Auch beim Mastering ist der Spectrum-Analyzer ein gern gesehener Gast. Mit dessen Hilfe kannst du deine Songs nicht nur akustisch, sondern auch optisch mit Referenztracks vergleichen. Aber auch ohne Vergleichen erkennst du mit der Visualisierung schnell, welche Bereiche über- oder unterbetont sind. Wie soll aber ein im Klangspektrum ausgeglichener Song aussehen? Hierfür gibt es sicher keine allgemeingültige Grundregel, zur Orientierung sind aber folgende Eigenschaften sinnvoll:
Ein moderater Anstieg im Bassbereich bis zu den Mittenfrequenzen
Ein relativ konstanter Mittenbereich von 125 bis 4.000 Hz
Ein erkennbarer, anfangs sanfter Höhenabfall ab 4 kHz bis hoch zu 20 kHz
Sind die Pegelausschläge im Bassbereich konstant höher als im Mittenbereich, ist ein Titel eher zu bassbetont. Im Gegenzug lässt ein über den Mittenbereich hinaus bis in die Höhenbänder konstant bleibender Pegel auf einen Mix mit zu stark ausgeprägten Höhen schließen.
Zudem erkennst du einen guten und fehlerfreien Mix daran, dass die Ausschläge der Bänder mit dem Rhythmus korrelieren. Siehst du beispielsweise in den untersten Bassbänden „zappelnde“ Ausschläge, obwohl Bass und Bassdrum gerade pausieren, hast du dort wahrscheinlich Artefakte oder Rumpler, die dein Signal technisch negativ belasten. Hier zeigt sich der Sinn des Spectrum-Analyzers besonders, da du diese tiefsten Störgeräusche selbst mit einem Subwoofer nicht immer verlässlich hören kannst.
Spectrum-Analyzer des Visualizer-Plug-Ins (NUGEN Audio)
Dieses Analyse-Tool ergänzt die Frequenzanalyse um den zeitlichen Verlauf. So kannst du die Frequenzverteilung über ein definierbares Zeitintervall retrospektiv betrachten. Eine übliche Zeitspanne umfasst hierbei 20 Sek.
Spectral-Analyzer des Visualizer-Plug-Ins (NUGEN Audio)
Durch die Haltezeit können Über- oder Unterbetonungen über einen längeren Zeitraum besser erfasst werden als mit der permanenten Momentaufnahme des Spectrum-Analysers. Mit etwas Übung wird dieser Verwandte also zu einer interessanten Alternative!
Dieses Analysetool zeigt die Phasenbeziehung der beiden Kanäle im Stereomix an, eben deren Korrelation. Dies ist nützlich, um herauszufinden, ob und wie sehr dein Mix monokompatibel ist.
Ja, diese Eigenschaft ist selbst heute noch wichtig! Du würdest dich wundern, wenn du wüsstest, wie viele Küchenradios, Radiowecker oder Fernseher auch heute noch mono arbeiten.
Aber auch wenn du in der Not mal einen Mix über Kopfhörer mischen musst, sind diese Tools hilfreich! Phasenschweinereien kann man schließlich nur mit Lautsprechern hören, da sich die Schwingungen bei Kopfhörern nicht auslöschen können!
Die Anzeige des Korrelationsmessers reicht von -1 bis zu +1, was einer Phasenlage von 0 bis 360 ° entspricht. Die Phasenlage ergibt sich aus den Phasenunterschieden zwischen dem linken und rechten Kanal. Diese Phasenunterschiede sind im Grund nichts anderes als Laufzeitunterschiede, wie wir sie etwa aus dem Bereich der Laufzeitstereofonie kennen.
Je größer die Korrelation ist, desto weniger Auslöschungen entstehen bei der Zusammenführung der beiden Kanäle zu einem Monosignal. Für die Bewertung ist die Erkenntnis wichtig, dass eine gewisse Auslöschung sowohl normal wie unvermeidbar ist und nicht zwingend zu einer Monoinkompatibilität führt.
Als Komplettübersicht und Hilfe zur korrekten Beurteilung der Werte soll folgende Tabelle dienen:
Wert |
Bedeutung |
1 |
Maximale Korrelation, beide Kanäle sind identisch. Es ist also praktisch eine Monospur. |
Positive Werte |
Es handelt sich um eine Stereospur, die grundsätzlich monokompatibel ist. |
Zwischen 0,2 und 0,8 |
Alles in Ordnung. Der Mix ist phasenbezüglich ausgewogen. |
0 |
Ein Kanal fehlt komplett. |
Negative Werte |
Das Signal ist nicht monokompatibel. Bei der Monowiedergabe werden sich größere Anteile auslöschen. |
-1 |
Minimale Korrelation, beide Kanäle sind komplett phasengedreht. Mono abgehört löschen sie sich gegenseitig komplett aus. |
Das Goniometer wird auch Stereosichtgerät genannt und ist ein weiteres Messinstrument zur Analyse der Stereoeigenschaften eines Signals.
Zur Visualisierung wird das Stereobild als Linie bzw. Linienwolke dargestellt, die zwischen zwei Begrenzungslinien mit jeweils 45 ° Auslenkung aus der Mitte ausgerichtet werden.
Goniometer des Visualizer-Plug-Ins (NUGEN Audio)
Was bringt dir dieses Tool nun? Zunächst einmal bietet es dir die Möglichkeit, Stereobild und -breite von Signalen auf sehr intuitive Art und Weise zu erfassen und schließlich zu vergleichen. Dies hilft vor allem dann, wenn verschiedene Mixe zu einem gemeinsamen Projekt zusammen gefügt werden sollen. Hat einer der Mixe im Vergleich einen zu ausgeprägten Monocharakter, kannst du ihn etwa mittels Stereo-Enhancement etwas in die Breite zu ziehen.
Des Weiteren kannst du auch mit dem Goniometer Fehler in der Phasenbeziehung eines Stereosignals erkennen. Liegt die Visualisierung beispielsweise als waagrecht ausgerichtete Linienwolke vor, hast du es mit einer ausgeprägten Phasendrehung zu tun.
Zum Verständnis noch ein paar Beispiele:
Situation |
Visualisierung |
Monosignal, 100% auf links gepannt |
Eine Linie bei 45 ° links |
Monosignal, 100% auf rechts gepannt |
Eine Linie bei 45 ° rechts |
Monosignal in der Mitte |
Eine Linie in der Mitte |
Stereosignal geringer Breite in der Mitte |
Eine schmale Linienwolke in der Mitte |
Breites Stereosignal, halb auf rechts gepannt |
Eine bauchige Linienwolke, halb nach rechts ausgerichtet |
Ausgeglichener Mix mit ausgewogenen Phasenbeziehungen |
Eine ellipsenförmige Linienwolke in der Mitte |
Ein Signal mit grober Phasendrehung |
Eine waagrecht liegende Linienwolke |
Diese Beispiele sind natürlich nur Momentaufnahmen. In der realen Analyse verändert sich die Anzeige fortwährend, genauso wie sich auch das analysierte Material permanent ändert. Eine Tendenz ist dennoch schnell zu erkennen.
5Signalfluss
5.1Stromversorgung
Alleine durch die Verlegung der Audio- und Netzkabel kannst du deine an sich guten Signale leider versauen! Die Menge an Geräten und Kabeln im Studiosetup erzeugen leider eine Vielzahl an magnetischen und elektrischen Feldern, Ausgleichsströmen und anderen Störgrößen, die wiederum von Signalleitern aufgenommen werden können.
Typische Ursachen für Störgeräusche sind:
1 Masseschleifen: Bei schleifenartiger Verkabelung entsteht eine Art Antenne, die Störfelder aufnimmt und ins System abgibt. Diese Antenne besteht aus den Masseleitungen der Stromkabel und denen der Audiokabel. Alle Felder, die von dieser Antenne empfangen werden, können sich in den Audioleitungen bemerkbar machen. Im Studio und im Live-Einsatz sind also lange Ketten von Mehrfachsteckern, die noch dazu zusammen mit den Audioleitern rund um das Equipment verlegt werden, tabu!
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