Abdullahs Endliche Reise
von
Hasan B. Erdem
Impressum:
Abdullahs endliche Reise
Hasan Basri Erdem
erhabas@gmail.com
Cover: Hasan Basri Erdem, Wikimedia
Lektorat, Korrektorat, Redaktion: Katharina Maier,
www.skriptorium-online.de
Copyright: © 2014 Hasan Basri Erdem
published by: epubli GmbH, Berlin
www.epubli.de
ISBN 978-3-8442-7638-1
„Manipulation“ sollte die Überschrift über alle Bücher und alle Zeitungen heißen, die unser tägliches Leben begleiten. Fernsehsendungen, Filme, sogar Nachrichten müssten eigentlich im Vorfeld eine Warnung einblenden:
VORSICHT MANIPULATION!
Je weiter wir Menschen uns entwickeln – oder besser gesagt: Je mehr wir uns einbilden weiser, gebildeter, fortschrittlicher oder moderner zu sein, desto mehr erkennen wir, welches Ausmaß an Manipulationen wir über uns ergehen lassen. Und dennoch können wir nichts dagegen tun, ganz so, als wären wir Sklaven, eingesperrt in einem dunklen Kerker, den wir Körper nennen.
Die Manipulation beginnt bereits mit der Entstehung des Universums. Das All wurde dazu erschaffen, dass die menschliche Spezies ihre Prüfungen darin ablegen kann. Es ist ganz so, als ob man nur für einen einzigen Film ein neues Studio gebaut hätte, inklusive aller erdenklichen Extras und Details. Ein perfekt organisierter und unbeschreiblich oder jedenfalls unerklärlich inszenierter Spielfilm. Wir sind alle Marionetten auf einer monumentalen Freilichtbühne und kennen nicht einmal den Regisseur dieses Werkes.
Wie das Stück heißt? Keine Ahnung.
Wer darin die Hauptrolle spielt? Wahrscheinlich jeder für sich, in seiner eigenen Geschichte und seinen eigenen Szenen.
Was allerdings schon viele wissen möchten, ist, worum es in dem Stück überhaupt geht, oder besser gesagt: Wie oder wann diese Geschichte mal enden wird. Aber leider haben wir keine Antworten auf diese Fragen. Die Rechte auf die Geschichte hat allein der Regisseur, denn der ist gleichzeitig der Produzent, und nur er weiß, was in den nächsten Szenen passieren wird. Uns bleibt lediglich die Möglichkeit, im Rahmen der Rollen zu improvisieren, die uns zugewiesen wurden. Aber das ist sehr wichtig: Wir improvisieren.
Nehmen wir mal an, ein Mensch braucht gerade Geld. Es bleibt voll und ganz ihm überlassen, wie seine Geldbeschaffungsmaßnahmen aussehen. Wird er zum Dieb oder bleibt er ein ehrlicher Mensch, der Arbeiten geht, um sich das Geld, das er braucht, zu verdienen? – Oder stellen Sie sich einen König vor, der Millionen von Untertanen hat, im Reichtum schwelgt und von Macht umgeben ist. Es ist ganz allein seine Sache, wie er seine Untertanen behandelt, wie er mit seinen Freunden und wie mit seinen Feinden umgeht. Alles geschieht so, wie er es will; er ist verantwortlich für jede Entscheidung, die er in seiner Rolle trifft, sei sie gut oder schlecht. Die Gesamtinszenierung hat jedoch allein der Regisseur in der Hand.
Tatsache ist: Der König ist der Hauptdarsteller in seinem Abschnitt der Geschichte, und jeder seiner Freunde, Feinde und Untertanen spielt wiederum seine eigene Hauptrolle. Der König ist ein Schauspieler, dem niemals Einblick ins Drehbuch gewährt wird. Er weiß nicht, was als Nächstes kommt, er weiß nur, was er schon gespielt hat. Und trotzdem kann er die gespielten Sequenzen nicht einfach noch einmal wiederholen, nur weil er Fehler gemacht hat. Einfach aus dem Grund, dass die Geschichte genau davon lebt. Das Stück, der Film, ist ein Livestream. Die Sache wird in Echtzeit inszeniert.
Nun ist der Regisseur nicht gnadenlos. Er erwartet zwar Improvisation, aber er gibt auch eine klare Linie an, wie er die Dinge haben möchte. Ab und zu gibt er dem König auch kleine Tipps, wie er seine Rolle am besten anpacken könnte, damit ein Meisterwerk entsteht. Hört der König auf seinen Regisseur, wird sich das Endergebnis sehen lassen können. Tut er das aber nicht, weil er denkt, dass er ein begnadeter Schauspieler ist, der sich von niemanden etwas zu sagen lassen braucht, dann wird das Ganze wahrscheinlich ein Flop.
So in etwa läuft unser manipuliertes Leben ab. Wenn vielleicht auch nicht das ganze Universum, so ist doch zumindest unsere Galaxie so erschaffen worden, dass nur auf der Erde Leben möglich ist. Alle Planeten, Monde und Sterne in dieser Galaxie dienen der Erde, und somit allen Lebewesen, die auf ihr leben. Nichts, aber auch gar nichts ist aus Zufall entstanden. Selbst dass vor unserer Zeit andere Lebewesen auf der Erde lebten, war ein Teil des Plans.
Weder die Entfernungen der einzelnen Planeten voneinander noch ihre chemischen Zusammensetzungen sind Zufälle. All das hat einen Grund. Jedes dieser einzelnen Zahnräder hat seine Aufgabe.
Damit nicht genug. Die Erde ist so konzipiert worden, dass auf ihr Leben nur für einen bestimmten Zeitraum möglich ist, sozusagen in einem bestimmten Zeitfenster. Und dieses Zeitfenster wird man in keinster Weise verlängern können. Die Menschheit wird alles Mögliche unternehmen, um ihre weitere Existenz zu garantieren. Ohne Frage wird sie sogar Versuche starten, andere Planeten zu besiedeln oder in andere Galaxien zu reisen. Aber ob sie es schaffen wird?
Soweit zur kosmischen Manipulation. Doch auch in unserem Alltag gibt es unzählige Arten der Manipulation. Was die Zielsetzung anbetrifft, unterscheiden sich diese Manipulationsarten allerdings deutlich voneinander.
Versuchen etwa Eltern, ihre Kinder zu manipulieren, indem sie sie vor gefährlichen Situationen beschützen, handelt es sich um eine notwendige, eine positive Manipulation. Wenn uns jedoch Menschen mit böswilliger Absicht beeinflussen wollen, dann haben wir es mit einer negativen Art der Manipulation zu tun.
Der Manipulation sind keine Grenzen gesetzt. Wir sind ihr täglich und schutzlos ausgeliefert. Von allen Seiten sind wir ihr ausgesetzt. Die Medien, die Politiker, die Unternehmen, die Finanzwelt, die Medizin, unsere Eltern, unsere Kinder, auch die Natur samt aller Tiere und Pflanzen, das Wetter und sogar das Leben und der Tod.
Für jeden dieser Fälle könnte man unzählige Beispiele der Manipulation nennen. Aber von all den aufgezählten Faktoren beeinflusst und manipuliert die Medienwelt uns Menschen heutzutage wohl am meisten.
Die Medien haben mittlerweile so viel Einfluss auf uns, dass sie bestimmen, was richtig und was falsch ist, was schön und was hässlich ist, was in ist und was out.
Haben sie es auf die Religionen abgesehen, dann ist der Islam gleichbedeutend mit Terror, Barbarei und Intoleranz, das Judentum mit ungepflegten Männern in schwarzen Anzügen, die mit Gold und Juwelen handeln und nebenbei das Töten von wehrlosen Kindern auf den Straßen finanzieren, und das Christentum ist gleichbedeutend mit barbarischen Kreuzzügen, blutigem kolonialen Handelsgebaren und Priestern, die sich an jungen Schutzbefohlenen vergehen. Nehmen die Medien ein Unternehmen aufs Korn, dann ist der Konkurs nicht mehr abzuwenden, haben sie einen Präsidenten, einen König oder einen Diktator im Visier, dann regiert er bald nicht mehr.
Die Medien bestimmen sogar, wie viel das Leben eines einzelnen Menschen wert ist. Wie das, fragen Sie vielleicht. Ganz einfach: Wenn im Nahen Osten täglich Hunderte unschuldiger Menschen auf dem ein oder anderen Basar ums Leben kommen, scheint es bei Weitem nicht so schlimm zu sein, wie wenn in den westlichen Ländern eine einzelne Person in einem Einkaufszentrum getötet wird.
Aber nicht nur die Medien manipulieren uns. Je mehr uns Politiker vor angeblichen Gefahren seitens böser Organisationen oder der unberechenbaren Finanzwelt schützen wollen, desto mehr manipulieren sie uns, um uns noch mehr Geld aus den Taschen zu ziehen. Unternehmen wiederum brauchen nur erfolgreich ihre kultigen Produkte zu bewerben, und schon sind wir bereit, die Regale leerzukaufen. Wir zelten sogar vor Einkaufszentren oder fliegen in benachbarte Länder, um etwas zu erwerben, das gerade der letzte Schrei ist.
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