Als er überlegte, was er tun könnte, war der Ordnungsmann schon bei ihm und sagte: „Mann, du kennst doch unsere Frauen mit ihrem Mundwerk. Es lohnt sich nicht, sich mit ihnen anzulegen. Sie werden dich fertig machen. Jetzt hast du verloren, wie ein kleiner, feiger Hund. Lass mich noch mal mit ihr reden und wir sehen, was machbar ist.“
Johnny nickte nur mit dem Kopf und als der Ordnungsmann wieder hineinging, verschwand Johnny kurz im Auto zu Amina und erzählte ihr den Stand der Dinge und kam wieder zurück, als der Ordnungsmann wieder herauskam.
„Ich habe den Eindruck, dass sie dir helfen kann. Aber sie ist immer noch hart. Es ist besser, dass wir zusammen zu ihr gehen. Du versuchst zuerst, dich mit blablabla zu entschuldigen. Danach frage sie wie eine Kobra, die gerade besiegt wurde und sich ergibt, was sie für dich tun kann, damit du noch heute Wasser haben kannst. Zeig ihr, dass sie gewonnen hat.“
Johnny Walker wusste nur zu gut, wie es in Douala zuging. Er wusste auch genau, dass dieser Streit, auch wenn er so heftig schien, doch harmlos war. Die Kameruner waren einfach sehr wortgewandt, aber auch nicht nachtragend.
Er ging wieder rein mit dem Ordnungsmann. Als die Frau ihn sah, griff sie ihn wieder sofort an.
„Monsieur, je ne vous reçois plus, sortez.“ („Monsieur, ich empfange Sie nicht mehr, gehen Sie.“)
Johnny sah den Ordnungsmann verlegen an, wie um zu sagen: „Was nun?“
Der Ordnungsmann lächelte die Rezeptionistin an, schmeichlerisch mit einer Grimasse, kratzte sich dabei ein bisschen am Kopf und sagte: „Yes Mama, du bist wirklich eine Dame de Fer, eine eiserne Frau, Yes, Yes, das ist gut. Frauen müssen endlich mal Kamerun regieren, nein, Afrika regieren. So würde kein weißer Mann uns mehr etwas zu bieten haben und unseren Reichtum klauen.“
Sie lächelte und sagte: „Du grand-frère, hör auf mit deinen Faxen und ärgere mich nicht. Sonst wird es ein Problem zwischen dir und mir geben. Weiße Männer, klauen … Blödsinn. Sind in Yaoundé – der Hauptstadt – weiße Männer an der Macht? Ich habe noch keinen gesehen, der Minister ist oder Geschäftsführer einer staatlichen Firma. Aber doch wird unser Reichtum jeden Tag geklaut.“
Der Ordnungsmann ignorierte einfach weiter dieses schlagfertige Argument: „Schwester, hilf doch meinem Bruder hier. Ja, er weiß, dass er sich im Ton vergriffen hat und es tut ihm leid“, dabei drehte er sich prompt zu Johnny und tat so, als ob er mit ihm schimpfte: „Hey, sag es doch, sag einfach Entschuldigung. Wenn ihr hierherkommt und redet, als ob ihr Paul Biya seid, dann sind Leute sauer. Du hast die Dame verärgert. Sie wird dir nun helfen, wegen mir, verstehst du, nur wegen mir, aber sag ihr, es tut dir leid.“ Paul Biya war der Präsident von Kamerun.
Johnny schaute die Damen an und sagte wie befohlen, dass es ihm leidtäte.
Die Dame blieb immer noch aggressiv: „Du hast Glück, dass der grand-frère da war. Ich schwöre dir, du hättest auch nach einer Woche kein Wasser mehr gehabt. Hast du mich hier angestellt? Hä, kennst du mich? Hmmm, sage dir nur, du hast Glück. Gib mir das Papier her.“ Johnny wusste schon, dass die Frau sich beruhigt hatte. Zum ersten Mal hatte sie ihn geduzt.
Sein Glück war aber nur von kurzer Dauer. Die Frau kam zurück und gab ihm das Stück Papier, ohne ihn eines Blickes zu würdigen. „Der Installateur hat viel zu tun und kommt erst morgen wieder. Komm morgen. Wir haben ab halb 8 auf.“
Der Ordnungsmann schaltete sich dazwischen: „Grande sœur, pourquoi tu es dure comme cela?“ („Große Schwester, warum bist du so hart?“) und: „Und was ist, wenn er...“, er drehte sich zu Johnny und nickte mit dem Kopf, um Johnny mitzuteilen, er müsse das akzeptieren. „Wenn er dann dem Installateur die Taxikosten plus Spesen zahlt? Vielleicht kann er doch, na ja, kann er doch noch nach dem Feierabend bei ihm vorbeischauen?“
Die Frau tat so, als ob sie nicht einverstanden wäre. Der Ordnungsmann fügte hinzu: „Ja, grande soeur, ich weiß, dass das nicht deine Arbeit ist, den Installateur anzurufen. Es kostet dich Geld und Zeit, aber…“, er drehte sich wieder zu Johnny, „...aber, der wird dir sicher dein Bier ausgeben, meins sowieso, ok? Siehst du, er hat ja gesagt.“ Er redete für Johnny, ohne nach Johnnys Meinung zu fragen.
Er wendete sich wieder an die Dame: „Ruf ihn doch mal an und frag ihn, ob er damit einverstanden wäre und du bekommst ganz sicher dein Bier, Schwester. Ja, grande sœur, ich liebe dich, ich liebe dich über alles, aber schade, dass ich nicht dein Mann bin.“
„Halt‘s Maul grand-frère. Du kannst mit deinem Mundwerk alles wieder kaputt machen.“ Sie ging ans Telefon, kam nach zwei Minuten zurück und redete ganz leise mit dem Ordnungsmann, der dabei ständig den Blickkontakt zu Johnny suchte. Dabei lächelte er, um Johnny so zu signalisieren, dass alles okay sei, er aber zahlen müsse.
Er ging wieder zu Johnny und redete mit ihm. Minuten später ging er wieder zu der Dame und gab ihr die Hand, als ob sie sich grüßen wollten. Somit hatten einige Scheine die Taschen gewechselt. Und Rita würde ihr Wasser noch heute bekommen.
„Na ja“, seufzte Johnny Walker erleichtert, „sehr gute Tricks hier in Kamerun, um Geld aus den Taschen der Kunden zu ziehen. So zu tun, als ob man Menschen helfen will und dabei noch gut verdienen.“
Er kannte diese Logik genau. Die Frau bekam etwas, der Installateur bekam was, der Ordnungsmann ebenfalls und Rita hatte ihr Wasser. Kommunistischer Kapitalismus à la Kamerun. Eine Hand wusch die andere. Er war aber selbst schuld. Hätte er rechtzeitig seine Rechnung beglichen, hätte er keinen Cent mehr weitergezahlt.
Das Beste aber dabei war nun, dass er seit diesem Tag neue Freunde gefunden hatte. Die Dame, den Ordnungsmann und den Installateur. Sie würden für immer Freunde werden und das nächste Mal bräuchte er gar nichts mehr zu zahlen. So einfach ging es in Kamerun. So war es hier. Die Menschen lebten halt, sie lebten einfach nur.
Er war am Ende doch zufrieden und wieder glücklich.
Nach einer Stunde war alles geregelt und er stieg wieder ins Auto zu Amina, die die ganze Zeit mit laufendem Motor im Auto auf ihn gewartet hatte. Es war schon fast 16 Uhr.
Beide freuten sich nun auf die schnelle gemeinsame Stunde.
Es musste schnell gehen, da der Installateur gegen 17:30 Uhr kommen wollte. Zeit, das nächste Hotel aufzusuchen.
Johnny Walker und seine Affäre mit der verheirateten Amina
Amina war eine seiner Lieblingsgeliebten. Sie war lustig, offen, gebildet und sehr selbstbewusst. Eine sehr starke weibliche Person. Sie hatte in Frankreich Volkswirtschaft studiert. Ihr Mann war zwar sehr reich, aber sie selbst war auch eine sehr erfolgreiche Businessfrau. Sie hat eine Berufsschule, handelte mit Aktien und war Präsidentin eines Frauenfinanzclubs in Douala.
Johnny verkehrte fast nur mit Frauen mit einem bestimmten akademischen Niveau, denn er meinte immer: „Wir begegnen uns auf gleicher Augenhöhe“, nur, dass die Frauen mehr Geld hatten als er.
Die körperliche Pflege war für Amina sehr wichtig. Mit fast 50 sah sie aus wie eine Frau Mitte 30. Die Spuren ihrer Schwangerschaften und Geburten setzte sie sehr schön auf weibliche Art als Top-Waffe ein und war somit das Ziel vieler junger Männer. Sie respektierte ihre Ehe sehr, ihren Mann und ihre Kinder, die für sie bei allem Priorität hatten, aber sie lebte einfach ihr Leben ohne Wenn und Aber.
Johnny W. war ihr einziger Liebhaber. Sie mochte keine wechselnden Liebhaber. Der neue kam erst, wenn der andere weg war. Die meisten Frauen in Kamerun hatten noch viel mehr Liebhaber gleichzeitig, so rühmte sich Amina immer und betonte dabei: „… und alle 4 Kinder sind von meinem Mann, meinem Gott gegebenen Boss, dem besten Mann der Welt“, um alles klarzustellen.
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