Tipp 10: Koordinationstraining: Versuchen Sie nur einmal, gleichzeitig die Pedale eines Fahrrad-Ergometers zu treten und mit den ausgestreckten Armen entgegen gesetzte Kreisbewegungen zu machen. Also strampeln Sie nach vorne und kreisen Sie rückwärts. Das wird den meisten erst mal schwer fallen, diese Koordination hinzubekommen. Wenn jetzt noch ein drittes Element dazu kommt, etwa den Kopf nach links herum zu kreisen, streiken die meisten vollends. So verhält es sich aber mit dem Zusammenspiel zwischen Muskeln, zentralem Nervensystem und Gehirn. Erst das ermöglicht gezielte Bewegungsabläufe. Ohne diese Koordination würden wir nicht gehen oder uns anziehen, geschweige denn im hohen Alter uns frei bewegen können. Beobachten wir doch nur alte Menschen in Deutschland. Sie bedürfen häufig unserer Hilfe und bewegen sich unsicher. Nicht so auf Okinawa. Die Alten laufen ohne Rollator oder Krücken sicher alleine durch ihren Alltag. Was hilft ihnen dabei? Tanz und Karate ist die simple Antwort. Man hat festgestellt, dass beides ihre bevorzugten Bewegungsarten sind, und sie erfordern eben sehr viel Koordinationsfähigkeit, was die Inselbewohner offensichtlich beherrschen. Gleichzeitig stärken sie damit ihren Gleichgewichtssinn. Das wiederum hält sie auch mit 100 Jahren noch sicher auf den Beinen. Generell kann man sagen, je älter man wird, desto komplexere Bewegungsabläufe sollte man trainieren. Denn desto mehr Koordinationsfähigkeit wird uns dadurch abverlangt. Wir werden dabei immer besser, je mehr wir üben. Also machen Sie es einfach den Okinawern nach: Gehen Sie in einen Karatekurs für Senioren oder tanzen Sie im Altenheim regelmäßig unterschiedliche Tänze. Es gibt so viele Angebote für Senioren. Oder werden Sie Mitglied in entsprechenden Clubs mit speziellem Seniorentraining. Haben Sie auch den Mut, dort mitzumachen, wo Sie der älteste Teilnehmer oder die älteste Teilnehmerin sind.
Tipp 11: Soziale Kontakte pflegen: Wir leben zweifelsfrei gesünder und damit länger, wenn wir das Gefühl haben, dazu zu gehören, also gesellschaftlich integriert zu sein. Davon hängt in der Tat unser Lebensglück ab. Unsere sozialen Kontakte bestimmten auch unser Lebensalter. Menschen, bei denen die sozialen Netzwerke zusammenbrechen, leben weitaus gefährlicher. Sie sind eher selbstmordgefährdet. Weitere Punkte sind: Sozial eingebundene Menschen haben ein stabileres Immunsystem. Sie leiden auch seltener an Depressionen und Herz-Kreislauferkrankungen sowie an Arthritis und Tuberkulose. Man hat auch in langen Untersuchungen festgestellt, dass bei sozial vernetzten Leuten die Alkoholabhängigkeit und andere Süchte seltener vorkommen. Es ist schon paradox, aber die Wissenschaft hat Auswirkungen durch positive Kontakte auf unseren Stoffwechsel gemessen. Einfach gesagt: Sie wirken wie ein natürliches Antidepressivum und dämpfen emotionale Belastungen von problematischen Lebensereignissen. Wissenschaftlich gesehen geschieht das durch vermehrte Ausschüttung von Glücksbotenstoffen (Endorphin, Dopamin) und weniger Stress- und Angsthormonen (Cortisol, Adrenalin, Noradrenalin). Lassen Sie also auch im Alter nicht soziale Kontakte abreißen, pflegen Sie sie. Bleiben Sie im Familienverbund oder gehen Sie in Seniorenkreise und spielen Sie regelmäßig Schach oder Karten. Treffen Sie Ihre Kinder, Enkel und Freunde, feiern Sie gemeinsam Geburtstage, Weihnachten und Nachbarschaftsfeste. Laden Sie auch offensiv zu solchen Begegnungen ein, machen Sie Party! Oder backen Sie einen Kuchen und gehen damit zur Nachbarin. Ermuntern Sie andere Senioren, selbst aktiv zu bleiben und auch Gemeinschaft zu pflegen.
Tipp 12: Hilfe zur Selbsthilfe: Die Okinawer haben dafür sogar einen Namen: Yiumaru = Kreis des Zusammenhalts. Vom Ursprung her stammt es aus der Nachbarschaftshilfe, sich gegenseitig bei der Ernte oder beim Hausbau zu helfen. Diese Tradition, sich gegenseitig zu unterstützen, hält die Gesellschaft auf Okinawa zusammen. Folgerichtig erlaubt dieses Prinzip den Okinawern, ihre Selbständigkeit bis ins hohe Alter zu erhalten. Im Gegensatz zur europäischen Mentalität, die den alten Menschen einfach alles Beschwerliche abnimmt und ihnen immer weniger zutraut, bis sie völlig auf Hilfe angewiesen sind, bedeutet Yiumaru nur kleine Hilfestellungen zum Selbermachen. Wir nennen es manchmal Hilfe zur Selbsthilfe, wenn wir Entwicklungshilfe leisten. Aber auf Okinawa können die Menschen auf diskrete Weise ohne sich bevormundet zu fühlen kleine Gesten annehmen. Yiumaru ist exakt das Maß an Hilfe, das die Senioren brauchen, um sich selbst weiterzuhelfen. Wir helfen meistens, indem wir Alte nichts mehr selbständig tun lassen. Auf Okinawa werden den Alten allerdings nur die Stolpersteine aus dem Weg geräumt. Also: Erhalten Sie sich auch im Alter Ihre Selbständigkeit und verzichten Sie darauf, dass man Ihnen alles abnimmt und Sie nichts mehr alleine erledigen lässt. Haben Sie auch den Mut, nur so viel an Hilfe an sich ranzulassen, wie Sie zum eigenen Weiterkommen benötigen. Sagen Sie ruhig öfter man: „Das schaffe ich jetzt auch alleine weiter. Lass mich mal machen!“
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