Er sagt, ich solle weiter am Hafen entlanglaufen. Etwa drei Blocks weiter würde ich einen Aufzug sehen, den Ascensor Artilleria. Er führ auf den Berg hoch und oben sei das Museo Naval y Maritimo. Das nehme ich mir gleich vor, sage ich, und bedanke mich für den Tipp. Ich laufe noch bis zum Ende der Souvenirläden, als mir ein Gesicht einer Verkäuferin bekannt vorkommt. Und die Dame erkennt mich auch. In gebrochenem Englisch sagt sie mir sie freut sich mich wieder zu sehen. Ich kann es nicht fasse. Es ist ein ehrliches Wiedersehen. Leider hat sie in ihrem Stand keine interessanten Sachen und ich kann bei ihr nichts kaufen. Ich grüße sie noch kurz und mache mich dann auf den Weg zum Ascensor Artilleria.

Der Aufzug ist mir bekannt. Letztes Jahr hatte ich ihn gesehen. Aber er war nicht betriebsbereit. Jetzt steht sogar eine Menschenschlange vor dem Fahrstuhl. Das habe ich bisher an den drei anderen Ascensors noch nicht gesehen. Komischerweise wird die Menschenschlange aber schnell kürzer. Ich kann den Fahrstuhl sehen. Er ist viel größer als alle anderen, die ich bisher kenne. Der Preis ist 300 Pesos ca. 45 Eurocents. Lediglich der Ascensor Reina Victoria kostet 500 Pesos. Acht Leute gehen in den Fahrstuhl. Es könnten noch mehr Leute hinein, aber dafür ist der Aufzug vielleicht nicht zugelassen. Nach etwa einer Minute setzt er sich in Bewegung. Die Fahrt dauert länger als bei allen anderen Fahrstühlen. Ich schätze es werden etwa 50 Höhenmeter zu überwinden sein. Auf halber Stecke kommt der Gegenfahrstuhl an uns vorbei.

Alles ist ähnlich wie die Bergbahn in meiner Heimatstadt Heidelberg. Nur ist die Strecke hier viel steiler. Oben angekommen bezahlt man die 300 Pesos und nicht wie an den anderen Ascensors unten an der Talstation. Ich gehe aus dem Gebäude und sehe wieder eine Menge Souvenirstände. Aber ich brauche nichts. Trotzdem laufe ich hier an den vielen Shops vorbei und schaue in jeden einzelnen hinein. Auch hier kann man alles Mögliche kaufen. Von T-Shirts zu Ponchos, Ketten und Anhänger. Mützen für den Winter. Ringe. Edelsteine wie Lapislazuli. Ihn gibt es in verschiedenen Variationen. Die ganz blauen sind am teuersten. Je weniger die Farbe blau vertreten ist, umso billiger wird der Stein.
Von hier oben muss ich Bilder von Valparaíso an einem anderen Tag machen. Heute ist der Himmel nicht schön genug.
Was ich brauchen würde wäre Sonnenschein. Den bekomme ich aber nicht. Valparaíso liegt im Dunst unter mir. Gut, dass ich noch vier Wochen Urlaub habe. Da wird ein Tag dabei sein, wo ich von hier oben einen schönen Blick auf die Stadt haben werde. Ich laufe zum Museum gehe aber nicht hinein. Das Marine Museum erinnert mich zu sehr an Krieg. Und Krieg, den mag ich nicht.

Ich gehe zurück zum Fahrstuhl und fahre wieder hinunter in die Stadt.
Auf der Küstenstraße finde ich gleich einen Bus der mich nach Concón zurückbringt. Ich will mir im Supermarkt Jumbo ein Grillhähnchen kaufen. Die gibt es hier, es ist sehr groß und sehr schwer. Schon vor einiger Zeit waren die Grillhähnchen mir aufgefallen. Schnell ist im Supermarkt die heiße Theke gefunden. Es ist ein großer Warmhalteschrank. Hier kann man die eingepackten Hähnchen rausnehmen. Der Bratschlauch hat einen Henkel zum Tragen. Das ist sehr praktisch. Für drei Minuten kann ich ihn zu Hause in die Mikrowelle stellen und fertig ist mein Mittagessen. Zu Hause mache ich es aber anders. Ich öffne den Bratschlauch, schneide die beiden Beine vom Hähnchen ab, nehme einen Suppenteller, Beine drauf und ab damit in die Mikrowelle. Der Rest kommt für morgen in den Kühlschrank. Ich habe einen Heißhunger. 3.990 Pesos also knappe 6 Euros
hat das Hähnchen gekostet. Aber es ist auch riesengroß und sehr schwer. Die Beine schmecken fantastisch. Ich esse nur Brot dazu. Das reicht mir. Hinterher trinke ich eine große Tasse Kaffee. Das hat wirklich gemundet. Nun abwaschen und raus auf die Terrasse. Bilder von heute auf Facebook laden.
Später mache ich mir eine große Kanne mit grünen Tee. Irina hat eine Unmenge verschiedene Sorten von Tee in der Küche. Es ist kühl geworden. Der Mittagswind hat schon lange eingesetzt. Jetzt noch Tagebuch schreiben und der Tag geht zu Ende. Erst um 21:30 Uhr bin ich mit schreiben fertig und falle müde ins Bett.
Sonntag, 22. März 2015
Der Sonntagmorgen lockt mit herrlichem Sonnenschein. Nach dem Frühstück fahre ich noch einmal nach Valparaíso. Der Sonntag ist so schön, dass ich glaube heute schön Bilder vom Berg Artilleria machen zu können. Die Ascensors heißen ja immer genauso wie der Berg auf den sie hochfahren. Zuerst muss ich mir aber im Supermarkt Jumbo etwas zu essen kaufen für unterwegs. Hier haben die großen Supermärkte auch sonntags geöffnet. Ich kaufe mir drei Bananen und zwei später ganz toll schmeckende Brötchen. Ich beschließe am späten Nachmittag noch einmal hier einzukaufen. Ich habe mehrere Bündel mit Cochayuyo gesehen. Zwei Bündel möchte ich noch mit nach Heidelberg nehmen.
In Valparaíso angekommen hat sich leider die Sonne wieder hinter einer Wolkendecke versteckt. Es sind keine Wolken wie wir sie in Deutschland kennen. Sondern der Himmel ist einfach vollkommen grau. Wolken kommen erst zur Regenzeit. Die aber ist erst ab Juli. Aber es ist viel wärmer als gestern. Während ich am Hafen stehe und die kleinen Boote im Wasser sehe, die für Touristenrundfahrten benutzt werden, fällt mir wieder ein Boot auf, das ich schon vom letzten Jahr kenn. „I love Jenniver“. Das muss ich natürlich noch einmal auf Facebook posten. Jenni in Deutschland hat letztes Jahr schon gelacht als sie das Bild sah. Sie wird sicher wieder lachen, (und sie lacht auch wirklich).

Plötzlich sehe ich ein Boot mit einem anderen mir bekannten Namen. Julia, ich habe eine Julia in meiner Reitgruppe. Jeden Mittwochabend gebe ich in einem Reitverein Reitunterricht. Julia wird sich freuen, wenn sie das Bild auf Facebook sieht.

Ich setze mich auf eine Bank und esse die Bananen mit den toll schmeckenden Brötchen. Dann mache ich mich auf den Weg zum Ascensor Artilleria. Heute kann ich gleich in den Ascensor einsteigen. Obwohl Sonntag ist wartet keine Menschenschlange vor dem Aufzug. Drinnen ist nur ein junges Paar. Die Türe wird hinter mir geschlossen und los geht die Fahrt. Oben merke ich, dass es verglichen mit gestern wirklich viel wärmer ist. Aber auch heute liegt Valparaíso ganz grau unter mir. Nur sind die Häuser klarer als gestern zu sehen.
Heute möchte ich einige Leute hier oben fotografieren.

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