Василий Шубин - Ритмы истории
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- Название:Ритмы истории
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- Год:2003
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Die Gegenstände jeder philosophischen Untersuchung des gesellschaftlichen Wandels sind daher die grundlegenden Begriffe einer Zivilisation, deren Wandel eine tiefgreifende Änderung des Weltverständnisses, der Orientierung in der Welt und der Wertungen des Handelns nach sich zieht. Wenngleich dieser Wandel in den meisten historischen Zeiten kontinuierlich, nur für den aufmerksamen Beobachter merklich ist, und mit geringen Veränderungen geschieht, so gibt es doch immer wieder historisch hervorragende, relativ kurze Zeiträume (100 bis 150 Jahre), in denen akzelerierend Begriffe und damit Weltverständnisse geändert werden und die zu einer weitgehend neuen Sicht der Welt und damit neuen Begriffsgefüge führen. Diesen Wandel bezeichne ich als den Übergang von einer traditionellen Gesellschaft zu einer posttraditionellen Gesellschaft. [7] «Posttraditionelle Gesellschaft“ darf nicht mit «postmoderne Gesellschaft“ verwechselt werden. Die Postmoderne bezeichnet eine Entwicklungsphase der Neuzeit und keine philosophisch unterscheidbare Gesellschaft: Jean–François Lyotard, La condition postmoderne, Paris 1979.
Diese posttraditionelle Gesellschaft ist eine transeunte und sehr labile Kulturform, die, wenn sie zu ihrem Ende hin zu einer in sich gefügten stabileren Gesellschaftsform geführt hat, wieder zu einer nun neu gefügten traditionellen Gesellschaft führt.
Wir leben heute in einer solchen posttraditionellen Gesellschaft und ihr Studium kann uns zu einer erhöhten Aufmerksamkeit für die Entwicklungsmöglichkeiten auf eine zukünftige traditionelle Gesellschaft hin führen.
Der gesellschaftliche Wandel, von dem im folgenden die Rede sein soll, hat sich in der Geschichte des Abendlandes zweimal vollzogen und ist zur Zeit wieder im Gange: Diese historischen posttraditionellen Phasen sind die Spätantike und die Renaissance. Die traditionellen Phasen sind also vom Typ der antiken Gesellschaft, der mittelalterlichen Gesellschaft und der Gesellschaft der Neuzeit.
Traditionelle Gesellschaften wandeln sich demnach durchaus, aber so, dass ihr grundsätzliches Weltverständnis in kleinen Zeiträumen nicht wesentlich geändert wird. Kriegerische, wirtschaftliche Ereignisse und epidemische Krankheiten können in der traditionellen Gesellschaft zu gravierenden soziologischen Verwerfungen führen, sie ändern jedoch nichts an der Stabilität der Begriffsgefüge und daran, dass die Gesellschaft «philosophische Stabilität“ behält.
Stabil ist die traditionelle Gesellschaft, im philosophischen Sinne, weil die Art, wie die Welt erklärt wird, welche Fragen man an die Welt stellt oder welches Wissen man über sie hat, unverändert bleibt, und weil der Erfahrungsraum, die Summe der Erfahrungen, die der Welterklärung zugrunde liegen, über jedem kleineren Wandel unverändert bleiben und deshalb auch das Handeln der Einzelnen und der Gesellschaft in einem ähnlichen Rahmen verbleibt.
Unverändert bleibt dies, weil die grundlegenden Begriffe unverändert bleiben, und dies geschieht, weil das Gefüge von Welterklärung und Erfahrung sowie Handeln konsistent bleibt und keine nennenswerten Widersprüche oder Unentscheidbarkeiten im Handeln auf Grund der Erklärung der Erfahrung auftreten. Die Menschen empfinden ihr Verhalten dann als nicht mit ihrem Wissen konfligierend.
Insofern existiert ein stiller und nicht abgesprochener Konsens. Im Rahmen einer geringfügigen Variabilität sind Handlungen konsent, oder es ist wenigstens konsent, dass und welche Handlungen auf keinen Fall akzeptiert werden sollen. Veränderungen im Verständnis sind in das bestehende Begriffsgefüge integrierbar. Im allgemeinen herrscht in der traditionellen Gesellschaft keine Uneinigkeit über Bewertungen oder Werte.
Mit dem sehr weitgehenden homogenen Verständnis von Welt geht damit eine weitgehende Übereinstimmung von Werten, Normen und deren Begründung bzw. Rechtfertigung einher. Die traditionelle Gesellschaft tradiert ihre Kultur über mehrere Generationen unverändert; Begrifflichkeiten, Werte und Normenbegründung wandeln sich außerordentlich langsam und sind deshalb über große Zeiträume weitgehend stabil. Ja, die Stabilität von Begriffen und Werten ist selbst ein Wert der traditionellen Gesellschaft.
Auch in der traditionellen Gesellschaft werden Beobachtungen, Entdeckungen und Erfahrungen gemacht, die über den überlieferten Erfahrungsraum hinausgehen. Solange sie durch geringfügige Änderungen von Begriffen integriert werden können und auf die Änderung einzelner Begriffe beschränkt bleiben, wird dies die traditionelle Gesellschaft nicht ändern. Zu ihrem zeitlichen Ende hin treten aber in der traditionellen Gesellschaft Änderungen auf, wenn grundlegende Begriffe geändert werden und in der Folge davon zunehmend weitere Begriffe geändert werden müssen, um eine innere Konsistenz der Erklärungen des Erfahrungsraumes zu erreichen. Dann wandeln sich auch Normen. Insbesondere gilt es dann nicht mehr als akzeptabel, Begriffe, Werte und Normen stabil zu halten. Stabilität — im philosophischen Sinne — gilt nun nicht als ein wünschenswerter Wert. «Änderung“ wird mehr und mehr zu einem angestrebten Wert. Das scheint unmittelbar plausibel, weil dann, wenn neue Erfahrungen oder neue Erweiterungen des Erfahrungsraumes zwingen, auch die erklärenden Begriffe und die bewertenden Normen zu ändern, und insbesondere, wenn die Begriffe, die von den bereits geänderten grundlegenden Begriffen nachrangig abhängig sind, ihrerseits geändert werden müssen, um Inkonsistenzen der Erklärung zu vermeiden, dann liegt das einzige stabilisierende Verhalten der Verstehensgemeinschaft Nachkorrigieren und Ändern von Begriffen und Werten: Das «Ändern“ und die «Bereitschaft zum Umdenken“ werden stabilisierende Werte. Dann aber befinden wir uns bereits auf dem Weg zu einer «posttraditionellen Gesellschaft“.
Die posttraditionelle Gesellschaft ist – philosophisch gesehen – eine Kulturform, die in einem engen Zeitraum von wenigen (100–150) Jahren die vollständige Umstellung eines Erklärungskonzeptes von Welt vollzieht – und zwar für alle Existenzbereiche, die als erklärenswert angesehen werden. Dabei wird auf einen Teilbereich des bisherigen Erfahrungsraumes verzichtet, und es bleiben Phänomene, die man zuvor mit dem alten Erklärungskonzept erklären konnte, unerklärt. Das neue Erklärungskonzept einer zukünftigen traditionellen Gesellschaft wird in der posttraditionellen Gesellschaft vorbereitet, und die Zeit der posttraditionellen Gesellschaft markiert den Übergang von einem früheren zu einem vollständig neuen Erklärungskonzept.
Es ist die Aufgabe der posttraditionellen Gesellschaft, die in Inkonsistenz geratenen Erklärungskonzepte für die vorhandenen Erfahrungen in einen neuen stabilen Zustand, d.h. zu neuen Erklärungskonzepten zu führen.
Damit ist die posttraditionelle Gesellschaft davon geprägt, dass kein einheitliches Erklärungskonzept akzeptiert wird, wohl aber eine Vielzahl von Versuchen, Konsistenz zwischen Erklärung und Erfahrungen zu schaffen, nebeneinander existieren.
Es ist deshalb auch eine größere Toleranz gegenüber ausgefallenen Konzepten notwendig und üblich. Damit geht einher, dass es nur einen geringen Konsens über allgemein gültige Erklärungen und Werte gibt. Wenn es ihn gibt, dann nur in soziologisch umschreibbaren engen Gruppen. Nur für wenige Fragestellungen haben diese Gruppen eine Identität. Die übrigen Erklärungen und Werte werden von den einzelnen Mitgliedern einer Verstehensgemeinschaft in der posttraditionellen Gesellschaft nicht immer als konsistent erlebt. Begriffe und damit die Erklärungskonzepte wandeln sich ständig. Bildungssysteme können bereits während ihrer Entwicklung und Modifikation veralten. Der Begriffs–und Wertewandel akzeleriert.
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