Ich eilte zum Bett und weckte die beiden Frauen unsanft.
„Hey! Raus aus den Federn! Ich muss zur Arbeit also seht zu dass ihr Land gewinnt. In Zwei Minuten seid ihr aus dem Haus! Verstanden?“
Ich ignorierte das Murren der beiden Weiber, ebenso wie die lange Liste der Schimpfnamen, mit denen sie mich bedachten, und eilte ins Bad. Nachdem ich gepisst und Zähne geputzt hatte, ging ich zurück ins Schlafzimmer. Die beiden Chicks waren gerade dabei zu gehen. Eine von ihnen drehte sich zu mir um und gab mir den Finger, dann waren sie fort, und ich zog mich hastig an.
„Was zum Teufel ist nur los mit dir?“, fuhr Dan mich an, als ich die Treppen hinab kam. „Du besäufst dich am Abend bevor deinem ersten Arbeitstag und dann – zwei Pussys? Wann wirst du endlich erwachsen, Mann und fängst an dein Leben in den Griff zu kriegen? Wenn ich gewusst hätte, dass du so eine Nummer abziehst, dann hätte ich nicht meinen Arsch so rein gehängt um meinen Boss davon zu überzeugen, dich einzustellen!“
„Okay, du hast recht. – Zufrieden? Ich bin ein verwöhnter Arsch, der bisher in seinem Leben keine Verantwortung übernehmen musste und nicht gewohnt ist, sich an irgendwelche Regeln zu halten! Wenn du also jetzt fertig bist mit deiner Tirade, dann können wir los, um den verdammten Job zu machen!“
Dan schüttelte den Kopf. Es war schon erstaunlich, wie viel Scheiße er sich von mir gefallen ließ. Ich konnte gar nicht zählen wie oft er mich aus der Scheiße geholt, mir meinen Kopf zurechtgerückt oder mich vor Mist bewahrt hatte.
„Ehrlich, Mann, manchmal verstehe ich dich nicht. Wenn ich wie du mit ’nem goldenen Löffel in der Schnauze geboren worden wäre, dann hätte ich verdammt noch mal was draus gemacht!“
Ich schnaubte. Er mochte mein bester Freund sein, doch er hatte keine Ahnung wovon er sprach.
„Ja, nicht wahr? Wenn man reich geboren ist, dann hat man ja keine Probleme, hä?! – Du kannst über mein Leben urteilen, wenn du in meinen Schuhen gelaufen bist, Bro! Ich hätte lieber einen Vater wie deinen, der sich für seinen Sohn interessiert und nicht nur dafür, ob der Stammhalter auch ja keine peinlichen Vorfälle verursacht oder die falsche Frau fickt.“
Reue glitt über Dans Züge und er seufzte laut.
„Komm, lass uns nicht über Mist streiten und sehen, dass wir zur Arbeit kommen. Wenn wir uns beeilen schaffen wir es noch rechtzeitig.“
Mercedes
Mit einem Fluch,der mir wahrscheinlich eine fünfstündige Predigt von meiner Mutter eingehandelt hätte, wenn sie mich hören würde, schmiss ich den Sitz Plan für die Wohltätigkeitsveranstaltung auf den Tisch und legte die Hände über meine Ohren. Wie sollte man sich bei dem Lärm konzentrieren? Und das alles nur, weil meine Mutter es sich wieder einmal in den Kopf gesetzt hatte, hier alles ändern zu wollen. Größere Fenster. Pah! Als wenn das so wichtig wäre, dass man dafür eine Horde schmutziger, schwitzender Bauarbeiter ins Haus holen musste, die einen solchen Höllenlärm verursachten, dass man sich nicht nur nicht konzentrieren konnte, sondern auch noch Kopfschmerzen bekam.
„Verdammte Bastarde!“, schimpfte ich leise.
Ein leises Lachen erklang hinter mir.
„Ich hab dich gehört, Schwesterchen“, erklang die Stimme meines älteren Bruders. „Wenn Mum das hören würde – tztztz.“
Ich wandte mich zu Leon um.
„Sie hat es aber nicht gehört!“, gab ich giftig zurück. „Geh und kümmre dich um deine eigenen Angelegenheiten!“
„Jemand hat heute schlechte Laune“, feixte er grinsend.
„Ist das ein Wunder? Bei dem verdammten Höllenspektakel hier?“
„Warum fragst du die Bauarbeiter nicht, ob sie etwas leiser sein können?“, fragte Leon, noch immer dämlich grinsend.
Ich sprang auf und ballte die Fäuste.
„Genau das werde ich auch tun!“, erwiderte ich entschlossen.
„Hey! Das war nicht ernst gemeint.“
Ich reckte das Kinn und schaute meinen Bruder entschlossen an.
„Nun, ich meine es jedenfalls bitterernst ! Ich werde diesen ... diesen stinkenden Kerlen zeigen, wer hier das Sagen hat!“, erklärte ich und marschierte an ihm vorbei.
Leon lachte hinter meinem Rücken.
„Viel Glück dabei, Schwesterchen!“, rief er mir hinterher.
Ich rannte aus dem Haus und durch den Garten zum hinteren Teil des Hauses, wo der Lärm herkam. Nicht, dass es nicht verdammt noch mal überall lärmte, da die Fenster im gelben Salon nicht das Einzige waren, was meine Mutter in Auftrag gegeben hatte, doch das Röhren und Hämmern von was immer für Maschinen diese Idioten benutzen um durch die Mauer zu brechen, war die Ursache für den schlimmsten Lärm.
Als ich hinter dem Haus ankam, fand ich nur einen Bauarbeiter vor, der mit irgendeinem Teil die Wand bearbeitete, um das Loch für das Fenster zu vergrößern. Er war ein Hüne von einem Kerl und breit wie ein Wandschrank. Und er war überall tätowiert. Sein T-Shirt war schweißnass. Ich verzog angewidert die Nase. Und nein, ich fand es ganz sicher nicht faszinierend oder gar sexy, wie der nasse Stoff an seinen Muskeln klebte oder wie besagte Muskeln sich unter dem Shirt bewegten. Ich stand nicht auf Muskelmänner. Und ohnehin waren die Haare von dem Typen zu lang und dann diese Tattoos. Er war nicht im Geringsten anziehend. Auf gar keinen Fall!
Der Kerl hatte mich nicht bemerkt oder ignorierte mich. Er machte einfach weiter mit seiner Höllenmaschine. Ich stemmte die Hände in die Hüften und räusperte mich laut. Keine Reaktion. Ich trat ein paar Schritte näher und ich wusste, er musste mich zumindest aus den Augenwinkeln sehen. Die Arme vor der Brust verschränkt, räusperte ich mich erneut. Wieder keine Reaktion. Was für ein Rüpel! Das war ja unglaublich!
„Hey!“, rief ich.
Endlich hörte der dämliche Kerl auf zu arbeiten und schaltete die Maschine ab, um mir einen ärgerlichen Blick zu zuwerfen. Er streifte die Ohrenschützer ab, die er getragen hatte. Wenn Blicke töten könnten, dann wäre ich jetzt tot. Ich verspürte ein wenig Angst. Der Typ war groß und muskulös, und er sah aus wie jemand, für den Gewalt kein Fremdwort war. Doch ich war im Recht und ich war kein Feigling.
„WAS?“, schnauzte er mich an.
„Könnten Sie bitte mit diesem Lärm aufhören?!“
Er sah mich an, als wäre ich ein Alien mit einer Antenne auf dem Kopf. Ich hatte eine vollkommen normale und noch dazu höfliche Frage gestellt. Was war daran nicht zu verstehen?
„Was?“, wiederholte er.
Großartig! Offenbar war der Kerl auch noch geistig minderbemittelt. Er konnte nicht einmal eine einfache Frage verstehen. Ich spürte, wie mir langsam der Kragen platzte. Aber was hatte ich erwartet? Einen intelligenten Bauarbeiter?
„Ich sagte: Können Sie – bitte – mit dem Lärm – aufhören!“, wiederholte ich langsam und deutlich, in der Hoffnung, dass er mich endlich verstand. Vielleicht verstand er auch nur kein Englisch. Er könnte irgend so ein illegaler Immigrant sein. Mit seinen dunklen Haaren könnte er gut ein Mexikaner oder so sein. Vielleicht sollte ich ihn an die Ausländerbehörde melden.
Der Typ legte den Kopf in den Nacken und fing an zu lachen. Was zum Teufel? Was war nur los mit diesem unterbelichteten, schwitzenden, dreckigen Muskelprotz? Als er aufhörte zu lachen und mich ansah, war kein Humor mehr in seinen beinahe schwarzen Augen, sondern offene Feindseligkeit. Ich musste mich zwingen, nicht ängstlich zurück zu weichen, sondern ihm die Stirn zu bieten. Wäre ja noch schöner, wenn ich ihm sein rüpelhaftes Benehmen durchgehen lassen würde.
„Okay, das war ein guter Witz, aber jetzt ernsthaft. Was zum Teufel willst du? Bist du gekommen, um dich ein wenig an einem schwitzenden Mann aufzugeilen, um deinem langweiligen Leben ein wenig Aufregung zu geben? Willst du, dass ich mein Shirt für dich ausziehe?“
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