, Evolution bedeutet eine Bewegung und eine Flexibilität in Körper und Geist, sodass man weder an Dogmen festhalten muss, noch an Halbwahrheiten, die in irgendwelchen Büchern stehen. Deswegen soll dieses Ritual ein „sinniger Ersatz“ für die sogenannte „schwarze Messe“ sein. Zwar ist die „schwarze Messe“ ein echter Klassiker im Satanismus, doch wenn man sich diese Messe von Anton Szandor LaVey einmal aus der Perspektive des „magischen Satanismus“ anschaut, in welchem der Teufel kein fixes Prinzip ist, welches man persönlich anrufen kann, dann kann man hier doch einige „unpassende Stellen“ finden. Ferner sollte es im Satanismus um eine Selbstvergöttlichung gehen, nicht um eine Schimpftirade auf das Christentum und auf Jesus, den Christus.
Die schwarze Messe ist ein Pendant zur christlichen Messe und letztlich auch eine Schmähung dieser. Doch was macht eine Messe eigentlich zur Messe? Ist es ein Ritual oder eine dramaturgische Aufführung? Vielleicht beides? Kurz erwähnt sei, dass das Wort „Messe“ aus dem lateinischen Satz „Ite, missa est!“ („Gehet hin in Frieden“ bzw. wörtlich „Geht hin, es ist die Aussendung!“) abgeleitet wurde. Eigentlich eine nette Idee! Laut Definition ist es ein kirchlicher Ritus, der aus der „Liturgie des Wortes“ und der „eucharistischen Liturgie“ besteht. Zusätzlich gibt es Eröffnungs- und Abschlussriten.
Im Folgenden sei in Stichpunkten der Ablauf einer christlichen Messe aufgelistet:
Eröffnung
Einzug – Gesang (die Protagonisten betreten die Kirche bzw. den Altarraum)
Kreuzzeichen (eigentlich die Selbstenergetisierung)
Liturgischer Gruß, ggf. Einführung (Der Herr ist mit Euch! Und mit deinem Geiste …)
Allgemeines Schuldbekenntnis oder Taufgedächtnis (Eingeständnis der persönlichen oder kollektiven Schuld vor Gott)
Kyrie (Sprechgesang: Kyrie eleison [„Herr, erbarme dich!])
Gloria (Lobpreisung Gloria in excelsis Deo [„Ehre sei Gott in der Höhe“])
Tagesgebet (Die Bitten bzw. Danksagungen – Lasset uns beten; Allmächtiger, ewiger Gott, du hast deinen Sohn zum Licht der Welt gemacht. Wir bitten dich, erfülle uns mit dem Glanz, damit alle Menschen deine Herrlichkeit erfahren. Durch Jesus Christus, deinem Sohn, unseren Herrn, der in der Einheit des Heiligen Geistes mit dir lebt und herrscht in alle Ewigkeit.)
Wortgottesdienst
Erste Lesung (Lesung aus der Bibel bzw. der „Heiligen Schrift“)
Antwortpsalm (mit dem Antwortpsalm antwortet die Gemeinde auf die vorausgegangene erste Lesung. Er vertieft diese, ist aber zugleich selbst eine biblische Lesung.)
Zweite Lesung (Lesung aus der Bibel bzw. der „Heiligen Schrift“)
Ruf vor dem Evangelium (ein Zwischengesang wie z. B. „Halleluja [Lobt Jah])
Evangelium (Schriftlesungen innerhalb des Gottesdienstes, die einem der vier Evangelien des Neuen Testaments entnommen ist.)
Homilie / Predigt (das Hauptthema der Messe - aktuelles Tagesgeschehen oder entsprechendes Fest im Kirchenjahreskreis)
Glaubensbekenntnis (öffentlicher Ausdruck des persönlichen und kollektiven Glaubens, z. B. Jesus ist der Herr oder Christus ist für unsere Sünden gestorben gemäß der Schrift und ist begraben worden. Er ist am dritten Tag auferweckt worden, gemäß der Schrift, und erschien dem Kephas, dann den Zwölf.)
Fürbitten (es wird ein Gebet, eine Bitte, für jemand anderen gesprochen. Dies kann persönlicher Natur sein, aber auch ein Gemeinschaftsgebet.)
Eucharistiefeier
Gabenbereitung
Bereitung des Altares (Vorbereitung oder „Eindeckung“ des Altars; Korporale (Hostien), der Kelch mit Palla (ein doppeltes Stück Leinen, auf dem Kornähren und ein Alpha und Omega eingestickt sind) und Purifikatorium (Tüchlein aus Leinen) und das Messbuch (auch Missale genannt. Ein Buch, das die Messordnung (Ordo Missae), die Gebete, Hochgebete mit Präfationen, Tagesgebete, Gabengebete, Schlussgebete sowie das Kyrie eleison, Gloria, Credo, Sanctus, Vater unser, Agnus Die beinhaltet.
Gabenprozession (Hostien und Wein als Opfergaben).
Gabengebet (erneut wird ein Gebet angestimmt).
Eucharistisches Hochgebet
Präfation mit Sanctus (Eingangswort bzw. Vorgebet [der Herr sei mit Euch! Und mit deinem Geiste …] und Gesänge oder Gebete in der Liturgie).
Anamnese mit Einsetzungsbericht und Wandlung (Erinnerung an den Tod und die Auferstehung sowie des gesamten Heilshandelns Christi. Zusätzlich werden die Einsetzungsworte Jesu beim letzten Abendmahl gesprochen).
Epiklese und Doxologie (Epikaleo ‚ich rufe an, rufe herbei‘ und stellt letztlich eine Evokation Gottes da. Doxa „Herrlichkeit“, „Ehre“ ein feierliches, oft gebetsabschließendes Rühmen der Herrlichkeit Gottes [Ehre sei dem Vater und dem Sohn und dem Heiligen Geist, wie im Anfang, so auch jetzt und alle Zeit und in Ewigkeit. Amen]).
Kommunion
Gebet des Herrn (Vaterunser).
Friedensgruß (Wunsch der Gläubigen nach Frieden, Liebe und Einheit unter den Menschen zum Ausdruck zu bringen.).
Brechung des Brotes mit Agnus Dei (Lamm Gottes, Symbol für Jesus, den Christus).
Kommunionspendung (Empfang der Gaben von Hostien und Wein.).
Stille und Dankgesang.
Schlussgebet (erneut wird ein Gebet zitiert. Dank für die empfangene Eucharistie mit der Bitte zusammen, „… dass die Feier des Mysteriums Frucht bringe.“).
Abschluss
Ggf. Mitteilungen (individuelle Informationen für die Gemeine, wie z. B.: Der Kreuzigungsarbeitskreis hämmert in dieser Woche schon am Donnerstag und nicht am Freitag.).
Segen (der Herr segne dich und behüte dich; der Herr lasse sein Angesicht leuchten über dir und sei dir gnädig; der Herr hebe sein Angesicht über dich und gebe dir Frieden.).
Entlassungsruf („Gehet hin in Frieden“.).
Auszug (die Protagonisten verlassen die Kirche bzw. den Altarraum).
So also der Ablauf der christlichen Messe, welcher von der schwarzen Messe letztlich „kopiert“ wurde, wobei natürlich eine Verdrehung absichtlich stattgefunden hat! Doch wie ich schon schrieb, ist die „schwarze Messe“ weit weg von der Idee des LHP!
Eine Formulierung wie z. B. „Im Namen unseres allmächtigen Gottes Satan“ – wenn man die englische Passage ins Deutsche übersetzt – zeigt, dass das Prinzip des LHP, dass man mit Archetypen und nicht mit Göttern agiert, nicht verstanden wurde. Wenn es im Ritual wenigstens energetische Aspekte geben würde und man in diesem Fall „Satan“ geschwisterlich und „Auge in Auge“ gegenübertreten würde, als Gott, so wie auch Satan ein Gott ist, wäre zumindest der LHP in Ansätzen erfüllt. Dies wurde jedoch nicht berücksichtigt, was schade ist. Bevor man irgendwelche Hasstiraden gegen Jesus, den Christus loslässt, bevor man eine andere Religion diffamiert und ins Lächerliche zieht, sollte man seine eigenen Hausaufgaben gemacht haben. Genau deswegen finde ich es wichtig, dass man ein Ritual der Selbstvergöttlichung zelebriert, welches ich auf den folgenden Seiten abdrucken will. Wer Interesse an der „schwarze Messe“ nach LaVey hat, kann sich diese im Doppelband „Die Satanische Bibel. Die Satanischen Rituale“ – ISBN 3936878056“ anschauen, muss hier aber selbst eine Analyse starten, wo dem LHP entsprochen wurde und wo eine klare Abweichung existiert. Aus urheberrechtlichen Gründen kann ich hier natürlich keine Kopie eines fremden Textes einfügen. Jeder soll und MUSS aber selbst entscheiden, wie und wo er „Zusagen oder Abstriche“ im Ritual sieht und setzen würde. Gleichzeitig sei aber auch erwähnt, dass LaVey eine Unterscheidung zwischen der schwarzen Messe und der satanischen Messe traf, um hier eine weitere – und auch sehr sinnige Abgrenzung – zu erschaffen. Was jedoch absoluter Quatsch ist, ist das Verwenden der henochischen Schlüssel in den satanischen Ritualen der „First Church of Satan“. Diese wurden noch nicht einmal in Ansätzen verändert, was bedeutet, dass „einfach mal“ so, einige der henochischen Schlüssel zitiert werden. Es wird zwar darauf geachtet, dass die hier und da den Elementzuteilungen entsprochen wird – sodass bei der schwarzen Messe der 5 henochische Schlüssel, der der Energie „Erde der Erde“ zugeordnet ist, zitiert werden soll, doch dass diese Einteilung ausschließlich vom „Hermetic Order of the Golden Dawn“ stamm und absolut nichts mit dem henochischen System von John Dee und Edward Kelley zu tun hat, wird einfach mal übersehen.
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