Blake Pierce - Wenn Sie Sähe

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„Ein Meisterwerk von Thriller und Mystery. Auf großartige Art und Weise hat Blake Pierce seine Charaktere entwickelt, und dabei deren psychologischen Seiten so präzise beschrieben, dass wir uns in deren Gedankenwelt einfinden und ihren Ängsten und ihren Erfolgserlebnissen folgen können. Dieses Buch ist so reich an unerwarteten Wendungen, dass es Sie bis tief in die Nacht wachhalten wird, bis zur letzten Seite.“
–Buch- und Film-Kritiken, Roberto Mattos (über Once Gone)
WENN SIE SÄHE (Ein Kate Wise Mystery) ist das zweite Buch in der neuen psychologischen Krimireihe von Bestseller Autor Blake Pierce, dessen Nummer 1 Bestseller Once Gone (Buch Nr. 1) (erhältlich als gratis Download) mehr als eintausend 5-Sterne-Kritiken erhalten hat.
Kate Wise, eine fünfundfünfzigjährige FBI-Agentin im Ruhestand, deren Tochter schon aus dem Haus ist, wird aus ihrem ruhigen Vorstadtleben gerissen, als ein Pärchen ermordet aufgefunden wird und es keine offensichtlichen Verdächtigen gibt.
Das FBI kann nicht auf Kates brillanten Scharfsinn und ihre Fähigkeit, sich in die Gedankenwelt von Serienkillern hineinzuversetzen verzichten und bittet sie, einen schwierigen Fall zu lösen. Warum wurden zwei Pärchen 80 Kilometer voneinander entfernt auf dieselbe Art und Weise ermordet aufgefunden? Was könnte sie verbinden?
Die Zeit drängt, denn Kate ist sich sicher, dass der Killer erneut zuschlagen wird.
Aber als Kate in ein tödliches Katze-und-Maus-Spiel verwickelt wird, währenddessen sie sich in die dunklen Gedanken der Killers einfühlt, realisiert sie, dass sie vielleicht zu spät gekommen ist.
Dieser actionreiche Thriller wird Ihr Herz schneller schlagen und Sie das Buch bis spät in die Nacht nicht aus der Hand legen lassen.
Buch Nr. 3 in der KATE WISE MYSTERY Serie kann ab sofort vorbestellt werden.

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„Mama…“

Olivia meinte, dass ihr Herz stehenbliebe. Während die Realität sie langsam einholte, ging sie langsam rückwärts aus dem Wohnzimmer. Es war, als ob ihre Gedanken sich von ihr losgelöst hatten und im Raum umher schwebten.

Während sie sich zurückzog, formte ihr Zunge ein weiteres Wort – Papa.

In dem Moment sah sie ihn. Er lag direkt dort auf dem Boden vor dem Wohnzimmertisch und war so voller Blut wie ihre Mutter. Er lag mit dem Gesicht nach unten, bewegungslos. Es sah aus, als hatte er wegkrabbeln wollen.

Während Olivia versuchte, all dies zu verarbeiten, erblickte sie mindestens sechs Stichwunden an seinem Rücken.

Endlich verstand sie, warum ihre Mutter ihre SMS nicht beantwortet hatte. Ihre Mutter war tot. Und ihr Vater auch.

Sie spürte einen Schrei in sich aufsteigen, als sie versuchte, sich aus ihrer Starre zu lösen. Ihr war klar, dass der Täter noch immer hier sein konnte. Bei dem Gedanken löste sich der Schrei in ihrer Kehle, die Tränen kamen, und ihre Beine erwachten aus ihrer Starre.

Olivia raste aus dem Haus und rannte – und rannte – und rannte, bis sie nicht mehr schreien konnte.

Kapitel eins

Es war erstaunlich, wie schnell sich Kate Wises Einstellung änderte. Während ihres ersten Jahres in Rente hatte sie gärtnern gehasst. Gärtnern, stricken, Bridge Clubs – selbst Buchclubs – waren ihr zuwider. Das waren die typischen Klischees dessen, was pensionierte Frauen taten.

Aber die Monate, seit sie „wieder im Sattel saß“, hatten etwas verändert. Sie war nicht so naiv zu glauben, dass sie nunmehr eine andere Person war. Nein, es hatte sie einfach belebt. Sie hatte wieder eine Aufgabe, einen Grund, sich auf den nächsten Tag zu freuen.

Vielleicht war es deshalb für sie in Ordnung, sich die Zeit mit gärtnern zu vertreiben. Es war nicht entspannend, wie sie es sich vorgestellt hatte. Wenn überhaupt, dann erfüllte es sie mit Ungeduld. Warum die Zeit und Energie investieren, etwas zu pflanzen, wenn man gegen das Wetter arbeitete, um die Pflanze amLeben zu halten. Trotzdem erfüllte es sie irgendwie mit Freude – etwas zu pflanzen und es gedeihen zu sehen.

Sie hatte mit Blumen begonnen – mit Stiefmütterchen und Bougainvilleas. Dann hatte sie rechts hinten in der Ecke ein Gemüsegärtchen angelegt. Hier schaufelte sie gerade Erde über eine Tomatenpflanze und dachte darüber nach, dass sie keinerlei Interesse am gärtnern gehabt hatte, bevor sie Großmutter geworden war.

Sie fragte sich, ob es mit dem hegenden und pflegenden Charakterzug zu tun hatte. Von Freunden und aus Büchern wusste sie, dass das Großmuttersein neues in einem hervorbringen konnte – dass man dies als Mutter nicht nachempfinden konnte.

Ihre Tochter Melissa bescheinigte ihr, eine gute Mutter zu sein. Diese Bestätigung tat ihr hin und wieder gut, vor allem in Lichte dessen, wie sie ihre Karriere zugebracht hatte. Zugegebermaßen war ihr ihre Karriere viel zu lange wichtiger gewesen als ihre Familie und sie war froh, dass Melissa sie deshalb niemals verachtet hatte, abgesehen von einer Zeit nach dem Verlust ihres Vaters.

Das ist das Negative am gärtnern, dachte Kate, als sie aufstand und sich Hände und Knie abklopfte. Die Gedanken wandern. Und dann kommt einem die Vergangenheit wieder hoch.

Sie durchquerte den Garten ihres Hauses, das in Richmond, Virginia, stand und betrat ihre hintere Veranda. An der Hintertür stieg sie sorgfältig aus ihrem mit Erde beschmierten Gartenarbeitsschuhen heraus, legte ihre Handschuhe daneben, damit sie keinen Schmutz ins Haus trug. Die letzten zwei Tage hatte sie mit Hausputz zugebracht. Heute Abend babysittete sie ihre Enkelin Michelle, und obwohl Melissa keinen Sauberkeitsfimmel hatte wollte Kate das Haus blitzsauber haben. Es war fast dreißig Jahre her, seit sie sich in Gesellschaft eines Babys befunden hatte und wollte kein Risiko eingehen.

Sie blickte auf die Uhr und verzog das Gesicht. In fünfzehn Minuten erwartete sie Besuch. Das war noch etwas, was ihr am gärtnern nicht gefiel; dass einem die Zeit zwischen den Fingern zerrinnt.

Im Bad machte sie sich frisch und setzte dann in der Küche frischen Kaffee. Er war halb durchgelaufen, als es an der Haustür klingelte. Sie öffnete sofort und freute sich, die beiden Frauen zu sehen, mit denen während der letzten anderthalb Jahre mindestens zweimal die Woche einige Stunden verbrachte.

Jane Patterson trat zuerst ein, in der Hand ein Tablett mit Kuchen. Ihre Kuchen waren selbstgebacken, und Jane hatte nun schon zweimal hintereinander den Carytown Cooks Wettbewerb gewonnen. Hinter ihr trat Clarissa James mit einer großen Schüssel voll frischem Obst ein. Beide trugen sie Outfits, die gut zu einem Brunch bei einer Freundin oder zum Shoppen passten, etwas, womit sie einiges an Zeit verbrachten.

„Du hast wieder gegärtnert, oder?“, meinte Clarissa, als sie ihr Essen auf der Kücheninsel abstellte.

„Woher weißt du das?“, fragte Kate.

Clarissa wies auf Kates Haare, die zu den Spitzen hin mit Erde verklebt waren. Kate griff nach hinten und hatte die verklebten Strähnen in der Hand. Ihre Hände ertasteten die Erde, die darin klebte und sowohl Clarissa als auch Jane lachten, als sie die Frischhaltefolie vom Kuchen nahm.

„Lacht, soviel ihr wollt“, meinte Kate. „Das wird euch noch vergehen, wenn die Tomatensträucher erstmal Früchte tragen.

Es war Freitag morgens, und allein diese Tatsache machte es zu einem guten Morgen. Die drei Frauen saßen auf Barhockern um Kates Kücheninsel herum, verzehrten ihr Brunch und tranken Kaffee. Und während die Gesellschaft, das Essen und der Kaffee gut waren, war es schwer zu ignorieren, dass jemand fehlte.

Debbie Meade gehörte nicht mehr zu ihrer kleinen Gruppe. Sie und ihr Ehemann Jim waren weggezogen, nachdem ihre Tochter umgebracht worden war. Sie war eins der drei Opfer eines Killers gewesen, den Kate zur Strecke gebracht hatte. Debbie und ihr Mann lebten nun in Strandnähe in North Carolina. Hin und wieder schickte Debbie Bilder vom Meer – um die anderen aus Spaß zu piesacken. Seit zwei Monaten lebten sie nun dort und schienen glücklich, und imstande, die Tragödie hinter sich zu lassen.

Die Gespräche waren meist fröhlicher, leichter Natur. Jane erzählte, dass ihr Mann mit seiner Pensionierung im nächsten Jahr liebäugelte und plante, ein Buch zu schreiben. Clarissa erzählte von ihren beiden Kindern, die Mitte zwanzig waren, dass beide in ihren Jobs befördert worden waren.

„Apropos Kinder“, sagte Clarissa, „wie geht es denn Melissa? Geht sie voll auf in ihrer Mutterrolle?“

„Oh ja“, meinte Kate. „Sie ist natürlich wahnsinnig vernarrt in ihr kleines Töchterchen. Ein Töchterchen, das ich übrigens heute Abend zum ersten Mal babysitten werd.“

„Zum ersten Mal?“, fragte Jane.

„Ja. Melissa und Terry gehen zum ersten Mal ohne die Kleine aus, so richtig mit Übernachtung.“

„Und wie sieht es bei dir selbst aus, gehst du jetzt in deiner neuen Rolle als Großmutter auf?“

„Das weiß ich noch nicht sor recht“, sagte Kate. „Das wird sich dann wohl heute Abend herausstellen.“

„Weißt du“, meinte Jane, „du könntest babysitten wie ich damals während meiner Zeit in der High-School. Sobald die Kinder im Bett waren, kam mein Freund heimlich vorbei, und…“

„An sowas möchte ich nicht einmal denken“, rief Kate aus.

„Meinst du, Allen wäre für so etwas zu haben?“, fragte Clarissa.

„Keine Ahnung“, meinte Kate und versuchte sich Allen mit einem Baby vorzustellen. Sie waren ein Paar, seit Kate und ihr neuer Partner DeMarco den Fall der Serienmorde hier in Richmond gelöst hatten – der Fall, der auch Debbies Tochter das Leben gekostet hatte. Allen und sie sprachen nicht über die Zukunft, sie waren noch nicht einmal zusammen im Bett gewesen und nur wurden selten überhaupt intim. Sie war gern mit ihm zusammen, konnte sich aber nicht vorstellen, ihn an ihrem Leben und ihrem Großmutterdasein teilhaben zu lassen.

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