Max Maria Chiemgauer - Pure Emotion

Es sieht erst mal so aus als ob unser emotionaler Ansatz theoretisch oder intellektuell ist, aber das Verhältnis bewegt sich vielleicht im Bereich 10% Theorie und 90% Praxis.

Sobald Vorbilder da sind und der Wert von emotionaler Reife gesehen und honoriert wird, entsteht ein Sog. Wir können unsere Mitarbeiter nicht dorthin zwingen (push), aber wir können einen Pull-Effekt erzeugen.

Jede Entwicklungsstufe fordert andere Schritte, um die Entwicklung zu fördern. Was die 8 Stufen jedoch gemeinsam haben ist innere Klarheit, sowie innere Neutralität. Wir bemühen uns dabei unsere eigenen Emotionen, sowie die der anderen, bewusst und neutral zu beobachten.

Sie verstehen zu wollen wäre normal, aber kaum sinnvoll, wenn wir wirkliche Reife anstreben. Dieses verstehen wollen, artet leicht in Grübeleien oder Drama aus.

Wer sich selbst wirklich kennt, kennt letztendlich die Welt.Dies gilt insbesondere für unsere Emotionen,aber auf einer erfahrungsbasierten Ebene,denn sie sind nicht wirklich da um verstanden zu werden.

Wir sehen in der emotionalen Reife die Grundlage von guter Führungskompetenz. Es ist eine der drei zentralen Themen, die ein Manager oder Unternehmer beherrschen sollte. Diese sind wie folgt:

- Emotionale Reife (als Basis für Führungskompetenz)

- Klarheit (als Grundlage für Richtung und Strategie)

- Motivation (als Antrieb für stimmiges Handeln)

Unternehmen agieren heutzutage zunehmend unter Stress, als ob sie von Krise zu Krise gehen würden. Kein Wunder, denn jede Veränderung wird mit Dringlichkeit motiviert.

Der Change-Guru Prof. Kotter definiert beispielsweise den idealen Change Prozess in acht Schritten. Der erste lautet: „Kreiere ein Gefühl der Dringlichkeit“. Diese Dringlichkeit soll dann der Antrieb der bevorstehenden Veränderung sein. Wir dürfen dieses Hilfsmittel aber nicht mit Motivation verwechseln. Dringlichkeit ist einfach nur Druck. Wer glaubt ein Veränderungsprozess werde mit Druck besser, hat sich mit wahrer Motivation nicht wirklich auseinandergesetzt.

Wirtschaftliche Werte stehen für uns oft im Vordergrund und emotionale Reife ist ein gewaltiger Wirtschaftsfaktor, wenn wir die Folgewirkungen einkalkulieren. Dies gilt im positiven sowie im negativen Sinne. Wir sollten aber nicht vergessen, dass emotionale Reife vor allem ein menschlicher Faktor ist. Der wirtschaftliche Wert entsteht zwangsläufig als Nebenprodukt.

Neueste Forschungen zum Thema (emotionale) Verletzlichkeit zeigenwenn wir auch nur eine unerwünschte Emotion ausklammern,dann werden wir sozusagen auf der ganzen Bandbreite blind.Wir amputieren damit das, was uns als Menschen ausmacht.

Emotional unausgeglichene Führungskräfte sind nicht nur eine Bestrafung für sich selbst und ihre Mitarbeiter, sondern auch ein geschäftlicher Störfaktor, sowie ein finanzieller Risikofaktor für jedes Unternehmen. Masterausbildungen und Doktortitel helfen ihren Führungskräften wenig, dennoch können sie hier mehr tun als sie denken, indem sie Prioritäten setzen.

Die Wirtschaft ist nicht verantwortlich für die emotionale Behinderung ihrer Mitarbeiter, aber sie kann und wird entscheidend dazu beitragen, dass allem voran ihre Führungskräfte zur emotionalen Reife vordringen. Es wäre eine beispiellose Win-Win-Situation für alle Beteiligten, wenn hier ein mutiger Schritt getan werden würde.

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