Matze: „Super, dann bin ich 23.00 Uhr bei Dir und hol Dich ab“.
Ich: „gut, bis nachher. Tschau“.
Matze: „Tschau“
23.00 Uhr, es klingelt und Matze steht vor der Tür. „Bist Du fertig, Caro?“ Noch fünf Minuten, bin gleich soweit“. Nimm Dir ein Bier aus dem Kühlschrank und warte“.
30 Minuten später war ich fertig. Wir standen an der Tür und wollten gehen, entschieden uns aber spontan um und verlagerten unseren Abend auf die Dachterrasse.
Ich wohne im 7.ten Stock, Dachgeschoss, mit Blick auf den Fernsehturm. Der Blick von der Terrasse ist wunderschön. Meine Terrasse ist begrünt. Ich habe viele Kräuter angepflanzt, zwei kleine Bäume hingestellt und noch einige Blumen. Es sieht aus wie eine Oase mitten in der Stadt.
Matze und ich setzten uns in die Relaxliegen und machten uns eine Flasche Rotwein auf.
„Eigentlich ist das Leben schön“, sagte Matze nach zwei Gläsern Rotwein. „Wie kommst Du darauf“, fragte ich ihn.
Naja, wir sind gesund, haben Freunde und verstehen uns gut mit unseren Familien. Und? Fragte ich?
Wir haben beide keinen Partner. Ja das stimmt, gab ich ihm Recht. Aber das wird sich doch irgendwann mal ändern oder hast Du mit Anfang 30 Torschlusspanik, fragte ich Matze. Nein, antworte er, Torschlusspanik nicht, aber es wäre schön, eine Partnerin zu haben. Ja, das verstand ich all zu gut. Aber was sollte ich sagen und viele andere Singles in Berlin auch?
Matze und ich kennen uns nun schon seit 17 Jahren. Wir waren mit 14 für zwei Jahre zusammen. Meine erste Beziehung sozusagen.
Er hat sich in den Jahren ziemlich stark verändert und ist nicht mehr so ein Macho wie früher. Irgendwie ist er einfühlsamer geworden und zuvorkommender. Aber kalten Kaffee wärmt man nicht auf und in Erinnerungen schwelgen bringt auch nichts.
Er ist ein sehr guter Freund für mich und wenn ich ihn brauche auch immer für mich da. Mehr aber nicht!
Wir saßen bis früh um 3 Uhr, dann ging Matze. Bevor ich in mein Bett ging, stellte ich mich auf die Dachterrasse, blickte über die beleuchtete und immer noch belebte Landsberger Allee und trank meinen letzten Schluck Rotwein.
Samstag, 05.06.2004. Planlos wie jedes Wochenende, schlief ich bis 9.00h und ging meinen Ritualen nach. Aufstehen, Joggen, Frühstücken, zu meinen Eltern nach Bernau fahren.
Um 17.00 Uhr war ich wieder zu Hause und setzte mich an meinen Laptop.
„Sie haben eine Nachricht“, stand im Posteingang. Ich klickte an.
Marc71 hat Dir eine Nachricht geschrieben.
„Hi, wie geht es Dir? Ich finde dein Profil interessant. Wenn Du magst, schreib mir.“
Ich freute mich und klickte das Profil von Marc71 an, um mich über ihn zu informieren.
Gut, das was man in sein Profil schreibt muss nicht immer stimmen. Er kann ja auch irgendeine Schei… geschrieben haben, um gut bei den Frauen anzukommen. Aber ich ging davon aus, dass das, was auf seiner Seite stand, stimmte.
Ich klickte auf Antworten und schrieb ihm.
„Hi, mir geht es gut. Habe mir gerade Dein Profil angeschaut, hört sich auch interessant an.“
Ich klappte meinen Laptop wieder zu. Das Wetter war wieder einmal zu schön, um sich das Wochenende am Laptop aufzuhalten.
Es ist Sonntagabend, den Samstag habe ich auf der Couch verbracht, gelesen und TV gesehen. Die Woche beginnt von vorne und ich komme mir vor wie in dem Film „Und täglich grüßt das Murmeltier“.
Sollte das Leben so sein. Ich philosophierte. Eigentlich sind die Auswahlmöglichkeiten nicht gegeben.
Es gibt Menschen, die lernen sich mit Anfang 20 kennen, ziehen zusammen, heiraten, bekommen Kinder und sind mit Mitte 30 wieder geschieden.
Und dann gibt es die Menschen, die überzeugte Singles sind, Karriere machen und sich ab und zu verabreden, aber keine feste Beziehung wollen.
Und noch so viele andere, die irgendwie ihren Weg durch das Leben gehen.
Meine Freundin Susanne. Sie war noch nie lange Single. Sie sprang von einer Beziehung in die nächste. Hatte sie keine Beziehung, war ihr langweilig und sie schüttete mir ihr Herz aus. Hatte sie eine Beziehung, passte sie sich ihrem Partner an. Sie fand genau das toll, was er auch toll fand und sie wollte jede Minute mit ihm gemeinsam verbringen.
Ich finde das schrecklich, denn irgendwie, so denke ich, hat doch jeder noch sein eigenes Leben, seine eigenen Interessen und Hobbys und die Zeit, die man gemeinsam verbringt, sollte man genießen.
Montag, 07.06.2004, der Tag wird stressig. Ich arbeite im Großraumbüro, im Vertrieb. Wir bieten Lösungen für technische Geräte an. Meistens habe ich Termine außer Haus und fahre zu den potenziellen Kunden. Dadurch komme ich viel herum und lerne Leute kennen.
Um 16.30 Uhr ist der nächste Termin, im Prenzlauer Berg, in der Hufelandstraße.
Es ist 16.00 Uhr, ich fahre mit meiner Kollegin Anja zu dem Termin. „Caro, komm, wir müssen los“, höre ich meine Kollegin rufen. „Ja Anja, ich schreibe nur noch die Anfrage zu Ende, dann können wir“.
Anja war genervt, da unser Unternehmen in Berlin Wedding, am Nordhafen, seinen Sitz hat, waren wir von der Zeit her schon recht knapp dran. Und zu spät kommen bei einem Kunden, das geht nicht. Das gibt nur Beschwerden beim Chef.
„Nun mach schon Caro“, hörte ich Anja rufen. „Ja, ja, ich bin ja schon soweit.“
Endlich, wir saßen im Auto und fuhren los. Um diese Zeit merkte man den Berufsverkehr auf den Berliner Straßen. Stau! Anja fluchte. Das konnte sie immer sehr gut beim Autofahren.
„Was bringt es Dir zu fluchen, davon sind wir auch nicht schneller“, lachte ich und machte Anja damit nur noch wütender.
Anja, war komplett anders. Sie war groß, schlank, hatte blaue Augen und blondes langes Haar. Fast alle Männer standen auf sie. Sie war und ist eben der elegante Frauentyp. Ich dagegen eher der sportliche Typ.
Anja und ich redeten während der Fahrt über die Typen, die sie am letzten Wochenende schon wieder kennengelernt hatte.
„Weißt Du Caro, ich bin immer so genervt, weil die mir hinterher rennen.“
„Ja, weil Du so schön bist“, erwiderte ich. „Du bist auch schön, Caro“, erwiderte Anja und wir mussten beide anfangen zu lachen.
„Nein“, sagte Anja. „Schöne Menschen gibt es genug und Schönheit liegt im Auge des Betrachters“. „Die erste Sekunde zählt, ob Dich jemand attraktiv findet und mit Dir ins Gespräch kommt, aber dann zählt Dein Verhalten, Deine Art, Dein Charakter.“ „Und glaube mir Caro, Männer stehen nicht auf nette Frauen.“
Ich verstand gar nichts. Anja erzählte mir, dass, immer wenn sie nett und liebenswert zu einem Mann war, dieser schon nach einer Woche kein Interesse an ihr hatte. Aber immer, wenn sie gemein war, fast nie Zeit hatte und sich egoistisch verhielt, ihr die Männer hinterhergelaufen sind.
Ich überlegte. War ich so naiv oder dumm oder hatte ich einfach nur zu wenig Erfahrung.
„Ach Caro, auf jeden Topf kommt der richtige Deckel.“ „Dann bin ich ein Wok, Anja, da passt kein Deckel drauf.“
Wir lachten. Es war 16.20 Uhr, wir hatten noch zehn Minuten bis zu unserem Termin und fuhren die Greifswalder Straße entlang. Jetzt nur noch einen Parkplatz finden.
Mein Ritual für die Parkplatzsuche ist immer das Gleiche. Ich faltete die Hände zusammen und sprach „Lieber Gott, bitte, bitte, wir brauchen einen Parkplatz.“ Es funktionierte jedes Mal. Anja war darüber immer sehr erstaunt.
Es klappte alles wie am Schnürchen und wir waren pünktlich.
Wir betraten den Computerladen und ein netter Mann Mitte 40 kam uns entgegen.
„Guten Tag, wir sind Anja Menzel und Caro Laurenz von CCY Lösungskonzepten.“ „Guten Tag, Thomas Schmied, ich bin der Geschäftsführer.“
Ich war sprachlos. Der Mann war gutaussehend! Thomas Schmied, gelernter IT Kaufmann, war ca. 1,85m groß, hatte blondes kurzes Haar, grüne Augen, sportlich und charmant.
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